WM2018-Vorschau: Gruppe C – Frankreich, Australien, Peru, Dänemark

8. Juni 2018 | Global News | BY Julius Eid

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Am 14. Juni beginnt die Weltmeisterschaft 2018 in Russland und auch in diesem Jahr kämpfen 32 Nationen um den begehrten WM-Titel. Am Samstag, dem 16.06, steigt auch Gruppe C in die Weltmeisterschaft ein, das erste Gruppenspiel wird von Frankreich und Australien bestritten. Auch die beiden anderen Gruppenmitglieder Peru und Dänemark treffen noch am selben Tag aufeinander.

In der Gruppe C scheint Frankreich als Topfavorit über allen anderen Teams zu thronen. Die Equipe Tricolore bekommt es aber vor Allem bei Dänemark und Peru mit zwei spielstarken Offensivmannschaften zutun die für einige Überraschungen sorgen könnten. Dennoch scheint der Kampf um den Platz hinter Frankreich der spannungsgeladenste.

Der Spielplan der Gruppe C

16.06., 12 Uhr – Frankreich vs. Australien (Kasan)

16.06., 18 Uhr – Peru vs. Dänemark (Saransk)

21.06., 14 Uhr – Dänemark vs. Australien (Samara)

21.06., 17 Uhr – Frankreich vs. Peru (Jekaterinburg)

26.06., 16 Uhr – Dänemark vs. Frankreich (Moskau)

26.06., 16 Uhr – Australien vs. Peru (Sotschi)

Unten geht es zu den jeweiligen Vorschauen…

 

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Frankreich: Individuelle Superklasse

Da zur direkten Qualifikation für die Weltmeisterschaft nur der erste Platz in der Qualifikationsgruppe gereicht, war dieser natürlich das zeil Frankreichs und konnte auch erreicht werden. Dennoch muss hervorgehoben werden, dass dies in einer Gruppe geschah, die nominell nicht schlecht besetzt war. Ob Schweden, die sich als Gruppenzweiter dann in den Play-Offs qualifizierten oder die Niederlande, die an dritter Stelle den WM-Zug verpassten, es gab namhafte Konkurrenz. Dennoch konnte Frankreich größtenteils überzeugen, 7 Siege, 2 Unentschieden und nur eine Niederlage sorgten am ende für den Spitzenplatz. Das Torverhältnis von 18:6 Toren ist allerdings eine der besorgniserregenderen Statistiken aus den letzten Jahren.gerade Frankreichs herausragendes Potenzial in der Offensive muss sie doch eigentlich tragen.

Der endgültige Kader

TOR: Hugo Lloris (Tottenham), Steve Mandanda (Marseille), Alphonse Areola (PSG)

ABWEHR: Raphael Varane (Real Madrid), Samuel Umtiti (Barcelona), Presnel Kimpembe (PSG), Benjamin Pavard (Stuttgart), Adil Rami (Sevilla), Djibril Sidibe (Monaco), Benjamin Mendy (Man. City), Lucas Hernandez (Atletico)

MITTELFELD: Paul Pogba (Man. United), Blaise Matuidi (Juventus), Corentin Tolisso (Bayern), Nabil Fekir (Lyon), Steven N’Zonzi (Sevilla), N’Golo Kante (Chelsea)

ANGRIFF: Florian Thauvin (Marseille), Thomas Lemar (Monaco), Kylian Mbappe (PSG), Antoine Griezmann (Atletico), Olivier Giroud (Chelsea), Ousmane Dembele (Barcelona)

 

Der Trainer: Didier Deschamps

Schon vor 6 Jahren trat Didier Deschamps als neuer Nationaltrainer Frankreichs auf die Bühne. Zuvor hatte der heute 49-Jährige schon den AS Monaco, Juventus Turin und Olympique Marseille trainiert. Der ehemalige Fußballprofi schaffte es in den seitdem bestrittenen Länderspielen auf einen Punkteschnitt von 2.05 Punkten. Deschamps ist trotz der Finalteilnahme bei der EM 2016 nicht unumstritten und musste in seiner Zeit als Nationaltrainer schon einige schwierige Entscheidungen treffen. So zum Beispiel geschehen, als Real Madrids Stürmerstar Karim Benzema die Zugehörigkeit zum Nationalteam entzogen wurde. Dies geschah, weil Benzema wohl in die Erpressung eines Mannschaftskollegen der Equipe Tricolore verwickelt war. Auch aufgrund der Talente die dem Franzosen zu Verfügung stehen, muss er sich immer wieder Kritik an seiner Auswahl anhören. Deshalb will Deschamps die WM nutzen um seine Kritiker zu überzeugen.

Photo by Claudio Villa / Getty Images Sport

 

„So viel Klasse, so viel Talent“

Unumstritten stehen dem französischen Nationalspieler nicht nur eine Vielzahl an guten Fußballern zur Verfügung, sondern einer der besten Nationalkader der Welt. Alleine ein Auszug aus der Liste der Spieler die nicht nominiert wurden, unterstreicht dies eindrucksvoll. Dimitri Payet, Anthony Martial, Adrien Rabiot und Alexandre Lacazette müssen, unter anderem, zu Hause bleiben. Dennoch ist der Kader auf eigentlich jeder Position stark bis Weltklasse besetzt. Ein Kaderproblem hat Deschamps also nicht. Auf der Torwartposition hat er mit Hugo Lloris und Areola gleich zwei starke Alternativen. Davor steht eine Innenverteidigung bestehend aus einem Barca- und einem Real-Spieler. Varane und Umtiti sind in diesen absoluten Topvereinen genauso gesetzt wie in der französischen Nationalmannschaft. Auf den Außenpositionen kann Deschamps nicht ganz diese Klasse des Zentrums halten, hat aber vor Allem mit Pavard vom VfB Stuttgart eine starke Option für die wahrscheinlich gesetzten Mendy und Sidibe. Deschamps bevorzugt eine 4-4-2-Formation ist dort allerdings flexibel. Meist wird eher umgestellt um die Stärken der eigenen Spieler hervorzuheben, nicht um auf den Gegner einzugehen. Die Doppelsechs wird wohl von Kanté und Pogba bestückt. Kanté fällt die defensivere Rolle in dieser Aufteilung zu, während Pogba mit seinem großartigen Spielverständnis vor Allem im Aufbau tätig ist. Generell wird aus dem Aufbau heraus mit diagonal gespielten, weiten Pässen, versucht die Abwehr des Gegners zu knacken.

Hierfür fährt Deschamps dann schon auf den Außen richtig auf. Mbappé, der genauso gut auch im Sturmzentrum zum Einsatz kommen kann sowie Ousmane Dembélé gehören nicht nur zu den teuersten Spielern der Welt, sondern unbestritten auch zu den größten Talenten. Während Mbappé die gesamte Saison seine Klasse bei PSG unter Beweis stellte, hatte Dembélé mit einigen Problemen beim FC Barcelona zu kämpfen. Welch schiere Klasse der Youngster dennoch besitzt, konnte er zu letzt im Testspiel gegen Italien zeigen. Für die linke Seite hat Deschamps außerdem den von halb Europa begehrten Thomas Lemar im Aufgebot. Florian Thauvin von OL Marseille komplettiert das Quartett. Im Sturm setzt Deschamps gerne auf eine Doppelspitze. Eine gewichtige Rolle nimmt dort Giroud ein. Er ist körperlich unheimlich präsent, Kopfball- und Abschlussstark. Zu dem kann er als klassischer Wandspieler und als Anspielstation für die nach innen ziehenden Außen fungieren.

 

Schlüsselspieler: Antoine Griezmann

Im französischen Kader ist es schwer einen einzigen Spieler hervorzuheben, zu stark ist der Kader an sich. Mit Mbappé und Dembélé befinden sich zwei der heißesten Talente der Welt bei der Equipe Tricolore. Überstrahlt werden sie alle dennoch von einem Spieler: Antoine Griezmann. Wie eigentlich jedes Jahr wusste der Stürmer bei Atletico Madrid zu überzeugen, spielte eine starke Saison in La Liga. Nicht ohne Grund zählt man Griezmann zu den besten Spielern der Welt. Schon bei der EM 2016 war Griezmann DER Schlüsselspieler FRankreichs und hat seitdem kein bisschen seiner Klasse verloren. Griezmanns größtes Plus ist die Flexibilität, so kann er zwar als zweite Spitze auflaufen, sich aber jederzeit auf die außen oder auf die Zehnerposition fallen lassen. Dies und seine hohe individuelle Klasse machen ihn schwer ausrechenbar und wird immer wieder dafür sorgen, dass Griezmann ein Spiel entscheiden kann.

Photo by Aurelien Meunier / Getty Images Sport

Prognose: Alles ist möglich

Den Gruppensieg sollte sich Frankreich bei diesem Kader eigentlich nicht streitig machen lassen, zu groß die qualitative Überlegenheit. Im weiteren Verlauf des Turniers wird es allerdings interessant sein, ob diese Qualität zielgerichtet umgesetzt werden kann. Zu oft bleibt Frankreich im Gesamten unter den Möglichkeiten der Einzelspieler. Gerade beim Pressingspiel zeigen sich immer wieder Defizite, die von gut strukturierten und individuell starken Teams ausgenutzt werden können. Mit der Möglichkeit Spanien schon im Viertelfinale zu treffen steht und fällt wohl die WM für Frankreich.

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Australien: Mit Trainerproblemen nach Russland

Australien hatte im Gegensatz zu vielen anderen Teams einen langen, harten Weg bis zur Qualifikation für die WM hinter sich. Unter dem Trainer Ante Postecoglou nahmen die Australier die Mission Russland 2018 in Angriff und konnten sie im Endeffekt auch siegreich beenden. Nachdem sie allerdings in der dritten Qualifikationsrunde Asiens in ihrer Gruppe hinter Japan und Saudi-Arabien landeten, folgten noch zwei Play-Off-Gegner, die es zu besiegen galt. Das erste dieser Play-Offs wurde dramatisch in der Nachspielzeit gegen Syrien gewonnen, das zweite dann etwas souveräner gegen Honduras. Der taktisch innovative Postecoglou musste für seine teils riskant offensive Spielweise allerdings so viel Kritik einstecken, dass er nach geschaffter Qualifikation zurücktrat. Australien verpflichtete im Anschluss Bert van Marwijk, der sich mit Saudi-Arabien vor Australien qualifiziert hatte.

Der endgültige Kader

TOR: Matt Ryan (Brighton), Brad Jones (Feyenoord)  Danny Vukovic (Genk)

ABWEHR: Matthew Jurman (Suwon), Trent Sainsbury (Grasshoppers), Milos Degenek (Yokohama), Aziz Behich (Bursaspor), James Meredith (Millwall), Joshua Risdon (Western Sydney)

MITTELFELD: Mile Jedinak (Aston Villa), Jackson Irvine (Hull), Aaron Mooy (Huddersfield), Mark Milligan (Al-Ahli), Massimo Luongo (QPR), Tom Rogic (Celtic), Dimitri Petratos (Newcastle Jets), Tim Cahill (Millwall)

ANGRIFF: Robbie Kruse (Bochum), Mathew Leckie (Hertha),  Andrew Nabbout (Urawa Red Diamonds), Daniel Arzani (Melbourne City), Jamie MacLaren (Darmstadt), Tomi Juric (FC Luzern)

 

Der Trainer: Bert van Marwijk

Bert von Marwijk wird nun also Australien in das Turnier führen, für das er sich mit Saudi-Arabien qualifiziert hatte. Der Niederländer sollte vielen hier noch ein Begriff sein, trainierte er auch in der Bundesliga. Stationen beim BVB sowie dem HSV stehen in der Vita des 66-Jährigen, der als Trainer des alten Schlags gilt. Sehr autoritär und diszipliniert führt der ehemalige Nationaltrainer der Niederlande seine Teams an. Mit Saudi-Arbaien gelang ihm die Qualifikation noch vor Australien, wohl einer der Hauptgründe warum die Verantwortlichen nun ihn wählten. Seine langjährige Erfahrung ist zu dem ausschlaggebend. Dennoch soll van Marwijk die Aussies nur durch das Turnier führen, danach ist ein Übergang mit neuem Trainerteam geplant. Es ist also ganz deutlich, dass die Trainersituation bei Australien zerfahren ist.

Photo by Robert Cianflone / Getty Images Sport

 

„Einfach verteidigen“

Während unter Postecoglou noch innovativ taktiert wurde, am Ende mit einer interessanten Formation aus der Dreierkette heraus, führt van Marwijk das Team in ein konventionelles 4-2-3-1 zurück. Unter dem Qualifikationstrainer war Australien offensiv teilweise spektakulär, wollte einen Fußball spielen, wie er von großen Spitzenteams erwartet wird. Attraktiv und ballbesitzorientiert. Da diese Ideen teils unausgereift waren und nicht immer griffen, kam es immer wieder zu Einbrüchen, die die Kritik am Trainer befeuerten. Nach der stürmischen Zeit mit Postecoglou am Steuer wünschten sich die Australier vor Allem eins: Konstanz. Die bringt van Marwijk. Ein Coach mit viel Erfahrung der sein Team auf Grundlage einer stabilen Defensive agieren lässt, und auch damit leben kann, den Ball mal etwas länger nicht am Fuß zu haben. Neue taktische Großwerke sollten vom Niederländer zwar generell nicht erwartet werden, aber auch die kurze Vorbereitungszeit unter seiner Ägide verlangt, dass ein möglichst einfaches System umgesetzt wird. Mark Milligan würde als Innenverteiidiger wohl eher in ein System Postecoglous passen als in eines des neuen Trainers. Der wird wohl nun dem robusten Matthew Jurman den Vorzug geben. Definitiv gesetzt ist in der Defensive Aziz Behich auf der Linksverteidigerposition.

Interessant wird sein, wie die Zentrale der Australier besetzt wird. Da van Marwijk nicht unbedingt auf schnelles Offensivspiel baut, könnte hier Milligan doch noch seinen Platz in der Startelf finden, als Spielertyp steht er für defensive Tugenden sowie eine bewusste Spielkontrolle. Ähnlich sieht das Ganze beim vermutlich gesetzten Jedinak aus, der die defensivste Rolle der drei Zentralspieler einnehmen könnte. Interessant im Spiel nach vorne ist die Option Arron Mooy. Der Mittelfeldspieler konnte ein ums andere Mal bei David Wagners Huddersfield in der Premier League überzeugen. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Kandidaten hat er einen deutlich ausgeprägteren Vorwärtsdrang und auch sein Passspiel ist durchaus darauf ausgelegt, schnelle Konter zu ermöglichen. Dies könnte unter anderem Matthew Leckie zu Gute kommen. In der Nationalelf ist der Angreifer Hertha BSCs weitgehend unumstritten auf dem rechten Flügel zu Hause und durch seine Geschwindigkeit ein wichtiger Spieler um für Entlastung zu sorgen. Da Australien weitestgehend auf Ballbesitz verzichtet, sollten Konter über Leckie eines der gefährlichsten Mittel sein.

 

Schlüsselspieler: Mathew Ryan

Mathew Ryan ist nicht nur bei Brighton gesetzt, auch in der australischen Nationalmannschaft zählt der Torhüter zum Stammpersonal. Gerade gegen die offensivstarken Gruppengegner wird der Keeper ein ums andere Mal gefragt sein. Da gerade Frankreich und Dänemark auch extrem gute Standardschützen in ihren Reihen haben, wird eine tadellose Torhüterleistung des 26-Jährigen elementar sein. Doch nicht nur auf der Linie ist Ryan eine wichtige Personalie. Sollte es doch einmal zu einem ruhigen Aufbau aus dem hinteren Drittel kommen, ist Ryan meist der Spieler, der diesen mit flachen Pässen einleitet. Auch wenn es ums Kontern geht wird das Auge des Schlussmannes gefragt sein. Ryan muss nicht nur das Tor sauber halten, sondern von ganz hinten das Spiel der Aussies in Form bringen.

Photo by Robert Cianflone / Getty Images Sport

Prognose: Endstation Gruppenphase

In einer Gruppe, die mit Frankreich einen absoluten Topfavoriten, sowie mit Peru und Dänemark zwei sehr interessante Offensivmannschaften beherbergt ist Australien nicht nur der Underdog sondern auch die graue Maus. Die teils passive Spielphilosophie van Marwijks könnte daran scheitern, dass alle drei Gruppengegner in der Lage sind die Defensive der Australier auseinanderzuspielen. Auch individuell ist Australien nicht gerüstet in Gruppe C zu bestehen.

 

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Peru: Underdog-Fußball at it’s best

Schon allein als südamerikanische Mannschaft für die WM qualifizert zu sein ist ein Qualitätsmerkmal, bedenkt man die Schwere der dortigen Qualifikationsrunden. Immerhin wurden Teams wie Chile, die individuell noch stärker besetzt sind, hinter sich gelassen. Denkbar knapp war es zwar, nur eine bessere Tordifferenz hielt am Ende die Chilenen auf Abstand, dennoch nicht unverdient. Auch das es erst im Play-Off-Spiel gegen Neuseeland für ein WM-Ticket reichte ist mit an der starken Konkurrenz in Südamerika festzumachen. Nach 36 Jahren konnte sich Peru nun also endlich wieder eine WM-Teilnahme erkämpfen. Mit dem Toptorschützen der Qualifikation, Pablo Guerrero, geht es nun nach Russland. Dessen Dopingsperre wurde für die Dauer des Turniers doch noch ausgesetzt.

Der endgültige Kader

TOR: Pedro Gallese (Veracruz), Jose Carvallo (Universitario), Carlos Caceda (Deportivo Municipal)

ABWEHR: Luis Advincula (Lobos BUAP), Miguel Araujo (Alianza Lima), Aldo Corzo (Universitario), Nilson Loyola (FBC Melgar), Christian Ramos (Veracruz), Alberto Rodriguez (Junior de Barranquilla), Anderson Santamaria (Puebla FC), Miguel Trauco (Flamengo)

MITTELFELD: Pedro Aquino (Lonos BUAP), Christian Cueva (Sao Paulo), Wilmer Cartagena (Veracruz), Edison Flores (Aalborg), Paolo Hurtado (Guimaraes),  Renato Tapia (Feyenoord), Yoshimar Yotun (Orlando City), Andy Polo (Portland Timbers)

ANGRIFF: Andre Carillo (Watford), Raul Ruidiaz (Monarcas), Jefferson Farfán (Lok. Moskau), Paolo Guerrero (Flamengo)

 

Der Trainer: Ricardo Gareca

Seit der 60-Jährige im Februar 2015 den Trainerposten bei Peru übernahm, gab es wenig zu beklagen für die Südamerikaner. Bei der Copa America reichte es zu einem starken dritten Platz und auch die WM-Qualifikation, die im Land für kollektive Jubelstürme sorgte, brachte er unter Dach und Fach. Gerade die taktische Ausrichtung Garecas ist das Prunkstück der peruanischen Mannschaft, deshalb ist dieser Erfolg wohl noch mehr am Trainer festzumachen. Der Argentiner blickt auf eine illustre Karriere als Profifußballer zurück. In seinem Heimatland spielete er unter anderem für River Plate, Boca Juniors und Independiente. Dem südamerikanischen Fußball blieb er auch auf seinen bisherigen Trainerstationen treu. Dennoch ist Peru das erste Nationalteam unter der Leitung Garecas. Mit soliden 1,71 Punkten im Schnitt untermauert er die Behauptung, dass es sich hierbei um eine Erfolgsstory handelt.

Photo by JUAN MABROMATA / AFP

 

„Defensiv konventionell, offensiv einfallsreich“

Peru steht wie fast kein anderes Team für einen Fußball, der ohne große Namen dennoch mehr als gut funktioniert. Kaum ein Spieler dürfte dem geneigten Leser wirklich ein Begriff sein, dennoch konnte man in der Qualifikation unter anderem Bayerns Arturo Vidal ein Bein stellen. Dies funktioniert auf zwei Ebenen, einer defensiven und einer offensiven. In der Defensive steht Peru meist in einem 4-2-2-artigen System auf dem Feld und verteidigt mit allen Tugenden, die ein Underdog benötigt um zu bestehen. Extrem Kompakt werden die Räume verdichtet um den Gegnern möglichst wenig Raum für kontrolliertes Passspiel zu geben, so konnte unter anderem selbst Argentinien ein Unentschieden abgerungen werden. Wenn die Räume sehr eng sind, zeigen sich die Peruaner dennoch sehr aggressiv und zweikampflustig, nur die Verengung der Räume reicht ihnen nicht. Durch gezielte Attacken auf den ballführenden Spieler wird der Druck noch zusehends erhöht. Beide Stürmer lassen sich ohne den Ball bis auf die Höhe der gegnerischen Sechs fallen um dort den Spielaufbau zu erschweren. Im Sturm sind wohl auch dioe bekanntesten Namen der Mannschaft zu finden. Mit Paolo Guerrero und Jefferson Farfan laufen hier zwei gealterte Ex-Bundesliga-Spieler auf.

Reicht schon das Defensivkonzept und der große Einsatz der Peruaner manch Favoritem ein Unentschieden abzutrotzen, so sorgt ein taktisch ausgefallenes Offensivkonzept für den letzten Kick im Spiel der Südamerikaner. Bei Ballgewinn wird auf schnelles, kombinationsreiches Passspiel gesetzt. So weit so gut. Doch um die fehlende Klasse der Mitspieler zu kompensieren versucht Peru mit allen Mitteln in bestimmten Teilen des Feldes eine Überzahl zu erzeugen. Dies tuen sie so extrem, dass der nicht bespielte Flügel des Feldes ganz frei gelassen wird um Überzahl auf dem bespielten Flügel zu schaffen. Diese asymetrische Anordnung überfordert nicht nur viele Mannschaften und schafft eine aussichtsreiche Angriffssituation, man kan auch weiterhin defensiv gut absichern, da die Offensivspieler das Überladen selber übernehmen. Deshalb ist das Risiko eines Ballverlust zu verschmerzen. Überrumpelt werden können die Peruaner kaum. Sollte dann doch einer der Angriffe zum Ziel führen, ist das schon mehr als die halbe Miete.

 

Schlüsselspieler: Paolo Guerrero

Spätestens mit seinen 6 Toren in der am Ende erfolgreichen Qualifikation Perus, machte sich Guerrero in seiner Heimat zum Volkshelden. Was folgte war eine dramatische Geschichte. Aufgrund des Konsums von Kokain, wohl durch einen Tee, wurde Guerrero eine Dopingsperre auferlegt. Diese wurde nachträglich verlängert und zwar so, dass der Kapitän der Peruaner nicht an der WM teilnehmen könnte. Nachdem sich unter anderem die Kapitäne der Gruppengegner in einem offenen Brief dafür aussprachen Guerrero die Teilnahme an der WM zu ermöglichen, wurde beschlossen die Sperre über die Dauer der WM auszusetzen. Damit hat Peru nicht nur ihren besten Torschützen und Kapitän wieder, sondern vor Allem ihren mentalen Leader. Die ganze Geschichte schürte nur noch mehr den Willen der Peruaner bei diesem Turnier Eindruck zu hinterlassen. Angetrieben von Kapitän und Volksheld Guerrero könnte das sogar klappen.

Photo by Buda Mendes / Getty Images Sport

Prognose: Eine kleine Überraschung?

Nominell sollte sich Peru in der Gruppe C wohl mit dem dritten Platz hinter Dänemark anfreunden. Doch das Team ist nicht nur eingespielt und von der Euphorie einer ganzen Nation getragen, es überzeugt auch taktisch. Deshalb könnte sich mit den Dänen ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen um dem zweiten Platz der Gruppe entwickeln. Wenn es einem Team zuzutrauen ist für eine kleine Überraschung zu sorgen, dann Grandecas Peru. Zweifelsohne wird es auch mit Perus Beteiligung zu einigen ansehnlichen Partien kommen. 

 

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Dänemark: König Christian und seine Mannen

Einziger echter Konkurrent um den Spitzenplatz in der europäischen Qualifikationsgruppe E schienen die Polen zu sein. Ansonsten waren Montenegro, Rumänien Armenien und Kasachstan mit an Bord, Teams die den Dänen eigentlich nicht gefährlich werden sollten. Wie erwartet kam es dann auch zum Zweikampf um die Spitze in dem Dänemark den Polen doch deutlich unterlag. Angeführt von Bayerns Lewandowski konnten sich unsere Nachbarn souverän den ersten Platz sichern und Dänemark musste in die Play-Offs. Im Hinspiel gelang den Skandinaviern nur ein Unentschieden gegen Irland, doch im Rückspiel zeigte vor Allem Christian Eriksen seine Klasse und trug drei Tore zu einem 5:1-Sieg und damit der WM-Qualifikation bei. Nun muss Dänemark zeigen, ob sie in einer Favoritenrolle bestehen können.

Der endgültige Kader

TOR: Kasper Schmeichel (Leicester), Frederik Rönnow (Bröndby), Jonas Lössl (Huddersfield)

ABWEHR: Simon Kjaer (FC Sevilla), Hendrik Dalsgaard (Brentford), Jannik Vestergaard (Gladbach), Mathias “Zanka” Jörgensen (Huddersfield), Andreas Christensen (Chelsea), Jens Stryger Larsen (Udine), Jonas Knudsen (Ipswich Town)

MITTELFELD: Christian Eriksen (Tottenham), Thomas Delaney (Bremen), William Kvist (Kopenhagen), Lasse Schöne (Ajax), Lukas Lerager (Bordeaux), Michael Krohn-Dehli (La Coruna)

ANGRIFF: Nicolai Jörgensen (Feyenoord), Andreas Cornelius (Atalanta),Viktor Fischer (Kopenhagen), Kasper Dolberg (Ajax), Pione Sisto (Celta Vigo), Yussuf Poulsen (RB Leipzig)

 

Der Trainer: Age Hareide

Dänemarks Trainer ist ein Norweger. Der 64-jährige Age Hareide kann zwar nicht auf wirklich große Klubstationen in seiner Trainerlaufbahn verweisen, ist aber seit den 80er-Jahren ein geschätzter Trainer im skandinavischen Profifußball. Dort hat er seit 1986 immerhin acht verschiedene Teams aus Schweden, Norwegen und Dänemark trainiert. Für sein Heimatland stand er von 2003 bis 2008 als Nationaltrainer an der Seitenlinie. Zu behaupten Hareide kennt den skandinavischen Fußball ist also bei Weitem nicht übertrieben. Dennoch reichte es nie für den ganz großen Wurf oder Achtungserfolg, auch die Zeit mit Norwegen bleibt nicht aufgrund der Ergebnisse in Erinnerung. Bei dieser Weltmeisterschaft steht dem 64-Jährigem allerdings ein interessant besetztes Team zur Seite. Die Möglichkeit seine Bekanntheit außerhalb Skandinaviens zu steigern ist akut.

Photo by Andrew Halseid-Budd / Getty Images Sport

 

„Dynamit im Verbund“

Dänemark hat mit Christian Eriksen zwar einen absoluten Topstar im Kader, das heißt aber nicht, dass er der einzige ist, den man nennen sollte wenn man die Dänen betrachtet. Generell ist der Kader auf einem ordentlichen Niveau, unter Hareides Führung fügen sich die Spieler allerdings in ein Kollektiv, dass meist besser funktioniert als die Einzelteile des Teams. Die Defensive kann mit einigen bekannten Namen aufwarten. Im Tor wird Kaspar Schmeichel stehen. Nicht nur ist der Torhüter Stammspieler in der Premier League, er konnte mit Leicester City 2016 sogar die Überraschungsmeisterschaft des Jahres feiern. Das er der Sohn des legendären Peter Schmeichels ist, der 1992 Dänemark den EM-Triumph ermöglichte, ist ein weiteres nettes Omen. Vor ihm in der Viererkette ist Kapitän Kjaer vom FC Sevilla gesetzt. Auch er konnte in einer der stärksten Ligen Europas größtenteils überzeugen. Auf der Innenverteidigerposition stehen Hareide zwei junge, talentierte Optionen zur Verfügung. Christensen vom FC Chelsea sowie Jannik Vestergaard von Borussia Mönchengladbach wollen die Weltmeisterschaft nutzen um dieses Talent noch einmal zu unterstreichen. Die Doppelsechs vor der Abwehr wird zum Teil von Thomas Delaney besetzt. Dieser spielte eine strake Saison für Werder Bremen und ist defensiv sowie offensiv wertvoll.

Vor der Doppelsechs wird sich dann wohl Spielmacher Eriksen einfinden. Der Superstar ist trotz seiner exklusiven Stellung stark in das Mannschaftsspiel der Dänen implementiert und funktioniert stark im Verbund, seine Einzelaktionen sind meist nur der Gipfel des Eisbergs. Das Team arbeitet viel gemeinsam, es ist immer ein großer Aufwand und Wille spürbar, wenn Dänemark spielt. Die mannschaftliche Geschlossenheit soll sich im gepflegten Offensivspiel manifestieren. Attraktive Passstaffeten prägen den dänischen Vortrag. Generell ist Dänemark ein Team, das gemeinsam offensiv spielen will. Für Gegner kann es schwer sein, diesen Verbund zu durchbrechen. Im Sturm hat Hareide mit Poulsen und vor Allem Kaspar Dolberg zwei Spieler zur Verfügung, die über großes Potenzial verfügen. Ajax‘ Dolberg ist in der Lage ein absoluter Topstürmer zu werden. Eine WM wäre ein passender Moment um diese Ansprüche zu unterstreichen.

 

Schlüsselspieler: Christian Eriksen

Dänemark ist eines der Länder, die es dem Autoren leicht machen diese Kategorie zu füllen. Auch wenn der Kader der Skandinavier einige interessante Namen hergibt, gibt es nun wirklich keinen Zweifel wer der Schlüsselspieler ist. Christian Eriksen oder wie er in Dänemark genannt wird : König Christian, sticht mit seiner Klasse klar heraus und war auch in der Qualifikation schon der entscheidende Spieler. Der Mittelfeldmann von Tottenham Hotspur ist ein klassischer Unterschiedsspieler, dessen Qualität im Abschluss sowie bei Standards locker reicht um enge Spiele in die gewünschte Richtung zu drehen. Doch das wertvollste an Eriksen ist seine Vielseitigkeit. Was die Position angeht kann Eriksen auf beide Flügel ausweichen oder, die von ihm preferierte Zehnerposition ausfüllen. Doch nicht nur was die Position angeht, ist Eriksen variabel. So torgefährlich er ist, so ein guter Vorbereiter ist er auch. Seine Statistiken in dieser Premier-League-Saison belegen das zweifelsfrei (10 Tore / 11 Vorlagen). Eriksen ist für Dänemark unersetzlich.

Photo by Michael Regan / Getty Images Sport

Prognose: Da geht was

Die Dänen bringen einen starken Kader mit nach Russland und verfügen über einen absoluten Weltklassespieler. Doch genau dieser Christian Eriksen wird schon in der Gruppenphase gefragt sein. Mit Peru wartet auf die Skandinavier ein extrem schlecht zu bespielender Außenseiter, der sich berechtigterweise Hoffnung auf den Platz hinter Frankreich macht. Wenn Frankreich ein Unentschieden abgetrotzt werden kann und Peru in die Schranken gewiesen wird, scheint sogar der erste Tabellenplatz möglich. Am Ende sollte es zumindest reichen um ins Achtelfinale einzuziehen. Und einen Christian Eriksen in KO-Spielen dabei zu haben, lässt immer hoffen.

 

90Plus-Tabellenprognose
  1. Frankreich
  2. Dänemark
  3. Peru
  4. Australien

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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