WM 2018: Player to Watch – Teil 2: Von Sarr bis Nandez

12. Juni 2018 | Global News | BY Manuel Behlert

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Bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland werden wieder zahlreiche junge Spieler im Fokus stehen und ihre ersten Erfahrungen auf der ganz großen Bühne sammeln können. Das Turnier kann einerseits ein Sprungbrett für bisher unbekannte Spieler sein, andererseits besteht für die Toptalente die Chance ihren Status zu bestätigen. 

Für unsere Rubrik “Player to Watch” haben wir uns 16 interessanten Spielern ausführlich gewidmet. Diese Spieler stellen wir in zwei verschiedenen Artikeln vor, Teil 2 beschäftigt sich mit den verbliebenen acht Spielern, angefangen bei Ismaila Sarr bis hin zu Nahitan Nandez.

Hier geht’s nochmal zurück zum 1. Teil! 

 

Ismaila Sarr (20, Senegal, Flügelspieler)

Als Ismaila Sarr im Sommer 2017 als 19-jähriger, noch nicht wirklich etablierter Spieler vom FC Metz zu Stade Rennes wechselte, staunten nicht wenige über die 17 Millionen Euro, die für Ligue1-Verhältnisse nicht gerade wenig waren. Doch wer sich mit dem Spieler Ismaila Sarr genauer befasst, der weiß ganz genau, dass bei dieser Ablösesumme auch für das Potenzial bezahlt wird. Sarr sollte in die Fußstapfen von Ousmane Dembele treten – und zumindest einzelne Parallelen zwischen beiden Spielern bestehen, nicht nur auf den ersten Blick. Sarr könnte bei der Weltmeisterschaft vor allem deswegen eine gute Rolle spielen, weil der Fokus beim Senegal eher auf Sadio Mané, Keita Baldé und M’Baye Niang ruht.

(Photo by FRED TANNEAU / AFP)

Aufgrund der großen Konkurrenz wird Ismaila Sarr in diesem Sommer eher eine Jokerrolle zuteil kommen, doch auch dabei kann man brillieren. Sarr ist ein Dribbler mit einem hervorragenden Tempo, kann vor allem mit einer 1gegen1-Situation für einen entscheidenden Moment sorgen. In der abgelaufenen Saison kam er für Stade Rennes in 24 Ligaspielen zum Einsatz, erzielte 5 Tore und bereitete 5 weitere vor. Ihm fehlt es mitunter noch an der Effizienz, aber wenn Sarr auf dem Platz steht und mit seiner Geschwindigkeit auf die gegnerische Abwehrreihe zuläuft, dann entstehen häufig Gefahrensituationen, zumal er in vielen Szenen nur mit einem Foul zu stoppen ist.

Ismaila Sarr ist zwar als Rohdiamant zu bezeichnen, muss aber noch enorm geschliffen werden. Ansätze sind da, das Dribbling ist da, die Geschwindigkeit ist da. Aber Sarr muss noch viel reifer werden, im Offensivdrittel vor allem versuchen die Übersicht zu behalten, seine Mitspieler besser in Szene zu setzen. Er trifft in vielen Situationen falsche Entscheidungen, will zu häufig in schier aussichtslose Duelle und ihm fehlt es noch am Umschaltverhalten auf die Defensive. Dass er trotz der offensichtlichen Schwächen bereits in der Lage ist 10 oder mehr Scorerpunkte in weniger als 2000 Einsatzminuten zu erreichen, zeigt, wie gut Sarr bei einer idealen Entwicklung noch werden kann. Der Senegal weiß jedenfalls, was er am 20-jährigen hat – und dass er eine gute Rolle spielen kann, wenn er von der Bank kommt.

 

Lucas Torreira (22, Uruguay, Mittelfeldspieler)

Der 22-jährige Lucas Torreira von Sampdoria Genua ist zurzeit in aller Munde – und das nicht aufgrund seiner bevorstehenden Performance bei der Weltmeisterschaft in Russland. Der zentrale Mittelfeldspieler wird vielmehr mit einigen großen Klubs in Verbindung gebracht, sowohl Borussia Dortmund als auch vor allem der SSC Neapel und auch der FC Arsenal sollen interessiert sein. Torreira ist für 25 Millionen Euro zu haben, die Klubs reißen sich förmlich um ihn. Die Frage wird sein, ob er trotz der großen medialen Aufmerksamkeit im Turnierverlauf seine Topleistungen abrufen und zeigen kann, warum seine bisherigen Leistungen dafür sorgten, dass er so begehrt ist.

(Photo by Andreas SOLARO / AFP)

Doch bereits die Konkurrenzsituation im Team Uruguays könnte kompliziert für Torreira werden. Vecino ist gesetzt, daneben kann auch Juve-Mittelfeldspieler Bentancur agieren. Im 4-4-2 von Uruguay wäre dann nur schwer noch ein Platz für Torreira zu finden, er muss sich in der Vorbereitung gegen seine Kontrahenten durchsetzen. Das Potenzial dazu ist vorhanden, Torreira ist ein zuverlässiger, sehr fleißiger Spieler, der weit über 3000 Pflichtspielminuten mit Sampdoria absolvierte, dabei wenige Fehler machte und als einer der Shootingstars der Serie A galt. Doch sein hoher Laufaufwand beschreibt nur einen kleinen Teil der umfassenden Qualitäten, denn im Prinzip ist Torreira ein unglaublich kompletter Mittelfeldspieler mit hervorstechenden Spielmacherfähigkeiten.

Im Aufbau übernimmt er gerne Verantwortung, wenngleich er dort im Verein deutlich mehr eingebunden ist. Er fängt extrem viele Bälle ab, verfügt also über eine fabelhafte Antizipation, spielt zudem kurze und lange Pässe mit teilweise chirurgischer Präzision. Er ist auch deswegen so begehrt, weil er keinen Ball verloren gibt, sehr aufmerksam und vorausschauend spielt und nach Ballgewinn in der Lage ist instinktiv den am besten postierten Mitspieler zu finden. Im März 2018 debütierte Torreira für die Nationalmannschaft Uruguays, spielt nun bereits sein erstes großes Turnier und steht mehr im Fokus als er es sich im Vorfeld vielleicht erträumt hätte. Ruft er seine Qualitäten ab und spielt er gerade in der machbaren Gruppe konstant gut, dann dürfte, sofern ein Wechsel nicht vorher schon verkündet ist, ein finanziell noch lukrativerer Deal für den Spieler zustande kommen.

 

Amine Harit (20, Marokko, Flügelspieler)

Als Amine Harit vor der Saison vom FC Nantes zum FC Schalke 04 wechselte, eilte ihm bereits ein gewisser Ruf voraus. Ein dribbelstarker, technisch versierter Spieler sollte er sein, doch ihm fehle noch die nötige Effizienz. Und das war auch in der Tat der Fall, denn in Nantes gelangen ihm wenige Torbeteiligungen. Mit einer höheren Mitspielerqualität und vor allem mit dem großen Vertrauen von Domenico Tedesco gelang Harit allerdings eine insgesamt gute, wenn auch nicht überragende Saison auf Schalke. Dafür fehlte es im Endeffekt an Konstanz, aber ein junger Offensivspieler, der im Ausland spielt, darf sich vor allem in seiner Debütsaison kleinere Leistungsdellen erlauben – und selbst bei den schwächeren Spielen konnte man in Ansätze erkennen, warum dieser Spieler eine Art Publikumsliebling ist.

(Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

3 Tore und 7 Vorlagen in 31 Bundesligaeinsätzen konnte Harit in der abgelaufenen Saison verbuchen, aber auch unabhängig der Statistiken war eine klare Entwicklung im Vergleich zu seinen Auftritten in der Ligue 1 zu sehen. Harit genießt bei Tedesco viele Freiheiten, darf ins Dribbling gehen und begeistert die Zuschauer mit seinen schnellen Haken, seiner engen Ballführung und vereinzelten Kabinettstückchen, ohne den Gegner dabei vorführen zu wollen. Natürlich funktioniert noch nicht alles, natürlich muss er sich in seiner Entscheidungsfindung noch verbessern, aber mit welch einem Selbstvertrauen er in Gegenangriffe marschiert, mit welch einer Überzeugung er Tempo aufnimmt, um dann in vielen Situationen das Richtige zu tun, ist beeindruckend.

Harit, der im Juniorenbereich für Frankreich spielte, debütierte im Oktober 2017 für die A-Nationalmannschaft Marokkos. Auch er ist also kein Spieler, der bereits über einen längeren Zeitraum dabei ist, der aber für frischen Wind sorgen und den Konkurrenzkampf beleben kann. Die Konkurrenz mit Ziyech, Belhanda und Amrabat ist enorm stark, aber Harit ist flexibel einsetzbar, kann auf dem Flügel eingesetzt werden und sich auch dort die notwendigen Freiheiten nehmen. Vor allem gegen Portugal und Spanien könnte er seine Stärken ausspielen, wenn er etwas Raum vor sich hat, den Ball nach vorne treiben kann. Wenn es Harit gelingt, dass er nicht zu viel nachdenkt, seinen intuitiven Fußball weiterspielt, dann wird er auch bei dieser WM einige Szenen haben, in denen er glänzen kann.

 

Wilfried Ndidi (21, Nigeria, Mittelfeldspieler)

Im Januar 2017 verpflichtete Leicester City Wilfried Ndidi für über 17 Millionen Euro vom KRC Genk. Damals war Ndidi bereits nigerianischer Nationalspieler (Debüt bereits 2015!), eine feste Größe bei den Belgiern und sollte das Mittelfeld von Leicester stabilisieren. Winterneuzugänge haben es in England häufig schwer, da sie in den laufenden, sehr engen Spielbetrieb kommen, dementsprechend sollte vor allem die Saison 2017/18 sehr wichtig für Ndidi werden. Und der defensive Mittelfeldspieler lieferte eine sehr gute Saison ab. 38 Spiele, 1 Tor, 4 Vorlage und vor allem konstant gute Leistungen ohne große Formdellen kennzeichneten die abgelaufene Spielzeit des 21-jährigen.

(Photo by Matthew Lewis/Getty Images)

Trotz seiner eher durchschnittlichen Körpergröße von 1,83m ist Ndidi ein hervorragender Kopfballspieler, der ohnehin sämtliche relevante Defensivqualitäten vereint und daher ein recht kompletter Spieler auf dieser Position ist. Ndidi agiert sehr abgezockt, wirkt reif, selten übermotiviert und wägt klug ab, wann er ein Tackling wie führen muss, um den Ball zu gewinnen. Zudem läuft er viele Lücken zu, harmoniert gut mit dem erfahrenen John Obi Mikel, der an seiner Seite spielt und gehört auf dieser Schlüsselposition natürlich zu den wichtigsten Spielern der nigerianischen Nationalmannschaft. Allerdings: Am Ende der Saison plagte Ndidi eine Oberschenkelverletzung, er wird wohl erst mit Turnierstart bei 100 % sein.

In einer nigerianischen Mannschaft, die insgesamt nicht 100%ig ausgewogen besetzt ist, muss Ndidi mit 21 Jahren bereits vorangehen. Auch diese Qualitäten werden nun von ihm verlangt, man wird sehen, wie er mit diesem Druck umgehen kann – in einer starken Gruppe. Die wichtigste Frage wird sein, wie gut das Gesamtgefüge Nigerias funktioniert. Ndidi kann individuell herausragen, er kann das Spiel gegen den Ball dominieren und er kann Druck auf den Gegner ausüben. Aber er kann eben nicht alles. Um ein erfolgreiches Turnier spielen zu können ist er auch auf seine Mitspieler angewiesen, die ihn entlasten müssen. Wilfried Ndidi ist aber unabhängig davon ein Spieler, von dem man in den kommenden Jahren noch einiges hören wird.

 

Hier geht es weiter mit Goncalo Guedes, Denis Zakaria, Andrija Zivkovic und Nahitan Nandez! 

 

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Goncalo Guedes (21, Portugal, Offensivspieler)

Der portugiesische Offensivspieler Goncalo Guedes könnte einer der interessantesten Spieler im Kader des amtierenden Europameisters sein und beim anstehenden Turnier in Russland zu einer wichtigen Waffe werden – und zwar in vielerlei Hinsicht. Die Flexibilität von Guedes könnte dafür sorgen, dass er auch ohne Stammplatz viele Einsatzminuten sehen wird. Und das könnte sich auch auf seine Zukunft auswirken, denn Guedes spielte eine gute Saison mit dem FC Valencia, fühlt sich in Spanien sehr wohl, gehört aber Paris Saint-Germain. Und die Franzosen haben mit Thomas Tuchel bekanntlich einen neuen Trainer, der durchaus dafür bekannt ist gut mit jungen Spielern umgehen zu können. Guedes könnte in den Planungen von Tuchel also eine gute Rolle spielen – oder eben für eine hohe Summe verkauft werden.

(Photo by EMMANUEL DUNAND / AFP)

Mit 6 Toren und 11 Vorlagen in 40 Pflichtspieleinsätzen klingen die Werte von Guedes nicht unfassbar spektakulär und in der Tat hatte er Phasen in der Saison, in denen ihm die Effizienz abhanden ging. Sicherlich gibt es auch spektakulärere, komplettere Spieler in diesem Turnier, aber gerade die Tatsache, dass Guedes für einen verhältnismäßig simplen Fußball steht, könnte der portugiesischen Mannschaft zugute kommen. Bernardo Silva ist ein kreativer Spieler auf dem Flügel, Quaresma ein technisch feiner, mitunter sogar zu spektakulärer Spieler, Ronaldo ein Abschlussmonster. Guedes könnte eine sehr spannende Rolle einnehmen, als eine Art kreativer Abschlussspieler mit guten, schnellen Bewegungen fungieren.

Der Rechtsfuß zeigte vor allem zu Saisonbeginn einige hervorragende Distanzschüsse, mag es zu dribbeln und kann vor allem den Ball sehr gut halten. Seine enge Ballführung erlaubt ihm auch in Drucksituationen die richtige Entscheidung zu treffen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Seine Passquote von knapp 80 % ist ordentlich, insbesondere weil er viele Pässe im letzten, offensiven Angriffsdrittel spielt und dabei häufig auch ein gewisses Risiko einkalkuliert. Mit 21 Jahren muss Guedes keine Schlüsselrolle einnehmen und das wird er auch nicht, aber Fernando Santos weiß ganz genau,  warum er Guedes nominiert hat. Und zwar weil seine Unbekümmertheit ebenso wie seine Handlungsschnelligkeit ein Element ist, mit dem man in jeder Spiellage noch einmal Akzente setzen kann.

 

Denis Zakaria (21, Schweiz, Mittelfeldspieler)

Max Eberl hat in seiner Karriere bereits viele Transfers getätigt. Einige waren besser, einige waren weniger gut. Nach nur einem Jahr kann man zwar noch nicht final sagen, wo Denis Zakaria am Ende einzuordnen ist, aber die Tendenz ist klar. Zakaria fügte sich bei der Borussia sehr gut ein, wurde auf Anhieb ein wichtiger Spieler bei den Gladbachern und gehört auch bei den Schweizern regelmäßig zum Aufgebot. Nationaltrainer Petkovic sieht in Zakaria eine gute Ergänzung für sein solides, spielerisch mitunter erstaunlich feines Mittelfeld, bisher absolvierte der 21-jährige 10 Länderspiele für die „Eidgenossen“.

(Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)

Zakaria ist individuell noch nicht auf einem solch hohen Niveau wie Granit Xhaka und spielt auch nicht besonders spektakulär, doch für die Balance ist er enorm wichtig. In Gladbach fehlt ihm manchmal vielleicht der ideale Partner im Mittelfeldzentrum, mit Xhaka harmoniert Zakaria aber sehr gut. Es sind noch nicht einmal seine individuellen Fähigkeiten, sondern eher sein unglaublicher Wert für die Mannschaft, der ihn so wichtig macht. Zakaria ist immer anspielbar, spielt präzise Bälle ohne großes Risiko zu gehen, dafür unterlaufen ihm aber auch kaum Fehler.

Für die Ballzirkulation ist er also wichtig, zudem sorgt er dafür, dass die wichtigen und entscheidenden Räume immer korrekt besetzt sind. Zakaria ist der Inbegriff des Teamplayers, lässt seine Mitspieler gut aussehen und hält Xhaka den Rücken frei. Zudem verfügt er über eine gute Physis, ist aber trotz seiner 1,89m überraschend wenig dominant im Kopfball. Mitunter schaltet er sich in die Offensive ein, versucht auch dort im kombinativen Bereich mitzuwirken, schließt außerdem gerne aus der Distanz ab. Der Erfolg der Schweiz wird auch von seinen Leistungen abhängen – und genau deshalb taucht er vollkommen zurecht in dieser Liste auf.

 

Andrija Zivkovic (21, Serbien, Offensivspieler)

Die serbische Offensive ist gespickt mit spannenden Spielern. Dusan Tadic, Luka Jovic, Adem Ljajic – all diese Spieler können hervorragend Fußball spielen und sind sehr wichtig für die serbische Mannschaft. Auch Andrija Zivkovic ist ein sehr interessanter Spieler, der seit 2016 für Benfica in der portugiesischen Liga spielt. Damals kam Zivkovic von Partizan Belgrad, mittlerweile hat er sich bei Benfica etabliert, auch wenn die abgelaufene Saison nicht überragend war. 30 Pflichtspiele, 3 Tore und 6 Vorlagen – die Statistiken sind nicht atemberaubend, aber grundsolide. Bedenkt man aber, dass Zivkovic bereits mit 17 Jahren in der Nationalmannschaft debütierte und bis heute noch kein Dutzend Länderspiele aufzuweisen hat, dann weiß man, dass die großen Versprechungen, die man 2013 sehen konnte, nicht ganz erfüllt wurden.

(Photo by Phil Walter/Getty Images)

Doch nicht jede Karriere läuft bereits in jungen Jahren nach Plan oder auf Hochtouren. Zivkovic bringt eine Menge Talent und die Anlagen für eine große Karriere mit, doch das alleine garantiert noch keinen Erfolg. Bis heute wartet man auf den ganz großen Knall, den entscheidenden Schritt hin zu Konstanz und einer großen Durchschlagskraft. Vielleicht gelingt das ja bei der Weltmeisterschaft in Russland. Zivkovic ist sehr umtriebig, kann im Zentrum und auf der Außenbahn spielen, ist also gerade als Joker hervorragend geeignet. Und das dürfte auch seine Rolle im serbischen WM-Kader sein. Er kann die notwendigen Akzente setzen, mal den Abschluss suchen und frischen Wind in das Spiel bringen.

Das Problem bei Zivkovic ist das konsequente Umsetzen seiner Fähigkeiten und nicht das Vorhandensein eben jener. Im Prinzip kann er mit dem Ball fast alles: Tempo aufnehmen, den Ball eng führen, Pässe im richtigen Moment in die Schnittstelle spielen, den Abschluss suchen, dribbeln und flanken. Kann er das auf den Platz bringen, kann er Spiele entscheiden. Gelingt ihm das aber nicht, dann wirkt er schnell lustlos, uninspiriert und das ist der Grund, warum er bisher noch nicht durchstarten konnte. Solche Spiele hat er noch zu oft, allerdings baut man sowohl bei Benfica als auch bei der Nationalmannschaft auf Zivkovic, der dieses Vertrauen nun nur noch rechtfertigen muss.

 

Nahitan Nandez (22, Uruguay, Mittelfeldspieler)

Bei seinem Stammverein, den Boca Juniors, spielt Nahitan Nandez zumeist im zentralen Mittelfeld. Doch er kann auch offensiver eingesetzt werden, so zum Beispiel auf der Position im rechten Mittelfeld, wie er es häufig in der Nationalmannschaft spielt. Hier kann der 22-jährige im nicht wahnsinnig originellen System von Trainer Tabarez Akzente setzen, in der Defensivbewegung dafür sorgen, dass das Zentrum verdichtet wird, sich offensiv seine Freiheiten nehmen. Nandez ist durchaus ein Spieler, der für einige Klubs aus den europäischen Topligen interessant wäre – möglicherweise kann er sich in Russland in den Fokus spielen.

Nandez klebt nicht auf dem Flügel, sondern spielt eher etwas eingerückt, ermöglicht dadurch, dass sich Cavani und Suarez auf dem Platz entsprechend entfalten können. Nandez stößt allerdings auch gerne mit in die Offensive vor, unterstützt die beiden herausragenden Stürmer und nutzt geschickt die Räume, die sich bieten. Im Pressing agiert er auf der Höhe von Cavani und Suarez und sorgt dafür, dass aus dem 4-4-2-System der Uruguayer im Anlaufverhalten ein 4-3-3 wird. Er vereint also die typischen Fähigkeiten eines zentralen Mittelfeldspielers, die er im Verein benötigt, mit den Qualitäten, die er im Nationalteam auf den Außen benötigt, also Übersicht, taktische Disziplin und ein vorausschauendes Handeln.

Er ist also weder ein Tempodribbler noch ungemein kreativ, spielt aber viele, präzise und kurze Pässe, verfügt über ein gutes Tackling und zeigt sich ausdauernd. Die Mischung aus spannenden, vielseitigen Fähigkeiten und einer enorm wichtigen Rolle für ein Team mit zahlreichen Einzelkönnern macht diesen Spieler so interessant. Er hat zwar nicht den großen Namen, wie ihn Cavani, Suarez, Godin oder Gimenez haben, aber er ist wohl genauso als Schlüsselspieler zu bezeichnen wie diese Akteure, die bei europäischen, international bekannten Topklubs unter Vertrag stehen.

 

Weitere, interessante Spieler, die es nicht in die Liste geschafft haben: Renato Tapia (Peru), Cristian Pavon (Argentinien), Tyronne Ebuehi (Nigeria), Aleksandr Golovin (Russland), Jefferson Lerma (Kolumbien)… 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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