Wird Wolfsburg der Favoritenrolle gegen Malmö gerecht?

20. Februar 2020 | Vorschau | BY Piet Bosse

Vorschau | Der VfL Wolfsburg trifft in der Zwischenrunde der Europa League auf Malmö FF. Im Hinspiel soll die Trendwende nach dem Sieg in der Bundesliga gegen Hoffenheim im eigenen Stadion fortgesetzt werden. Malmö hat hingegen eine emotionale Europa League-Geschichte geschrieben.

Das Hinspiel findet am 20.02. um 21:00 statt. Das Rückspiel steigt am 27.02. um 18:55. Beide Partien überträgt der Streamingdienst DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

VfL Wolfsburg – Hoffnungsträger Weghorst

Derart emotionale Momente wie der kommende Gegner hat der VfL Wolfsburg in der Europa League Gruppenphase nicht erlebt, qualifizierte sich aber in einer Gruppe mit KAA Gent, der AS St.Etienne und PFK Oleksandrija als Gruppenzweiter für die Zwischenrunde. Nach einem schwachen Start in die Rückrunde findet der VfL allmählich in die Spur, holte aus den vergangenen drei Spielen sieben Punkte. Besonders der 3:2-Sieg gegen Hoffenheim blieb in Erinnerung, weil sich Torjäger Weghorst mit einem Dreierpack eindrucksvoll zurückmeldete.

Der Mittelstürmer kann der entscheidende Faktor im Wolfsburger Spiel sein, von ihm geht die größte Torgefahr aus. „Dass Wout Weghorst aufgrund seiner Abschlussstärke, seiner Führungsqualität und seines unbändigen Willens für den VfL kaum zu ersetzen wäre, hat er gerade erst mit seinem Dreierpack gegen Hoffenheim unter Beweis gestellt“, hebt kicker-Redakteur Thomas Hiete, der regelmäßig über den VfL berichtet, die Qualitäten des Niederländers hervor.

Ginczek als gute Joker-Option?

Trainer Oliver Glasner baut im Angriff mit Admir Memehdi, Renato Steffen und eben Weghorst derzeit hauptsächlich auf drei Akteure, die untereinander gut eingespielt sind. Insbesondere Mehmedi und Steffen gehen weite Wege, sind im Pressing wichtig. Daher erhalten sie den Vorzug gegenüber Brekalo, der allerdings den Funken Genialität mitbringt.

Eine treffsichere Alternative wäre Daniel Ginczek, der gegen Malmö für Variabilität im Wolfsburg-Sturm sorgen könnte. Der 28-Jährige traf vor wenigen Wochen beim Auswärtssieg in Paderborn doppelt. Glasner setzt derzeit nur selten auf Ginczek, hat mit ihm aber eine gute Option auf der Bank – und einen sehr guten, wuchtigen Joker.

„Daniel Ginczek wird in der Rückrunde sicherlich mal für Entlastung sorgen. Er hat in der vergangenen Saison auch schon demonstriert, dass er gemeinsam mit Weghorst sowohl in einem 4-2-2 als Sturmpartner als auch im 4-3-3 auf der rechten Seite funktionieren kann,“ schätzt Thomas Hiete die aktuelle Situation im Wolfsburger Sturm ein.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Umbau in der Wolfsburger Abwehr

Die Niedersachsen spielen in diesser Saison wahlweise mit variabler Dreier- beziehungsweise Fünferkette, oder mit vier Verteidigern. Die stabile Defensive ist ein wichtiges Element im Wolfsburger Spiel unter Glasner, in der Hinrunde war sie der Grundstein für eine lange Serie ohne Niederlage. Seit zwei Monaten lässt der österreichische Trainer vorzugsweise mit einer Viererkette spielen, trotz der gefundenen Formation muss sich aber erst eine neue Konstellation zusammenfinden.

Rechtsverteidiger William war lange Zeit gesetzt und sowohl in der Verteidigung gegen den Ball, als auch bei Offensivläufen auf der Außenbahn, eine wichtige Stütze. Der Brasilianer verletzte sich vergangene Woche aber schwer und fällt mit einem Kreuzbandriss lange aus. Kevin Mbabu, vor der Saison von den Young Boys aus Bern verpflichtet, muss die Lücke nun füllen, hatte aber schon mit deutlichen Leistungsschwankungen zu kämpfen. Der Schweizer ist nun gefordert, das bekräftigt auch Experte Thomas Hiete: „Kevin Mbabu ist der Ersatz, der nun funktionieren muss. Der Schweizer hatte große Anlaufschwierigkeiten nach seinem Wechsel im Sommer von Bern nach Wolfsburg. Williams Ausfall spült Mbabu zurück ins Team – in Hoffenheim feierte er mit einer ordentlichen Leistung und einem herausgeholten Strafstoß ein ordentliches Startelf-„Comeback“.“

Malmö FF – fehlende Wettkampfpraxis

Malmö gewann die letzten beiden Pflichtspiele und ist seit wettbewerbsübergreifend fünf Partien ohne Niederlage. Ohnehin verloren die Schweden nur eines ihrer letzten zwölf Pflichtspiele. Das Team vom früheren Dänischen Top-Stürmer Jon Dal Tomasson ist also in guter Form, wäre da nicht die lange Winterpause in Schweden. Das bisher letzte Pflichtspiel bestritt man nämlich Mitte Dezember in der Europa League Gruppenphase gegen den FC Kopenhagen. Die lange Pause und damit fehlende Wettkampfpraxis ist das größte Problem der Südschweden. Und: Weil die Meisterschaft in Schweden von April bis November geht, befindet sich das Team derzeit noch in der Saisonvorbereitung.

Doch das ist nicht die einzige Schwierigkeit, mit der sich Malmö befasst: Weil der Verein sich Ende letzten Jahres vom bisherigen Coach Uwe Rösler trennte, übernahm Jon Dal Tomasson die Mannschaft im Januar. Der neue Trainer hatte bislang noch keine Möglichkeit, Pflichtspielerfahrungen zu sammeln. Hinzu kommen einige Abgänge und Neuverpflichtungen. Fraglich also, ob sich das Team schon in neuer Konstellation gefunden hat.

Emotionale Aufholjagd in der Europa League Gruppenphase

Positiv stimmt in Malmö aber der bisherige Saisonverlauf in der Europa League. In einer Gruppe mit dem FC Kopenhagen, Dynamo Kiew und dem FC Lugano setzte man sich als Gruppenerster durch, dem Team gelang an den letzten beiden Spieltagen eine bemerkenswerte sowie emotionale Aufholjagd. Nach vier Spielen stand Malmö mit nur fünf Punkten auf dem dritten Tabellenplatz, der das Aus bedeutet hätte. In den folgenden beiden Spielen gelangen dann aber jeweils Siege gegen Dynamo Kiev und den FC Kopenhagen. Malmö holte beide Mannschaften ein und beendete die Gruppe B als Tabellenerster.

(Photo by Anders Bjuro/TT News Agency/AFP via Getty Images)

Ende November empfingen die Schweden Dynamo Kiew, es sollte das letzte Heimspiel für Vereinslegende Markus Rosenberg werden, der Ende 2019 seine Karriere beendete. Zur Halbzeitpause lag Malmö FF mit 1:2 zurück, ehe der 37-jährige Rosenberg in der zweiten Halbzeit früh zum 2:2-Ausgleich traf und in der sechsten Minute der Nachspielzeit den vielumjubelten 4:3-Siegtreffer erzielte. Im letzten Heimspiel seiner Karriere tat Rosenberg also genau das, was er im gesamten Verlauf seiner Karriere machte – und zwar wichtige Tore erzielen.

Im letzten Spiel von Rosenbergs Karriere trat Malmö dann beim FC Kopenhagen an. Durch ein Eigentor der Dänen gewannen die Gäste am Ende mit 1:0 und zogen vor Kopenhagen als Gruppensieger in die nächste Runde ein. Markus Rosenberg, einer der Protagonisten der letzten Jahre, wird seinen ehemaligen Kollegen nun aber nur noch die Daumen drücken können.

Experten-Prognose

„Es ist für den VfL sicherlich ein Nachteil, dass er den Gegner in keinem einzigen Pflichtspiel beobachten konnte. Ein Wolfsburger Scout war zwar im Trainingslager in Marbella und nahm die Schweden unter die Lupe, gleichwohl ist Malmö auch durch den Trainerwechsel von Uwe Rösler zu Jon Dahl Tomasson eine große Unbekannte. Angesichts des zu erwartenden Hexenkessels in Schweden sollte der VfL in seinem Heimspiel für eine gute Ausgangslage sorgen. Der überzeugende 3:2-Sieg bei der TSG Hoffenheim sollte dabei als Mutmacher dienen – wenn die Mannschaft mit dem gleichen Engagement ans Werk geht.“
Thomas Hiete (twitter: @GrafHiete)

Ausblick

Der VfL Wolfsburg trifft mit Malmö auf einen eher defensiv ausgerichteten Gegner und wird vor allem im Angriff Lösungen finden müssen, die nicht nur Wout Weghorst umfassen. Nach dem Abgang von Rosenberg muss Malmö FF im Angriff eine Lücke füllen, wird aber einen entsprechenden Plan in der Hinterhand haben. Tritt Wolfsburg im Angriff mutig auf und bleibt defensiv stabil, kann der VfL eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Malmö schaffen.

Mögliche Aufstellungen (Hinspiel):

VfL Wolfsburg: Casteels – Mbabu, Knoche, Brooks, Rousillon – Schlager, Guilavogui, Arnold – Memehdi, Weghorst, Steffen

Malmö FF: Dahlin – Larsson, Nielsen, Bengtsson, Knudsen – Rakip, Christiansen, Innocent, Rieks – Traustason, Antonsson (Molins)

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(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Piet Bosse

Fasziniert von diesem einen langen Pass in die Spitze. Hat eine Schwäche für deutschen und französischen Fußball. Seit 2019 bei 90PLUS.


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