Abwehrbollwerke im Abnutzungskampf – Chelsea trifft auf Atletico Madrid

17. März 2021 | Champions League | BY Julius Eid

Vorschau | Unter Thomas Tuchel ist der Chelsea FC zur Defensivmacht geworden. ein Titel, den Atletico Madrid schon lange trägt. Welche Mannschaft kann im Rückspiel der Champions League auch offensiv Akzente setzen?

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch, 21:00 Uhr, Live bei Sky in der Konferenz und bei DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Chelsea unter Tuchel in 10 von 12 Spielen ohne Gegentor
  • Hinspiel endete 0:1 für Chelsea
  • Atletico auf der Suche nach der Topform

Chelsea will den Vorsprung über die Zeit bringen

Schon auf den ersten Blick ist ersichtlich, was Thomas Tuchel (47) seit seiner Ankunft beim Chelsea FC verbessert hat. Die Blues sind in 12 Spielen unter dem deutschen Trainer noch ungeschlagen. Zudem ließ man in zehn dieser Spiele kein einziges Gegentor zu. Tuchel hat die Defensive der Londoner direkt mit seiner Ankunft nicht nur stabilisiert, sondern zu einem Bollwerk gemacht. Seine Entscheidung, von einer Vierer- auf eine Dreierkette zu wechseln zahlte sich direkt aus, auch die Rückkehr von ehemals nicht mehr gesetzten Spielern wie Antonio Rüdiger (28) erwies sich als goldrichtig. im letzten Ligaspiel gegen Sheffield setzte der Übungsleiter dann mal wieder auf eine Viererkette, die Null blieb dennoch bestehen. Die Basis für einen neuerlichen Aufstieg des Klubs, nachdem man zwischenzeitlich ins Niemandsland der Tabelle abgerutscht ist, ist also geschaffen. Doch die letzten Ergebnisse zeigten auch auf, dass weiterhin eine Menge Arbeit vor dem Trainerteam liegt.

Denn so sehr die defensive vom Trainerwechsel profitiert hat, so offensichtlich hakt es weiterhin in der Offensive. Schon Frank Lampard (42) musste sich harter Kritik aussetzen, dass er als Coach die teure und qualitativ hochwertige Angriffsreihe nicht ins Rollen bekam. Und auch Thomas Tuchel scheint noch auf der Suche nach der richtigen Lösung zu sein. Timo Werner (25) scheint weiter etwas verloren im englischen Fußball, Kai Havertz (21) durfte sich als falsche Neun beweisen und konnte endlich einmal positive Signale senden. Doch der Weisheit letzter Schluss scheint auch diese Variante nicht zu sein. Eigengewächs und Toptorschütze dieser Saison, Tammy Abraham (23) hat unter dem neuen Trainer zudem einen schweren Stand. So ist auch zu erklären, dass wieder einmal Routinier Olivier Giroud (34) im Hinspiel die Kohlen aus dem Feuer holen musste und den Blues mit einem Traumtor eine gute Ausgangssituation ermöglichte.

Doch das Tor aus dem Hinspiel dürfte nicht dafür reichen, dass sich Chelsea einen entspannten Abend leisten kann, wenn Atletico an die Stamford Bridge reist. Die große Frage wird sein, ob es dem Team gelingt, einerseits weiterhin die Defensive so überzeugend zusammenzuhalten, andererseits aber auch durch offensive Momente den Gegner zu beschäftigen. Auch wenn Atletico selber die größten Stärken in der Abwehr hat, ist in der Offensive der Spanier mehr als genug individuelle Qualität vorhanden um einen Treffer zu erzielen, wenn die Engländer zu passiv agieren. Tuchels Mannschaft steht vor einem Spagat. Der Fokus alleine auf den eigenen Abwehrverbund könnte sich als Fehler herausstellen, den man sich gegen eine Mannschaft wie den heutigen Gegner kaum leisten kann. Ob dieser Spagat am Ende gelingt, bleibt abzuwarten.

Atletico braucht einen guten Tag

Das diesjährige Atletico Madrid hat gerade in den letzten Monaten zurecht viel Lob erhalten. Die starke Defensive, seit jeher Markenzeichen unter Diego Simeone (50), bleibt weiter Grundstein des eigenen Spiels. Aber im Gegensatz zur Vorsaison haben die Rojiblancos immer wieder auch offensiv überzeugen können. Spieler wie der Neuzugang Luis Suarez (34) , Joao Felix (21) und Marcos Llorente (26) waren immer wieder in der Lage, dem verzweifelnden Gegner den Todesstoß zu versetzen, die Balance stimmte. Und damit erspielten sich die Madrilenen fast schon folgerichtig einen Vorsprung an der Tabellenspitze in La Liga. Doch dieser Vorsprung schmilzt in den letzten Wochen dahin, und auch dies hat gute Gründe. Sowohl Angriff als auch Verteidigung des Spitzenreiters zeigten sich in dieser Spielzeit schon in besserer Form als in diesen Wochen.

Dass die Null steht, ist mittlerweile beim heutigen Gegner öfter gegeben als bei Atletico selber und die Fähigkeit, auch bei Rückständen genug Tore zu erzielen ist nicht immer gegeben. Dies entblößt auch weiterhin die Schwäche des Simeone-Spiels. Torreich wird selten gewonnen, wenige Gegentore sind Voraussetzung für die eigene Chance auf drei Punkte. Wie ähnlich sich beide Kontrahenten des heutigen Spiels bei dieser Aussage sind, zeigte auch das Hinspiel recht gut. Beide Teams brachten den Gegner und dessen nicht immer berauschenden Offensivkräfte ans Ende ihrer Ideen, eine individuelle Aktion von Girod war am Ende für das Endergebnis ausschlaggebend. Auch heute ist damit zu rechnen, dass sich zwei Abwehrreihen in den Vordergrund des Duells um das Champions League Viertelfinale drängen werden.

Photo by Imago / Rodrigo Jimenez

Dass bei Atletico ebenfalls genug individuelle Klasse vorhanden ist, um den gegnerischen Torhüter zu überwinden steht dennoch außer Frage. Die Gesamtkonstellation legt nahe, dass schon ein Treffer deshalb eine gehörige Auswirkung auf den Kampf ums Weiterkommen haben könnte. Schafft Atletico es, das Hinspielergebnis zu egalisieren, sind alle Möglichkeiten für das spanische Team gegeben und eine Besinnung aufs eigene Spiel könnte schon reichen, um am Ende siegreich dazustehen. Sollte man allerdings ein Gegentor bekommen, dürfte die Hoffnung auf einen positiven Ausgang rapide sinken. Dass Simeone seine Mannschaft also von Beginn an risikoreich antreten lässt, scheint ausgeschlossen. Uns erwartet ein intensives Belauern, welches erst in der Schlussphase in einen offenen Schlagabtausch abrutschen könnte. Und dieser könnte am Ende durchaus gut ausgehen, für die Rojiblancos.

Prognose

Es erwartet uns wohl ein hochkonzentriertes Defensivduell, welches durch nur einen Treffer schon entschieden werden könnte. Chelsea hat aufgrund des Hinspiels die leicht bessere Ausgangsposition für ein Weiterkommen in der Königsklasse.

Mögliche Aufstellungen:

Chelsea: Mendy, Azpilicueta, Christensen, Rudiger, Hudson-Odoi, Kante, Kovacic, Alonso, Ziyech, Werner, Giroud

Atletico: Oblak, Trippier, Gimenez, Savic, Lodi, Koke, Felix, Llorente, Saul, Correa, Suarez

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Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


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