U21-EM | Stefan Kuntz und die Mission Titelverteidigung

6. Juni 2019 | Nationalelf | BY Manuel Behlert

Spotlight | Im Jahr 2017 gewann die U21-Nationalmannschaft des DFB die Europameisterschaft in Polen. Der damalige Trainer, Stefan Kuntz, ist auch heute noch im Amt und will das Erreichte wiederholen. Einfach wird es nicht – doch die Erfahrungen helfen ihm enorm weiter.

Erneut kein Topfavorit

Die Parallelen zum Triumph vor der Europameisterschaft 2017 sind in diesem Jahr zumindest nicht unähnlich. Die deutsche Mannschaft fährt nicht als absoluter Topfavorit nach Italien und San Marino, genau wie 2017. Damals verlor man gar ein Gruppenspiel (0:1 gegen Italien), qualifizierte sich aber als bester Gruppenzweiter für das Halbfinale.

(Photo by Nils Petter Nilsson/Ombrello/Getty Images)

Spanien um Saul Niguez, Italien, gegen das man in der Gruppenphase verlor und eine englische Mannschaft mit Talenten Pickford, Chilwell, Gray, Ward-Prowse oder Abraham standen der DFB-Elf im Weg und auch diesmal ist die Konkurrenz, beispielsweise durch Spanien oder Frankreich, sehr gut. 2017 schlug die  DFB-Auswahl im Finale Spanien – und das verdient. Von der Startelf im Finale steht nicht ein einziger Spieler mehr im Aufgebot, lediglich die eingewechselten Öztunali und Amiri gehören noch zum Kader.

Dass die U21 immer mit Veränderungen einhergeht, ist klar. Dementsprechend können Juniorenteams auch unmöglich eine langfristige Entwicklung durchlaufen. Vergleicht man beide Kader, dann stellt man fest, dass die DFB-Elf gerade im Mittelfeld erneut sehr stark besetzt ist, der hochkarätige, klassische, torgefährliche Mittelstürmer dem Team aber abgeht. Was bleibt ist der Trainer, Stefan Kuntz.

Der Faktor Kuntz

Und der 56-jährige hat seine Berufung nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Tätigkeiten offenbar gefunden. Die Arbeit mit den Juniorenspielern scheint ihm immens zu liegen, Kuntz arbeitet nun seit fast 3 Jahren als Trainer der U21. Seine Trainerkarriere begannn Kuntz in Neunkirchen, ehe er 2 Jahre in Karlsruhe arbeitete. In Mannheim saß er und er Folge nur 8 Spiele auf der Bank, beim LR Ahlen 13. Die Trainerkarriere schien zu Ende, Kuntz konzentrierte sich auf einen Job in der Sportlichen Leitung, erst in Koblenz, dann in Bochum.

Später wurde Kuntz Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern, danach wurde er Vorstandsmitglied der DFL. Doch der Trainerjob spielte im Hintergrund immer wieder eine Rolle und so wird er zur U21 gelotst. Mit dieser qualifizierte er sich für die EM 2017, gewann diese, hielt den hohen Erwartungen stand und qualifizierte sich erneut für das Turnier 2019. In einer zugegeben nicht extrem harten Gruppe ließ man Norwegen, Irland, Israel, Kosovo und Aserbaidschan hinter sich, sammelte 25 Punkte aus 10 Spielen. Das nächste wichtige Ziel wurde erreicht.

Kuntz ist nun nicht gerade als ausgewiesener Taktikfanatiker zu bezeichnen, gibt überdies auch kein Konzept aus, das gnadenlos verfolgt werden muss. Er weiß aber ganz genau welche Spielertypen er gerne im Kader hat und wie er seine Mannschaft auf jeden Gegner gut einstellt. Deutschland dominierte 2017 auch nicht das Turnier, war aber in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Und genau das muss auch 2019 das Ziel sein.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Die Erfahrungen, die Kuntz 2017 sammelte, können hierbei entscheidend sein. Er hat es vor zwei Jahren bereits geschafft das Team sehr gut zu moderieren, der Kader passte auch von den menschlichen Eigenschaften der Spieler zusammen, jeder gönnte dem anderen den Erfolg. Ein weiterer Aspekt ist die Gruppe, die mit Gegnern wie Serbien, Dänemark und Österreich zwar unangenehme, aber machbare Gegner bereit hält. Das könnte einen idealen Einstieg in das Turnier und in der Folge eine breite Brust ermöglichen, die Kuntz und der Mannschaft im weiteren Verlauf des Turniers einen Vorteil verschaffen könnte.

Die offenen Fragen

Vor dem Start der „Mission Titelverteidigung“ muss Stefan Kuntz mit seinem Trainerteam noch einige Fragen beantworten. Zunächst einmal hat der Trainer 27 Spieler nominiert, am heutigen Donnerstagabend endet die Frist zur Benennung des 23er-Kaders. Das bedeutet, dass noch 4 Spieler gestrichen werden müssen. Zum Kandidatenkreis zählen Amiri und Maier, die zuletzt angeschlagen waren, sowie Spieler, die in der Abwehr oder dem Angriff nominiert sind, denn dort ist der Kader sehr breit besetzt. Auf die richtige Zusammenstellung wird es ankommen, im Laufe des Tages sollte der endgültige Kader feststehen.

Zudem muss Stefan Kuntz die Stürmerfrage beantworten. Luca Waldschmidt vom SC Freiburg hat dort zwar die Nase vorne, aber die Alternativen sind mit Serra, Nmecha und Teuchert entweder nicht auf allerhöchstem Niveau oder verfügen über wenig Spielpraxis. Eggestein kommt eher über den Flügel oder hängend, sodass Kuntz sich entscheiden muss welchen Stürmertypen er bevorzugt. Während der bisherigen Turniervorbereitung konnte das Trainerteam einige Eindrücke sammeln, weiß genau, wie es um die Fitness der angeschlagenen Spieler steht und trotzdem wird die Entscheidung alles andere als einfach sein. Mit dem 23er-Kader wird dann die finale Phase der Vorbereitung aufgenommen – mit dem Ziel den Erfolg von 2017 zu wiederholen.

(Photo by Jörg Schüler/Getty Images for DFB)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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