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17. Mai 2014 – „Finale“ am letzten Spieltag: Atlético holt die Meisterschaft im Camp Nou!

5. April 2019 | Spotlight | BY Marius Merck

Weißt du noch?| Am Wochenende spielen der FC Barcelona und Atlético Madrid gegeneinander im Camp Nou. Die Anhänger erwartet sicherlich ein absolutes Spitzenspiel, wenn es auch von der Brisanz nicht annähernd an den 17. Mai 2014 heranreichen wird: An jenem Datum spielten beide Klubs um nicht weniger als um den Titelgewinn in einem direkten Duell am 38. und letzten Spieltag der Saison 2013/14.

Die spanische Liga ist für zahlreiche Dinge weltbekannt: Darunter fallen unter anderem die revolutionären Spielsysteme, das hohe technische Niveau, die Dominanz in den Europapokal-Wettbewerben oder auch die Leidenschaft der Anhänger. Was man La Liga jedoch eher nicht zwingend zuschreiben würde, sind wahre Showdowns um die Meisterschaft bis kurz vor Saisonende, welche gefühlt seltener als Schaltjahre vorkommen. In den letzten zehn Jahren brachten der FC Barcelona, sehr häufig, oder Real Madrid, weniger häufig, meist einen souveränen Vorsprung dann schon einige Spieltage vor Saisonende über die Bühne.

Diese Gesetzmäßigkeit traf allerdings nicht der Saison 2013/14 zu. Damals lieferten sich die beiden üblichen Verdächtigen ein Rennen – und eine dritte Partie mischte ordentlich mit: Atlético Madrid. Die Spielplan-Macher meinten es gut mit den Anhängern des spanischen Fußballs: Am letzten Spieltag der Saison gastierten die „Rojiblancos“ beim Titelverteidiger im Camp Nou. Zu diesem Zeitpunkt hatten nur noch diese beiden Teams rechnerische Chancen auf die Meisterschaft, Real hatte sich kurz zuvor aus dem Dreikampf verabschiedet.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Vorlauf: „El Tigre“ sagt Adios – und die Konkurrenz rüstet historisch auf

Zu Beginn der Spielzeit hätte man sicherlich kein anderes Team außer Barca oder Real an der Spitze der Liga erwarten können. In der Hochphase der „Messi-Ronaldo-Ära“ hatten die beiden Außerirdischen von ihren Vereinsbossen weitere Helfer zur Verfügung gestellt bekommen, welche im Sommer 2013 astronomische Summe kosteten. Die „Königlichen“ durchbrachen für die Verpflichtung Gareth Bale, damals amtierender Premier League-Spieler des Jahres, zum ersten Mal überhaupt die Schallmauer von 100 Millionen Euro – wie man allerdings erst im Nachhinein erfahren sollte. Dies konnte durchaus auch als Reaktion auf einen Transfer der „Blaugrana“ gesehen werden: Diese hatten nämlich schon Wochen zuvor das brasilianische Supertalent Neymar von Santos nach Europa gelotst, ähnlich wie bei Bale ist heute bekannt, dass auch diese Summe vielfach höher lag, als damals angegeben.

(Photo by DORU YAMANAKA/AFP/Getty Images)

Jedenfalls bekamen die beiden Weltfußballer Lionel Messi und Cristiano Ronaldo damit jeweils einen Weltklasspieler zu Seite gestellt. Der „El Clasico“ würde damit noch seine sowieso schon gigantische Strahlkraft noch weiter übertreffen. Dazu besetzten die beiden Giganten ihre Trainerbank mit neuen Übungsleitern: Bei Real Madrid hatte man von José Mourinho nach vielen Kleinkriegen genug und ersetzte den Portugiesen durch den moderaten Carlo Ancelotti. Beim FC Barcelona legte der mittlerweile verstorbene Tito Vilanova sein Amt wegen seiner Krebserkrankung nieder, für ihn übernahm der Argentinier Gerardo Martino von den Newell´s Old Boys.

Einen nicht ganz so erfolgreichen Sommer schrieb man hingegen Atlético zu. Dort ging Trainer Diego Simeone bereits in seine dritte Saison, allerdings musste der Verein im Sommer 2013 einen schweren personellen Rückschlag verkraften. Superstar und Torjäger Radamel Falcao verließ die spanische Hauptstadt in Richtung monegassisches Fürstentum für rund 45 Millionen Euro Ablöse. Der Betrag mag zur damaligen Zeit als recht stattlich erachtet worden sein, letzten Endes bekam Atlético dennoch dadurch seinen Fixpunkt in der Offensive herausgerissen.

(Photo by LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Der Kolumbianer hatte in zwei Jahren in 91 Pflichtspielen herausragende 70 Treffer erzielt. Die Aussage mag heutzutage seltsam anmuten, aber ein Atléti ohne Falcao war damals fast genauso schwer vorstellbar, wie ein Real ohne Ronaldo oder ein Barca ohne Messi. Unter Simeone hatten die „Rojiblancos“ in den ersten beiden Jahren 2012 die Europa League und 2013 – im Bernabeu gegen Real – die Copa del Rey gewonnen. Es herrschte weitestgehend die Ansicht, dass die spannende Entwicklung unter dem argentinischen Coach vorerst zum Erliegen gekommen sei.

Daran konnte auch nicht die Verpflichtung von David Villa etwas ändern, welcher im Zuge des Neymar-Transfers für gerade einmal 2 Millionen Euro aus Katalonien weichen musste. Die restlichen Falcao-Einnahmen wurden für junge vielversprechende Spieler wie Josuha Guilavogui (10 Millionen Euro/AS St.-Etienne) oder Toby Alderweireld (7 Millionen Euro/Ajax) reinvestiert. Als echter Coup sollte sich im Winter die Rückhol-Aktion des ehemaligen Werder-Spielers Diego erweisen, welcher für lediglich 1,5 Millionen Euro unter Vertrag genommen wurde. Alles in allem wirkte Atlético auf den ersten Blick nicht so, als könnten sie ganz oben angreifen. Doch schon im nationalen Supercup vor der Saison setzten Simoene und seine Mannschaft ein Ausrufezeichen, als man Barca zwei Unentschieden abringen konnte und letztendlich nur wegen der Auswärtstor-Regelung den Kürzeren zog.

Diego Costa – auf einmal Weltklasse

Dieser Eindruck sollte sich über das gesamte erste Halbjahr fortsetzen. Atlético schoss geradezu aus den Startlöchern und gewann seine ersten acht Partien allesamt, darunter auch das „Derbi Madrileno“ im Bernabeu durch das goldene Tor von Diego Costa, welcher in diesen Wochen und Monaten den Sprung in die Weltklasse schaffte und am Ende der Runde bei 27 Treffern stehen sollte. Angetrieben von dem überragenden Stürmer stand Atlético noch 19 Partien bei überragenden 16 Siegen. Demgegenüber standen lediglich zwei Unentschieden und eine Niederlage. Dennoch konnten die „Rojiblancos“ nicht den ersten Platz erklimmen, Titelverteidiger Barca wies eine sogar noch bessere Bilanz auf.

(Photo by DANI POZO/AFP/Getty Images)

An diesem Verlauf sollte sich in der Rückrunde zunächst einmal nichts ändern. Auch Real hielt stets Anschluss an das obere Duo, sodass sich schon ein historisch spannendes Saison-Finish abzeichnete. Atléti kletterte während eines fantastischen Laufs von neun Siegen in Folge im Frühling am 31. Spieltag dann erstmals an die Spitze. Ein kleines Omen für das Ende der Spielzeit gab übrigens bereits im Viertelfinale der Champions League, als sich Atlético und Barca in der Runde der letzten Acht begegneten und die Madrilenen sensationell die Oberhand behielten (wofür es logischerweise ein eigenes „Weißt du noch“ gibt).

Die „Königlichen“ verloren während dieser Phase den zeitweise wieder gewonnenen Anschluss durch ein 3:4 zuhause in einem packenden „Clasico“ sowie einer Niederlage in Sevilla. Wenige Spieltage vor Schluss ließ der spanische Rekordmeister durch zwei Unentschieden gegen Valencia und in Valladolid erneut Punkte liegen und verabschiedete sich damit endgültig aus dem Rennen um die Meisterschaft. Immerhin konnte sich die Mannschaft auf nationaler Ebene durch den Gewinn der Copa del Rey, wo man sich unter anderem gegen Atlético und dann im Finale gegen Barca durchsetzte, teilweise rehabilitieren.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Barca hatte über weite Strecken der Spielzeit bei weitem nicht den brillanten Fußball aus den Epochen unter Pep Guardiola oder Vilanova gezeigt, konnte sich aber meistens auf die individuelle Klasse der Offensive um Messi verlassen. Dass man sich aber eben nicht auf diesem Level befand, verdeutlichten auch das zweimalige Nachsehen gegen die nationale Konkurrenz wie oben beschrieben in der Königsklasse sowie im Pokal. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit, welcher die Katalanen von 2009-2013 tatsächlich in gewisser Weise umgab, war jedenfalls abhanden gekommen. Als Atlético am 36. Spieltag eine völlig überraschende 0:2 Niederlage bei Levante kassierte, hatte das Team von Martino eine große Gelegenheit wieder an die Spitze zu klettern. Doch Barca kam an jenem Spieltag selbst nicht über ein Unentschieden gegen Getafe hinaus. Auch im nächsten Spiel sollte man gegen Elche abermals patzen. Dadurch hatten Simone und Co. am vorletzten Spieltag einen Matchball zur Meisterschaft zuhause gegen Malaga, vergaben aber diesen durch ein unnötiges Unentschieden.

So kam es am 38. und letzten Spieltag zu einem großen Finale, ja einem wahren Endspiel um die Meisterschaft: Atlético lag mit 89 Punkten auf dem ersten Rang und hatte ein Torverhältnis von +51. Barca lag mit 86 Zählern auf dem zweiten Platz, brauchte aber angesichts der deutlichen besseren Tordifferenz von +67 „nur“ einen Dreier einzufahren und hatte somit noch alles in der eigenen Hand. Dennoch drohte für den Verfolger bei einer Niederlage und einem gleichzeitigen Sieg von Real
(84 Punkte/+64 Tore) noch der Absturz auf den dritten Platz. Angesichts des großen Dämpfers gegen Malaga gingen die „Rojiblancos“ als Außenseiter in die Partie. Wie sollte jemand, der solche Gelegenheiten auslässt im Camp Nou das erforderliche Unentschieden erzielen?

(Photo by QUIQUE GARCIA/AFP/Getty Images)

Statisktiken:


FC Barcelona

Aufstellung: José Manuel Pinto – Dani Alves, Gerard Piqué, Javier Mascherano, Adriano – Cesc Fabregas (77./Xavi Hernández) , Sergio Busquets (57./Alex Song), Andrés Iniesta – Alexis Sanchez, Lionel Messi, Pedro Rodriguez (62./Neymar)

Bank: Oier Olazábal, Marc Bartra, Jordi Alba, Cristian Tello

Trainer: Gerardo Martino


Atlético Madrid

Aufstellung: Thibaut Courtois – Juanfran, Diego Godín, Miranda, Filipe Luís – Koke, Gabi, Tiago, Arda Turan (23./Raúl García) – Diego Costa (16./Adrián; 72./José Sosa), David Villa

Bank: Daniel Aranzubia, Mario Suárez, Toby Alderweireld, Diego Ribas

Trainer: Diego Simeone


Verlauf

Tore: 1:0 Sanchez (33./Messi); 1:1 Godín (49./Gabi)

Gelbe Karten: Pique, Mascherano, Busquets, Messi, Song – Godín, Luís, Tiago, García

Zuschauer: 96.379

Schiedsrichter: Mateu Lahoz


(Photo by LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Zum Spiel: Katastrophaler Start für die Gäste

Schiedsrichter Mateu Lahoz pfiff die Begegnung bei herrlichen Bedingungen an. Nicht wenige der über 96.000 Zuschauer dürften sich vor dem Anpfiff gewundert haben, dass bei den Gastgebern Xavi und Neymar nur auf der Bank zu Beginn saßen. Obwohl die Gäste in der Vorwoche einen enormen Dämpfer für das Selbstbewusstsein erhalten hatten, starteten diese besser in die Partie. Atlético schien von der beeindruckenden Kulisse in keinster Weise beeindruckt zu sein und gab zunächst den Ton an. Die erste Gelegenheit gehörte dennoch den Gastgebern, nach einer schönen Hereingabe von Dani Alves setzte Andrés Iniesta den Ball aber relativ deutlich am Tor von Chelsea-Leihgabe Thibaut Courtois vorbei. Gerade zu Beginn merkte man Barca an, dass diese das Spiel kaum zur Ruhe kommen lassen wollten, jeder Freistoß oder Einwurf wurde rasch ausgeführt.

Kurz darauf kam der Tabellenführer zum ersten Mal zu einer Chance. Koke trieb den Ball in die gegnerische Hälfte und versuchte per Heber auf Costa durchzustecken, welcher aber von Gerard Piqué zu Fall gebracht wurde, der dafür verwarnt wurde. Kurz darauf rehabilitierte sich der spanische Nationalspieler dafür aber mit einer starken Klärungsaktion. Nur wenig später kam Atléti erneut, jedoch brach Costa den Sprint ab und fasste sich an den Oberschenkel. Der Stürmer war in den Wochen zuvor wegen eines Muskelfaserrisses ausgefallen, genau an der gleichen Stelle zwickte es erneut. Unter Tränen musste der beste Torschütze der „Rojiblancos“ ausgewechselt werden – nach rund einer Viertelstunde. Welch ein Rückschlag für die Mannschaft von Simone!

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Das sollte aber nicht das einzige Drama in den ersten 25 Minuten bleiben, Arda Turan kam nach einem Zweikampf mit Cesc Fabregas zu Fall, auch der Schiedsrichter war unglücklicherweise an dem Zusammenprall involviert. Der Türke fasste sich an die Rippen und wenig später hatte Simone nun schon seine zweite Auswechselung vollziehen müssen. Raul García kam für den Edeltechniker in das Spiel. Die Gäste waren nach diesen beiden Tiefschlägen natürlich entsprechend geschockt, Barca übernahm nun vollends das Kommando. Pedro und Alexis Sanchez kamen zu jeweils guten Chancen, welche die Angreifer aber nicht verwerten konnten. Der Führungstreffer für die Hausherren lag nun merklich in der Luft…

…und sollte nach etwas mehr als einer halben Stunde dann auch fallen. Fabregas lupfte den Ball in den Strafraum auf die Brust von Lionel Messi, welcher sehenswert zur Seite abtropfen ließ. Alexis nahm sich von am rechten Strafraumrand ein Herz und hämmerte aus äußerst spitzen Winkel auf das Gehäuse von Courtois. Der Ball schlug genau zwischen dem Belgier und dem Pfosten unter der Latte ein – was für ein Traumtor des Chilenen in was für einem Moment! Die Waage schien klar zugunsten der Katalanen gekippt zu sein, auch wenn Atléti noch einmal gefährlich vor den Kasten von José Pinto kam, die Situation wurde aber letztendlich vom bis dahin sehr auffälligen Alves bereinigt. Mit einer durchaus verdienten Führung für die Gastgeber ging es zum Pausentee.

Godin wird zum Helden

Zwei Stammspieler verloren, den einzigen Gegentreffer aus einem schier unmöglichen Winkel kassiert – eine solche erste Halbzeit hätte die meisten Mannschaften mental zerstört. Was immer Simeone in der Halbzeit seinen Männern erzählt hatte, zerschlug eine solche Annahme: Der Tabellenführer kam wie neu geboren aus der Kabine. Gleich zu Beginn der zweiten Hälfte traf Ex-Barca-Stürmer Villa nur den Pfosten. Nur wenige Minuten später brachte Koke eine Ecke in den Strafraum der Gastgeber. Wenn man in solchen Momenten einen Spieler nicht ungedeckt lassen sollte, dann am ehesten Diego Godín. Aus Barca-Sicht war dummerweise genau dies der Fall, der Uruguayer drückte den Ball völlig frei in 48. Minute zum Ausgleich über die Linie. Nun stand Atlético wieder auf dem ersten Rang.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Beflügelt von dem Tor wollten die Gäste gleich ein zweites nachlegen, während Barcelona große Probleme hatte, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Diese Probematik wurde durch die verletzungsbedingte Auswechslung von Sergio Busquets nach etwa einer Stunde nicht unbedingt verbessert, für ihn kam Alex Song in die Partie. Kurz darauf wechselte Martino dann auch Neymar ein, welcher gleich mehrere gute Aktionen hatte und sehr lebendig wirkte. Nach etwas mehr als 60 Minuten drehte der bis dahin für seine Verhältnisse unauffällige Messi jubelnd ab, als der Ball hinter Courtois im Netz zappelte. Das Camp Nou explodierte zunächst vor Freude und wenige Sekunden darauf gleich noch einmal, aber dieses Mal vor Wut: Der Linienrichter hatte die Fahne gehoben.

Die „Rojiblancos“ wurden von dem Titelverteidiger nun völlig in die eigenen Hälfte gedrängt. Piqué gab von hinten heraus den Ballverteiler, eigentlich sicherten nur noch Javier Mascherano und Song hinter dem Spanier ab. Atléti nutzte jedes Mittel zum Verteidigen und brachte beispielsweise die Zuschauer gegen sich auf, als die Mauer bei einem Freistoß, nachdem sich der Schiedsrichter kurz abgewandt hatte, gefühlt einen halben Kontinent überquert hatte. Der besagte Freistoß von Messi ging übrigens in jene Mauer.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)

Auch kurz darauf hatten die Fans der „Blaugrana“ erneut etwas zu reklamieren, was in diesem Falle aber durchaus verständlich war. Godín hatte Piqué im Atlético-Strafraum zu Fall gebracht. Der Abwehrspieler war seinem Widersacher dabei ordentlich in den Rücken gesprungen, doch Lahoz entschied sich gegen einen Elfmeter, über welchen sich die Gäste hätten nicht beschweren dürfen. Barca rannte weiter wie verrückt an, aber kam zu keinen nennenswerten Chancen mehr. Als die Pfeife dann zum Abpfiff ertönte, rannte die gesamte Atlético-Mannschaft auf das Feld, mit Ausnahme der etwas humpelnden Costa und Turan, und feierte die erste Meisterschaft seit 1996! Ein großer Lob muss in diesem Zusammenhang auf den Anhängern des FC Barcelona ausgesprochen werden, welche Simone und seine heroisch kämpfenden Spieler nach dem Abpfiff mit Applaus bedachten, was vor allem den Argentinier sichtlich rührte. Nach genau zehn Jahren – zuletzt gelang dies dem FC Valencia in der Saison 2003/04 – hieß der spanische Meister wieder einmal nicht FC Barcelona oder Real Madrid.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Nachschau Barca: Geburt von „MSN“ & punktierte Rache

Die Spielzeit 2013/14 dürfte in der Zeit nach der „Tiki Taka“-Ära wohl die schlechteste Barcas gewesen sein. Die Mannschaft wurde mit Trainer Martino nie wirklich warm. Zudem verspielte man alle Titelmöglichkeiten an die nationale Konkurrenz aus Madrid. Ein Umbruch deutete sich an, welcher mit den Abgängen der langjährigen Stützen Carles Puyol und Victor Valdés eingeleitet wurde. Die beiden Veteranen konnten verletzungsbedingt in der zweiten Phase der Saison sowieso nicht helfen.

Das Traumtor von Alexis gegen Atlético sollte seine letzte nennenswerte Aktion für die Katalanen gewesen sein, der Chilene wurde im Sommer zum FC Arsenal abgegeben. Seinen Platz nahm niemand geringeres als der frischgebackene Torschützenkönig und Premier League-Spieler des Jahres ein: Luis Suarez. Neben dem Stürmer, welcher auf sein Debüt aber wegen seiner Beiß-Attacke gegen Giorgio Chiellini bis in den Spätherbst warten musste, kamen mit Ivan Rakitic (18 Millionen Euro/FC Sevilla) sowie den Torhütern Claudio Bravo (12 Millionen Euro/Real Sociedad) und Marc-André ter Stegen (12 Millionen Euro/ BorussiaMönchengladbach) weitere Spieler, die sich in dem Team etablieren sollten.

(Photo by QUIQUE GARCIA/AFP/Getty Images)

Auch von Martino trennte sich die „Blaugrana“ am Ende der Spielzeit, für den Argentinier übernahm der ehemalige Barca-Spieler Luis Enrique. Die Saison 2014/15 wurde unter ihm gleich ein absoluter Meilenstein in der Vereinsgeschichte: Die Katalanen gewannen zum zweiten Mal nach 2009 das Triple! Im Fokus stand dabei der historisch gute Dreiersturm um Messi, Suarez und Neymar, in den Medien gerne als „MSN“ bezeichnet. Das Trio steuerte in jener Spielzeit insgesamt 111 Pflichtspieltore zu dem Dreifacherfolg bei. Auf diesem Höhepunkt verließ mit Xavi eine weitere Vereinsikone den Klub.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Die nationale Dominanz konnte dennoch aufrecht erhalten werden, in den nächsten drei Jahren sicherte sich Barca zwei Mal die Meisterschaft und konnte damit in der letzten Dekade mit insgesamt sieben Titeln in der ewigen Statistik den Abstand auf die „Königlichen“ auf acht Meisterschaften verkürzen (Real holte in diesem Zeitraum lediglich zwei Meistertitel; insgesamt steht es 33-25). Dafür hatte man auf dem internationalen Parkett deutlich das Nachsehen gegenüber dem Erzrivalen, welcher von 2016 bis 2018 den Wettbewerb drei Mal in Folge gewann.

Im Sommer 2018 verabschiedete sich mit Iniesta die nächste Legende aus der erfolgreichsten Generation der Vereinsgeschichte. Unter Trainer Ernesto Valverde, seit 2017 im Amt, steuert man in der aktuellen Spielzeit auf die nächste Meisterschaft zu. Momentan liegt das Team acht Zähler vor dem ärgsten Verfolger Atlético. Daneben ist die Mannschaft auch noch in der Copa del Rey sowie in der Champions League vertreten, womit eine erneute Chance auf das Triple besteht. Zurzeit stellt sich der FC Barcelona mit den Verpflichtungen von zahlreichen Youngster auf die nächste Umbruchsphase ein.

Nachschau Atlético: Drama im Champions League-Finale & Ausverkauf

Trotz des Triumphes im Camp Nou mussten die Festivitäten mit angezogener Handbremse durchgezogen werden, stand doch kurz darauf ein mindestens genauso wichtiges Spiel an. Am 24. Mai kam es im Lissaboner Estádio da Luz im Finale der Champions League zum Madrider Stadt-Duell: Atlético vs Real! Und auch in diesem historischen Spiel sah es lange so aus, als würde der vermeintliche Außenseiter die Oberhand behalten. Die „Rojiblancos“ waren in der ersten Halbzeit durch einen Kopfballtreffer von – wie sollte es auch anders sein – Godín in Führung gegangen und verteidigten bis in die 94. Minute gegen ein wild anstürmendes Real, damals auf der Jagd nach „La Décima“. Aber ausgerechnet mit der allerletzten Aktion des Endspiels kassierte Atléti noch den Ausgleich durch Sergio Ramos nach einem Eckball von Luka Modric.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

In der Verlängerung hatten die „Königlichen“ dann doch mehr im Tank und gingen durch Bale in Führung. Die Mannschaft von Simeone versuchte noch einmal alles, es sollte aber nichts mehr gelingen. Marcelo und Ronaldo sorgten dann für das etwas zu hohe Endergebnis. Trotz der Enttäuschung von Lissabon konnte Atléti auf eine historisch gute Spielzeit zurückblicken, welche fast sogar mit dem „großem Double“ geendet wäre. Ein Nachteil davon: Die herausragenden Leistungen der einzelnen Akteure blieben logischerweise auch anderen Klubs nicht verborgen. So konnte sich Chelsea im Halbfinale der Königsklasse beispielsweise hautnah von der Qualität der Spieler überzeugen, als die „Blues“ gegen die Spanier den Kürzeren zogen.

José Mourinho schien jedenfalls nachhaltig beeindruckt zu sein und verpflichtete mit Costa und Filipe Luís gleich zwei absolute Stammspieler aus Atléticos Reihen. Dazu holten die Londoner die Leihgabe Courtois nach drei Jahren in die englische Hauptstadt zurück, wo der Belgier das Erbe von Petr Cech antreten sollte. Auch Turan verließ zeitnah die „Rojiblancos“, wenngleich auch erst ein Jahr später, in Richtung FC Barcelona. Wie schon beim Falcao-Abgang zeigte sich aber das hervorragende Scouting der Madrilenen: Die entstandenen Lücken wurden in jenem Sommer 2014 mit Spielern wie Antoine Griezmann (Real Sociedad/30 Millionen Euro) oder Jan Oblak (Benfica/16 Millionen Euro) gefüllt, die bis zum heutigen Tag noch Stützen des Teams sind.

(Photo by DANI POZO/AFP/Getty Images)

Auch Simeone ist nach wie vor in der spanischen Hauptstadt tätig und hält Atléti seit Jahren stets in den Top 3 der Liga. Das Sammeln von Titeln hat sich im Vergleich zu seinen ersten drei Jahren aber ein wenig eingestellt. So verlor man im Finale der Champions League 2016 erneut gegen Real, dieses Mal im Elfmeterschießen. Nach vier Jahren Wartezeit kam im Mai 2018 mit dem Gewinn der Europa League dann endlich eine weitere Trophäe hinzu. Zudem rächte man sich, wenn auch nur in marginaler Weise, an den „Königlichen“ durch den Gewinn des europäischen Supercups vor der Saison 2018/19. Dass in diesem Jahr noch ein weiterer Titel hinzukommt, ist aber eher fraglich, beträgt der Abstand zu Barcelona in La Liga vor der Partie am 6. April schon acht Punkte, dazu ist Atlético bereits aus der Copa del Rey sowie aus der Königsklasse ausgeschieden. Allerdings haben die „Rojiblancos“ schon vor etwa fünf Jahren bewiesen, dass sie im Camp Nou für ein Wunder sorgen können – am 17. Mai 2014: Als Atlético im Camp Nou Meister wurde.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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