Spotlight

Weißt du noch? 10. Februar 2008: Fabian Ernst wird zum Schalker Derbyheld

22. Oktober 2020 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Das Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 schrieb in der Vergangenheit bereits zahlreiche Geschichten. Im Februar 2008 wurde ein Mittelfeldspieler der Königsblauen zum Helden: Fabian Ernst. Wir blicken zurück.

  • Dortmunds Dede fliegt vom Platz
  • Asamoah überzeugt
  • Ernst wird zum spielentscheidenden Mann

Die Vorzeichen: BVB mit großem Rückstand

Das Revierderby in Dortmund fand am zweiten Spieltag der Rückrunde der Saison 2007/08 statt. Die Vorzeichen hätten unterschiedlicher kaum sein können. Der Gastgeber stand auf Platz zwölf, musste mit 22 Punkten aus 18 Spielen eher nach unten schauen, während Schalke 04 mittendrin war im Kampf um die Teilnahme an der Champions League.

Die Königsblauen gewannen ihren Rückrundenauftakt überzeugend mit 4:1 gegen den VfB Stuttgart und wurden dabei von einem überragenden Kevin Kuranyi angeführt. Blöd nur, dass dieser bei einem seiner beiden Treffer eine gelbe Karte sah, weil er sich das Trikot ausgezogen hatte. Kuranyi fehlte somit im Derby gesperrt. Dortmund bekam es zum Start in die zweite Halbserie auswärts mit dem MSV Duisburg zu tun, konnte aber nicht für Furore sorgen. Ein später Doppelpack von Diego Klimowicz sicherte dem BVB beim 3:3 immerhin einen Punkt. Form und Tabelle sprachen also recht deutlich für Schalke 04.

Das Derby: Aufstellungen und Torfolge

Borussia Dortmund: Ziegler (46. Bade) – Rukavina, Amedick, R. Kovac, Dede – Kehl, Tinga, Kringe (71. Buckley), Federico – Klimowicz (17. Frei), Petric

Bank: Wörns, Hummels, Kruska, Valdez

Trainer: Thomas Doll

FC Schalke 04: Neuer – Rafinha, Bordon, Krstajic, Westermann – Jones, Ernst, Rakitic (77. Streit), Kobiashvilli – Asamoah (85. Larsen), Halil Altintop (69. Sanchez)

Bank: Schober, Höwedes, Ze Roberto, Lövenkrands

Trainer: Mirko Slomka

Gelb: Kehl, Frei – Schober, Jones, Bordon

Rot: Dede 

Torfolge: 0:1 Asamoah (19.), 1:1 Federico (21.); 1:2 Amedick (ET, 30.); 2:2 Petric (50.); 2:3 Ernst (82.)

Hektik schon zu Beginn

Borussia Dortmund, in der Tabelle deutlich schlechter positioniert als Schalke 04, wollte in diesem Heimspiel keine Zweifel aufkommen lassen. Der BVB trat sehr engagiert auf, führte viele Zweikämpfe und versuchte Schalke so zu beeindrucken. Den ersten Schuss in einer hektischen Anfangsphase gab aber Gerald Asamoah, Stürmer der Gäste ab.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Dortmund wirkte zwar motiviert, aber dennoch nicht ganz sattelfest. Asamoah erzielt nach einem missglückten Befreiungsschlag des Dortmunder Torhüters Marc Ziegler, der sehr wackelig wirkte, einen Abseitstreffer, kurz danach parierte der Schlussmann des BVB nach Einladung von Robert Kovac einen Kopfball von Halil Altintop nach einer Flanke von Ivan Rakitic. Schalke 04 kam quasi unfreiwillig zu einem signifikanten Chancenplus. 

Nach der frühen verletzungsbedingten Auswechslung von Klimowicz musste Dortmund einen weiteren Schock verdauen. Altintop übte Druck auf Martin Amedick aus, der auch prompt einen Fehler machte. Asamoah war schneller als Ziegler – und schon zum 0:1 ein. Schalke ging verdient in Führung, quasi in den Jubel der Königsblauen hinein fiel aber schon der Ausgleich. Giovanni Federico bediente Alexander Frei, Rafinha störte zwar, der Ball kam aber erneut zu Federico, der aus rund 16 Metern den Ausgleich erzielen konnte.

Dortmunder Abwehr bleibt ein Problemfaktor

Schiedsrichter Peter Gagelmann hatte viel zu tun. Dortmund wollte das Spiel unbedingt gewinnen, Schalke oben dranbleiben. Die Gemüter waren erhitzt, viele Freistöße wurden gepfiffen. Nach einem dieser Freistöße fiel dann das 1:2. Rakitic schlug die Kugel in den Strafraum und wiederum war es Amedick, der eine unglückliche Figur machte und den Ball in das eigene Tor ablenkte. 

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Dortmund fiel wenig ein, die Schalker Abwehr um Mladen Krstajic und Marcelo Bordon verteidigte sehr aufmerksam. Ein Weitschuss von Florian Kringe sorgte nicht für Gefahr, zu allem Überfluss musste beim BVB auch noch der zweite verletzungsbedingte Wechsel vorgenommen werden. Torhüter Ziegler musste in der Halbzeit ausgewechselt werden, für ihn kam Alexander Bade in die Partie. 

Dortmunder Hoffnungsschimmer

Nach der Pause wendete sich das Blatt etwas. Der BVB kam mutiger aus der Kabine, schien von Trainer Thomas Doll noch einmal motiviert worden zu sein. Schalke wirkte etwas überrumpelt, hatte plötzlich defensive Schwierigkeiten mit wild anstürmenden Gastgebern.

Ein über Tinga vorgetragener Angriff sorgte dafür, dass Frei sehr gut freigespielt wurde. Der Schweizer zog in Richtung Grundlinie, bediente Mladen Petric mit einer sehr guten Flanke und der Stürmer ließ sich nicht zweimal bitten und köpfte zum 2:2 ein. Jetzt entwickelte sich das Spiel, das alle erhofft hatten. Beide Teams spielten nach vorne, beide hatten Selbstvertrauen, was zumindest bei den Gastgebern etwas überraschend kam. Ein prickelndes Derby entwickelte sich, Federico hatte sogar die Führung für den BVB auf dem Fuß, scheiterte aber an Manuel Neuer. 

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Schalke kam durch zwei Rakitic-Freistöße zu Chancen, doch das Publikum in Dortmund merkte, dass der BVB am Drücker war. Angestachelt von pfeifenden, singenden und anfeuernden Fans wurde das Spiel immer intensiver – und leider auch härter. Dede foulte Rakitic eine gute Viertelstunde vor dem Ende grob, Gagelmann zückte die rote Karte. Die Ereignisse überschlugen sich, selbst die Ersatzspieler wollten ihre Meinung kundtun. Mathias Schober, Ersatztorhüter von Schalke, sah im Zuge dessen auch noch die gelbe Karte. 

Fabian Ernst: Der Derbyheld, den niemand auf der Rechnung hatte

Die Schlussphase war angebrochen und der BVB in Unterzahl. Verzweifelt versuchten sich die Gastgeber, gegen eine Niederlage zu stemmen, aber Schalke erarbeitete sich sukzessive wieder Vorteile. Rafinha setzte Asamoah in Szene, der sich mit seiner ganzen Wucht durchsetzte und noch eine Flanke in Richtung Fabian Ernst spielen konnte. Der laufstarke Mittelfeldspieler, alles andere als ein Torschütze vom Dienst, schoss dem Ball mit links in das Tor. Bade war geschlagen, Dortmund lag mit 2:3 zurück und hatte nun 13 Punkte Rückstand auf Schalke 04. 

(Photo by Patrik Stollarz/Bongarts/Getty Images)

Der BVB warf natürlich noch einmal alles nach vorne, die restlichen Offensivbemühungen waren aber erfolglos, scheiterten entweder an eigener Ungenauigkeit oder an Manuel Neuer. So wurde Ernst im Februar 2008 zum Derbyhelden für Königsblau.

Die Nachwirkungen: Dortmunder Tristesse, Schalke auf Platz drei

Schalke sprang durch den Sieg in Dortmund auf Platz drei. Diesen hatte der Klub aus Gelsenkirchen auch am Ende der Saison inne. Mit 64 Punkten musste man nur Werder Bremen (66) und dem Meister FC Bayern (76) den Vorzug lassen. In der Qualifikationsrunde zur Champions League scheiterte Schalke allerdings (1:0, 0:4) gegen Atletico Madrid.

Diese Probleme hätte Dortmund gerne gehabt. Auch die restliche Saison verlief unkonstant und instabil. 40 Punkte, Platz 13: Die Spielzeit 2007/08 war eine schwierige für den BVB. Immerhin wurde das Endspiel im DFB-Pokal erreicht. Dort traf man auf Meister Bayern München und absolvierte eines der besten Spiele der ganzen Saison. Erst in der Verlängerung hatte die Borussia mit 1:2 das Nachsehen. Doll musste nach der Saison seinen Posten räumen, ein gewisser Jürgen Klopp übernahm. Und die Dinge nahmen ihren Lauf…

Mehr News und Storys rund um den internationalen Fußball

(Photo by Patrik Stollarz/Bongarts/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel