Was ist dran? „Der FC Bayern will Henrichs als Lahm-Nachfolger“

8. Februar 2017 | Was ist dran? | BY Christoph Albers

Philipp Lahm wird im Sommer seine Karriere beenden, das bestätigte der Kapitän des FC Bayern nach dem gestrigen Pokalspiel gegen den VfL Wolfsburg. Heute, nur einen Tag später, gibt es schon die ersten Gerüchte, wer sein Nachfolger auf der rechten Abwehrseite der Münchner werden könnte. Der Name Benjamin Henrichs wird dabei an erster Stelle genannt. Was ist dran?

 

Gerücht

Laut der „Sport Bild“ hat der FC Bayern Leverkusens Benjamin Henrichs für die neuerdings vakante Position des Rechtsverteidigers im Visier. Dem Bericht zufolge sollen die Verantwortlichen des FCB sogar schon Gespräche mit Bayer 04 aufgenommen haben, um die Möglichkeit eines Wechsels auszuloten. Ursprünglich sei der Transfer für den Sommer 2018 vorgesehen gewesen sein, durch den vorzeitigen Rücktritt Lahms wolle man ihn aber schon im kommenden Sommer verpflichten.

 

Quelle

Die „Sport Bild“ gilt als gut vernetzt im Umfeld des FC Bayern und landete in der Vergangenheit auch schon den einen oder anderen Treffer. Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass solche Berichte nicht immer zutreffen.

 

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Analyse

Der Bedarf des FC Bayern ist offensichtlich. Lahm füllte die Position des Rechtsverteidigers jahrelang auf absolutem Top-Niveau aus, nach seinem Rücktritt steht kein entsprechender Ersatz bereit, sodass man auf jeden Fall nachrüsten muss. Backup Rafinha genügt den hohen Ansprüchen an einen Stammspieler nicht, auch wenn er die Position durchaus gut ausfüllen kann, aber auch er hat mit seinen 31 Jahren keine große Perspektive mehr. Sein Vertrag läuft noch bis 2018, bis dahin wird er wohl weiterhin als Backup agieren. Für eine interne Lösung wäre er also nicht der geeignete Kandidat. Dafür käme schon eher Joshua Kimmich in Frage. Kimmich bekleidete diese Position zuletzt auch bei der Nationalmannschaft und könnte seine Stellung sicherlich festigen, wenn er auch beim FC Bayern dort aufgeboten würde. Für ihn könnte eine „Versetzung“ also durchaus Sinn machen und attraktiv sein. Unter Carlo Ancelotti kam er aber nur in Ausnahmefällen dort zum Einsatz, er wurde eigentlich eher im Mittelfeld eingesetzt und das sogar deutlich offensiver als gewohnt. Es bleibt also äußerst fraglich, ob man ihn wirklich zum Rechtsverteidiger macht und, ob er dort auch dauerhaft das geforderte Niveau auf den Platz bringen kann. Diese Option ist denkbar, aber nicht die wahrscheinlichste.

Sollte der FC Bayern einen externen Nachfolger verpflichten wollen, drängt sich der Name Henrichs geradezu auf. Es würde zur Transferstrategie des Rekordmeister passen, schließlich ist man immer bemüht die besten und talentiertesten deutschen Spieler für sich zu gewinnen. Auf dieser Position gehört der 19-jährige Henrichs mit Sicherheit dazu, nicht umsonst schaffte er zuletzt auch den Sprung ins Nationalteam. Dazu kommt, dass es in Deutschland nicht viele Alternativen gibt, das ins Profil passen. Mitchell Weiser war bereits bei den Bayern, wurde aber „weg geschickt“, Lukas Klostermann und Felix Passlack sind noch nicht so weit in ihrer Entwicklung und auch ansonsten gibt es da wenig Gedränge. Auch international gibt es nur eine sehr, sehr begrenzte Auswahl, die für den FC Bayern überhaupt in Frage kommen. Und diese Spieler sind in der Regel auch nicht verfügbar (z.B. Bellerin). Henrichs dürfte also die 1A-Alternativen für den FC Bayern darstellen.

(Photo credit should read STR/AFP/Getty Images)

Mit dem erfahrenen Rafinha als Backup und der Option Kimmich in der Hinterhand dürfte man Henrichs auch eine entsprechende Eingewöhnungszeit gewähren. An seinem Potenzial, dass ihn zu einem der Besten auf dieser Position machen könnte, gibt es ja ohnehin kaum Zweifel. Für ihn selbst dürfte ein Wechsel zum FC Bayern sowohl sportlich, als auch finanziell sicherlich attraktiv sein, zumal sich Bayer wohl nicht erneut für die Champions League qualifizieren wird.

Fraglich ist aber, ob Bayer 04 Henrichs im Sommer ziehen lassen würde. Er ist noch bis 2020 an die „Werkself“ gebunden, sodass kein großer Druck besteht ihn zu verkaufen. Die Bayern müssten also eine beachtliche Summe aufbringen, um Bayer von einem Verkauf zu überzeugen. Angesichts der finanziell sehr komfortablen Lage des FC Bayern, dürfte das aber machbar sein. Für Bayer 04 wäre eine große Transfereinnahme sicherlich auch hilfreich, wenn man denn auf die CL-Einnahmen verzichten muss. Mit Ömer Toprak verlässt aber bereits ein Stammspieler den Verein, ein zweiter herber Verlust würde ihnen also sehr wehtun. Trotzdem erscheint mir ein Transfer, falls die Bayern es wirklich wollen, machbar zu sein, auch wenn er teuer werden dürfte.

 

Fazit

Die Bayern werden sich mit Sicherheit mit der Personalie Henrichs auseinandergesetzt haben. Er passt genau ins Profil und ist somit fast schon ein logisches Ziel. Ob bereits Gespräche stattgefunden haben können wir natürlich nicht final beurteilen, aber vorstellbar ist auch das. Insgesamt können wir uns diesen Transfer sehr gut vorstellen. Das Interesse seitens des FCB ist aber in jedem Fall höchstwahrscheinlich.

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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