Molde FK gegen Hoffenheim – Bleibt die TSG in der Europa League ungeschlagen?

18. Februar 2021 | Spieltag | BY Gero Lange

Vorschau | In der Zwischenrunde der Europa League spielt die TSG Hoffenheim heute gegen den norwegischen Vizemeister Molde FK. Aufgrund der verschärften Einreisebestimmungen bedingt durch die Corona-Pandemie findet die Partie im Stadion des spanischen Erstligisten FC Villarreal statt.

Anstoß der Partie ist am Donnerstag, 21:00 Uhr. Das Spiel wird live bei DAZN übertragen (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Molde FK ist der ehemalige Verein von Erling Haaland (20)
  • Die norwegische Eliteserien trägt ihre Spielzeiten in einem Kalenderjahr aus
  • Die TSG Hoffenheim blieb in der Gruppenphase der Europa League ungeschlagen (5S, 1U)

Vor der Partie zwischen Molde und Hoffenheim haben wir uns außerdem die Expertise von Jakob Uebel, Redakteur des Hoffenheimer Fanportals Hoffenews, eingeholt.

Molde FK – Besondere Umstände bei der Spielvorbereitung

Der norwegische Vizemeister Molde FK befindet sich aktuell in einer besonderen Situation. Da in der heimischen Eliteserien die Spielzeiten innerhalb eines Kalenderjahres ausgetragen werden, ruht der Ligabetrieb derzeit. Das Team von Trainer Erling Moe (50) befindet sich mitten in der Pause zwischen zwei Saisons. Das letzte Spiel des Jahres 2020 gegen Sarpsborg 08 FF ging am 19. Dezember 2020 über die Bühne, der Auftakt in die neue Spielzeit gegen Vålerenga Fotball ist erst für den fünften April angesetzt.

Nun steht das Spiel in der Europa League gegen die TSG Hoffenheim an. Aufgrund der norwegischen Einreisebestimmungen hätte die Hoffenheimer Mannschaft nach Einreise zehn Tage lang in Quarantäne gemusst. Deshalb findet das Spiel nun in Spanien, genauer gesagt im Stadion des FC Vilarreal statt. Molde ist also nicht nur nicht im geregelten Spielbetrieb, sondern hat auch kein wirkliches Heimspiel.

Die Vorbereitung auf das Spiel erfolgte durch Freundschaftsspiele gegen andere norwegische Mannschaften. Zudem reiste Molde bereits am vergangenen Sonntag nach Spanien. Die Tage dort sollen ebenfalls für weitere intensive Trainingseinheiten genutzt werden. Auch nach dem Spiel werden die Norweger in Spanien bleiben und in der nächsten Woche von dort aus direkt zum Rückspiel nach Deutschland reisen.

Im Kader stehen mit Birk Risa (23) und Mathis Bolly (30) zwei Spieler, die bereits auch schon in Deutschland gespielt haben. Risa wechselte 2014 aus seinem Heimatland Norwegen in die Jugend des 1.FC Köln. Bis zu seinem Abschied im Jahr 2018 kam er für die Profis des „Effzeh“ zu zwei Einsätzen in der Bundesliga. Bolly spielte von Januar 2013 bis zum Sommer 2016 3,5 Jahre für Fortuna Düsseldorf und im Anschluss zwei Jahre für die SpVgg Greuther Fürth. In der Zeit brachte er es auf sieben Bundesligaspiele und 59 Einsätze in der zweiten Liga.

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

Generell setzt Trainer Moe auf eine 4-2-3-1-Formation. Spielmacher ist der erfahrene Magnus Wolff Eikrem (30) auf der Zehner-Position, der zeitgleich auch der Kapitän der Mannschaft ist. In der abgelaufenen Spielzeit kam er auf sieben Tore und 15 Vorlagen in 27 Spielen, auch in der Gruppenphase der Europa League verzeichnete er fünf Scorer (drei Tore, zwei Vorlagen) in sechs Spielen. Molde ist für einen geradlinigen, technisch sauberen Fußball bekannt. Das trifft auf viele skandinavische Teams zu, einfach wird es für die TSG also keinesfalls.

Im Sturm wechselte der beste Torschütze der vergangenen Spielzeit Leke James (28, 13 Treffer) im Januar nach Saudi-Arabien. Dafür steht Ohi Omoijuanfo (27) bereit, der in der vergangenen Spielzeit zwölf Treffer erzielte und auch in der Gruppenphase drei Tore beisteuerte. In Gruppe B qualifizierte sich Molde hinter Arsenal als Gruppenzweiter für die Zwischenrunde. Dabei ließ man Rapid Wien und Dundalk FC hinter sich, zeigte grundsolide Leistungen. Die Rollenverteilung ist allerdings klar, Molde ist Außenseiter.

TSG Hoffenheim – Gehen die Festspiele in der Europa League weiter?

Bei der TSG Hoffenheim läuft in dieser Saison nicht alles wie gewünscht. Durch mehrere Corona-Fälle im Team und vielen verletzungsbedingten Ausfällen steht das Team von Trainer Sebastian Hoeneß (38) derzeit nur auf dem zwölften Tabellenplatz, der sechste Rang der Vorsaison ist zehn Zähler entfernt.

Eine willkommenen Ablenkung zum tristen Bundesliga-Alltag waren da bisher die Abende in der Europa League. Die Gruppenphase in Gruppe L wurde mit bravourösen 16 Zählern aus sechs Spielen abgeschlossen. Noch beeindruckender war allerdings das Torverhältnis. Bei 17 selbst erzielten Treffern wurden im Gegenzug nur zwei Tore kassiert.

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Dieser sportliche Erfolg ist umso höher zu bewerten, da Hoeneß es in diesen Europa-League-Wochen schaffte, die Belastung für alle Spieler im Kader zu dosieren. So wurden immer wieder junge Spieler in die erste Elf eingebaut, was wie sich herausstellte den Erfolg nicht schmälerte. Marco John (18), der vor zwei Wochen seinen ersten Profivertrag unterschrieb, sammelte seine ersten Erfahrungen im Herrenbereich beispielsweise in der Europa League. Aber auch weitere junge Talente wie Maximilian Beier (18) und Melayro Bogarde (18) sammelten ihre Spielpraxis bei den Profis in dieser Saison vorwiegend in der Europa League.

Trotz Platz 12: Hoffenheim bleibt ruhig – Trainer Hoeneß steht nicht zur Debatte

Im Vorfeld des Spiels hatten wir die Gelegenheit mit Jakob Uebel vom Hoffenheimer Fanportal Hoffenews über die aktuelle Situation der TSG zu sprechen. Dabei ging es um die bisherige Saison, Trainer Hoeneß und die Favoritenrolle in den Spielen gegen Molde FK.

Die Gruppenphase in der Europa League wurde mit 16 Punkten aus sechs Spielen herausragend abgeschlossen und zählte bislang zu den sportlichen Highlights in dieser Saison. Hat sich der Stellenwert des Wettbewerbs dadurch nochmal erhöht und wird er mit einer besonderen Wichtigkeit angegangen?

Nur bedingt. Einerseits war eine derart positive Bilanz definitiv unerwartet – immerhin gab es in der Gruppe mit Roter Stern Belgrad und KAA Gent sogar zwei Teams mit reichlich Erfahrung in der Champions League. Und die TSG ihrerseits hatte gerade im Herbst vergangenen Jahres schwer mit Ausfällen zu kämpfen. Dass die Rotation so in sich aufgegangen ist, war nicht selbstverständlich. Andererseits steckte Gent sportlich in einer absoluten Krise und auch Roter Stern spielte mehr als enttäuschend. Das nahezu perfekte Abschneiden darf man den Hoffenheimern somit definitiv hoch anrechnen, überbewerten sollte man den Erfolg allerdings nicht. Ob sich dadurch wirklich der Stellenwert verändert hat, ist schwer zu sagen. Nach wie vor hat die Bundesliga oberste Priorität und angesichts der vielen Ausfälle müssen Leistungsträger notfalls unter der Woche geschont werden. Wenn man erstmal das Achtel-, oder Viertelfinale erreicht, könnte sich das natürlich ändern. Alleine schon wegen der lockenden Prämien.

In der Liga belegt die TSG Hoffenheim lediglich Platz zwölf mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Hätte ein Ausscheiden in der Zwischenrunde der Europa League möglicherweise auch Auswirkungen auf den Job von Trainer Sebastian Hoeneß?

Ich glaube in der noch jungen Europapokal-Historie der TSG bestand bislang noch nie eine Pflicht, weiterzukommen. Noch unter Nagelsmann kam man schon nicht über die Gruppenphase der Europa (später auch Champions) League hinaus und der Kader ist seitdem nicht besser – die Gegner nicht schwächer geworden. Von den Kraichgauern darf erwartet werden, den Europapokal ernst zu nehmen und ihn nicht als reine „Nachwuchsspieler-Spielzeit-Chance“ anzusehen. Und unabhängig davon ist Hoeneß‘ Position wohl wesentlich weniger gefährdet als es für Außenstehende erscheinen mag. Erst vor kurzem stellte sich der Klub nochmal klar hinter den 38-Jährigen. Natürlich rennt er mit der TSG aktuell den eigenen Erwartungen hinterher, dass der Verein dabei allerdings Monat für Monat mit Corona-Infizierten, Verletzten und mangelndem Spielglück zu kämpfen hat, wissen die Vereinsbosse nur zu gut. Hoffenheim ist eigentlich nicht dafür bekannt, Trainer voreilig zu entlassen und gerade unter diesen Umständen würde ein Wechsel vor allem für zusätzliche Unruhe sorgen.

Auch wenn man einen Gegner nie unterschätzen sollte. Sehen Sie das Weiterkommen ernsthaft in Gefahr oder gibt es keinen Grund, warum Hoffenheim seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden sollte?

Ein Grund könnte sein, dass die TSG selten gut mit der Favoritenrolle zurechtkommt. Schon seit mindestens zwei Spielzeiten ist immer wieder zu erkennen, dass man Schwierigkeiten mit eigenem Ballbesitz hat. Zuletzt trat das vor allem beim Ausscheiden gegen Fürth im Pokal, oder beim kläglichen 0:4 auf Schalke auf. Und auch generell neigen Bundesligisten in der Europa League gerne dazu, vermeintlich unbekannte Gegner zu unterschätzen. Molde hat sich im bisherigen Wettbewerb gut angestellt und wird alles geben. Dass Hoffenheim auf dem Papier natürlich tonangebend sein sollte, ist klar. Auch wenn man aktuell geschwächt ist – ein Ausscheiden gegen einen Verein mit einem geschätzten Gesamtmarktwert von ca. 15 Millionen Euro wäre schon eine kleine Blamage.

Mögliche Aufstellungen: 

Molde FK: Linde – Pedersen, Gregersen, Sinyan, Risa – Hussain, Aursnes – Hestad, Eikrem, Ellingsen – Omoijuanfo 

TSG Hoffenheim: Baumann – Richards, Posch, Bogarde – Kaderabek, Rudy, Samassekou, John – Baumgartner – Beier, Dabbur

Mehr News und Stories rund um den internationalen Fußball

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Gero Lange

Fußballbegeistert seit der Heim-WM 2006. Großer Fan von Spektakelfußball mit vielen schönen Toren, am liebsten aus der Distanz. Seit 2020 bei 90PLUS


Ähnliche Artikel