U21-EM Vorschau: Gruppe D mit England, Portugal, Schweiz und Kroatien

23. März 2021 | Vorschauen | BY Lukas Heigl

Vorschau | Ab dem 24. März findet die U21-Europameisterschaft in Slowenien und Ungarn statt. In der Gruppe D treffen England, die Schweiz, Portugal und Kroatien aufeinander.

U21-Europameisterschaft, Gruppe D: Der Spielplan

England – Schweiz (25.03., 15:00 Uhr)

Portugal – Kroatien (25.03., 21:00 Uhr)

Kroatien – Schweiz (28.03., 18:00 Uhr)

Portugal – England (28.03., 21:00 Uhr)

Schweiz – Portugal (31.03., 18:00 Uhr)

Kroatien – England (31.03., 18:00 Uhr)

England – Der Favorit:

Der Kader:

Tor: Bursik, Josef (20, Stoke City FC), Griffiths, Joshua (19, Cheltenham Town), Ramsdale, Aaron (22, Sheffield United)

Innenverteidigung: Godfrey, Ben (23, Everton FC), Guehi, Marc (20, Swansea City), Wilmot, Ben (21, Watford FC), Tanganga, Japhet (21, Tottenham Hotspur)

Außenverteidigung: Aarons, Max (21, Norwich City FC), Kelly, Lloyd (22, AFC Bournemouth), Sessegnon, Ryan (20, TSG 1899 Hoffenheim), Sessegnon, Steven (20, Bristol City FC)

Zentrales Mittelfeld: Davies, Tom (22, Everton FC), Gallagher, Conor (21, West Bromwich Albion), Jones, Curtis (20, Liverpool FC), Skipp, Oliver (20, Norwich City), Smith-Rowe, Emile (20, Arsenal FC)

Außenbahn: Eze, Ebere (22, Crystal Palace), McNeil, Dwight (21, Burnley FC), Greenwood, Mason (19, Manchester United), Hudson-Odoi, Callum (20, Chelsea FC), Madueke, Noni (19, PSV Eindhoven)

Sturm: Brewster, Rhian (20, Sheffield United), Nketiah, Eddie (21, Arsenal FC)

Der Weg zur EM:

Die Qualifikation lief für die Young Lions fast perfekt. In einer Gruppe mit Österreich, Albanien, der Türkei, dem Kosovo und Andorra gewann die Auswahl von Trainer Aidy Boothroyd (50), neun von zehn Spielen. Das einzige Unentschieden gab es am 7. Oktober 2020 in Andorra (3:3). Gerade die Offensive war sehr stark. 34 Treffer stellten die Engländer den drittbesten Angriff der Qualifikation. Defensiv hingegen besteht durchaus noch Handlungsbedarf. Neun Gegentore sind für einen Mitfavoriten nicht gerade wenige.

Und genau das sind die Engländer, Mitfavoriten auf den Turniersieg. Nachdem die Young Lions vor zwei Jahren kläglich in der Vorrunde gescheitert waren, soll es die neue Generation besser machen und den Titel nach Hause bringen. Das Spielermaterial hat man in jedem Fall.

Rekordtorjäger, Bayern-Wunschspieler und Defensiv-Allrounder – Die Schlüsselspieler:

Offensiv ist vieles auf Arsenals Eddie Nketiah ausgelegt. Der Mittelstürmer traf in neun Partien starke 13-mal und ist mit insgesamt 16 Treffern der Toptorschütze in der Geschichte der englischen U-21-Nationalmannschaft. Auch ansonsten ist die englische Auswahl gespickt mit Toptalenten. Viele Spieler gehören bereits zum erweiterten Stammpersonal der Topteams der Premier League.

 

 

Abwehrchef Ben Godfrey, der vor der Saison von Absteiger Norwich City nach Everton gewechselt ist, spielt nach anfänglichen Problemen inzwischen nahezu jedes Spiel. Der gelernte Innenverteidiger ist dabei sehr variabel einsetzbar und kann auch auf beiden Außenbahnen agieren. Bei Everton spielte er in dieser Saison elfmal als Innenverteidiger, achtmal als Linksverteidiger und zweimal als Rechtsverteidiger.

Flügelspieler Callum Hudson-Odoi, an dem der FC Bayern München vor allem im Januar 2020 sehr stark interessiert war, spielt seit dem Trainerwechsel hin zu Thomas Tuchel (47) eine große Rolle bei Chelsea. In sechs der zehn Ligaspiele stand der Hudson-Odoi in der Startelf, lediglich einmal wurde er nicht eingesetzt.

Doch die Engländer haben auch einige Ausfälle zu beklagen. Mit James Justin (23) und Tariq Lamptey (20) fällt das nominelle Außenverteidiger-Duo aus.

Kroatien – Außenseiter mit Verletzungspech:

Der Kader:

Tor: Semper, Adrian (23, Cievo Verona), Kotarski, Dominik (21, Ajax Amsterdam), Nevistic, Ivan (23, HNK Rijeka)

Innenverteidigung: Erlic, Martin (23, Spezia Calcio), Vuskovic, Mario (19, HNK Hajduk Split), Krizmanic, Kresimir (20, HNK Gorica), Sverko, Marin (23, 1. FC Saarbrücken)

Außenverteidigung: Colina, David (20, Hajduk), Bradaric, Domagoj (21, LOSC Lille)

Defensives Mittelfeld: Moro, Nikola (23, Dinamo Moskau), Zaper, Mihael (22, NK Osijek), Franjic, Bartol (21, Dinamo Zagreb), Sucic, Luka (18, Red Bull Salzburg), Nejasmuc, Darko (22, HNK Hajduk Split), Bistrovic, Kristijan (23, Dinamo Zagreb), Babec, Hrvoje (20, Gorica)

Offensives Mittelfeld: Ivanusec, Luka (22, Dinamo Zagreb), Majer, Lovro (23, Dinamo Zagreb), Spikic, Dario (21, HNK Gorica)

Sturm: Musa, Petar (23, 1. FC Union Berlin), Vizinger, Dario (22, Wolfsberger AC), Kulenovic, Sandro (21, HNK Rijeka), Divkovic, Marko (21, DAC Dunajska Streda)

Der Weg zur EM:

Die Kroaten konnten sich erst auf den letzten Drücker für die Europameisterschaft qualifizieren. In der ausgeglichensten Gruppe der Qualifikation kämpften sie mit Tschechien und Schottland nahezu Kopf-an-Kopf um die maximal zwei Turnierplätze. Am vorletzten Spieltag holte man trotz zwischenzeitlicher 2:0-Führung nur einen Punkt in Schottland (2:2), wodurch Kroatien am letzten Spieltag Schützenhilfe von Griechenland benötigte. Man selbst machte seine Hausaufgabe gegen Litauen (7:0). Und so waren alle Blicke nach Athen gerichtet. Und die Griechen schafften es tatsächlich, sie schlugen Schottland mit 1:0 und schickten die Kroaten somit zur Europameisterschaft.

Fast alle Schlüsselspieler fallen aus:

Einer der wichtigsten Spieler wird der Mannschaft in der Gruppenphase gar nicht zur Verfügung stehen. Der Stuttgarter Borna Sosa kassierte im Quali-Spiel in Schottland eine rote Karte und wurde für drei Spiele gesperrt. Der offensivstarke Linksverteidiger, der in dieser Saison in der Bundesliga bereits bei acht Torvorlagen steht, hätte also ohnehin nur gegen die Engländer mitwirken können. Nun zog sich Sosa im letzten Ligaspiel gegen den FC Bayern München (0:4) auch noch eine Verletzung zu und wird gar nicht erst zur Mannschaft stoßen.

Einen wichtigen Part in der Defensive hätte Josko Gvardiol einnehmen sollen. Der Innenverteidiger, der auch auf der linken Seite spielen kann, wechselte im vergangenen September für 16 Millionen Euro nach Leipzig. Um Spielpraxis zu sammeln, wurde er noch ein Jahr zu Dinamo Zagreb zurück verliehen. Dort ist der Linksfuß gesetzt und konnte seine Qualitäten auch in der Europa League unter Beweis stellen. Leider wird er trotz Nominierung ausfallen und nicht teilnehmen können.

Offensiv ist der wichtigste Spieler der Mannschaft von Trainer Igor Biscan (42) ein Teamkollege von Gvardiol, nämlich Luka Ivanusec. Ivanusec zeigte sich in der Qualifikation sehr auffällig, insgesamt war er an elf Treffern direkt beteiligt (sieben Tore, vier Vorlagen). Auch bei Zagreb ist er wie Gvardiol ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft.

Fehlen wird den Kroaten auch noch ihr Abwehrchef Bosko Sutalo (21). Der Innenverteidiger, der in der Qualifikation die meisten Minuten aller Spieler absolvierte und im Januar 2020 für vier Millionen Euro zu Atalanta Bergamo in die Serie A gewechselt war, laboriert an einem Knöchelbruch, der ihn bis Anfang April außer Gefecht setzen wird. Insofern müssen sich also andere Spieler in den Vordergrund spielen, zum Beispiel Lovro Maier, torgefährlicher Mittelfeldspieler von Dinamo Zagreb.

Portugal – Die nächste goldene Generation?

Der Kader:

Tor: Costa, Diogo (21, FC Porto), Maximiano, Luis (22, Sporting Lissabon), Virginia, Joao (21, Everton FC)

Innenverteidigung: Leite, Diogo (22, FC Porto), Djalo, Tiago (20, LOSC Lille), Queiros, Diogo (22, FC Famalicao)

Außenverteidigung: Dalot, Diogo (21, AC Mailand), Tavares, Tomas (20, SC Farense), Correia, Thierry (22, FC Valencia), Pereira, Pedro (23, FC Crotone)

Zentrales Mittelfeld: Florentino (21, AS Monaco), Fernandes, Gedson (22, Galatasaray Istanbul), Vitinha (21, Wolverhampton Wanderers), Braganca, Daniel (21, Sporting Lissabon), Soares, Filipe (21, Moreirense FC)

Außenbahn: Vieira, Fabio (20, FC Porto), Conceicao, Chico (18, FC Porto), Jota (21, Real Valladolid), Fernandes, Joelson (18, Sporting Lissabon), Trincao (21, FC Barcelona), Goncalves, Pedro (22, Sporting Lissabon), Filipe, Joao (21, Real Valladolid)

Sturm: Leao, Rafael (21, AC Mailand), Tomas, Tiago (18, Sporting Lissabon), Mota, Dany (22, AC Monza)

Der Weg zur EM:

Zwar mussten die Portugiesen aufgrund der schlechteren Tordifferenz der Niederlande in der Qualifikation den Vortritt lassen, dennoch war die Teilnahme an der Europameisterschaft nie gefährdet. Neun Siege aus zehn Spielen sorgten dafür, dass Portugal 17 Punkte Vorsprung auf die auf Platz drei eingelaufenen Norweger hatte.

 

 

Die beiden Spiele gegen die Niederlande waren auf extrem hohen Niveau und zeigten bereits an, dass mit beiden Mannschaften durchaus zu rechnen ist, wenn es um die vorderen Plätze bei der Endrunde geht. In Doetinchem verloren die Portugiesen aufgrund zweier Gegentore in den Schlussminuten mit 2:4, das Rückspiel zu Hause in Barcelos gewann die Mannschaft von Trainer Rui Jorge (47) hingegen dank zweier Tore von Fabio Vieira (20) mit 2:1.

Stammspieler in Mailand, Erbe der Zaubermaus – Die Schlüsselspieler:

Der größte Name im Kader der Portugiesen ist der von Rafael Leao. Der Offensivallrounder spielt für den italienischen Traditionsclub AC Mailand. Dort ist der 1,88 Meter große Leao gesetzt. In der Liga und der Europa League stand er in jedem Spiel, das er nicht verletzt oder gesperrt fehlte, auf dem Feld. Fünf Tore und fünf Vorlagen lieferte er bisher in der Serie A. Für Portugals U-21 will es hingegen noch nicht so klappen, erst ein Treffer steht in zwölf Einsätzen zu Buche.

Als Abwehrchef und Kapitän führt Diogo Queiros die Mannschaft aufs Feld. Der beim FC Porto ausgebildete Innenverteidiger spielte letzte Saison leihweise in Belgien und war dort Stammspieler. Im Oktober 2020 wechselte er ablösefrei innerhalb Portugals zum FC Famalicao, dort ist er seither absolut gesetzt.

Im Mittelfeld wirbelt Vitinha von den Wolverhampton Wanderers. Der 1,72 Meter kleine Edeltechniker wechselte im Sommer 2020 per Leihe von seinem Ausbildungsverein FC Porto nach England, die Wolves sicherten sich außerdem eine Kaufoption in Höhe von knapp 20 Millionen Euro. Dass diese gezogen wird, erscheint angesichts der bereits zwölf Einsätze in der Premier League als durchaus wahrscheinlich. Langfristig soll Vitinha die Nachfolge von Joao Moutinho (34) antreten.

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Schweiz – Das Defensivbollwerk:

Der Kader:

Tor: Fayulu, Timothy (21, FC Sion), Köhn, Philipp (22, FC Will), Racioppi, Anthony (22, Dijon FCO) 

Innenverteidigung: Bamert, Jan (23, FC Sion), Stergiou, Leonidas (19, FC St. Gallen 1879), Van der Werff, Jasper (22, FC Basel 1893), Zesiger, Cedric (22, BSC Young Boys)

Außenverteidigung: Muheim, Miro (22, FC St. Gallen 1879), Sidler, Silvan (22, FC Luzern)

Zentrales Mittelfeld: Domgjoni, Toni (22, FC Zürich), Imeri, Kastriot (20, Servette FC), Jankewitz, Alexandre (19, Southampton FC), Rieder, Fabian (19, BSC Young Boys), Sohm, Simon (19, Parma Calcio), Toma, Bastien (21, KRC Genk)

Außenbahn: Ndoye, Dan (20, OGC Nice), Okafor, Noah (20, RB Salzburg), Pusic, Petar (22, Grasshopper Club Zürich)

Sturm: Guillemenot, Jérémy (23, FC St. Gallen 1879), Mambimbi, Felix (20, BSC Young Boys), Stojilkovic, Filip (21, FC Aarau), Zeqiri, Andi (21, Brighton & Hove Albion Football Club)

Der Weg zur EM:

Die Qualifikation der Schweiz lief sehr ähnlich zu der Portugals. In einer Gruppe mit Frankreich, Georgien, der Slowakei, Aserbaidschan und Liechtenstein wurden die Eidgenossen Gruppenzweiter, gewannen jedoch neun der zehn Spiele, wodurch das Erreichen der Endrunde nie in Gefahr war. Zwölf Punkte betrug am Ende der Vorsprung auf Georgien auf Platz drei. Vor allem defensiv war die Mannschaft von Trainer Mauro Lustrinelli (45) mit lediglich acht Gegentoren bärenstark.

Photo: Imago

Es sah sogar lange Zeit gut mit dem Gruppensieg aus. Das Hinspiel gegen Frankreich konnte mit 3:1 gewonnen werden. Doch durch einen 3:1-Sieg am letzten Spieltag in Caen konnten die Franzosen aufgrund einer um vier Tore besseren Tordifferenz noch an der Schweiz vorbeiziehen konnte.

Offensiver Alleinunterhalter und ein Abwehrjuwel – Die Schlüsselspieler:

Offensiv der wichtigste Mann ist ohne Frage Andi Zeqiri. Der flexibel einsetzbare Stürmer markierte in der Qualifikation in acht Spielen neun Tore. In Kombination mit seinen 25 Torbeteiligungen in der vergangen Saison in der zweiten schweizer Liga machte er den englischen Erstligisten Brighton & Hove Albion auf sich aufmerksam. Für vier Millionen Euro wechselte Zeqiri im Sommer 2020 in die Premier League. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten steht Zeqiri inzwischen durchgehend im Spieltagskader und sammelt einige Einsätze. Wie variabel der gelernte Stürmer ist, zeigte sich, als er zuletzt bravourös als linker Außenverteidiger agierte.

Mit Leonidas Stergiou steht eines der weltweit größten Innenverteidiger-Talente im Kader der Schweizer. Der für einen Innenverteidiger recht kleine Stergiou (1,81 Meter) entwickelte sich bereits mit 17 zum Stammspieler in seinem Heimatverein FC St. Gallen. Seit inzwischen zwei Jahren ist er aus der Mannschaft des Schweizer Vizemeisters der Vorsaison nicht mehr wegzudenken. Etliche europäische Topteams waren im vergangenen Sommer bereits an ihm interessiert, doch Stergiou verlängerte im Juni 2020 entgegen der Erwartung vieler Experten nochmals seinen Vertrag bis 2024. Spätestens 2022 dürfte er jedoch den nächsten Schritt in eine der Topligen Europas gehen.

 

 

Prognose:

Die Engländer gehen als Favorit in die Gruppenphase. Doch dadurch, dass viele für die U21 spielberechtigte Spieler bereits in der A-Nationalmannschaft unterwegs sind (wie z.B. Bukayo Saka), ist der Abstand zu den anderen Teams nicht so groß, wie er sein könnte. Um den zweiten Platz im Viertelfinale dürften sich die Schweiz und Portugal streiten. Dass die beiden England aus dem Turnier werfen, erscheint ebenfalls nicht unwahrscheinlich. Die Kroaten gehen als klarer Außenseiter in die Spiele, vor allem, da sie die Ausfälle von Sosa, Gvardiol und Sutalo nicht so gut wegstecken können, wie es die anderen Teams der Gruppe könnten.

Photo: Paul Chesterton / Imago

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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