La Liga Vorschau Teil 7 | Leganes, Huesca, Rayo Vallecano und Valladolid

20. August 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es sind nur noch wenige Tage bis zum La Liga-Start und die Vorfreude steigt. Aus diesem Anlass gehen wir einmal alle Teams der spanischen Elite-Klasse durch und stellen sie euch näher vor.

CD Leganes

Der CD Leganes hatte nach der letzten Saison einigen Grund zum Jubel, denn der Klassenerhalt und der gleichzeitige Einzug ins Halbfinale der Copa del Rey sind für den kleinen Klub aus der Nähe von Madrid bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Viel mehr ist der abermalige Klassenerhalt eine kleine Sensation, wenn man bedenkt, dass Teams mit wesentlich größeren Möglichkeiten abgestiegen sind.

Trotzdem gibt es im Vorfeld der neuen Saison keinen Grund für eine übertriebene Euphorie, schließlich schloss Leganes  in den vergangenen beiden Jahren, den einzigen La Liga Saisons der Vereinsgeschichte, jeweils auf dem 17. Platz ab und sollte daher gewarnt sein, dass das Eis sehr dünn ist, auf dem man steht. Dieser Eindruck verfestigt sich, wenn man sich den Saisonverlauf der abgelaufenen Runde genauer ansieht, denn nach einem sehr guten Start ging es steil bergab und in der Rückrunde präsentierte sich die Mannschaft über Weite strecken wie ein Absteiger. Soll die Klasse in dieser Saison erneut gehalten werden, braucht es eine Trendwende – sofort.

Um diese Trendwende zu gewährleisten, wurde der Kader vor der Saison auf links gedreht. Inklusive der Leihrückkehrer wurden 17 (!) Spieler abgegeben und 18 (!) Spieler neu dazu geholt. Auf der Abgangsseite ist in erster Linie Linksverteidiger Diego Rico zu nennen, der für 12 Millionen Euro zum AFC Bournemouth gewechselt ist. Die Situation erinnert ein wenig an Levante, denn auch hier finanzieren die „Cherries“ den Kaderumbau eines spanischen Erstligisten im Wesentlichen. Doch neben Rico wurden mit Tito, Zaldua, Brasanac, Amrabat, Guerrero und Beauvue noch sechs weitere Leistungsträger verloren. Ein harter Aderlass.

Auf der anderen Seite wurden dafür aber auch einige hochinteressante und teilweise sogar recht prominente Spieler verpflichtet. Sturm-Talent Youssef En-Nesyri kam für 6 Millionen Euro aus Malaga, Flügelspieler Jose Arnaiz kam für 5 Millionen Euro von Barca B, Rechtsverteidiger Juanfran und Stürmer Diego Rolan wurden für eine Saison von Deportivo La Corinna ausgeliehen, Kenneth Omeruo kommt auf Leihbasis vom FC Chelsea und verstärkt die Innenverteidigung, „Sechser“ Ruben Perez kam ablösefrei von Granada, außerdem kommen auch noch Allan Nyom (West Brom), Mikel Vesta (Bilbao), Jonathan Silva (Sporting) und Guido Carrillo (Southampton, die „Saints“ holten ihn erst im Winter für 22 (!) Millionen Euro) auf Leihbasis.

Die Mannschaft ist also im Prinzip runderneut und muss zunächst nachweisen, dass sie funktioniert. Gerade bei einer Mannschaft, die wesentlich auf Leihspielern aufgebaut ist, darf man daran durchaus Zweifel haben. Das Grundgerüst der Mannschaft muss sich nämlich ebenfalls neu formen, abgesehen von Torhüter Serantes, Abwehrchef Siovas, Ruben Perez (der zuvor schon ausgeliehen wurde) und „Zehner“ Gabriel ist nämlich nicht viel übrig geblieben.Die zahlreichen Neuzugänge werden die Mannschaft auffüllen müssen.

Prognose

Leganes geht mit dem gewaltigen Umbruch ein großes Risiko ein, was den neuen Trainer, Mauricio Pellegrino (zuvor Southampton und Alaves), vor eine große Aufgabe stellt. Qualitativ ist die Mannschaft in weiten Teilen gut aufgestellt und gerade in der Offensive stehen sehr viele gute Alternativen parat, doch es wird Zeit brauchen die Abläufen reinzubekommen und die Qualität auch auf den Platz zu bringen und die Zeit ist leider rar. Darüber hinaus scheint die Arbeitsweise der Verantwortlichen nicht besonders auf Nachhaltigkeit ausgerichtet zu sein, was mindestens mittelfristig zum Problem werden wird. Mehr als der Klassenerhalt wird daher, trotz starker Spieler wie Arnaiz und Carrillo, wohl kaum möglich sein – Platz 15 bis 20.

Schlüsselspieler: Ruben Perez

Player to watch: Jose Manuel Arnaiz

(Photo by BENJAMIN CREMEL/AFP/Getty Images)

SD Huesca

Huesca ist einen langen Weg gegangen, einen sehr langen Weg. 2012/13 stieg die Mannschaft, nach fünf Jahren in Liga 2, in die dritte Liga ab. Eigentlich ein harter Schlag, doch seitdem geht es im Grunde nur noch bergauf. Im ersten Drittliga-Jahr reichte es zwar nur zu einem siebten Platz, doch der Verein schien sich zu stabilisieren. Im Folgejahr wurde man Meister und stieg auf Liga 2. In der zweiten Liga schaffte es Huesca im Jahr nach dem Aufstieg auf einen guten 12. Platz, anschließend auf den sechsten und in der letzten Saison auf Platz 2. Aufstieg in die erste Liga. Der größte Triumph der Verein, die Euphorie kennt kein Ende.

Nun soll das aragonische Märchen in La Liga mit dem Klassenerhalt eine Fortsetzung finden. Doch schon vor der Saison musste der Verein einige Rückschläge hinnehmen, allen voran den Verlust des Erfolgstrainer Rubi, den es zu Espanyol Barcelona zog. Sein Nachfolger ist ein alter Bekannter: Leo Franco. Der ehemalige argentinische Nationaltorhüter, der u.a. auch für Mallorca, Saragossa und Atletico Madrid spielte, beendete seine Karriere bei Huesca und übernimmt dort nun als Cheftrainer – ohne große Torerfahrung. Ein großes Risiko, aber auch eine große Chance.

Und auch in der Mannschaft gibt es einige Neuerungen. Mit Axel Werner, der von Atletico Madrid ausgeliehen wurde und Alex Remiro (kehrte nach seiner Leihe zu Bilbao zurück) ersetzt, steht ein neuer Torwart im zwischen den Pfosten. Mit Luisinho (LV, La Coruna, ablösefrei), Pablo Insua (IV, Schalke, Leihe), Xabier Etxeita (Bilbao, Leihe) und Ruben Semedo (IV, Villarreal, Leihe) wurden vier erfahrene Verteidiger mit La Liga Qualität verpflichtet. Außerdem holte man Serdar Gürler (Osmanlispor, 2,5 Millionen Euro) einen guten Flügelspieler dazu, des weiteren verstärkt Samuele Lungo den Angriff. Damit scheint Huesca fürs Erste gut gerüstet zu sein.

Neben den Neuzugängen bleiben mit Stürmer Cucho (19; letzte Saison 16 Tore und 6 Assists), den Außenspielern Alex Gallar und Moi Gomez, Kapitän Gonzalo Melero und Innenverteidiger Jorge Pulido einige Stützen der Aufstiegssaison erhalten. Es besteht also eine gute Mischung und eine ausgeglichene Altersstruktur. Gute Voraussetzungen für den Klassenerhalt, doch leicht wird es nicht.

Prognose

Die Euphorie, die gute Personalpolitik und die durchaus vorhandene Qualität der Mannschaft geben Anlass zur Hoffnung, dass Huesca weiter auf der Erfolgswelle schwimmen und die Klasse halten kann. Es gehört zwar einiges dazu, vor allem Konstanz, doch ein guter Start könnte ausreichend Sicherheit geben, um nicht gleich von Beginn am im Tabellenkeller festzustecken. Hintenraus dürfte es aber dennoch eng werden. Ein Platz zwischen 15 und 20 erscheint wahrscheinlich zu sein.

Schlüsselspieler: Gonzalo Melero

Player to watch: Cucho

Rayo Vallecano

Der Zweitliga-Meister stieg nach zwei Jahren der Zweitklassigkeit wieder in das spanische Oberhaus auf und will sich dort schnellstmöglich wieder etablieren. Nach dem letzten Aufstieg im Jahr 2011 blieb Rayo stolze fünf Jahre erstklassig und schaffte zwischenzeitlich sogar mehrfach den Sprung ins gesicherte Mittelfeld. Dieses Ziel verfolgt der stolze Madrider Stadtteil-Klub nun aufs Neue, im ersten Jahr würde man sich aber sicherlich auch riesig über den „schnöden Klassenerhalt“ freuen.

Dieses Ziel wird, das dürfte auch Erfolgstrainer Michel wissen, auch schon schwierig genug zu erreichen. Denn mit Top-Torjäger Raul de Tomas (kehrte nach seiner Leihe zu Real Madrid zurück), der letzte Saison 24 Tore erzielte, musste man einen der absoluten Aufstiegsgaranten ziehen lassen. Dafür konnten Oscar Trejo und Adrian Embarba gehalten werden, die ebenfalls elementar für die Offensive waren. Mit Gael Kakuta, der aus China zurückkommt, und „Zehner“ Pozo, den Rayo von Almeria holte, bekommen die beiden zudem neue Unterstützung.

Mit Keeper Alberto Garcia, den Innenverteidiger Velazquez und Jordi Amat, den Rechtsverteidigern Tito und Advincula, sowie „Sechser“ Medran wurde darüber hinaus auch noch die Defensive verstärkt. Die Aufstiegshelden Abdoulaye Ba, Jose Antonio Dorado, Alex Moreno, Gorka Elustondo und Javi Guerre ergänzen zudem das Feld der Stammplatz-Anwärter.

Es fehlt allerdings weiterhin ein echter Torjäger, ein Top-Torhüter und auch die Qualität im Zentrum lässt etwas zu wünschen übrig. Das aktuelle Transferplus von knapp 7 Millionen Euro, das sich aus den Verkäufen von Mojica (Gorilla, 5 Millionen Euro, war zuvor verliehen) und Fran Beltran (Celta Vigo, 8 Millionen Euro) speist, ermöglicht allerdings noch weitere Verstärkungen bis zum Transferschluss. Diese Möglichkeit sollten die Verantwortlichen auf jeden Fall nutzen.

Prognose

Kurz und knapp: Die aktuelle Qualität des Kaders reicht nicht, um die Klasse halten zu können. Ohne weitere Verstärkung wird die Mannschaft absteigen. Der Kader ist zu dünn und die Schlüsselpositionen sind teilweise nicht gut genug besetzt. Gerade die Defensive wirkt zu fragil und wird zu viele Tore zulassen. Nur wenn viele Leistungsträger überperformen, wird Rayo die Klasse halten können. Es sei denn, man legt personell noch mächtig nach. Platz 17 bis 20.

Schlüsselspieler: Oscar Trejo

Player to watch: Jose Pozo

(Photo by CURTO DE LA TORRE/AFP/Getty Images)

Real Valladolid

Real Valladolid hat den längsten Weg aller Aufsteiger hinter sich. Nach Platz 5 in der regulären Saison, setzte man sich in den Aufstiegs-Playoffs zunächst gegen Sporting Gijon und anschließend gegen Numanica durch und durfte am 16. Juni dann doch noch den Aufstieg bejubeln. Die Ausdauer hat sich ausgezahlt, nach vier Jahren in Liga 2, in denen man auch einmal in den Playoffs scheiterte, kehrt man ins Oberhaus zurück.

Angesichts des späten Aufstiegs, blieb allerdings nicht viel Zeit zur Planung, dennoch konnte man einige neue Spieler für sich gewinnen. Nach dem Abgang von Top-Torjäger Jaime Mata (33 Tore, wechselte ablösefrei zu Getafe) bestand auch reichlich Bedarf. Top-Transfer Enes Ünal (Villarreal, Leihe) soll den Verlust, gemeinsam mit Duje Cop (Lüttich, Leihe), auffangen. Mit den Flügelspielern Ivi (Levante, Leihe), Daniele Verde (Roma, Leihe) und Keko (Malaga, Leihe) bekommen die beiden Stürmer zudem reichlich Unterstützung von den Flügeln. Ansonsten wurde mit Ruben Alcaraz (Gorilla, Leihe) lediglich eine Alternative für das zentrale Mittelfeld geholt.

Ansonsten vertraut Valladolid und Aufstiegstrainer Sergio, der das Amt erst am 10. April übernahm, auf das Grundgerüst der Aufstiegsmannschaft: Masip im Tor, Nacho Martinez, Kiko Olivias, Fernando Calero und Kapitän Javi Moyano in der Verteidigung und Borja Fernandes im Mittelfeld.

Damit liegen auch die Stärken der Mannschaft auf der Hand: Mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Eingespieltheit. Qualitativ stellt Valladolid, sollte nichts allzu großes mehr passieren, nämlich ansonsten eine der schwächsten Mannschaften der Liga. Es geht nur um den Klassen erhalt.

Prognose

Valladolid wird alles geben, was die Mannschaft zu bieten hat, das steht fest. Am Ende wird man sehen, was dabei rumkommt. Die Erwartungen an den Aufsteiger sind sehr gering, die Mannschaft wirkt nur bedingt La Liga tauglich, was angesichts der späten Planungssicherheit wenig verwunderlich ist. Diese Underdog-Rolle könnte der Truppe in die Karten spielen.Über die Geschlossenheit und den Kampfgeist könnte man überraschende Punkte holen, gerade zu Beginn, wenn die anderen Teams, die wesentlich stärker verändert wurden, sich erst noch finden müssen. Sollte Valladolid sich auf diese Weise ein kleines Polster ansammeln können, könnte es zum Klassenerhalt reichen, ansonsten wird es schwierig. Der letzte Aufsteiger ist der erste Anwärter auf einen Abstiegsplatz. Rang 16 bis 20.

Schlüsselspieler: Jordi Masip

Player to watch: Enes Ünal

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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