La Liga Vorschau Teil 5 | Athletic Bilbao, Real Sociedad, SD Eibar und Deportivo Alaves

18. August 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es sind nur noch wenige Tage bis zum La Liga-Start und die Vorfreude steigt. Aus diesem Anlass gehen wir einmal alle Teams der spanischen Elite-Klasse durch und stellen sie euch näher vor.

Atheltic Club de Bilbao

Athletic geht nun ins zweite Jahr nach Ernesto Valverde und führt eine Art zweiten Neustart durch. Die letzte Saison unter Trainer Cuco Ziganda war mit Platz 16 eine große Enttäuschung und soll so auf keinen Fall ein zweites Mal vorkommen. Um das zu gewährleisten trennte man sich von Ziganda und installierte mit Eduardo Berizzo einen neuen, bereits La Liga erfahrenen Trainer. Der Argentinier scheint gut zu den Plänen Bilbaos zu passen, zumal er nach seiner ebenfalls eher unglücklichen Zeit beim FC Sevilla ebenfalls einen Neustart für sich angeht.

Doch einen leichten Start dürfte Berizzo nicht haben. Der Rekordabgang von Torwart Kepa Arrizabalaga zum FC Chelsea (80 Millionen Euro Ablöse) wiegt schwer, vor allem weil im Winter bereits Leistungsträger Aymeric Laporte (Manchester City, 65 Millionen Euro Ablöse) gegangen war. Die hohen Einnahmen sind dabei auch nur bedingt ein Trost, denn Bilbao hat sich, wie hinlänglich bekannt, selbst die Regel auferlegt nur baskische Spieler oder Spieler, die im Baskenland ausgebildet worden sind, unter Vertrag zu nehmen. Dementsprechend ist es nicht so leicht passende Neuzugänge zu präsentieren.

Im Falle von Laporte konnte mit Inigo Martinez, den man für 32 Millionen Euro von San Sebastian holte, immerhin ein guter Ersatz präsentiert werden, eine Schwächung bleibt es trotzdem. Im Falle von Kepa ist es unterdessen unwahrscheinlich, dass überhaupt ein Ersatz verpflichtet wird, weil es einfach keinen wirklich geeigneten Kandidaten gibt. Hier vertrauen die Verantwortlichen wohl auf Iago Herrerin, der Kepa bereits in der abgelaufenen Saison mehrfach vertrat, und dem jungen Alex Remiro, der in der letzten Saison an Huesca verliehen war und dort als Stammkeeper den sensationellen Aufstieg feiern konnte. Wer die neue Nummer 1 wird, ist noch offen, aber auch hier bleibt es in jedem Fall bei einer deutlich Schwächung.

Abgesehen von Kepa, hat Bilbao allerdings keine großen Verluste zu beklagen, die Abgänge von Kike Sola (Karriereende), Etxeita (Leihe, Huesca), Saborit (Tel Aviv, ablösefrei) und Vesga (Leihe, Leganes) waren allesamt mehr oder weniger selbst gewählt und tun nicht weh. Dafür wurden mit Yuri Berchiche (kam für 24 Millionen Euro von PSG), Ander Capa (kam für 3 Millionen Euro von Eibar), Dani Garcia (kam ablösefrei von Eibar) und Cristian Ganea (kam für eine Million Euro von Viitorul) gleich vier Neuzugänge präsentiert. Dank eines Transferüberschusses von 52 Millionen Euro sind außerdem noch weitere Transfers möglich.

Ansonsten bleibt die Truppe allerdings weitestgehend zusammen. Berchiche dürfte links hinten gesetzt sein, Capa macht auf der rechten Seite Lekue Konkurrenz, de Marcos wird frei fürs Mittelfeld, in der Innenverteidigung kämpfen die hochveranlagten Nunez und Yeray Alvarez um den Platz neben Routinier Inigo Martinez, im Mittelfeld ist Dani Garcia eine neue Alternative zu Benat, Itturaspe, San Jose und Mikel Rico, auf der „Zehn“ dürfte Raul Garcia weiter gesetzt sein und ganz vorne kämpfen Williams, der seinen Platz aber normalerweise sicher hat, Muniain, Susaeta und Cordoba und die Plätze auf den Flügel, rund um den gesetzten Mittelstürmer Aduriz.

Die Mannschaft ist also trotzdem noch gut und ausgewogen besetzt und hat nur wenige echte Schwachstellen. Die Torhüterposition zählt neuerdings aber mit großer Wahrscheinlichkeit dazu.

Prognose

Die Mannschaft sollte von der grundsätzlichen Qualität her um einen Platz zwischen Rang 5 und 10 kämpfen. Doch wenn es zu viel Unruhe gibt, es mit dem Trainer nicht so funktioniert und einige Leistungsträger nicht zu ihrer Form finden, kann so eine Saison wie die letzte dabei herauskommen. In der neuen Spielzeit wird es also vor allem darauf ankommen, wie Trainer Berizzo performt und ob er es vermag die Kräfte der Mannschaft optimal einzusetzen. Aktuell ist eine Saison im Mittelfeld, zwischen Rang 8 und 12 realistisch, sollte Berizzo aber einen richtig guten Job machen, muss die Europa League das Ziel sein.

Schlüsselspieler: Inigo Martinez

Player to watch: Unai Nunez

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Real Sociedad San Sebastian

Die letzte Saison verlief für Real Sociedad nicht gerade nach Wunsch. Nur Platz 11 in der Endabrechnung, weite Strecken der Saison im unteren Tabellendrittel und ein Trainerwechsel zeugen davon. Nun soll ein Neuanfang her.

Mit Asier Garitano wurde dafür gleich nochmal ein neuer Trainer verpflichtet (er löst Interimstrainer Alguacil ab). Der 48-jährige kommt vom Ligakonkurrenten CD Leganes und mit der Empfehlung von fünf erfolgreichen Jahren dort. Gerade in der abgelaufenen Saison sorgte sein Team mehrfach für Überraschungen, vor allem gegen größere Teams, wie zum Beispiel gegen Real Madrid in der Copa del Rey.

Gleiches erhoffen sich nun die Basken von ihm, doch leicht dürfte er es nicht haben. Nachdem im Winter bereits Abwehrchef Inigo Martinez (Bilbao) gegangen ist, verließen in diesem Sommer Alvaro Odriozola (ging für 30 Millionen Euro zu Real Madrid), Sergio Canales (Real Betis, ablösefrei), Mikel Bergara (Getafe, ablösefrei) und Carlos Martinez (Oviedo, ablösefrei) den Verein. Außerdem beendete Vereinsikone Xabi Prieto im Alter von 34 Jahren seine Karriere.

Dadurch entsteht vor allem im Mittelfeld ein großes Loch und viel Erfahrung und Qualität geht verloren. Mit Linksverteidiger Theo Hernandez (kam per Leihe von Real Madrid) und „Sechser“ Mikel Merino (kam für 12 Millionen Euro von Newcastle) wurden zudem erst zwei Neuzugänge präsentiert, die zwar durchaus vielversprechend sind, aber es fehlt nach den zahlreichen Abgängen natürlich trotzdem deutlich an Tiefe im Kader. Hier werden die Verantwortlichen also noch deutlich nachrüsten müssen, um die Verluste auszugleichen. Durch die großen Einnahmen aus den Verkäufen von Inigo Martinez und Odriozola stehen immerhin die Ressourcen zur Verfügung.

Odriozolas Lücke könnte unterdessen immerhin durch Leih-Rückkehrer Joseba Zaldua geschlossen werden, der in der abgelaufenen Saison für Leganes auflief und unter Trainer Garitano stark aufspielte.

Ansonsten wird Garitano wohl auf das Grundgerüst aus Keeper Rulli, Abwehrchef Diego Llorente, „Sechser“ Asier Illarramendi, Offensiv-Hoffnung Mikel Oyarzabal und Sturmtank Willian Jose vertrauen. Mit Adnan Januzaj, der durchaus wieder zu sich gefunden hat (aber weiterhin recht wechselhaft auftritt) und Flügelstürmer Juanmi verfügt „La Real“ zudem über weitere potenziell gefährliche Offensivakteure.

Prognose

Insgesamt ist also durchaus eine gute Substanz vorhanden und auch Trainer Garitano macht definitiv Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison, es fehlt allerdings etwas an Tiefe im Kader und die Struktur im Team wird sich nach den Verlusten neu finden müssen. Weitere Neuzugänge wären empfehlenswert, um für eine lange Saison besser gerüstet zu sein, ansonsten droht erneut ein Platz im grauen Mittelfeld der Tabelle. Mit ein zwei bis drei guten Neuzugängen und etwas mehr Konstanz könnte man aber vielleicht zwischen Platz 7 und 10 einlaufen.

Schlüsselspieler: Asier Illarramendi

Player to watch: Mikel Oyarzabal

(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP/Getty Images)

SD Eibar

Eibar macht, seit dem Aufstieg in die erste Liga im Jahr 2014, eine sehr kontinuierliche Entwicklung durch: Platz 16 im ersten Jahr, Platz 13 im zweiten, Platz 10 im dritten und schließlich Platz 9 in der abgelaufenen Saison. So kann und soll es, nach Meinung Eibars, gerne weitergehen. Die Verantwortlichen, allen voran Trainer Jose Luis Mendilibar, der bereits seit 2015 im Amt ist, sind sich aber darüber im klaren, dass eine weitere Verbesserung eine absolute Ausnahmeleistung darstellen würde. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld ist daher das vorrangige Ziel.

Nach den Abgängen von Ander Capa (Bilbao, 3 Millionen Euro Ablöse), Dani Garcia (Bilbao, ablösefrei), Takashi Inui (Betis, ablösefrei), David Junca (Celta Vigo ablösefrei) und Ivan Alejo (Getafe, 4 Millionen Euro Ablöse) ist die Lage zudem nicht unbedingt besser geworden, zumal mit Capa, Inui und Garcia drei absolute Leistungsträger ablösefrei gegangen, was für einen so kleinen Verein natürlich doppelt und dreifach schmerzhaft ist.

Auf der Zugangsseite gibt es bisher auch noch nicht allzu viel, was Hoffnung macht. Die feste Verpflichtung von Fabian Orellana, der zuvor von Valencia ausgeliehen war, und der Transfer von Sergio Alavares, der für 4 Millionen Euro von Gijon kommt und Dani Garcia ersetzen soll, sind zwar gute Deals und sehr wichtig, doch sie sind eher zum Erhalt da und nicht, um die Mannschaft zu verbessern. Mit Innenverteidiger Pedro Bigas, der per Leihe von Las Palmas kommt, und Stürmer Marc Cardona, der ebenfalls per Leihe vom FC Barcelona B kommt, wurden zwar weitere sinnvolle Ergänzungen geholt, doch gerade auf den Flügeln, wo massiver Bedarf besteht, wurde (noch) nichts gemacht, was ein massives Risiko darstellt.

Insgesamt scheint sich die Mannschaft also leicht verschlechtert zu haben, auch wenn die Hauptachse (Dmitrovic, Paulo Oliveira, Escalante, Jordan, Orellana, Enrich) bestehen bleibt. Was allerdings immer für Eibar spricht, ist die Mentalität, der unbändige Wille und die Geschlossenheit, auch in der kommenden Saison könnte das wieder der Grundstein für eine ungefährdete Saison sein.

Prognose

Wie schon zuvor erwähnt, die Mannschaft hat im Vergleich zur Vorsaison an Qualität verloren und wird dem im Endeffekt wohl auch Rechnung tragen müssen. Für einen Platz in der oberen Tabellenhälfte wird es wohl nicht erneut reichen, der gröbste Abstiegskampf dürfte ihnen aber ebenfalls erspart bleiben. Platz 10 bis 15 wird es wohl werden. Es wäre ein Erfolg für das „kleine gallische Dorf“ der spanischen Elite-Liga.

Schlüsselspieler: Fabian Orellana

Player to watch: Joan Jordan

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

 

Deportivo Alaves

Deportivo Alaves geht in seine nun schon dritte La Liga Saison in Folge, was schon ein großer Erfolg für den kleinen Klub aus dem Baskenland ist, und das Ziel ist klar: Ein viertes Jahr soll folgen. Ein höheres Ziel als den Klassenerhalt zu sichern verbietet sich dabei allerdings, aus mehreren Gründen.

Nach einer starken ersten Saison, die man auf dem neunten Platz abschloss, landete Alaves in der abgelaufenen Saison „nur“ auf dem 14. Tabellenplatz und hat das auch nur einem sehr bemerkenswerten Endspurt mit fünf Siegen aus acht Spielen zu verdanken, ansonsten hätte es auch durchaus eng werden können. Das wird Trainer Abelardo, der Mitte der abgelaufenen Saison das  Traineramt übernahm, schmerzlich bewusst sein. Ebenso dürfte ihm klar sein, dass es auch in dieser Saison sehr schwierig werden könnte, was sich schon bei der Kaderzusammenstellung abzeichnet(e).

Denn gerade in der Offensive waren etliche Leistungsträger nur ausgeliehen, sodass die meisten von ihnen nicht gehalten werden konnten, wie die Beispiele von Munir (Barcelona), Bojan (Stoke), Pedraza (Villarreal), Hernan Perez (Espanyol) und Alvaro Medran (Valencia) eindrucksvoll belegen. Nur Tomas Pina (wurde fest von Brügge verpflichtet) und John Guidetti (kam fest von Celta Vigo) konnten gehalten werden. Die Folge: Die Offensive und Teile des Mittelfelds müssen komplett neu besetzt werden, was natürlich ein großes Risiko mit sich bringt und außerdem viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Mit eben Guidetti, Borja Baston (kam auf Leihbasis von Swansea), Patrick Twumasi (kam vom FC Astana) und Jony (Leihe von Malaga) wurde zwar auch ordentlich nachgerüstet, doch ein Qualitätsverlust ist nicht zu bestreiten, da vor allem Pedraza und Munir sehr wertvoll waren. Der weiteren wurden mit Innenverteidiger Ximo Navarro (kam von Las Palmas) und Linksverteidiger Adrian Marin zwei neue Alternativen für die Verteidigung geholt.

Die wesentliche Achse der Mannschaft rund um den starken Keeper Fernando Pacheco, Abwehrchef Rodrigo Ely und Kapitän Manu Garcia, der seinem Alter von 32 Jahren aber auch immer mehr Tribut zollen muss, konnte aber immerhin gehalten werden. Sie wird auch in der kommenden Saison unverzichtbar bleiben. Dazu kommen Spieler wie Ruben Duarte, Martin Aguirregabiria Guillermo Maripan, Mubarak Wakaso, Burgui, Ibai Gomez oder Ruben Sobrino, die ebenfalls schon in der vergangenen Saison eine tragende Rolle gespielt haben, dennoch muss die Mannschaft ein neues Profil entwickeln. Ob das klappt, wird sich zeigen müssen – eine Garantie gibt es freilich nicht.

Prognose

Alaves wird sich mächtig strecken müssen, um abermals die Klasse halten zu können. Die Mannschaft verfügt über ausreichend Potenzial, um das zu schaffen, doch das Team muss sich schnell finden, ansonsten dürfte es eine sehr schwierige Saison werden. An dieser Stelle ist vor allem Trainer Abelardo gefragt, der noch nachweisen muss, dass er Alaves dauerhaft stabilisieren kann. Ein Platz zwischen 13 und 18 erscheint realistisch zu sein.

Schlüsselspieler: Rodrigo Ely

Player to watch: Martin Aguirregabiria

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

(Photo credit should read ANDER GILLENEA/AFP/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


Ähnliche Artikel