La Liga Vorschau Teil 1 | El Campeón – Der FC Barcelona in der Analyse

14. August 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es sind nur noch wenige Tage bis zum La Liga-Start und die Vorfreude steigt. Aus diesem Anlass gehen wir einmal alle Teams der spanischen Elite-Klasse durch und stellen sie euch näher vor.

Die Vorsaison

Beim FC Barcelona blickt man mit gemischten Gefühlen auf die vergangene Spielzeit zurück. Klingt, angesichts der gewonnenen Meisterschaft und des Pokalsieges, etwas paradox, doch das Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League gegen die Roma (ihr werdet euch sicherlich daran erinnern) und das knappe Verpassen einer kompletten Liga-Saison ohne Niederlage hinterließen Spuren. Diese Spuren bzw. diese Unzufriedenheit führt dazu, dass auch in diesem Sommer reger Betrieb beim FC Barcelona herrscht, was sich durch Veränderungen in der sportlichen Führung und in der Mannschaft äußert.

Der bisherige Sportdirektor, Robert Fernandez, der sich zuletzt großer Kritik ausgesetzt sah (nicht zuletzt aufgrund der Verpflichtung von Ousmane Dembele), wurde durch Eric Abidal, der sich als Barcelona-Spieler großer Beliebtheit erfreute, und Ramon Planes, der mit großer Erfahrung und gutem Ruf vom FC Getafe kam, ersetzt. Dieses Duo ist nun, im Zusammenspiel mit Trainer Ernesto Valverde, gefordert den Umbruch, der spätestens durch den Abgang von Vereinslegende Andres Iniesta eingeleitet wurde, zu gestalten und die Mannschaft fußballerisch weiterzuentwickeln. Gerade die Weiterentwicklung ist dabei nicht außer Acht zu lassen, schließlich musste auch Valverde, der in seiner ersten Saison vor allem auf die Stabilisierung der Mannschaft und kurzfristigen Erfolg ausgerichtet war, einige Kritik einstecken. Darüber hinaus muss er sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass er es noch nicht geschafft hat die Integration der Nachwuchsspieler wieder stärker zu fördern. Gerade die Traditionalisten in Barcas Umfeld, die durchaus zahlreich sind, fürchten nämlich, dass es einen schleichenden Identitätsverlust geben könnte.

(Photo by LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Die bisherigen Transfers

Das bisherige Verhalten auf dem Transfermarkt dürfte sie nicht unbedingt besänftigen. Losgelöst von diesem Standpunkt, machen die bisherigen Transfers aber durchaus Hoffnung auf eine sehr erfolgreiche Saison. Mit Malcom (21, kam für 41 Millionen Euro aus Bordeaux), Lenkte (23, kam für 35,9 Millionen Euro aus Sevilla) und Arthur (21, kam für bis zu 40 Millionen von Gremio) wurden drei junge, talentierte Spieler verpflichtet, die in der kommenden Saison an die Mannschaft herangeführt werden können  und mittelfristig zu Leistungsträgern aufsteigen werden könnten. Allerdings wird wohl keiner von ihnen direkt zum Stammspieler aufsteigen, vielmehr werden sie gute Alternativen zu den Platzhirschen darstellen, was gerade in den stressigen Phasen der Saison von immensen Wert sein dürfte.

Anders ist die Lage bei Arturo Vidal. Der 31-jährige Chilene wurde zunächst kam für kolportierte 18 Millionen Euro vom FC Bayern und soll vor allem als „Mentalitätsspieler“ in den ganz großen Spielen ein Anker für die Mannschaft werden. Mit seiner Erfahrung und seinem Kampfgeister soll er die Lücke, die Iniesta hinterlassen hat, zu Teilen füllen und zugleich verhindern, dass solche Blackouts, wie das Rückspiel in Rom in der vergangenen Spielzeit, passieren. Ein durchaus guter Gedanke, doch er wird erst noch beweisen müssen, dass er dieser Aufgabe auch wirklich gewachsen ist.

Des weiteren kommen einige Spieler aus der zweiten Mannschaft und Leih-Rückkehrer dazu, von denen allerdings die wenigsten eine echte Perspektive haben. Rafinha und Munir boten sich in den Testspielen sehr gut an, während Cucurella vor allem durch den Abgang von Dinge eine Chance als Alba-Backup haben dürfte. Auf der Abgangsseite stehen dagegen nur wenige nennenswerte Verluste. Iniesta ist natürlich der prominenteste Abgang und wird an allen Ecken und Enden fehlen, einer Vereinsikone kann man aber natürlich keine Steine in den Weg legen. Paulinhos Abgang wurde durch Vidal gut aufgefangen, während Deulofeu, Alex Vidal, Mina, Gomes und Lucas Digne vor allem Platz im Kader freigeben. In den kommenden Wochen dürften zudem weitere Spieler abgegeben werden, allen voran Marlon Santos, u.U. Denis Suarez und Minus El Haddadi oder Paco Alcacer.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)

Was ist noch zu tun?

Viele weitere Neuzugänge sind unterdessen nicht mehr zu erwarten, ein weiterer Neuzugang im zentralen Mittelfeld dürfte die einzige nötige Ergänzung sein. Ansonsten ist der Kader nämlich exzellent aufgestellt, nicht zuletzt weil Winterneuzugang Coutinho in seine erste richtige Saison als Spieler des FC Barcelona geht und eine noch tragender Rolle einnehmen dürfte. Er wird womöglich die größte Last der Iniesta-Nachfolge tragen, in erster Linie, was die Kreativität angeht.

Das Grundgerüst der Mannschaft bleibt nämlich erhalten: Ter Stegen im Tor, Umtiti und Pique in der Innenverteidigung, Jordi Alba auf links, Sergi Roberto auf rechts (oder im Mittelfeld?), Busquets und Rakitic im Mittelfeld und Messi und Suarez im Angriff, sowie Coutinho zwischen Angriff und Mittelfeld. Mit Malcom, Vidal, Dembele und Arthur gibt es zudem genug gute Möglichkeiten um die erste Elf zu vervollständigen. Es gibt also keine ernsthafte Lücke mehr. Die Reduzierung des Kaders dürfte damit für die restliche Transferphase Priorität haben.

Schlüsselspieler und „The one to watch“

Wie schon angesprochen, dürfte Philippe Coutinho eine ganz besondere Rolle in der kommenden Saison einnehmen. Er könnte sowas wie der X-Faktor werden, gerade wenn es darum geht die Lücke von Iniesta zu schließen. Er versprühte schon in der Rückrunde große Kreativität und Spielfreude und ist darüber hinaus auch durchaus torgefährlich, vor allem aus der zweiten Reihe. Mit seiner hervorragenden Technik fügt er sich nahtlos in die Mannschaft ein und dürfte eine unumstrittene Figur im Spiel der Katalanen werden. Die kommende Saison könnte sein ganz großer Durchbruch werden.

Abgesehen davon ist Lionel Messi natürlich immer der Schlüsselspieler der Mannschaft, das steht völlig außer Frage.

Ein Spieler den man auf jeden Fall im Auge haben sollte, ist auch Malcom. Der Neuzugang aus Bordeaux zeigte schon in der Vorbereitung, dass er hervorragend in die Mannschaft passt und womöglich deutlich besser funktionieren wird als Ousmane Dembele. Der pfeilschnelle und trickreiche Flügelspieler ist unwiderstehlich im Tempodribbling und schießt zudem extrem gut aus der zweiten Reihe. Er könnte eine echte Waffe werden, egal ob in der Startelf oder von der Bank. Eine tolle Alternative, gerade in engen Spielen.

(Photo by COOPER NEILL/AFP/Getty Images)

Die Top-Elf

Ter Stegen – Sergi Roberto, Pique, Umtiti, Jordi Alba – Rakitic, Busquets, Vidal – Messi, Suarez, Coutinho

Prognose

Der FC Barcelona wird auch in der kommenden Saison als großer Favorit in die Saison gehen. Der große Umbruch bei Real Madrid wird den Druck für den amtierenden Meister erhöhen, dürfte ihm aber auch massiv in die Karten Spielen. Die Herausforderung auf allen „Hochzeiten“ zu tanzen ist dabei eher alltäglich und bedarf eigentlich keiner weiteren Erwähnung. Die Mannschaft hat, trotz des Abgangs von Iniesta, eher an Qualität gewonnen, sodass keine Zweifel an der Leistungsfähigkeit aufkommen dürften. Die Meisterschaft ist daher Pflicht. Gemessen wird die Saison allerdings am Abschneiden in der Champions League, dem „Wohnzimmer“ von Real Madrid.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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