Serie A Vorschau 1/5 | AC Mailand, Atalanta, Fiorentina, Lecce

18. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Mit der Serie A startet am kommenden Wochenende auch die letzte europäische Topliga in die neue Saison. Vorab werfen wir einen Blick auf alle 20 Mannschaften in Italiens Eliteklasse und beleuchten jeden Team umfassend!

Teil 1: AC Mailand, Atalanta, Fiorentina, Lecce

AC Mailand

(Letzte Saison: 5. Platz)

Wenig Ansätze, viele Enttäuschungen

In der abgelaufenen Saison verpassten die Lombarden um nur einen Punkt die Champions League und damit auch ihr großes  Ziel. Das war im Endeffekt zwar sehr knapp, aber dennoch sehr enttäuschend. Auch das frühzeitige Ausscheiden in der Europa League half nicht gerade, die Gemüter der Fans zu beruhigen. Die teilweise ideenlose Spielweise und das schwache, unkoordinierte Pressing unter Gennaro Gattuso führten dazu, dass man sich von der ehemaligen Milan-Legende trennte.

Doch im Sommer fand eine Revolution beim AC Mailand statt. Die „Rossoneri“ mit der neuformierten Führungsetage um Gazidis, Boban, Maldini und Massara sieht seit Jahren wieder nach dem Glanz der alten Tage aus. Und früh legte man sich auf einen Trainer fest, der diesen AC Mailand „anführen“ soll: Marco Giampaolo, der mit Sampdoria auf sich aufmerksam machen konnte.

(Photo by Paolo Rattini/Getty Images)

Giampaolos Fußball zeichnet sich durch strukturierte Ballbesitzelemente und ein geordnetes, effizientes Pressing aus. Bei seiner letzten Station bei Sampdoria hatte er durchschnittlich über 55 % Ballbesitz – mehr als der AC Mailand und nur etwas weniger als Serienmeister Juventus. Sein 4-3-1-2-System ist äußerst flexibel, er benötigt dafür vor allem im Mittelfeld sehr spielintelligente Akteure, die im Idealfall mehrere Positionen bekleiden können.

Mit Lucas Paqueta (21), Hakan Calhanoglu (25), Rade Krunic (25), Giacomo Bonaventura (29), Lucas Biglia (33) und Ismael Bennacer (21) besitzt Milan in der Zentrale eine Vielzahl an Spieler mit hoher Flexibilität und der nötigen Qualität um dieses stark ballbesitzorientierte Spiel des neuen Trainers umzusetzen.

Findungsphase und der UEFA-Deal

In der Vorbereitung lieferte der AC Mailand durchwachsene Resultate. Auf ein 1:1 gegen Novara, folgten zwei enge 0:1-Niederlagen gegen Benfica und den FC Bayern, ein 2:2 gegen Manchester United. Allerdings ist das nicht ungewöhnlich, denn die Mannschaft befindet sich noch in der Findungsphase, die vielen Veränderungen sorgen dafür, dass man sich sukzessive weiterentwickeln muss. Was man allerdings sehr früh sah war die Spielphilosophie Giampaolos. Ein schnelles Kurzpassspiel zeichnete die Mannschaft genauso aus wie ein strukturiertes Pressing, das schon den ein oder anderen Ballgewinn zur Folge hatte.

Und Giampaolo kann seine Mannschaft ohne die Doppelbelastung durch die Europa League entwickeln. Doch wie kam es dazu, dass Milan nicht an diesem Wettbewerb teilnimmt? Grund dafür ist ein „Deal“ mit der UEFA. Die Mailänder verzichten auf ein Jahr in der Europa League, dafür bekommen sie mehr Zeit die Bilanzen auszugleichen. Das bedeutet, dass man in diesem Sommer mehr Geld in neue Spieler investieren konnte.

Das führte dazu, dass die „Rossoneri“ einen äußerst interessanten Transfermarkt hatten. Rade Krunic kam für 8 Millionen Euro aus der Toskana von Empoli, Theo Hernandez (21) für 20 Millionen Euro von Real Madrid, Rafael Leao (20) für 30 Millionen von Lille. Der 1,88m große Portugiese gilt als eines der größten Talente in Europa, ist ein enorm vielseitiger Angreifer. Ismael Bennacer kauften die Lombarden für 16 Millionen Euro, Innenverteidiger Leo Duarte (23) kam aus Brasilien von Flamengo für 11 Millionen Euro.

Bei den Abgängen sollte man lediglich den Fanliebling Patrick Cutrone (21) erwähnen, der für 18 Millionen Euro zu Wolverhampton gewechselt ist. Bei Mittelfeldspieler Tiemoue Bakayoko (25) wurde die Kaufoption nicht gezogen, ansonsten verließen viele Ersatzspieler die Mailänder. Darunter zum Beispiel Cristian Zapata (32), Stefan Simic (24), Riccardo Montolivo (34), Andrea Bertolacci (28) und Alessandro Plizzari.

Im Fokus: Giacomo Bonaventura

Der Mittelfeldspieler musste, zum Leidwesen der Mailänder, fast die komplette vergangene Liga Saison aufgrund einer schweren Verletzung pausieren.

Bonaventura ist eigentlich ein Typ Spieler, wie ihn sich fast alle Trainer wünschen. Er kann fast jede Position bekleiden, ist flexibel, dribbelstark, spielintelligent und enorm ballsicher.

Schon in den ersten Kurzeinsätzen der Vorbereitung konnte man die Klasse des 29-jährigen Italieners erkennen. Bleibt er verletzungsfrei ist er für Giampaolos System unverzichtbar.

Newcomer: Ismael Bennacer

(Photo by MOHAMED EL-SHAHED / AFP)

Der junge Algerier war nicht nur in der abgelaufenen Saison für Empoli ein essenzieller Bestandteil des Mittelfelds, sondern trat vor allem beim Afrika Cup sehr positiv in Erscheinung, als er mit Algerien sogar den Titel holen konnte.

Bennacer hielt das Konstrukt im Mittelfeld zusammen, spielte sehr klug, lief viele Lücken zu und schaltete sich mit seiner Dynamik immer wieder in die Offensive ein. Der Milan-Neuzugang schaffte es mit 312 Balleroberungen den Bestwert der Serie A aufzustellen und will nun beim großen Klubs aus Mailand langsam wachsen und den nächsten Schritt gehen.

Prognose

Schafft es der AC Milan in der neuen Saison die taktischen Raffinessen des Trainers umzusetzen ist ihnen durchaus die Rolle des gefährlichen Außenseiters zu zutrauen. Der Einzug in die „Königsklasse“ muss aufgrund der nicht vorhandenen Doppelbelastung das Ziel der „Rossoneri“ sein.

Rene Steinhuber

Atalanta Bergamo

(Letzte Saison: 3. Platz)

Beeindruckende Saison

Atalanta Bergamo spielte letzte Saison eine der beeindruckendsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte. „La Dea“ sorgte nicht nur für den attraktivsten Fußball der ganzen Liga, sondern konnte sich gleichermaßen erstmals für die Königsklasse qualifizieren.

Entscheidenden Anteil an dieser geschichtsträchtigen Leistung hatte sicherlich Kulttrainer Gian Piero Gasperini, welcher aus einem Haufen ausgemusterter Profis und einer Vielzahl an Talenten eine gnadenlose „Offensiv-Bestie“ formte, die die meisten Tore der Liga erzielte.

Kaderverstärkung geglückt

Der Kader musste natürlich für die Doppelbelastung aufgerüstet werden – und das gelang. Mit Luis Muriel (28) verpflichteten die „Bergamasci“ nun für gerade einmal 15 Millionen Euro einen absoluten Topmann, welcher nicht nur den hängenden Part von Ilicic ausfüllen kann, sondern dem Kader der Norditaliener gleichermaßen mehr Flexibilität, Tempo und Tiefe verleiht.

In der Abwehr verstärken Talent Marco Varnier 21) und der ehemalige Liverpool-Akteur Martin Skrtel die „Göttin“. Der mittlerweile 34-jährige Innenverteidiger kam ablösefrei von Fenerbahce Istanbul und soll mit seiner geballten internationalen Erfahrung die Lombarden durch die Königsklasse führen. Ob der Slowake immer noch die Klasse besitzt um auf höchstem Niveau zu performen, bleibt abzuwarten.

Das Mittelfeld wird mit Ruslan Malinovski (26), Chelseas Mario Pasalic und dem von einer Leihe zu Frosinone Calcio zurückgekehrten Talent Luca Valzania (23) aufgewertet. Vor allem Pasalic konnte letztes Jahr mit wettbewerbsübergreifenden 14 Scorerpunkten untermauern, dass die Betätigung seiner Kaufoption absolut gerechtfertigt scheint.

Im Fokus: Ruslan Malinovski

Als besonders wertvoll könnte sich die Verpflichtung von Ruslan Malinovski erweisen. Denn der 15-Millionen-Euro-Neuzugang vom KRC Genk ist ein tiefliegender Spielmacher mit Standardqualitäten und könnte mit seinen Fähigkeiten das spielerisch limitierte defensive Mittelfeld ungemein aufwerten. Seine wettbewerbsübergreifenden 32 Scorerpunkte letzte Spielzeit für die Belgier unterstreichen, welchen Ausnahmekicker „La Dea“ da an Land gezogen hat.

(Photo by YORICK JANSENS/AFP/Getty Images)

Warum dieser Transfer so elementar für den Champions-League-Teilnehmer ist, demonstriert der schwache Beginn der letzten Saison, als man den Abgang von Bryan Cristante zur Roma nicht kompensiert bekam. Papu Gomez und Ilicic unterstützen die beiden Sechser Freuler und De Roon im Spielaufbau, was nun mit Malinovskyi nicht mehr in diesem Umfang erforderlich ist und für beide Akteure kürzere Laufwege und mehr offensive Freiheiten bedeutet.

Newcomer: Marco Varnier

Ein sehr interessanter, weil moderner Verteidiger ist Marco Varnier. Er will nach seiner schweren Knieverletzung, durch die er monatelang aussetzen musste, nun endlich für Furore sorgen. Schon in Cittadella zeigte er vor seinem Wechsel welche Qualitäten er mitbringt.

Die italienischen Medien tauften den Defensivspezialisten als neuen Mattia Caldara, da dieser wie der aktuelle Milan-Akteur die Gabe besitzt, das Spiel des Gegners lesen zu können. Varnier fängt beeindruckend viele Pässe ab und ist dank seiner Beidfüßigkeit in der Lage, den Ball sauber zu verarbeiten und unmittelbar den Gegenangriff einzuleiten.

Sollte einer der etablierten Kräfte um Skrtel, Masiello oder Palomino ausfallen, sollte gewiss vielversprechender Ersatz bereit stehen, welcher jederzeit dazu in der Lage wäre, sich in der ersten Elf festzuspielen.

Prognose

Atalanta Bergamo hat den Kader punktuell gestärkt und keinen einzigen Leistungsträger, wie von Präsident Antonio Percassi angekündigt, abgegeben. Überdies sollen weitere Neuzugänge bis Ende August die Lombarden stärken. Daher sind die Weichen für eine weitere sehr erfolgreiche Saison gestellt.

Interessant wird jedoch sein, wie Gasperinis Truppe mit dem laufintensiven „Power-Fußball“ auf drei „Hochzeiten“ in Zukunft klar kommen wird. Sollte Gasperini die perfekte Balance zwischen Regeneration und Belastung für sein Team finden, dann dürfte auch das kein Problem darstellen.

Sascha Baharian

AC Florenz

(Letzte Saison: 16. Platz)

Schwache Spielzeit

Mit 17 Unentschieden avancierte der AC Florenz zu den Remis-Königen der letztjährigen Serie-A-Saison. Doch dies hatte natürlich negative Auswirkungen, denn eine Menge Punkte gingen verloren und man erging selbst nach einem Trainerwechsel von Stefano Pioli auf Vincenzo Montella nur knapp dem Abstieg. Die einstigen Besitzer der „Viola“, die Gebrüder Diego und Andrea Della Valle, entschieden sich anschließend dazu den Verein an den Italo-Amerikaner Rocco Commisso für 180 Millionen Euro zu verkaufen.

Der gebürtige Kalabrese kündigte unmittelbar nach dem Kauf des Traditionsvereins an, die Toskaner zurück an die Spitze des europäischen Fußballs führen zu wollen. Entsprechende Transfers wurden von den Fans erwartet, welche den neuen Besitzer sehr enthuasiastisch empfingen. Und dieser ließ unmittelbar Taten folgen.

Der erste Transfer wurde ein gerade mal 19-jähriger serbischer Linksverteidiger. Dieser hört auf den Namen Aleksa Terzic und wird nicht nur aufgrund seiner Spielweise, sondern gleichermaßen wegen seiner Persönlichkeit als der „neue Kolarov“ gehandelt. 1,7 Millionen Euro überwies die „Fiorentina“ an Roter Stern Belgrad für dessen Dienste.

(Photo by Miguel MEDINA / AFP)

Doch auch auf der anderen Abwehrseite sorgte man mit der 12-Millionen-Euro-Verpflichtung Pol Lirola (21) von US Sassuolo für mehr Qualität und Tiefe im Kader. Der junge Spanier bewies in den letzten Jahren schon in der Emilia-Romagna, dass er ein enormes Entwicklungspotenzial besitzt, dabei den Toskanern aber auch schon sofort weiterhelfen könnte.

Der Faktor Chiesa

Im Mittelfeld setzt die Fiorentina mit den Neuzugängen Erick Pulgar (25, Ablöse 10 Mio. €, FC Bologna) und dem alten Bekannten Milan Badelj (30, Leihe, Lazio) auf Klasse und geballte Erfahrung. Denn letzte Saison wirtke Montellas Truppe auch aufgrund des jungen Altersdurchschnitts sehr unerfahren und verlor dadurch zahlreiche Punkte. Es fehlte an echten „Leadern“, was gleichermaßen den Transfer des nächsten Routiniers Nachdruck verleihen dürfte.

Denn mit Kevin-Prince Boateng (32) von US Sassuolo wurde eine weitere Führungskraft verpflichtet, welche das verwaiste Sturmzentrum aufwerten soll. Dass die Toskaner letzte Saison gegen den Abstieg kämpften, hatte gewiss auch mit der mangelnden Effizienz in vorderster Front zu tun. Giovanni Simeone soll den Verein noch verlassen, nachdem er die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte.

Doch mit Boateng sind die Planungen im Sturm noch lange nicht abgeschlossen. Manolo Gabbiadini (27) soll im Tausch mit Simeone künftig das lilane Trikot überstreifen und die Offensive beleben, doch in trockenen Tüchern ist der Deal noch lange nicht. Auch Franck Ribery (36) und Nikola Kalinic (31) sind ein Thema.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Und die Neuverpflichtungen sind nur nicht deswegen so wichtig, weil man den Kader verstärkt, sondern auch, weil man damit Topstar Federico Chiesa bei Laune hält. Der 21-jährige zeigte sich nämlich zunehmend wechselwillig und soll mit dem Gedanken eines Wechsels zu Juventus Turin gespielt haben. Doch die Vereinbosse wollen Chiesa mit dem runderneuerten Kader zu einer Vertragsverlängerung bewegen. Und diese wäre ein wichtiges Zeichen.

Im Fokus: Erick Pulgar

Besonders interessant wird die Personalie des 25-jährigen Chilenen, der in den vergangenen vier Spielzeiten eine kontinuierliche Entwicklung in Italiens Beletage erleben durfte. Im letzten Saisondrittel explodierten die Leistungen des defensiven Mittelfeldspielers regelrecht.

Pulgar war absolute Führungskraft in Trainer Sinisa Mihajlovics Truppe und deutete mit unfassbaren sechs Toren in den letzten 13 Spielen an, was für ein exzellenter Fußballer und Standard-Spezialist er sein kann. Dies wies er gleichermaßen bei der Copa America nach, da er durch die Bank hinweg beeindruckende Leistungen für „La Roja“ abspulte.

(Photo by Juan MABROMATA / AFP)

Pulgar scheint ein kompletter Fußballer zu sein. Er arbeitet stark gegen den Ball, ist taktisch diszipliniert und verfügt über eine hervorragende Technik. Der chilenische Nationalspieler kann ein Spiel nicht nur lesen, sondern es gleichermaßen aus der Tiefe und auch auf engem Raum gestalten. Besonders auf dessen Standards dürfen sich die Fans künftig im „Stadio Artemio Franchi“ freuen, denn alle sechs Tore erzielte Pulgar aus einer ruhenden Position.

Newcomer: Ricardo Sottil

Bereits letzte Saison durfte der gerade mal 20-jährige Ricardo Sottil zweimal Serie-A-Luft schnuppern, bevor die „Viola“ im Januar den Linksaußen zu Delfino Pescara in die zweite italienische Liga auslieh. Bei den „Delphinen“ deutete Sottil nicht nur sein immenses Potenzial an, ihm gelangen auch drei Scorerpunkte in dieser kurzen Zeit.

Der gebürtige Turiner ist stark im Eins-gegen-eins, kann in einem Dreierangriff alle Positionen bekleiden und besitzt ein ausgeprägtes Gespür für die Tiefe. Im letzten 4:1-Testspielsieg gegen Galatasaray gehörte der aktuelle U20-Nationalspieler zu den besten Akteuren auf dem Platz und krönte seine Leistung gar mit einem Tor. Zwar wird die Fiorentina wiederholt mit verschiedenen Flügelstürmern in Verbindung gebracht, jedoch scheint sicher, dass Riccardo Sottil regelmäßig zum Einsatz kommen wird und ihm dabei vielleicht sogar der Durchbruch gelingen könnte.

Prognose

Der Kader wurde bisher sinnvoll ergänzt und es sollen noch weitere qualitativ hochwertige Spieler folgen. Trotzdem bleibt das größte Fragezeichen auf der Trainerposition bestehen. Denn Vincenzo Montella konnte auf seinen letzten Trainerstationen (Sampdoria, Milan & Sevilla) wenig überzeugen und schaffte es dabei nicht seinen Teams eine klare taktische Handschrift zu verleihen. Daher ist trotz der ausgerufenen Parolen Commissos lediglich mit einem Platz im oberen Mittelfeld zu rechnen.

Sascha Baharian

US Lecce

(Letzte Saison: Aufstieg)

Zurück im Geschäft der Großen

1908 wurde in der süditalienischen Stadt Lecce die Unione Sportiva Lecce gegründet, nach dem 2. Platz in der vergangenen Saison in der Serie B ist der Klub nun endlich wieder zurück im Geschäft der Großen. Und das ist vor allem deswegen beeindruckend, weil dem Klub der Durchmarsch aus der Serie C gelang! Diese Leistung ist absolut herausragend und hat definitiv Respekt verdient. 

Doch natürlich bringt ein solcher Durchmarsch auch Gefahren mit sich. In der Serie B schwebte man auf einer Erfolgswelle und konnte mit einem funktionierenden System Erfolge feiern. In der Serie A weht aber ein anderer Wind, gleich zum Auftakt trifft der Aufsteiger auf Inter Mailand und muss schon von der ersten Sekunde in der Saison hellwach sein um den Klassenerhalt zu erreichen. 

Trainer des Klubs ist Fabio Liverani (43), den man durchaus als Architekt des Erfolgs bezeichnen kann. Mit geringen Mitteln, aber einer sehr flexiblen 4-3-1-2-Formation, die sich in Italien ohnehin wachsender Beliebtheit erfreut, führte er das Team von Sieg zu Sieg und stieg am Ende der Saison auch verdient auf. Wichtig war, dass im Sommer die Basis der Mannschaft zusammenbleibt. Einige Spieler, die das Tempo der Entwicklung des Klubs nicht wirklich adäquat mitgehen konnten, wurden abgegeben. Ein Großteil der Leistungsträger blieb Lecce aber erhalten.

Günstige, aber clevere Ergänzungen

Auf der Suche nach Neuzugängen musste man in Lecce natürlich kreativ werden, die ganz großen Sprünge sind finanziell einfach nicht möglich. Als einer der „Königstransfers“ gilt Diego Farias (29), der für eine Leihgebühr von 1,5 Millionen Euro aus Cagliari verpflichtet wurde. Er bringt die nötige Erfahrung und Robustheit mit um dem Angriffsspiel in der Serie A auf die Sprünge zu helfen.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Ein anderer bekannter Name ist Panagiotis Tachtsidis. Der 28-jährige Grieche kommt für 500.000 Euro aus Nottingham, spielte zuvor unter anderem für Olympiakos Piräus und den FC Turin und bringt eine Menge Erfahrung in der Serie A mit. Er soll das Mittelfeld stabilisieren und als Arbeiter fungieren.

Die weiteren Neuzugänge sind eher unspektakulär. Mit Lapadula (29, Genoa) und Dell’Orco (25, Sassuolo) wurden zwei sinnvolle Leihverpflichtungen getätigt, viele Spieler kamen ablösefrei. Lediglich für den sehr talentierten Kolumbianer Brayan Vera (20, Leones, 800.000 €) und für Rechtsverteidiger Romario Benzar (27, FCSB, 2 Mio. €) gab man noch etwas Geld aus. 

Doch genau das passt zur Vereinsphilosophie. Man will klug wirtschaften, die wenigen Mittel so sinnvoll wie nur möglich ausnutzen und eine Mannschaft aufstellen, die dem Trainer vollends folgt. Die großen Stars fehlen natürlich, dennoch ist es gelungen eine homogene Truppe zusammenzustellen, die neben dem 4-3-1-2 auch noch in anderen Formationen auflaufen könnte. 33 Spieler stehen im Kader, was bedeutet, dass bis zum Ende der Transferperiode sogar noch etwas Bewegung auf der Abgangsseite herrschen könnte.

Im Fokus: Diego Farias

Wie bereits angesprochen wurde der 29-jährige Brasilianer von Cagliari ausgeliehen. Schon in der vergangenen Rückrunde spielte  Farias auf Leihbasis für einen anderen Klub, damals für den FC Empoli. Und die Statistiken des Offensivspielers können sich sehen lassen, denn in der gesamten Saison erzielte er 7 Tore und bereitete 5 weitere Treffer vor.

Er ist ein sehr interessanter Spielertyp, der gerne hinter dem Stürmer oder mehreren Stürmern agiert. Farias lässt sich gerne in die Tiefe fallen, kommt dann mit Tempo auf die gegnerische Defensive zugelaufen. Der 29-jährige ist technisch versiert, geradlinig und könnte das Spiel von Lecce auf ein neues Niveau heben. 

Newcomer: Brayan Vera

Der 20-jährige Kolumbianer gilt in seiner Heimat als großes Talent und ist auf der Linksverteidigerposition zuhause, kann aber auch offensiver eingesetzt werden. In Lecce baut man auf den U20-Nationalspieler und stattete ihn direkt mit einem Vertrag bis 2023 aus, hat sogar noch eine Option zur Verlängerung. Vera hat auf seiner Position zwar mit viel Konkurrenz zu kämpfen, dennoch kann er auf Einsatzzeiten hoffen, sofern er seine Anlagen auch auf dem Platz zeigen kann. 

Prognose

Für einen Aufsteiger, gerade nach einem Durchmarsch aus der Serie C, ist es natürlich enorm schwer die Klasse zu halten. Aus den vorhandenen Mitteln wurde jedoch ein guter Kader zusammengestellt, der zu den Vorstellungen des Trainers passt. Die Basis ist vorhanden, dennoch muss alles passen und die Neuzugänge müsse abliefern, damit der Klassenerhalt gelingt.

Manuel Behlert

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)


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