Serie A Vorschau Teil 1: Inter, Fiorentina, Parma, Crotone

15. September 2020 | Serie A | BY 90PLUS Redaktion

Am kommenden Wochenende startet die italienische Serie A in die neue Saison. Im ersten Teil der 90PLUS-Saisonvorschau stellen wir Inter, die Fiorentina, Parma Calcio und Crotone vor.

  • Inter: Conte-Unruhe überwunden
  • Fiorentina: Große Ambitionen
  • Parma: Kann die Vorsaison wiederholt werden?

Teil 2: Milan, Cagliari, Udinese, Genoa

Teil 3: Atalanta, Roma, Hellas, Benevento

Inter

Letzte Saison: 2. Platz

Inter schloss die abgelaufene Spielzeit als Vize-Meister mit nur einem Punkt Rückstand auf Meister Juventus ab. Diese Tatsache ist allerdings etwas trügerisch, schließlich standen die Turiner bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende als Meister fest, während sich Inter mit einem starken Endspurt im Kampf um Platz 2 gegen Atalanta und Lazio behaupten musste. 

Begibt man sich auf Ursachenforschung muss man zunächst feststellen, dass Inter vor allem in der zweiten Saisonhälfte zu viel liegen lassen hat. Nach einer starken Hinrunde mit 46 Punkten (nur Juventus hatte mit 48 Punkten mehr), holte die Mannschaft in der Rückrunde nur noch 36 Punkte und konnte somit auch nicht von Juventus‘ Schwäche (nur 35 Punkte profitieren), während Teams wie Atalanta, Milan und Napoli allesamt erfolgreicher waren. 

Eine weitere Ursache ist sicherlich auch die schwache Ausbeute im eigenen Stadion – in 19 Heimspielen holte Inter nur 39 Punkte – Juventus dagegen stolze 50. Dadurch konnten die „Nerazzuri“ auch nicht zur Gänze davon profitieren, dass sie mit 43 Punkten auswärts am erfolgreichsten waren. Eine Tatsache, die sich vielleicht auch auf Contes Spielidee zurückführen lässt.

Betrachtet man die Leistungsindikatoren, fällt natürlich sofort auf, dass Inter die beste Defensive der Liga stellte – sowohl nach tatsächlich kassierten Gegentoren als auch nach xGA (Expected Goals against). Doch auch die Offensive konnte sich mit 81 erzielten Toren (zweitbester Wert hinter Atalanta) bzw. 73,95xG (drittbester Wert hinter Atalanta und der Roma) mehr als nur sehen lassen. Interessant ist dabei auch, dass Inter nach xP (Expected Points) ebenfalls nur Vize-Meister geworden wäre, allerdings nicht hinter Juventus, sondern hinter Atalanta. 

Conte gibt der Mannschaft eine Identität

Die Mannschaft hat unter Antonio Conte (51) also definitiv einen großen Schritt nach vorne gemacht und war der Meisterschaft so nahe, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Doch vielleicht noch wichtiger: Inter hat mit ihm als Trainer wieder eine spielerische Identität bekommen. 

(Photo by Dean Mouhtaropoulos / POOL / AFP) 

Nachdem Luciano Spaletti (61) in den letzten Jahren zumeist mit einer Vierkette hat spielen lassen, setzte Conte von Anfang an auf „seine“ Fünferkette, mit einem Dreier-Mittelfeld davor und einer echten Doppelspitze vorne. Die Fünferkette bestand stets aus drei echten Innenverteidigern, die der Mannschaft Stabilität verliehen und die zumeist mit sicheren Bällen breit aufbauten, während die Außenverteidiger sehr hoch standen und dem Spiel weitere Breite verliehen, was Inter stets eine große Ballsicherheit im Abwehrdrittel – auch im eigenen Ballbesitz – verlieh. Das Mittelfeld war unterdessen der einzige Mannschaftsteil, den Conte variierte. Hier passte er seine Anordnung und Besetzung zumeist dem jeweiligen Gegner an, um einen besseren Zugriff zu haben, während Romelu Lukaku (27) und Lautaro Martinez (23) im Angriff die Konstanten waren. Der Belgier und der Argentinier bildeten eine klassische „big-man-little-man“-Partnerschaft.

Bei gegnerischem Ballbesitz lässt sich Inter unter Conte zumeist tief zurückfallen und verteidigt aus der Kompaktheit (lassen pro Spiel im Schnitt nur zwölf gegnerische Abschlüsse zu), die sich vor allem aus der Vielzahl von Spielern im Zentrum ergibt. Mit dem Ball spielt Inter sehr geduldig, baut in aller Ruhe auf und versucht auf den Flügeln durchzubrechen und dann die Stürmer einzusetzen (Iigaweit die zweitmeisten Flanken pro Spiel). Doch die größte Stärke besitzt Inter in den jeweiligen Umschaltphasen.

Im defensiven Umschaltspiel setzt Conte auf ein aggressives, extrem mannorientiertes Pressing, das mit einem für seine Verhältnisse großem Risiko behaftet ist. Im offensiven Umschaltspiel versucht die Mannschaft unterdessen schnell und schnörkellos die Tiefe zu finden, was wunderbar zu den Stärken von Martinez und Lukaku passt, die sich im Konterspiel sehr wohl fühlen. 

Die Fortsetzung der „Conte-cation“

Trotz der zweiten Plätze in der Liga und der Europa League, sowie dem Halbfinal-Aus im Pokal und der leichten Unruhe rund um seine Person im Anschluss an die Saison, wird Antonio Conte seine Arbeit in der neuen Saison fortsetzen und seine Spielidee weiterentwickeln. Dementsprechend verändert er auch den Kader immer mehr nach seinen Wünschen. Mit Achraf Hakimi (21, kam für 40 Millionen Euro von Real Madrid) bekommt er z. B. einen Spieler, der wie für ihn gemacht ist und die kleinen Schwächen auf der rechten Seite mehr als nur beheben könnte. Außerdem hat er mit Aleksandar Kolarov (34, kam für 1,5 Millionen Euro von der Roma) den gewünschten erfahrenen Spieler bekommen, der sowohl als linker Innenverteidiger, als auch als linker Flügelverteidiger spielen und Alessandro Bastoni (21) und Ashley Young (35) entlasten kann.

(Photo by INA FASSBENDER / AFP)

Mit Arturo Vidal (33) soll zudem noch ein weiterer „klassischer Conte-Spieler“ kommen. Der Chilene, mit dem Conte schon bei Juventus zusammenarbeitete, verkörpert wie kaum ein Zweiter den Stil des italienischen Coaches. Mit seiner Aggressivität und seiner Fähigkeit spät im gegnerischen Strafraum aufzutauchen und torgefährlich zu werden, verkörpert er genau den Typen, der bisher im Mittelfeld der Mailänder gefehlt hat.

Abgesehen davon wurden die vorherigen Leihen von Nicolo Barella (23), Stefano Sensi (25) und Alexis Sanchez (31) in feste Transfers umgewandelt, während u.a. die zuvor verliehenen Icardi (27), Pinamonti (21), Yann Karamoh (22) fest abgegeben worden sind.

Angesichts des noch sehr großen Kaders ist aber mit etlichen weiteren Abgängen zu rechnen, zu denen überraschenderweise auch Abwehr-Routinier Diego Godin (34) zählen könnte, der den Ansprüchen, die auch auf sein hohes Gehalt zurückzuführen sind, nicht wirklich gerecht werden konnte. Gleiches gilt sicherlich auch für Christian Eriksen (28), der bisher noch keine Rolle für sich gefunden hat und noch etwas fremdelt, aber in der kommenden Saison mit Sicherheit noch weitere Chancen bekommen wird – trotzdem gilt auch für ihn: Make or break. Ein Motto, das vielleicht sogar für das ganze „Projekt Conte“ bei Inter gilt.

Im Fokus: Stefano Sensi

Der 25-jährige zentrale Mittelfeldspieler wechselte im vergangenen Sommer, zunächst auf Leihbasis (mittlerweile in einen festen Transfer für 20 Millionen Euro umgewandelt), von Sassuolo Calcio zu Inter und schlug ein wie eine Bombe. An den ersten sechs Spieltagen gelangen ihm drei Tore und vier Assists, was ihn zu einem wesentlichen Treiber des guten Saisonstarts (sechs Spiele, sechs Siege) machte. Am siebten Spieltag, im Spitzenspiel gegen Juventus Turin, verletzte er sich aber an den Adduktoren und fiel damit gute zwei Monate verletzt aus. Nach fünf mehr oder weniger kurzen Einsätzen verletzte er sich abermals und kehrte bis zum Saisonende nicht mehr in die Mannschaft zurück. 

(Photo by Chris Ricco/Getty Images)

Ein herber Verlust, da er, wie kein zweiter Spieler in den Reihen Inters, für Kreativität und Torgefahr aus dem Mittelfeld, in Kombination mit einer guten Dynamik und einer ordentlichen Portion Aggressivität, steht. In der kommenden Saison darf man sich aber endlich wieder auf einen fitten und spielfreudigen Stefano Sensi freuen. 

Prognose

Der FC Internazionale gehört auch in der Saison 2020/21 zum engsten Kreis der Meisterschaftsanwärter. Serienmeister Juventus befindet sich einmal mehr in einer Umbruchssaison, sodass für Teams wie Inter die Chance besteht die Vorherrschaft der Turiner endlich zu durchbrechen. Wenn es Conte gelingt die Entwicklung voranzutreiben, ohne dass es zu größeren internen Zerwürfnissen kommt (bei ihm nie auszuschließen), spricht viel dafür, dass die „Nerazzuri“ erstmals seit 2010 einen „Scudetto“ bejubeln dürfen. Im Vergleich zu den übrigen Verfolgern bringt Inter nämlich die nötige Effizienz und Abgebrühtheit mit, die es dazu braucht. Durch das spät schließende Transferfenster und das „Pulverfass“ Antonio Conte bleiben aber noch Ungewissheiten zurück, die eine definitivere Prognose erschweren. Platz 1-3.

Christoph Albers

AC Florenz

Letzte Saison: 10. Platz

Nach einer grauenvollen Spielzeit 2018/19 mit dem 16. Platz als Endresultat sollte alles besser werden. Wurde es dies wirklich? Nun zumindest tabellarisch fraglos, allerdings hätte eine weitere Verschlechterung in diesem Bereich ziemlich sicher den Abstieg bedeutet. Von daher kommt man im Fall der AC Florenz und dem erreichten zehnten Platz aus der Vorsaison höchstens zu der Einschätzung, dass man sich minimal verbessert hat. Denn auch der zehnte Rang wird dem vorhandenen Spielermaterial eigentlich nicht gerecht.

Seit der Saison 2011/12 bewegte sich die Fiorentina eigentlich konstant im oberen Tabellenbereich, von 2013 bis 2015 erreichte der Klub aus der Hauptstadt der Toskana drei Mal in Folge den vierten Platz. Hätte die Serie A schon zum damaligen Zeitpunkt vier Startplätze für die Champions League gehabt, hätte dies drei Teilnahmen in Folge an der Königsklasse sowie die damit verbundenen zusätzlichen Einnahmen bedeutet. Doch stattdessen rutschte die „Viola“ in den letzten Jahren aus der Spitzengruppe der Serie A, auf mehrere achte Plätze folgten die oben beschriebenen Runden.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Florenz: Montella ohne Fortune

Für diese letzte erfolgreiche Phase war Vincenzo Montella (46) verantwortlich, der im Jahr 2019 zu dem Klub zurückkehrte. Doch die negativen Vorbehalte über „aufgewärmte Beziehungen“ sollten sich auch hier bewahrheiten: Schon im Dezember 2019 wurde der einstige Erfolgscoach vor die Tür gesetzt, ausgerechnet nach einer 1:4-Heimpleite gegen die AS Roma, wo er als Spieler fast eine Dekade spielte. Auf ihn folgte Giuseppe Iachini (56), welcher die Fiorentina auf dem 15. Platz übernahm.

Dieser Wechsel auf der Bank sollte sich voll auszahlen. Die Mannschaft holte in den 22 verbliebenen Partien unter der neuen Leitung 35 Punkte (1,59 im Schnitt). Rechnet man diese Quote über eine gesamte Saison hoch, hätte man wahrscheinlich um die Europapokal-Plätze gespielt. Wegen des schwachen Starts landete Florenz jedoch im Niemandsland der Serie-A-Tabelle. Die Bilanz von 12 Siegen, 13 Remis und 13 Pleiten zeigen ziemlich deutlich, woran es dem 2019/20 drittjüngsten Team (23,9) der Liga fehlte: Konstanz.

Florenz 20/21: Ex-Leihspieler nun auf permanenter Basis

Die positive Tendenz der vergangenen Rückrunde soll auch in der kommenden Spielzeit fortgeführt werden. Dafür wurde der vormalige Leihspieler Alfred Duncan (27) für 15 Millionen Euro von Sassuolo nun fest unter Vertrag genommen. Unter den gleichen Bedingungen und vom gleichen Verein schloss sich Rechtsverteidiger Pol Lirola (23) der „Viola“ fest an, nur kostete der Spanier vier Millionen Euro weniger. Mit Stürmer Christian Kouamé (22) nahm die Fiorentina einen weiteren ehemaligen Leihspieler von Genua für elf Millionen Euro nun fest unter Vertrag. Ohne Ablöse fand hingegen der erfahrene Giacomo Bonaventura (31) den Weg von Milan in die Toskana.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Ansonsten kehrten zahlreiche eigene Leihspieler nach Florenz zurück. Nicht jeder davon dürfte eine Zukunft in dem Verein haben. Dies gilt wahrscheinlich nicht für Sofyan Amrabat (24/Hellas), Cristiano Biraghi (28/Inter) oder Igor (22/SPAL), welche der Mannschaft konkret weiterhelfen sollten.

Die meisten dieser zahlreichen Rückkehrer werden nach dem Deadline-Day am 5. Oktober jedoch nicht mehr im Kader stehen. So ist beispielsweise der permanente Abgang von Kevin-Prince Boateng (33) offenbar nur noch eine Frage der Zeit. Die Fiorentina verlassen haben aus diesem Kreis der Rückkehrer bereits Jordan Veretout (27/AS Roma/16 Millionen Euro) und Giovanni Simeone (25/Cagliari/zwölf Millionen Euro).

Fiorentina: Iachini hat bereits Qualität im Kader

Iachini kann in dem Kader dennoch fraglos auf schon vorhandene Qualität zurückgreifen. Nikola Milenkovic (22) gehört zu den begehrtesten jungen Abwehrspielern in Europa. Im Mittelfeld stehen mit Erick Pulgar (26) oder Gaetano Castrovilli (23) hochwertige und auch international erfahrene Optionen zur Verfügung. Im Angriff fokussiert sich das Augenmerk natürlich primär auf Superstar und Nationalstürmer Federico Chiesa (22). Doch auch neben dem Eigengewächs tummeln sich mit Dusan Vlahovic (20) oder Leihspieler Patrick Cutrone (22, Wolverhampton) hochinterssante Youngster.

Mit einem großen Talent ist ebenfalls die Position des Torhüters bei der Fiorentina besetzt: Bartlomiej Dragowski (23). Der junge Pole eroberte nach seiner Leihe bei Empoli in der abgelaufenen Saison endgültig den Stammplatz zwischen den Pfosten. Und dann ist da noch Europas Fußballer des Jahres 2013…

(Photo by Marco Rosi – SS Lazio/Getty Images)

Die Weltkarriere des Franck Ribery (37) neigt sich langsam dem Ende zu, doch in seiner Profession ist der Franzose noch immer absolut außergewöhnlich. Zum Leidwesen der „Viola“ fehlte Ribery in der abgelaufenen Runde häufig wegen Verletzungen, wenn der Routinier auf dem Platz stand, wusste er dennoch zu begeistern. So wurde die Bayern-Legende beispielsweise im San Siro beim Auswärtssieg bei der AC Milan (3:1) nach einem Gala-Auftritt inklusive Solo-Tor mit Standing Ovations bedacht. Wenn nur der Körper zehn Jahre weniger Verschleiß auf dem Zähler hätte…

… dann würde der Weltstar noch häufiger die Rolle als zweite Spitze neben Chiesa in dem bevorzugten 3-5-2 System von Iachini ausfüllen. Man kann eine solche Taktik zwar auch offensiv interpretieren, der Übungsleiter verfolgte allerdings nach seiner Übernahme einen eher defensiven Ansatz. So stellte er vor Abräumer Duncan in der etwas zurückgezogenen Rolle im Zentrum meist den chilenischen Nationalspieler Pulgar auf, der zwar in der Balleroberung und Passspiel seine Stärken hat, nicht jedoch in seinem Drang nach vorne. Mit Neuzugang Bonaventura könnte in Zukunft etwas mehr Torgefahr aus dem Zentrum kommen.

Über die Außenbahnen bevorzugt Iachini die mittlerweile recht beliebte Variante mit den „Wingbacks“, wo nach aktuellem Stand wohl vor allem Lirola und Rückkehrer Biraghi (falls der Nationalspieler bleibt) gesetzt sein dürften. Die gleichen Status haben in der defensiven Dreierkette vor Torhüter Dragowski die Verteidiger Milenkovic und Kapitän German Pezzella (29) inne.

Trainer Iachini haftet durchaus der Ruf an, ein Verfechter des catenaccio zu sein, nicht selten unterschreiten seine vorsichtig agierenden Teams eine Ballbesitzquote von 40%. Dies mag während der sportlich prekären Lage zum Zeitpunkt seiner Übernahme der passende Ansatz gewesen sein, doch eigentlich taugt das vorhandene Spielermaterial zu mehr. Der 56-Jährige hat somit in der kommenden Saison die Gelegenheit, diesen Narrativ loszuwerden.

Player to watch: Federico Chiesa

Eigengewächs, Publikumsliebling, Sohn von Nationalspieler und Vereinslegende Enrico – den jungen Federico Chiesa kann man getrost als „Wunderkind“ bezeichnen. Der 22-Jährige spielte eine herausragende Saison 2019/20. Seine zehn Treffer und neun Vorlagen sorgten dafür, dass die Fiorentina im vergangenen Jahr nicht erneut Abstiegsängste haben musste. Chiesa ist im Sturm flexibel einsetzbar und das absolute Herzstück des Angriffs.

(Photo by Maurizio Lagana/Getty Images)

Der italienische Nationalspieler besticht vor allem durch seine Qualitäten im direkten Duell. Nachdem Chiesa ein solches für sich entschieden hat, zieht der Angreifer bevorzugt nach innen und schließt mit seinem fulminanten Schuss ab. Schwächen hat der Stürmer jedoch noch in seinem Kopfballspiel. Wie viele Spielzeiten Chiesa noch bei seinem Jugendklub absolvieren wird, ist derzeit unklar. Sollte allerdings nicht eine gewisse Entwicklung im Verein einsetzen, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die nächste Saison seine letzte bei der „Viola“ wird.

Prognose

Die Fiorentina dürfte auch in der kommenden Saison eine absolute Wundertüte werden. Iachini sollte mit seinem vorsichtigen Ansatz die defensiven Ausreißer etwas besser in den Griff bekommen. Ob auf diese Art und Weise die unbestrittene Qualität im Kader vollends zum Tragen kommt, muss aber angezweifelt werden. Insofern sind die tabellarischen Sprünge wohl eher begrenzt, ein einstelliger Tabellenplatz sollte nach zwei schlechten Jahren allerdings wieder erreicht werden.

Marius Merck

Parma Calcio

Letzte Saison: 11. Platz

Es scheint, als habe sich Parma wieder in der italienischen Beletage etabliert. Nach mehreren turbulenten Jahren rund um den Bankrott des Klubs hat die emilianische Universitätsstadt endlich wieder ein Aushängeschild. Nach Platz 14 in der Debüt-Saison 2018/19 folgte ein solider elfter Platz in der vergangenen Spielzeit. Mit 56 Toren wusste insbesondere die Offensive zu überzeugen und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass sich die „Gialloblu“ zu keinem Zeitpunkt mit dem Abstieg befassen musste.

Folglich wurde im Sommer mit Fabio Liverani (44) ein neuer Trainer installiert. Der 44-Jährige stieg im vergangenen Jahr mit Lecce ab und setzte zumeist auf ein 4-3-2-1.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Top-Scorer Kulusevski zu Juve

Recht früh wurde der vorzeitige Abgang von Dejan Kulusevski (20) bekannt. Der Offensivspieler, der auf den Flügeln sowie in der Zentrale beheimatet ist, war der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel. Der 20-Jährige bringt in seinem jungen Alter schon das ganze Paket mit und wirkt in seiner Entwicklung extrem reif. Der Schwede ist schnell, dribbelstark und erstaunlich gut in der Entscheidungsfindung. Mit zehn Toren und acht Assists war er der gefährlichste Akteur Parmas, weshalb der Abgang eine riesige Lücke hinterlässt.

Nichtsdestotrotz konnte sich die „Crociati“ frühzeitig auf seinen Abgang einstellen, da Kulusevski lediglich von Atalanta Bergamo ausgeliehen war und am Saisonende regulär zurückgekehrt wäre. Überdies setzte Parma, wie für einen italienischen Verein üblich, auf viele Leih-Spieler. Einige dieser Spieler wurden fest verpflichtet, kennen den Klub bereits und benötigen somit keine Eingewöhnungszeit.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Inglese als Top-Transfer – Machin geht

Bis auf Kulusevski hat man auf der Abgangsseite nicht viele Verluste zu bemängeln. Lediglich Jose Machin (24), der im vergangenen Jahr nach Monza ausgeliehen war, verließ den Verein für eine Ablösesumme, die sich auf vier Millionen Euro beläuft.

Der Toptransfer von Parma ist Roberto Inglese (28). Für ihn zahlte man 18 Millionen Euro an die SSC Neapel. Der 28-Jährige war zuvor für zwei Spielzeiten an Parma ausgeliehen und konnte insgesamt 13 Tore erzielen. Inglese ist der klassische Strafraumstürmer und konnte – bis zu seiner Verletzung – mit Kulusevski wunderbar harmonieren.

Ein Spieler, auf dem man große Hoffnungen setzt, ist Yann Karamoh (22). Der 22-Jährige ist auf den Flügelpositionen zuhause und wurde nach seiner Leihe für acht Millionen Euro fest verpflichtet. Der Franzose besitzt großartige Anlagen, muss in den entscheidenden Situationen aber noch effizienter werden. In 14 Spielen gelangen ihm ein Tor und eine weitere Vorlage in der abgelaufenen Saison.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Parma – Kurtic und Grassi für das Zentrum

Wenn Parma das Spielfeld betrat, waren viele Tore meist garantiert. Mit Alberto Grassi (25), Hernani (26) und Jasmin Kurtic (31) wurden drei defensiv-denkende Leihspieler fest verpflichtet. Liverani möchte aus einem gestaffelten Zentrum die Angriffe aufbauen lassen, mit jenen drei steht das Grundgerüst der vergangenen Saison nun auch langfristig zusammen auf dem Platz.

Insgesamt ist die Mannschaft relativ eingespielt, doch der Abgang Kulusevskis konnte auf dem Transfermarkt bisher noch nicht kaschiert werden. Ein Kreativspieler, der in das Budget der „Kreuzritter“ passt, würde definitiv helfen.

Im Fokus: Andreas Cornelius

Top-Torschütze der Emilianer war im vergangenen Jahr Andreas Cornelius. Insgesamt zwölf Tore konnte der abschlussstarke 27-Jährige erzielen und profitierte dabei durch die punktgenauen Pässe seiner Mittelfeldspieler. Der Stürmer zeigt sich effizient im Abschluss und ist ein Verwerter, der in der Vergangenheit auch mit größeren Klubs in Verbindung gebracht wurde.

So viele Chancen wie im vergangenen Jahr, wird Cornelius, der auf Leihbasis von Atalanta BC in Parma spielt, in diesem Jahr wohl nicht erhalten. Umso wichtiger, dass er weiterhin effektiv und überlegt agiert. Cornelius hat die Aufgabe, Parma vom Abstiegskampf fern zu halten, und wer weiß, bei einer weiteren guten Saison macht er sich doch noch einmal für europäische Top-Klubs interessant.

(Photo by Gabriele Maltinti/Getty Images)

Prognose

Für Parma wird der Blick zunächst nach unten gehen. Angesichts des Abgangs von insgesamt 18 Torbeteiligungen muss die Last auf die Offensivspieler neu verteilt werden. Cornelius und Inglese werden noch entscheidender, die Entwicklung von Karamoh muss abgewartet werden. Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte wäre überraschend, der Abstieg allerdings auch. Parma kann zur Wundertüte werden.

Hendrik Wiese

FC Crotone

Letzte Saison: Aufstieg

Der FC Crotone ist wieder zurück in der italienischen Serie A! Der Vizemeister der Vorsaison in der Serie B hat natürlich nur ein einziges Ziel: Die Klasse soll gehalten werden. Der Klub aus Kalabrien steht allerdings vor einer sehr schwierigen Aufgabe, im Kader gibt es noch die ein oder andere Baustelle und in der Aufstiegssaison war der Abstand zu Zweitliga-Meister Benevento doch beachtlich groß. 

(Photo by Tullio M. Puglia/Getty Images for Lega Serie B)

Dennoch hofft der Klub, der seine Heimspiele im Stadio Ezio Scida austrägt, auf einen positiven Ausgang in der neuen Saison. Trainer Giovanni Stroppa (52), der seit 2018 im Amt ist, schaffte es in der Aufstiegssaison, aus einer Mannschaft ohne die ganz großen und bekannten Namen eine Einheit zu formen. Crotone überragte weder offensiv noch defensiv, aber gewann die entscheidenden Spiele und auch das ist eine Qualität. 

FC Crotone: Durchaus Bewegung im Kader

Nach dem Aufstieg stellte sich natürlich die Frage, wie Crotone den Kader für die Serie A verstärken kann. Die neue Saison bringt auch neue Probleme mit sich, individuell gehört der Aufsteiger nämlich zu den schwächsten Teams der Liga und viel Geld war aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auch nicht vorhanden. Traditionell endeten viele Leihgeschäfte und zahlreiche Spieler kehrten zurück. Da die Rückkehrer aber überwiegend aus Ligen wie der Serie C nach Crotone kommen und viele dieser Akteure den Verein schon wieder verlassen haben, ist dahingehend nicht mit neuen Impulsen zu rechnen. 

Diese gibt es aber dennoch. Mit Eduardo Henrique (25) wurde ein Defensivspieler von Sporting CP ausgeliehen, ebenfalls auf Leihbasis kam Lisandro Magallan (26) von Ajax Amsterdam. Beide sollten der Defensive helfen, stabiler zu sein und ihr mehr Individuelle Qualität verleihen. Mit Andrea Rispoli (31) kam zudem ein erfahrener Außenverteidiger aus Lecce. Luca Marrone (30) wurde fest von Hellas verpflichtet und auch offensiv tat sich etwas. 

Für den Angriff kamen Emmanuel Riviere (30, Cosenza) und Luis Rojas (18, Universidad). Vor allem dem Chilenen traut man nach seinem Wechsel einiges zu, Rojas gilt als großes Talent mit umfassenden Fähigkeiten im technischen Bereich. Luca Cigarini (34, Cagliari) und Milos Vulic (24, Roter Stern) komplettieren die Neuzugänge. 

Klassenerhalt ohne große Namen

Wirkliche „Stars“ sind im Kader des FC Crotone nicht zu finden. Die Leihzugänge Magallan und Henrique sollten individuell bereits zu den besten Spielern gehören, die im Kader des Aufsteigers stehen. Doch große Namen sind nicht unbedingt notwendig, wenn die Mannschaft auf dem Platz funktioniert. Im Fall von Crotone setzt man dabei auf Eingespieltheit. 

In jedem Ligaspiel der Vorsaison ging die Mannschaft mit einem 3-5-2-System auf das Feld. Die Außenspieler vor der Dreierkette mussten dabei ein enormes Pensum absolvieren, das Zentrum war allerdings über weite Strecken sehr kompakt. Das hilft Crotone enorm. Das vorhandene Spielermaterial deutet darauf hin, dass das bisher sehr gut funktionierende System auch in der neuen Saison angewendet wird. 

(Photo by Maurizio Lagana/Getty Images for Lega Serie B)

Ein wichtiger Spieler, der im Kampf um den Klassenerhalt essenziell werden könnte, ist Simy (28). Der nigerianische Mittelstürmer erzielte in der Vorsaison 20 Tore und wurde Torschützenkönig in der Serie B. Mit 1,98m ist er ein sehr wuchtiger und kopfballstarker Stürmer, der vor allem mit dem Rücken zum Tor sehr wichtig ist. Hier kann er den Ball behaupten und seine Mitspieler in Szene setzen. 

Defensive Anfälligkeit in den Griff bekommen

Trotz des Aufstiegs musste der FC Crotone in der Vorsaison zehn Niederlagen hinnehmen. Diese resultierten oft aus individuellen und vor allem unnötigen Fehlern in der Defensive. 40 Gegentore in 38 Spielen sprechen eine klare Sprache, Meister Benevento kassierte insgesamt 14 Gegentreffer weniger. Hier liegt noch eine Menge Arbeit vor Trainer Stroppa. 

Allerdings haben die Verantwortlichen des Klubs wohl erkannt, dass in diesem Bereich noch nachgelegt werden soll. Denn die Aktivitäten auf dem Transfermarkt deuten darauf hin, dass die Verstärkung der Abwehr höchste Priorität hatte. Nun muss sich diese Defensive möglichst schnell einspielen, damit sie zu einem sicheren Rückhalt wird. 

Im Fokus: Luis Rojas

Luis Rojas kostete den FC Crotone im Sommer rund 2,5 Millionen Euro. Von Universidad de Chile wechselte der Kreativspieler nach Kalabrien, dort will er nun auf sich aufmerksam machen. Der chilenische Juniorennationalspieler bringt alles mit, um als kreativer Freigeist in Crotone eine gute bis sehr gute Rolle zu spielen.

Rojas ist ein klassischer Straßenfußballer, der mit schnellen Bewegungen und Haken brilliert. Im letzten Drittel kann er den Unterschied machen. Allerdings sei auch erwähnt, dass der Schritt aus Südamerika in eine europäische Topliga für einen solch jungen Spieler immer sehr schwierig ist. Man muss Rojas also eine gewisse Zeit zur Akklimatisierung gewähren. 

Prognose

Der FC Crotone verfügt nicht über die großen Stars, aber über einen klaren Plan und einen homogenen Kader. Gelingt es, die eigenen Stärken auf den Platz zu bringen, kann man eine sehr gute Rolle im Abstiegskampf spielen und sich möglicherweise frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Wichtig dafür wäre, weniger von Toptorjäger Simy abhängig zu sein. 

Manuel Behlert

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(Photo by Friedemann Vogel/Pool via Getty Images)


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