Premier League Vorschau Teil 5: Liverpool, West Ham, Aston Villa, Brighton

11. September 2020 | Saisonvorschauen | BY 90PLUS Redaktion

Übermorgen startet die neue Saison in der Premier League! Im fünften und letzten Teil der 90PLUS-Saisonvorschau nehmen wir den FC Liverpool, West Ham, Aston Villa und Brighton unter die Lupe.

  • Liverpool FC: Mission Titelverteidigung
  • West Ham: Wohin geht die Reise?
  • Ist Brighton wirklich ein Abstiegskandidat?

Teil 1: Tottenham, Wolves, Burnley, Crystal Palace

Teil 2: Chelsea, Arsenal, Leicester, Fulham

Teil 3: ManUtd, Sheffield Utd, West Bromwich, Newcastle

Teil 4: ManCity, Southampton, Everton, Leeds

Liverpool FC

Letzte Saison: Meister

30 Jahre Warten haben ein Ende gefunden. Und wie. Jürgen Klopp (53) und seine Reds konnten in der vergangenen Saison endlich den englischen Meistertitel erringen und taten dies auf so eine beeindruckende Weise, dass schon vor der Unterbrechung durch das Coronavirus für jeden realistischen Beobachter der Titelgewinn sicher war. Gerade die Hinrunde war eine einzige Machtdemonstration und knüpfte direkt an den Endspurt der vorhergehenden Saison, an deren Ende man sich Manchester City denkbar knapp geschlagen geben musste, an. Dieses Mal aber genügte es für den Titel. Erst Ende Februar (!) musste man eine Niederlage hinnehmen.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Liverpool dominierte die Premier League in teilweise ungesehener Konstanz und Effizienz. Erst Ende Februar (!) musste man eine Niederlage hinnehmen. Die Reds spielten nicht immer gut, aber sie gewannen. Dies schien stets wie eine Gewissheit über dem Spiel des Teams zu schweben und bewahrheitete sich beeindruckend oft. Jürgen Klopp hat Liverpool zu einer der besten Mannschaften der Welt geformt. Nach all der Begeisterung, die dieser Weg entfachte, steht man nun vor der vielleicht größten Herausforderung: Die Verteidigung der Vormachtsstellung.

Liverpool: Thiago oder nix?

Der Liverpool FC fällt seit der Amtszeit Klopps auf dem Transfermarkt durch hervorragendes Scouting und ausgewogene Kaderplanung auf. Mal wurden kaum Verstärkungen getätigt, zum Beispiel im letzten Sommer, weil man das Teamgefüge, wie sich in der Saison bestätigte, als gut einschätzte. Manchmal wurde aber auch ordentlich Geld in die Hand genommen: Zum Beispiel für Virgil Van Dijk (29) und Alisson Becker (27). Doch auch diese teuren Transfers folgten klaren Ideen. Nur wenn man sich sicher war, dass der zu verpflichtende Spieler seinen Wert als elementares Puzzleteil im Plan des Trainers erfüllen kann, wurden die Taschen ein wenig weiter geöffnet. Klopp setzt, nicht erst seit der Trainerstation in England, schon immer das Kollektiv an erster Stelle der Planungen.

Nun scheint es auch in diesem Sommer recht ruhig an der Anfield Road zu bleiben. Eine richtige Neuverpflichtung ist bis jetzt nur Konstantinos Tsimikas (24), der für 13 Millionen Euro aus Piräus kam. Der Linksverteidiger dürfte eher für die Breite gedacht sein. Dies liegt nicht nur an dem Unwillen des Klubs zu investieren oder einem perfekten Kader, sondern auch an der Pandemie und derer wirtschaftlichen Folgen. Dies bestätigte der deutsche Trainer unlängst auch noch einmal in aller Deutlichkeit. Doch auch wenn der Verein, logischerweise, darum bemüht ist, Ruhe auszustrahlen und der Kader sicherlich auch in der kommenden Saison um den Titel konkurrieren wird, ist es nicht so, als würde Liverpool keine Verstärkungen auf höchstem Niveau gebrauchen können.

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Es scheint nicht ausgeschlossen, dass man bei den Reds am Ende dem vorhandenen Spielermaterial vertrauen wird und dieses Vertrauen hat sich in den letzten Jahren mehrfach bezahlt gemacht. Doch ein Name geistert immer wieder durch die Gerüchteküche: Thiago Alcantara (29). Die Zukunft des Spaniers beim FC Bayern scheint ungeklärt, die Zeichen deuten gar auf Abschied. Beim FC Liverpool könnte der Mittelfeldspieler ein wichtiges Puzzleteil werden. Denn während Thiagos unterschätze Defensivqualitäten hervorragenden zum Meister passen, würde er vor allem dem Ballbesitzspiel der Mannschaft eine neue Facette verleihen und damit vielleicht das auffälligste Manko in der letzten Saison beheben.

Signifikante Abgänge hatte Klopp dagegen wohl nicht zu befürchten. Georginio Wijnaldums (29) Flirt mit dem FC Barcelona scheint allmählich abzuflachen. Verlassen haben den Klub Dejan Lovren (31, Zenit, zwölf Millionen Euro), Adam Lallana (32, Brighton, ablösefrei) und Nathaniel Clyne (29, ablösefrei, ohne Verein).

Die Jugend einbinden, den Ball laufen lassen

Wer den Trainer Jürgen Klopp nur auf sein Pressing und den Begriff „Heavy-Metal-Fußball“ reduziert, wurde dem englischen Coach des Jahres noch nie gerecht. Während seiner Zeit in England machte Klopp allerdings die wohl deutlichste, taktische Entwicklung seiner Karriere durch. Zum ersten Mal war das von ihm trainierte Team in fast jedem Spiel Favorit, die Gegner stehen tief und überlassen dem FC Liverpool den Ball. Deshalb wurde das Spiel der Reds in den letzten beiden Jahren etwas unspektakulärer. Die schnellen Umschaltmomente und das Überrennen der Abwehr sind seltener geworden, das Team sucht und braucht andere Lösungen. Diese hat Klopp durchaus gefunden, immerhin gewann man nicht wenige Spiele.

Die Außenverteidiger Alexander-Arnold (21) und Robertson (26) sind selbstverständlich in jeden offensiven Ablauf eingebunden und schaffen weitere Anspielstationen. Doch gerade im Saisonendspurt waren die beiden oft dabei zu beobachten, wie sie Angriff für Angriff wirkungslose Flanken in den Strafraum schlugen, in dem kein Abnehmer wartete. Das Spiel der Reds kann statisch, zu statisch sein. Wenn eine Mannschaft, wie Arsenal auch im Super-Cup (4:5-Niederlage n.E., diszipliniert, tief und fehlerlos verteidigt, fällt es Klopps Team schwer, Lücken herauszuspielen und Chancen zu kreieren. Oft wird der Gegner dann schlicht eingeschnürt und so lange in der eigenen Hälfte gestresst, bis Fehler Lücken öffnen. Der große Konkurrent ManCity tut sich hier meist leichter. Hier ist Verbesserungspotential vorhanden.

Besonders spannend könnte die Saison für einige junge Spieler des LFC werden. Auch wegen der ruhigen Transferphase dürften einige Youngsters noch mehr in den Fokus rücken. Klopp probierte schon in der letzten Saison des Öfteren aus, wie sich Neco Williams (19) und Curtis Jones (19) auf dem Niveau der englischen Liga schlagen, und betont immer wieder, wie viel er von diesen nachrückenden Spielern hält. Auch wenn viele Fans ungeduldig auf große Namen und Verpflichtungen hoffen: Was wäre mehr Jürgen Klopp, als in der nächsten Saison seine dominante Mannschaft mit Jugendspieler einzubinden und weiterzuentwickeln?

Im Fokus: Sadio Mané

Liverpools Fußball funktioniert im Kollektiv. Doch gerade im Angriff verfügt man auch über exzellente Einzelkönner, und der exzellenteste ist Sadio Mané (28). Afrikas Fußballer des Jahres vereint auf der linken Außenbahn so gut wie jedes Attribut, das man sich von einem Angreifer wünscht.

Tempo- und dribbelstark sucht der Senegalese immer wieder den Weg von Außen in die Mitte, harmoniert wunderbar mit seinem Hintermann Robertson. Zusätzlich ist Mané trotz eindrucksvoller Agilität auch noch körperlich robust und kann auch auf diesem Niveau in England absolut mithalten.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

Sein Abschluss ist meist besonnen und präzise, Tore aus der Entfernung gehören ebenso zum Repertoire des Afrikaners wie Lupfer über den Torhüter und Kopfballtore. Denn auch in der Luft ist der Flügelspieler überraschend stark. Wenn Mané in Topverfassung ist, ist er einer der Spieler, der für Liverpool den Unterschied machen kann. Läuft es mal nicht im Spiel der Reds, war es oft er, der durch eine Einzelaktion für den Durchbruch sorgte.

Prognose

Liverpool ist eingespielt, hat gemeinsam Erfolge gefeiert und die Schlüsselspieler sind im besten Alter. Auch wenn sich die Konkurrenz, wie beispielsweise Chelsea, deutlich verstärkt hat, dürfte der Vorsprung der letzten Jahre den Reds nicht einfach so genommen werden. Einzig Manchester City kann die Titelverteidigung strittig machen, dazu müsste die Mannschaft von Pep Guardiola die eigenen Probleme aus dem Vorjahr in den Griff bekommen. Wenn nicht, dann marschieren die Reds direkt zum 20. Meistertitel durch.

Julius Eid

West Ham United

Letzte Saison: 16. Platz

West Ham United lief in der vergangenen Saison, wie so oft, den Erwartungen hinterher. Nachdem man sich auf dem Transfermarkt unter anderem mit Sebastien Haller (26) verstärkte, waren die Ansprüche in London wieder hoch, doch ein schwacher Saisonstart trübte die Laune früh. Im Endeffekt kämpfte man lange gegen den Abstieg, wechselte den Trainer und blieb am Ende über dem Strich. In der neuen Saison muss aber einiges besser laufen.

Auf der Traninerposition findet sich David Moyes (57) wieder. Der Schotte kam als „Feuerwehrmann“ und erfüllte die Erwartungen. In der neuen Saison muss es dem 57-Jährigen aber endlich gelingen, eine unverkennbare Philosophie in die Mannschaft zu implementieren. Angesichts des fehlenden Erfolges bei den vergangenen Stationen des Trainers darf man hier durchaus skeptisch sein.

(Photo by MICHAEL REGAN/POOL/AFP via Getty Images)

Diangana-Abgang überrascht – Kein externer Neuzugang

Doch bei aller sportlichen Kritik, muss man den Verantwortlichen eines zugute halten. Auf dem Transfermarkt agierten die „Hammers“ in den vergangenen Saisons meist clever. Allein im letzten Jahr kamen mit Haller und Fornals (24) zwei vielversprechende (mögliche) Leistungsträger, doch ihre Qualitäten auf den Platz bringen, konnten bisher beide nicht.

Umso mehr überrascht die Vorgehensweise in dieser Transferperiode. Tomas Soucek (25), den man in der vergangenen Winterpause von Slavia Prag auslieh, wurde für insgesamt 16 Millionen Euro fest verpflichtet. Ansonsten gibt es keinen „offiziellen“ Neuzugang. Lediglich Josh Cullen (24) kehrt von seiner Leihe bei Charlton Athletic zurück und gehört nun dem Kader der „Hammers“ an.

Gegangen ist hingegen der vielversprechende Brady Diangana (22). Der 22-Jährige stand in der letzten Saison auf Leihbasis bei West Bromwich Albion unter Vertrag und war mit acht Toren und sieben Vorlagen einer der Gründe, warum die „Baggies“ im kommenden Jahr in der Premier League auflaufen werden. Zum Sommer kam der Engländer nun zurück, allerdings es blieb es bei einem kurzen Wiedersehen. In den Testspielen überzeugte Diangana zwar und genoss ein hohes Standing bei den Fans und seinen Mitspielern, doch West Ham verkaufte Diangana für rund 13,5 Millionen Euro zurück an West Brom. Dieser Transfer verärgerte Fans und Spieler so sehr, dass gar einige Profis sich über den Verkauf des Flügelspielers öffentlich beschwerten.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Declan Rice bestimmendes Thema – IV gesucht

Auf dem Radar von mehreren Top-Klubs befindet sich zudem Declan Rice (21). Das Eigengewächs schaffte in der abgelaufenen Saison seinen endgültigen Durchbruch und war der Lichtblick in einer enttäuschenden Mannschaft. Der Engländer ist flexibel im defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung einsatzfähig und ist in Sachen Zweikampfstärke und Defensivverhalten einer der Besten der Liga. Mittlerweile eignete sich Rice aber auch gewisse Qualitäten im Spielaufbau und im Passspiel unter Druck an, weshalb Chelsea seit Monaten um den 21-Jährigen buhlt. Bisher noch ohne Erfolg.

Moyes favorisiert ein 4-2-3-1. In der Offensive ist man quantitativ recht gut besetzt, auch wenn mit Albian Ajeti (23) und Jordan Hugil (28) zwei Stürmer den Verein verließen. Problemstelle ist eher die Verteidigung. Mit Diop (23), Balbuena (29) und Ogbonna (32) kämpfen drei Innenverteidiger um die begehrten zwei Plätze in der Abwehrzentrale, doch in der Vergangenheit traten alle drei leistungsschwankend auf, weshalb die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers definitiv nicht schaden würde. Konkrete Kandidaten gibt es aktuell aber noch nicht.

Auch eine Alternative für die Rechtsverteidiger-Position würde gut tun. Der aktuell einzige Kandidat, Ryan Fredericks (27), glänzt zwar mit einer hohen Dynamik, doch hat in Zweikampfführung und Stellungsspiel erhebliche Schwächen.

Zudem versucht man Jack Wilshere (28) loszuwerden. Der 28-Jährige hatte in den vergangenen Jahren mit Verletzungen zu kämpfen und konnte nie einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Im Fokus: Michail Antonio

Gerade gegen Ende der vergangenen Saison wusste ein Mann besonders zu überzeugen: Michail Antonio (30). Der bullige Engländer trat unter Moyes meist in der Sturmspitze auf und sorgte quasi im Alleingang dafür, dass die „Hammers“ den Klassenerhalt packten. Der 30-Jährige wird auch in diesem Jahr der entscheidende Faktor hinsichtlich einer ordentlichen Platzierung sein.

Doch wo wird Antonio spielen? In der Vorbereitung agierte Haller meist als alleinige Sturmspitze, Antonio dafür auf den Außen. Wirklich glänzen konnte er aber auf der Position des zentralen Stürmers.

(Photo by MARTIN RICKETT/POOL/AFP via Getty Images)

Prognose

In den vergangenen Jahren startete West Ham meist mit hohen Erwartungen in die Saison und wurde anschließend massiv enttäuscht. In diesem Jahr erhält man das Gefühl, als seien die Fans der „Irons“ gar nicht zu optimistisch, da Cheftrainer David Moyes und die Kaderpolitik vielfach kritisiert wurde. Nichtsdestotrotz besitzt man spannende Spieler im Kader, die in einer optimalen Anwendung besonders offensiv viele Qualitäten aufweisen können. Der Klassenerhalt sollte so früh wie möglich erreicht werden, für mehr wird es wohl nicht reichen.

(Photo by Harry Trump/Getty Images)

Hendrik Wiese

Aston Villa

Letzte Saison: 17. Platz

Die Erleichterung war groß, als Schiedsrichter Michael Oliver (35) Aston Villas Gastspiel im London Stadium beendete. Dean Smith (49) und die Bank der Villans stürmten den Rasen. Soeben hatten sie sich mit einem 1:1 gegen West Ham ein weiteres Jahr Premier League gesichert.

(Photo by JUSTIN SETTERFIELD/POOL/AFP via Getty Images)

Das allerdings war ein amtlicher Kraftakt. Vor allem im letzten Drittel der Saison hing Villa in der Abstiegszone fest. Erst eine Niederlagenserie von Konkurrent Watford sowie ein eigener 1:0-Sieg über Arsenal brachten sie im Kampf gegen den Abstieg in die Pole Position. Die ließen sie sich auch am letzten Spieltag nicht mehr nehmen.

Überraschend gut lief es derweil im Carabao Cup. Dort erreichte Villa das Finale, musste sich allerdings Manchester City 1:2 geschlagen geben.

Cash und Watkins als Königstransfers

Eins von Villas größeren Problemen in der abgelaufenen Saison war die offensive Durchschlagskraft. Lediglich 41 Tore erzielte die Mannschaft von Dean Smith in der Premier League. Schon im Winter versuchte man, diese Lücke mit Mbwana Samatta (27) zu füllen, nun legten die Claret and Blues nach und verpflichteten Matty Cash (23) für 15,75 Millionen von Nottingham Forest und Ollie Watkins (24). Der FC Brentford freute sich im Gegenzug über 30,8 Millionen Euro.

(Photo by Ashley Allen/Getty Images)

Zur Einordnung: Es geht noch immer um eine Mannschaft, die einen Punkt und zwei Tore am Abstieg vorbeigeschrammt ist. Cash hat Villa damit gleich im doppelten Wortsinn.

Und ihr zweiter Neuzugang, Ollie Watkins, war mit 25 Toren und drei Assists in der Championship, sowie einem weiteren Treffer in den Playoffs hauptverantwortlich dafür, dass Brentford bis zuletzt auf die Premier League hoffen durfte. Im Finale hatte Fulham dann aber einen Joe Bryan (26) zu viel auf seiner Seite.

Namhafte Abgänge gab es bei Villa kaum. Die Leihe von Pepe Reina (37) lief aus und der Spanier kehrte zu Milan zurück. Auch Danny Drinkwater (30) ließ man nach einem halben Jahr wieder zu Chelsea ziehen. Die Liebesbeziehung war angesichts von nur vier Einsätzen in der Premier League ohnehin keine innige.

Der nächste Schritt: in der Premier League stabilisieren

Es ist lange her, 1982 um genau zu sein, als Aston Villa seine größte Stunde der Vereinshistorie feierte. Mit einem 1:0 über den FC Bayern gewann man im De Kuip zu Rotterdam den Europapokal der Landesmeister.

Nicht ganz so lange her ist es – gerade einmal vier Jahre – dass Villa den Nimbus des Unabsteigbaren genoss. Allerdings war die Saison 2015/16 eine zum Vergessen. Man wurde abgeschlagen Tabellenletzter, sammelte mit 17 Punkten gerade einmal halb so viele wie Norwich auf Platz 19 und kassierte sagenhafte 76 Gegentore.

Es brauchte schon vier Saisons und eine Playoff-Runde, um die Mannschaft in die Premier League zurückzuführen. Nach dem knapp geglückten Klassenerhalt ist der nächste Schritt, sich dort auch dauerhaft zu behaupten.

(Photo by Matt Dunham/Pool via Getty Images)

Das Potential hat die Mannschaft zweifelsohne und hat dieses auch das ein oder andere Mal während der Saison aufblitzen lassen. Im Old Trafford gab es ein 2:2, Norwich besiegte man auswärts überzeugend 5:1. Dazu gewann Aston Villa im allerwichtigsten Moment, am vorletzten Spieltag, 1:0 gegen Arsenal. Dieser Sieg katapultiere sie von Platz 19 auf 17 und war somit maßgeblich für den Klassenerhalt.

Der nächste Schritt muss sein, solche Leistungen konstanter abzurufen. 67 Gegentore sind zwar besser als 2016, aber noch immer zu viele, um sich dauerhaft festzusetzen. Zwar hat Villa bewiesen, dass sie hoch gewinnen können. Selbst mussten sie allerdings auch durch den ein oder anderen Schleudergang. Die beiden Spiele gegen Leicester verlor man 1:4 und 0:4, gegen Manchester City gab es sogar ein 1:6. Die Verpflichtungen von Cash und Watkins könnten dabei helfen, etwas Druck von der Defensive zu nehmen und diesen selbst offensiv zu entfachen.

Im Fokus: Jack Grealish

Ist er bei Aston Villa eigentlich immer. Mit gerade einmal 25 Jahren führt Jack Grealish die Mannschaft schon als Kapitän aufs Feld und gehört wenig überraschend auch zu ihren besten Spielern. Er war auch derjenige, der auswärts bei West Ham kurz vor Schluss das wichtige Führungstor erzielte und damit den Klassenerhalt endgültig klar machte.

(Photo by MATT DUNHAM/POOL/AFP via Getty Images)

Wenig verwunderlich gibt es nach einer Saison mit acht Toren und sechs Assists vermehrt Abgangsgerüchte. Besonders United-Trainer Ole Gunnar Solskjaer (47) soll ein großer Bewunderer von Villas Nummer 10 sein. Aktuell sieht es allerdings stark nach einem Verbleib des 25-Jähriges aus.

Vor allem im Passspiel und Dribbling hat Grealish seine Stärken, dazu besitzt der Rechtsfuß auch eine sehr gute Ballbehauptung – und das trotz seiner Größe von 1,75 Metern. Damit wird er auch in der kommenden Saison der Schlüsselspieler bei Aston Villa sein

Prognose

Für Villa kann es auch in der kommenden Saison nur ein Ziel geben: Den Klassenerhalt. Mit Spielern wie Cash und Watkins haben sie ihre Problemzonen erkannt und behoben, ansonsten hat die Mannschaft auf dem Papier genug Qualität, um den Abstieg zu verhindern. Viel wird aber auch von der Personalie Jack Grealish abhängen. Dass Villa seinen Kapitän so kurz vor Saisonbeginn noch abgibt, darf allerdings bezweifelt werden. Somit ist die Chance auf ein weiteres Jahr Premier League mehr als nur realistisch.

Victor Catalina

Brighton and Hove Albion

Letzte Saison: 15. Platz

Nachdem sich Brighton and Hove Albion zwei Jahre in Folge mit einem unattraktiven Kick and Rush in der Premier League hielt, wurde an der Südküste Englands im Sommer 2019 ein Experiment gewagt: Man wollte Fußballspielen.

Mit Graham Potter (45) wurde ein spannender Denker und Lenker installiert und die Seagulls orientierten sich in Richtung ballbesitzorientierten Kurzpassspiel. Fast schon voreilig wurde der Vertrag des neuen Trainers nach nur sechs Monaten von 2023 bis 2025 verlängert. Und in der Tat, die spielerischen Verbesserungen waren beeindruckend. Doch die alten physischen Tugenden litten, sodass man in den Abstiegskampf rutschte. Bis zum Restart, als Brighton wieder seine „nasty side“ (O-Ton Potter) entdeckte und zwölf Punkte aus den letzten neun Spielen holte.

Der Erstligastatus wurde erhalten und ein erster großer Schritt in Sachen spielerischer Entwicklung getätigt.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

Brighton: Spielerische Entwicklung vorantreiben

Die spielerische Entwicklung voranzutreiben war auch das Motto des Transfersommers. Denn trotz der positiven Schritte schossen 2019/2020 nur drei Teams weniger Tore als Brighton & Hove Albion (39).

Bereits am ersten Tag des Fensters gelang den Seagulls ein erster Coup. Adam Lallana (32) konnte ablösefrei vom englischen Meister FC Liverpool abgeworben werden. Der Waliser ist zwar im Herbst seiner Karriere, dafür aber ein hervorragender Techniker und sollte als Führungsspieler eine Mentorenrolle im Kader einnehmen. Junge, aufstrebende Mittelfeld- und Offensivtalente wie der ebenfalls neu verpflichtete Jensen Weir (18, halbe Million Euro, Wigan), Academy-Produkt Aaron Connolly (20) und Alexis Mac Allister (21) sollten davon profitieren. Gleiches gilt für die zumeist außen eingesetzten Leandro Trossard (25) oder José Izquierdo (28), die bislang zu häufig blass blieben.

Mit Neil Maupay (24), der im Sommer 2019 für 22 Millionen Euro aus Brentford kam, verfügt man bereits über einen dankbaren Abnehmer im Sturm. Seine zehn Tore in seiner Debütsaison sind ein verheißungsvoller Start. Entlastung und Konkurrenz könnte der Franzose dennoch vertragen. Noch hat das Transferfenster knapp einen Monat geöffnet. Dafür müsste man aber zunächst Alireza Jahanbakhsh (27) oder Florin Andone (27) vom Budget streichen: Zwei Spieler, von denen man sich für insgesamt 25 Millionen Euro viel erhoffte, aber wenig bekam. Bei Andone dürfte das schwer werden, er riss sich während seiner Leihe bei Galatasaray das Kreuzband und fällt für das Kalenderjahr aus.

Im Mittelfeld verfügt Potter trotz des Abgangs von Aaron Mooy (29, Shanghai SIPG, 4,5 Millionen Euro) weiterhin über genügend Qualität und Erfahrung. Der dynamische Yves Bissouma (24) entwickelt sich prächtig. Adlerauge Pascal Groß (29) bleibt – vor allem bei Standardsituationen – ein Spieler, der Torgefahr ausstrahlt.

Brightons Defensive als Prunkstück

Torgefahr im eigenen Strafraum gibt es bei Brighton dagegen eher selten. Nur 54 Gegentore gab es in der letzten Saison, genauso viel wie beispielsweise der FC Chelsea. Das bedeutete den zweitbesten Wert der unteren Tabellenhälfte.

(Photo by PAUL CHILDS/POOL/AFP via Getty Images)

Gerade zum Ende der Saison fand die Defensive vor dem zuverlässigen Keeper Mathew Ryan (28) wieder ihren Biss. Diese verfügt mit Lewis Dunk (28) über einen der besseren Innenverteidiger des Landes, der zudem Kapitän und Kopf der Mannschaft ist. Trotz Gerüchte über einen Wechsel ins obere Tabellendrittel verlängerte er seinen Vertrag bis 2025. Dunk bleibt also erhalten und mit Ben White (22), der nach einer herausragenden Leihe bei Leeds United gehalten werden konnte, steht bereits der nächste Top-Innenverteidiger in den Startlöchern.

Die Ordnung in der Hintermannschaft steht bereits, doch auch hier möchte sich Potter nicht ausruhen. Egal in welchem Mannschaftsteil, Brighton möchte sich sukzessive und punktuell weiterentwickeln. Mit Joël Veltman (28) gelang damit der nächste Coup. Der Innenverteidiger kommt für lediglich eine Million Euro von Ajax Amsterdam und sollte den Spielaufbau vorantreiben. Veltman ist zudem maßgeschneidert für Potters‘ fließende Formationswechsel von Dreier- zu Viererkette, zwischen oder während den Spielen.

Auf der rechten Defensivseite dürfte er allerdings selten zum Einsatz kommen. Hier hat Brighton nämlich einen ganz besonderen Mann in der Hinterhand.

Im Fokus: Tariq Lamptey

Nur wenige Wochen nach seinem Premier-League-Debüt für den FC Chelsea wechselte Tariq Lamptey (19) im Januar 2020 für 3,3 Millionen Euro nach Brighton. Ein absolutes Schnäppchen, den binnen kürzester Zeit hat sich der Engländer von einem ungeschliffenen Rohdiamanten zu einem der größten Rechtsverteidiger-Talente des Landes entwickelt.

Lamptey ist kleines Energiebündel: Pfeilschnell, aggressiv, bissig und hellwach in der Defensive, frech, flink und dribbelstark auf dem Weg nach vorne.

Wird der 19-Jährige noch konstanter, so dürfte sein Weg schon bald in die englische Nationalmannschaft führen.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Prognose

Das Projekt Brighton steuert unspektakulär und geduldig in die richtige Richtung. In Jahr zwei unter Graham Potter sollten die Seagulls noch konstanter und ausgeglichener performen, sodass 2020/2021 womöglich sogar jegliche Abstiegssorgen erspart bleiben. An der Südküste würde man das gerne sehen und als Bestätigung für die hervorragende Arbeit bewerten.

Chris McCarthy

Weitere Vorschauen auf die neue Saison findet ihr hier

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)


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