Premier League Vorschau Teil 1: Tottenham, Wolves, Burnley, Crystal Palace

7. September 2020 | Saisonvorschauen | BY 90PLUS Redaktion

Am 13. September kehrt die Premier League zurück. In Teil 1 der 90PLUS-Saisonvorschau nehmen wir Tottenham, die Wolverhampton Wanderers, den FC Burnley und Crystal Palace unter die Lupe.

  • Tottenham & Mourinho: Gelingt der Fortschritt?
  • Die Wolves wollen ihr hohes Niveau halten
  • Burnley und Crystal Palace: Hauptsache Klassenerhalt?

Teil 2: Chelsea, Arsenal, Leicester, Fulham

Teil 3: ManUtd, Sheffield Utd, West Bromwich, Newcastle

Teil 4: ManCity, Southampton, Everton, Leeds

Tottenham

Letzte Saison: 6. Platz

Es war eine Saison, wie man sie bei Tottenham nicht nochmal erleben will. Die Spielzeit begann mit einem katastrophalen Saisonstart mit nur 14 Punkten aus zwölf Spielen. Zusätzlich verlor man in der Gruppenphase der Champions League zuhause mit 2:7 gegen den FC Bayern München. Bereits eine Woche vorher hatten sich die Spurs bis auf die Knochen blamiert, als sie im Carabao Cup im Elfmeterschießen gegen den Viertligisten Colchester United ausschieden.

(Photo by ADAM DAVY/POOL/AFP via Getty Images)

Im November folgte die Entlassung von Trainer Mauricio Pochettino (47). Als Nachfolger kam Jose Mourinho (57), der Tottenham wieder in die Spur brachte. Auch wenn man im Achtelfinale der Champions League gegen RB Leipzig ausschied, konnte man sich in der Liga auf den sechsten Platz vorarbeiten, was immerhin die Qualifikation für die Europa League bedeutet.

Tottenham setzt auf bewährte Kräfte

Auf dem Transfermarkt gab man bislang gut 50 Millionen Euro aus. Zum Einen wurden Giovani Lo Celso (24) von Betis Sevilla fest verpflichtet, nachdem er in der vergangenen Saison bereits ausgeliehen war. Für die Mittelfeldzentrale kam zusätzlich noch Pierre-Emile Höjbjerg (25) vom FC Southampton. Für diesen zahlte man effektiv nur 3,3 Millionen Euro, da im direkten Gegenzug Kyle Walker-Peters (23) nach vorheriger Leihe zum FC Southampton transferiert wurde.

Auch um den zweiten Rechtsverteidiger im Kader, Serge Aurier (27), ranken sich Gerüchte um einen Abgang. Unabhängig davon, ob Aurier noch wechselt oder nicht, hat man auf der Position des Rechtsverteidigers bereits eine Neuverpflichtung getätigt. Matt Doherty (28) kam für knapp 17 Millionen Euro von den Wolverhampton Wanderers. Auf der Torhüter-Position verpflichtete man Joe Hart (33) ablösefrei vom FC Burnley. Damit hat man nun wieder vier Torhüter im Kader, nachdem der Vertrag mit Michel Vorm (36) ausgelaufen war.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Ansonsten stehen auf der Zugangsseite noch die Leihrückkehrer Jack Clarke (19), Danny Rose (30) und Cameron Carter-Vickers (22). Mit Jan Vertonghen (33) hat ein langjähriger Leistungsträger die Spurs in Richtung Benfica verlassen – ablösefrei. Ansonsten wurde im Mittelfeldzentrum noch Oliver Skipp (19) per Leihe an Norwich City abgegeben, zudem könnte Tanguy Ndombele (23) die Spurs möglicherweise noch verlassen.

Mourinho hat Zeit, seinen Spielstil bei Tottenham zu festigen

Trainer Jose Mourinho ist für seinen defensiven Spielstil bekannt. Er setzt auf eine sichere Abwehr und ein stabiles Mittelfeld, um dann mit schnellen Gegenangriffen zum Erfolg zu kommen. Der Gegner soll zermürbt werden. Bei Tottenham hat er dafür die richtigen Spieler zur Verfügung. In Dele Alli (24) hat er ein dynamisches Bindeglied zwischen dem Mittelfeld und dem Sturm.

Zudem stehen im Kader von Tottenham einige schnelle Außenbahnspieler wie Heung-min Son (28), Lucas Moura (28) und Steven Bergwijn (22). Interessant wird zudem, wie Mourinho die jungen Spieler um Ryan Sessegnon (19), der in der Vorsaison nur selten spielen durfte, einbauen kann.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

In der Defensive hat Vertonghen den Verein zwar verlassen, mit Toby Alderweireld (31) und Davinson Sanchez (24) steht aber nach wie vor ein zuverlässiges Abwehrduo zur Verfügung. Im zentralen Mittelfeld konnte Lo Celso gehalten werden. Zudem bekam Mourinho mit Höjbjerg einen neuen Spieler, der wichtige Elemente in Sachen Balance einbringen kann. Außerdem ist der portugiesische Trainer dafür bekannt, dass die unter ihm spielenden Außenverteidiger auch Aufgaben im Offensivspiel übernehmen. Hier passt Neuzugang Doherty perfekt ins System, wie er in der vergangenen Premier-League-Saison mit vier Toren und vier Vorlagen unter Beweis stellen konnte.

Im Fokus: Harry Kane

Harry Kane (27) ist der Zielspieler im Angriff. Vergangene Saison verpasste er wegen einer Oberschenkelverletzung acht Ligaspiele, ehe die Saison wegen der Corona-Pandemie unterbrochen wurde. Nach dem Re-Start zeigte er sich in starker Form und erzielte sieben Tore in neun Spielen. Am Saisonende standen 18 Tore in 29 Spielen zu Buche. Seit der Saison 2014/2015 schoss Kane immer mindestens 17 Saisontore in der Premier League. Mit diesen Toren und seiner Wucht ist er unglaublich wichtig für die Mannschaft.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Mit einem fitten Harry Kane ist Tottenham eine sehr gefährliche Mannschaft. Zudem ist der Engländer der einzige klassische Mittelstürmer im Kader. Sollte er ausfallen, bekommen die Spurs Probleme, wenn nicht noch nachgelegt wird. In der vergangenen Saison holte Tottenham während der Verletzung von Kane in acht Spielen nur elf Punkte und erzielte auch nur elf Tore. Dazu kam das Aus im Achtelfinale der Champions League gegen RB Leipzig.

Prognose

Die Zielsetzung in dieser Saison ist klar. Bereits im Juli kündigte Jose Mourinho an, er wolle in die Champions League. Dieses Vorhaben dürfte allerdings schwer werden. Liverpool und Manchester City dominierten die vergangenen Jahre, auch die Konkurrenz hat sich gut verstärkt. Nur wenn alles nach Plan läuft haben die Spurs überhaupt eine Chance auf die Top-Four.

Gero Lange

Wolverhampton

Letzte Saison: 7. Platz

Mit dem siebten Platz konnten die Wolves die Leistung der Vorsaison eins zu eins bestätigen. Zwar begann die Spielzeit für sie denkbar ungünstig, keines der ersten sechs Spiele konnten sie gewinnen. Dadurch rutschten sie zwischenzeitlich sogar bis auf Platz 19 ab. Doch danach fing sich die Mannschaft und bewegte sich bis Saisonende im Dunstkreis der Top Six.

Ergebnistechnisch war das, was das Team von Nuno Espírito Santo (46) lieferte, allerdings immer wieder zwischen Genie und Wahnsinn. Einerseits holten sie alle sechs Punkte gegen Manchester City (2:0, 3:2). Andererseits unterlagen sie Chelsea zu Saisonbeginn krachend (2:5), Watford knapp (1:2) und kamen zweimal gegen Brighton nicht über ein Unentschieden hinaus (2:2, 0:0) – einer der Hauptgründe, warum sie die direkte Europa-League-Qualifikation verpasst haben.

Richtiges Stichwort: Auf internationaler Ebene war den Wolves das Glück diesmal nicht hold. Im Europa-League-Viertelfinale scheiterten sie aufgrund eines Last-Minute-Treffers von Lucas Ocampos (26) am späteren Titelgewinner FC Sevilla.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Doherty weg – Wolves-Grundgerüst bleibt aber bestehen

Mit dem Verpassen des europäischen Geschäfts ist den Wolves auch das Argumentum a fortiori im Transfersommer abhandengekommen. Wie der Zufall will, hat sich Tottenham, die die Saison punktgleich, dafür aber auf einem Europapokalplatz beendeten, daher schon die Dienste von Rechtsverteidiger Matt Doherty (28) gesichert. 16,8 Millionen Euro war ihnen der irische Nationalspieler wert. Dazu hat sich Leeds United entschlossen, den bislang ausgeliehenen Hélder Costa (26) fest zu verpflichten. Auch das brachte weitere 17,7 Millionen Euro.

Was Neuzugänge angeht, haben sich die Wolves lange zurückgehalten. Verteidiger Ryan Bennett (30) kam nach halbjähriger Leihe von Leicester City zurück. Dann aber legte Wolverhampton rund 40 Millionen Euro plus Boni für Stürmer Fábio Silva (18) vom FC Porto auf den Tisch. Der Rechtsfuß gilt als eines der größten Talente Portugal und wird bisweilen in einem Atemzug mit Cristiano Ronaldo (35) genannt.

Dazu scheint der Verein ein Auge auf den Ex-Schalker Jean-Clair Todibo (20) geworfen zu haben. Die Wolves sollen sich bei dem französischen Innenverteidiger, der in der Rückrunde nach Gelsenkirchen ausgeliehen war, in der Pole Position befinden. Barcelonas neuer Trainer Ronald Koeman (57) scheint nicht mit Todibo zu planen.

Weitere Transfers blieben bislang aus. Dafür sind viele Leistungsträger wie Adama Traoré (24, bis 2023), Raúl Jiménez (29, 2023), Pedro Neto (20, 2024), Leander Dendoncker (25, 2022) oder Rúben Neves (23, 2023) längerfristig an den Verein gebunden. Das Grundgerüst für die nächsten Jahre steht.

Wolves: Auf dem Weg in Englands Elite?

Und der Plan sowieso. Schon beim Aufstieg 2018 war klar, dass das keine gewöhnliche Mannschaft ist, die in die Premier League zurückkehrt. Mit der chinesischen Fosun Group im Rücken und der Unterstützung von Star-Berater Jorge Mendes fing man an, sich langsam aber sicher ein Mannschaftsgefüge aus portugiesischen (National-)Spielern aufzubauen. Die Champions League war schon beim Einstieg der chinesischen Investoren 2016 das langfristige Ziel, die beiden abgelaufenen Spielzeiten mit zwei siebten Plätzen dürften sie auf ihrem Weg dorthin bestätigen.

(Photo by Michael Steele/Getty Images)

Dazu kommt noch, dass die Top Six im Moment alles andere als unfehlbar scheinen. Manchester United wurde zwar Dritter, hing nach neun Spieltagen allerdings im unteren Tabellenmittelfeld fest. Dort befand sich auch der FC Arsenal über weite Teile dieser Spielzeit. José Mourinho (57) übernahm Tottenham derweil auf Platz zehn stehend. Leicester City ist der Sprung in die Top Six bereits geglückt, es liegt nun an den Wolves, es ihnen gleichzutun.

Spielerisch bewegen sie sich je nachdem, ob der Gegner bevorzugt durch die Mitte oder über die Flügel angreift, entweder in einem 3-5-2 oder einem 3-4-3. Das Ziel ist, den Gegner im Angriff zu Ballverlusten zu zwingen, um dann selbst schnell umschalten zu können. Gegen den Ball verteidigen die Wolves in beiden Systemen mit einer Fünferkette. Allerdings wirken sie, wenn sie selbst das Spiel machen müssen, trotz der kreativen Zentrale um Moutinho und Neves bisweilen etwas uninspiriert. So lässt sich auch die Diskrepanz in den Ergebnissen erklären. Kriegen sie auch das noch in den Griff, steht dem Sprung in Englands Elite nicht mehr viel im Weg.

Im Fokus: Pedro Neto

Natürlich, die beiden Leitwölfe im Rudel heißen weiterhin Raúl Jimenez und Adama Traoré. Neben ihren langfristigen Verträgen würde der Verein bei gegebenem Interesse wahrscheinlich hohe Ablösesummen verlangen, um dieses abkühlen zu lassen oder im Fall der Fälle liquide genug zu sein, um sie adäquat ersetzen zu können.

Hinter den beiden entwickelt sich aber ein weiteres vielversprechendes Talent: Pedro Neto (20). Wie viele andere im Kader ist auch er Portugiese und steht bei Jorge Mendes‘ Agentur Gestifute unter Vertrag. Der U21-Nationalspieler der portugiesischen Seleção absolvierte in der abgelaufenen Premier-League-Saison 29 von 38 möglichen Partien und stand am Ende bei drei Toren und drei Assists. Neto ist in der Offensive vielseitig einsetzbar, die meisten Spiele absolvierte er aber auf den Außenbahnen (zehn links, acht rechts). Mit seinem starken linken Fuß kann er vor allem bei Standardsituationen sowie aus der Distanz Gefahr entfachen.

(Photo by CATHERINE IVILL/POOL/AFP via Getty Images)

Bislang will Nuno Espírito Santo Neto eher langsam heranführen, nur neun seiner 29 Ligaspiele absolvierte er von Beginn an. In der kommenden Saison und einem vollgepackten Terminkalender könnte sich das ändern.

Prognose

Man darf davon ausgehen, dass die Wolves auch in der kommenden Saison in ähnlichen tabellarischen Gefilden landen werden, wie in den vergangenen beiden. Nicht zuletzt, weil große Teile der Mannschaft zusammenbleiben. Mit Kontinuität und etwas mehr Kreativität aus dem Spiel heraus, steht einer direkten Europapokalteilnahme nur wenig im Weg.

Victor Catalina

FC Burnley

Letzte Saison: 10 Platz

Der FC Burnley, dem im Grunde jede Saison eine schwere Saison prognostiziert wird, blickt abermals auf eine (von der Corona-Krise mal abgesehen) relativ sorgenfreie Spielzeit zurück. Die Mannschaft von Sean Dyche (49) wurde Ende Zehnter und verbesserte sich damit, im Vergleich zur Vorsaison, um fünf Plätze. 

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Abgesehen von je zwei kleinen Ausreißern nach oben und unten (max. Platz 4, min. Platz 15), befand sich Burnley über die gesamte Saison hinweg auf einem Platz zwischen Rang 7 und Rang 14. Zudem schloss Burnley zwölf von 38 Spieltagen auf dem zehnten Tabellenplatz ab. Die Endplatzierung scheint also auch dem Saisonverlauf und der Leistung der Mannschaft zu entsprechen, wie auch die xP-Statistik (understat.com) zeigt, nach der Burnley ebenfalls Zehnter wäre.

Außerdem hatte der Klub die neuntbeste Defensive, die zwölftbeste Offensive und in Summe die zehntbeste Tordifferenz zu bieten – natürlich.

Alles in allem war Burnley in der abgelaufenen Spielzeit also die Definition des Mittelmaßes und das ist für den kleinen Club aus Lancashire ein großer Erfolg, insbesondere in Anbetracht der verhältnismäßig bescheidenen Mittel die Sean Dyche und Co. zur Verfügung stehen.

Mit viel Kontinuität, gutem Auge und Bescheidenheit

In der abgelaufenen Saison gab Burnley für vier Spieler knapp 20 Millionen Euro aus und wurde nur von drei Vereinen aus Premier League unterboten. Insbesondere die Verpflichtungen von Stürmer Jay Rodriguez (31, kam für 5,55 Millionen Euro von West Brom), der mit acht Toren zum zweitbesten Torschützen avancierte, und Linksverteidiger Erik Pieters (32, kam für 1,1 Millionen Euro von Stoke), der mit vier Assists der drittbeste Vorlagengeber war, zahlten sich voll aus. Für Josh Brownhill (24), der im Winter für 10 Millionen Euro von Bristol kam und damit der teuerste Neuzugang war, lässt sich das noch nicht sagen, doch seine Verpflichtung ist durchaus als Vorgriff auf die nun anstehende Saison zu sehen.

 (Photo by Julian Finney/Getty Images)

Brownhill ist gewissermaßen der direkte Ersatz für Jeff Hendrick (28), dessen Vertrag am Saisonende ausgelaufen war und der sich nun Newcastle United angeschlossen hat. Hendrick kam schon nach der Corona-Unterbrechung nicht mehr zum Einsatz und wurde von Nachfolger Brownhill vertreten. Hier kann man also wahrlich von einem nahtlosen Übergang sprechen.

Abgesehen von Hendrick verließen sonst nur Mittelfeldspieler Aaron Lennon (33) und die beiden Ersatztorhüter Joe Hart (33) und Adam Lengzdins (33) den Club. Lengzdins, zuvor dritter Torwart, wird durch Will Norris (27), der von den Wolves kommt, ersetzt, während Hart durch Peacock-Farrell (23), der bereits im vergangenen Sommer als Vorgriff auf die Zukunft verpflichtet wurde, ersetzt wird. Dementsprechend müsste eigentlich nur Lennon, der allerdings ebenfalls keine große Rolle mehr spielt ersetzt werden. 

Davon abgesehen könnte die Mannschaft im Mittelfeldzentrum etwas bereiter besetzt sein und auch die Nachfolgersuche für den bereits 35-jährigen Rechtsverteidiger Phil Bardsley sollten die Verantwortlichen im Hinterkopf haben.

Ansonsten sind keine allzu großen Veränderungen im Kader zu erwarten. Sean Dyche setzt auf Kontinuität, seine Spieler sind nicht allzu sehr begehrt und außerdem sollen die vielversprechenden Talente der eigenen Akademie auch vermehrt die Chance bekommen sich in der ersten Mannschaft zu behaupten. Einzig wenn Top-Talent Dwight McNeil (20) Burnley noch verlassen sollte oder sich einmalige Chancen auf dem Transfermarkt auftun, sind Abweichungen von dieser Linie denkbar. 

Kompakt und direkt – Die „alte Schule“

Auch in Hinblick auf die Taktik und die Spielidee stehen Burnley und vor allem Trainer Sean Dyche für Beständigkeit. Der 49-jährige ehemalige Innenverteidiger, der seit fast schon acht Jahren im Amt ist, lässt seine Mannschaft fast immer in einem klassischen 4-4-2-System mit einer „Doppel-Sechs“ antreten. Das Hauptaugenmerk liegt auf einer kompakten, defensiven Einheit, die sauber in einem tiefen Block verschiebt oder einem Mittelfeldpressing agiert und dem Gegner den Spaß am Spiel nimmt. 

(Photo by MOLLY DARLINGTON/POOL/AFP via Getty Images)

Offensiv spielt Burnley extrem direkt und vornehmlich über die Flügel. In der letzten Saison spielte Burnley die zweitmeisten langen Pässe (nur überboten von Sheffield), obwohl sie ligaweit insgesamt die wenigsten Pässe spielen – und die achtmeisten Flanken. Mit 12 Toren erzielten sie zudem die drittmeisten Tore per Kopf, nur überboten von Liverpool und Everton.

Fast schon folgerichtig hat Stürmer Chris Wood (28) mit fünf Treffern auch ligaweit die meisten Kopfballtore erzielt (gemeinsam mit van Dijk und Jimenez). Wood, der 2019/20 mit 14 Toren bester Torschütze Burnleys war, ist als Zielspieler auch der absolute Fixpunkt in Burnleys Offensivspiel. Ihm stellt Dyche meistens einen beweglicheren Stürmertypen, wie z.B. Barnes, Vydra oder Rodriguez, zur Seite, in einer klassischen „Big-man-little-man“-Kombination. Ansonsten ist Burnleys Prunkstück sicherlich das Trio aus Torwart Nick Pope (28) und den beiden Innenverteidigern Ben Mee (30) und James Tarkowski (27), ohne „Sechser“ Jack Cork übergehen zu wollen.

Im Fokus: Dwight McNeil

Doch wenn es darum geht einen besonders aufregenden Spieler hervorzuheben, dann führt kein Weg an Dwight McNeil vorbei. Mit seinen erst 20 Jahren ist er schon altersmäßig eine echte Ausnahmeerscheinung in Burnleys erfahrener Mannschaft, doch auch sportlich fällt er einem sofort ins Auge.

 (Photo by Lindsey Parnaby/Pool via Getty Images)

McNeil kommt vornehmlich über die linke Außenbahn und ist ein echter Flügelspieler. Als Linksfuß geht er lieber zur Grundlinie und bringt Flanken (er schlägt ligaweit die fünftmeisten), als dass er selbst zum Tor zieht, was wiederum perfekt zu Burnleys Spielidee passt. Außerdem verfügt er über ein ordentliches Grundtempo, ein gutes Dribbling, ein sauberes Passspiel und eine hohe Einsatzfreude. Sollte er nun auch noch zahlenmäßig zulegen (nur zwei Tore und sechs Assists in 38 Einsätzen 2019/20), könnte die kommende Spielzeit auch seine letzte im Turf Moor sein. Die ersten Top-Teams sollen bereits angefragt haben.

Prognose

Auch wenn es der Mannschaft ein wenig an individueller Klasse fehlt und Teile des Kader ein wenig in die Jahre kommen, sollten Kontinuität, die Stärke im Kollektiv und die seriöse Arbeit im Club ausreichen, um erneut die Klasse zu halten. Platz zehn können die „Clarets“ womöglich nicht halten, doch ein echter Abstiegskandidat sieht anders aus. Platz elf bis 15.

Christoph Albers

Crystal Palace

Letzte Saison: 14. Platz

Es gibt drei Dinge, die sicher sind: Der Tot, die Steuern und, dass Roy Hodgson (73) Crystal Palace so pragmatisch wie möglich im Mittelfeld der Premier League hält. 2019/2020 drohte das allerdings zu scheitern. Die Eagles rutschten nach einer schockierenden Rückrunde und nur einem Punkt aus den letzten acht Spielen auf Rang 14.

Die Spielausrichtung der Londoner, in feinster „Kick and Rush“-Manier, verlor an Effizienz und genügte nicht mehr, um die Abwehrreihen der Liga zu überlisten. Zweifel werden allmählich breit, ob die Methoden des 73-jährigen Trainers noch zeitgemäß sind.

(Photo by TIM KEETON/POOL/AFP via Getty Images)

Crystal Palace: Zaha erneut im Mittelpunkt

Ebenfalls zur Gewohnheit geworden ist im Süden Londons die Tatsache, dass Wilfried Zaha (27) im Mittelpunkt des Transferfensters steht. Bereits zum dritten Sommer in Folge möchte der beste Spieler der Eagles wechseln und das, obwohl er seinen Vertrag im Sommer 2018 um fünf Jahre verlängerte.

In den vergangenen Transferperioden schob Crystal Palace einem Abgang noch einen Riegel vor, dieses Mal droht Zahas Vorhaben am Coronavirus zu scheitern. Nach einer enttäuschenden Saison (vier Tore und fünf Vorlagen) in einer erschreckend schwachen Offensive, dürfte kein Verein bereit sein, den ursprünglichen Ablöseforderungen im Bereich von über 80 Millionen Euro nachzukommen. Die Eagles werden ihre Forderungen erheblich senken, oder sich gar auf eine Leihe mit Kaufpflicht einlassen müssen, damit ein Abgang zustande kommt.

Sollte Zaha erneut bleiben – das Fenster ist wegen dem Coronavirus noch bis zum 4. Oktober geöffnet – wird er am Selhurst Park ausnahmsweise mal einen vielversprechenden Offensivpartner an der Seite haben: Mit Eberechi Eze (22) verpflichten die Eagles für 18 Millionen Euro Basis-Ablöse einen der spannendsten Spieler der Championship. Darüber hinaus konnten sich die Londoner ablösefrei die Dienste von Innenverteidiger-Talent Nathan Ferguson (19) sichern, der sich bei West Brom gegen eine Vertragsverlängerung entschied.

Eze, Ferguson und Eigengewächs Tyrick Mitchell (20), der nach dem Restart den verletzten Linksverteidiger Patrick Van Aahnolt (30) hervorragend vertrat: Es sind die ersten Schritte, den ältesten sowie einen der eindimensionalsten Kader der Premier League aufzufrischen.

Sechs Tage vor dem Saisonstart, ein Monat vor Transferschluss, sollen weitere Verstärkungen folgen, vor allem im Offensivbereich. Jean-Philippe Mateta (23) ist ein Ziel, der Poker um den Stürmer des FSV Mainz 05 hält an.

Crystal Palace: Offensive als Problemkind

Doch es benötigt weitaus mehr als Veränderungen am Personal, um das größte Problemkind von Crystal Palace in den Griff zu bekommen: Die Offensive.

(Photo by James Chance/Getty Images)

Die Ursachenanalyse führt zunächst zum eingestaubten Konzept des Trainer-Dinos: Bei Roy Hodgson muss vor allem die Null stehen. Und zugegeben, die Hintermannschaft um Abwehrchef Garry Cahill (34) und einem der unterschätztesten Torhüter der Insel in Vicente Guaita (33) kassierte die neuntwenigsten Tore der Liga (50), sogar vier weniger als der FC Chelsea. Das war auch überlebenswichtig, da die Mannschaft schlichtweg keine Tore erzielte.

Das Mittelfeld um Kapitän Luka Milivojevic (29), James McArthur (32) und Cheikhou Kouyaté (30) ist eher pragmatisch gestimmt und primär mit Defensivaufgaben beschäftigt. Es mangelt an Kreativität und die wenigen Spieler, die sie beisteuern könnten, sind außen vor. So wie Max Meyer (24). Die Offensive hängt folglich in der Luft. Wilfried Zaha, Jordan Ayew (28, neun Tore) und der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte Christian Benteke (29, zwei Tore) kommen kaum zu Chancen. Die Folge: Die Londoner waren 2019/2020 die erste Mannschaft aller Zeiten, die nicht abstieg, obwohl sie kein einziges Mal mehr als zwei Tore erzielte. Die Gesamtausbeute von 31 Treffern wurde lediglich von Schlusslicht Norwich unterboten.

Ohne eine richtige Saisonvorbereitung, einen neuen Trainer, der frische Impulse mit bringt, und weitere offensive Verstärkungen wird sich an der Spielphilosophie von Crystal Palace 2020/2021 nicht viel ändern.

Im Fokus: Eberechi Eze

Hoffnung auf Besserung macht in London ein Zweitligaspieler: Eberechi Eze. Dem Neuzugang gelang 2019/2020 bei den Queens Park Rangers der Durchbruch in der Championship. In 46 Spielen steuerte der offensive Mittelfeldspieler 14 Tore und acht Vorlagen bei. Für QPR war Eze somit nicht mehr zu halten, der Engländer folgte dem Lockruf aus der Premier League und wurde zum teuersten Abgang der Vereinsgeschichte. Die Ablösesumme kann bis zu 22,5 Millionen Euro erreichen.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Betrachtet man das Spiel des 22-Jährigen, fällt schnell auf, wieso Crystal Palace den jungen Mann wollte. Eze strotzt im Ballbesitz vor Selbstbewusstsein, Agilität, Dribbel-, sowie Abschlussstärke und Übersicht: Der trickreiche Juniorennationalspieler Englands hat die Gabe, das Spiel an sich zu reißen und im Alleingang zu entscheiden.

Mit oder ohne Zaha: Eze hat den Flair und die Dynamik, das triste wie statische Angriffsspiel von Crystal Palace vom ersten Tag an neu zu beleben.

Prognose

Eze alleine wird nicht genügen, um Crystal Palace eine neue Identität zu verleihen. Glücklicherweise sollte die Defensive 2020/2021 erneut sattelfest genug sein, um ein Abrutschen in den Abstiegssumpf zu vermeiden. Genügt das aber, damit Roy Hodgson im Sattel bleibt?

Chris McCarthy

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 (Photo by Adam Davy/Pool via Getty Images)


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