Bundesliga-Vorschau Teil 6: Gladbach, 1. FC Köln, SC Freiburg

17. September 2020 | Bundesliga | BY 90PLUS Redaktion

Am Freitag beginnt die neue Saison in der Bundesliga. Im sechsten und letzten Teil der 90PLUS-Saisonvorschau blicken wir detailliert auf Borussia Mönchengladbach, den 1. FC Köln und den SC Freiburg.

  • Gladbach: Top-4 erneut das Ziel
  • 1. FC Köln: Wohin geht die Reise?
  • SC Freiburg: Alles wie immer?

Teil 1: RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, FC Union

Teil 2: Dortmund, Wolfsburg, Mainz 05

Teil 3: FC Bayern, Hertha BSC, Augsburg

Teil 4: Leverkusen, Arminia Bielefeld, VfB Stuttgart

Teil 5: Hoffenheim, Schalke 04, Werder Bremen

Borussia Mönchengladbach

Letzte Saison: 4. Platz

In der vergangenen Saison ging Max Eberl (46) ein großes Risiko ein, als er Dieter Hecking (56) trotz einer Endplatzierung auf dem fünften Rang freistellte und Marco Rose (44) von RB Salzburg als neuen Trainer installierte. Groß würde die Kritik an ihm sein, wenn der neue Trainer nicht den erhofften Effekt hätte – doch sie blieb aus. Vom siebten bis zum 14. Spieltag grüßte die Borussia von der Tabellenspitze und überzeugte mit druckvollem und geradlinigem Fußball. Die Neuzugänge um Marcus Thuram (23) und Stefan Lainer (28), den Rose aus Salzburg mit an den Niederrhein gebracht hat, erwiesen sich allesamt als Glücksgriffe und perfekte Spielertypen für das neue System.

Dass am Ende der vierte Tabellenplatz und damit die direkte Champions-League-Qualifikation zu Buche steht, ist für Eberl „wie eine Meisterschaft“. Trotz guter Transfers und erfolgreicher taktischer Neuausrichtung hat die vergangene Saison einen Wermutstropfen für die „Fohlen“: Die Pokalwettbewerbe. In der Europa League schied man in einer machbaren Gruppe J als Drittplatzierter aus und im DFB-Pokal war das Aus nach einer unglücklichen Niederlage gegen den BVB in der zweiten Runde besiegelt. Dennoch dürfte am Niederrhein niemand mit der abgelaufenen Saison unzufrieden sein. Das Risiko hat sich ausgezahlt.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

„Kreative“ Neuzugänge und verschmerzbare Verluste

Das Risiko hingegen minimieren wollte Max Eberl bezüglich der Transfers in diesem Sommer. Mehrmals wurde betont, dass der Verein aufgrund der finanziellen Einbuße in den letzten Monaten keine hohen Ablösesummen für Spieler zahlen könne und „kreative Lösungen“ finden müsse. Diese haben sich in zwei Zugängen personifiziert, die die Breite des Kaders und den Konkurrenzkampf noch einmal deutlich vergrößern werden.

Hannes Wolf (21) wurde vom Ligakonkurrenten RB Leipzig für ein Jahr ausgeliehen. Im Vertrag des dynamischen Offensivspielers ist darüber hinaus eine Kaufpflicht verankert, laut der die Borussia nach 15 Einsätzen zusätzlich zu den 1,5 Millionen Euro Leihgebühr noch 9,5 Millionen Euro an Ablöse zahlen muss. Wolf, den Rose aus gemeinsamer Zeit bei Salzburg kennt, ist ein technisch versierter und zielstrebiger Spieler, der sowohl auf der offensiven Außenbahn als auch hinter den Spitzen agieren kann.

Ebenfalls eine Salzburger Vergangenheit hat Neuzugang Valentino Lazaro (24), der von Inter Mailand für eine Saison ausgeliehen wurde. Wie bei Wolf besitzt Gladbach bei ihm ebenfalls eine Kaufoption, die 13,8 Millionen Euro betragen soll. Lazaro ist ein enorm vielseitiger Spieler, der sowohl auf der rechten und linken Außenbahn als auch im defensiven Mittelfeld oder auf der „Acht“ eingesetzt werden kann. Darüber hinaus ist Jordan Beyer (20) von seiner Leihe zum HSV zurückgekehrt und bietet Marco Rose eine weitere Option in der Innenverteidigung, wo er in der Saisonvorbereitung zumeist eingesetzt wurde.

Verlassen hat die Borussia hingegen Tobias Strobl (30), der ablösefrei zum FC Augsburg wechselte. Noch keinen neuen Verein haben Fabian Johnson (32) und Raffael (35) gefunden, deren zum Saisonende ausgelaufene Verträge nicht verlängert wurden. Eberl hat also sein Wort gehalten, wonach er keinen Stammspieler abgeben, sondern die Mannschaft punktuell und klug verstärken wolle.

Taktische Variabilität: Fohlenfußball 2.0

Das kommt Marco Rose natürlich zugute, denn er kann auf dem taktischen Gerüst der letzten Saison aufbauen. Der 44-jährige etablierte einen Spielstil, der deutlich von dem abwartenden Verteidigen unter Dieter Hecking abwich. Unter Rose wurde fortan deutlich höher verteidigt und der Gegner sollte schon im Aufbauspiel unter Druck gesetzt werden. Das aggressive und vor allem aktive Verteidigen ist einer der Kernelemente des Spielsystems unter Rose. Angepasst hat er sich hingegen bezüglich des Spiels mit Ball. Der Gladbacher Ballbesitzfußball der letzten Jahre wurde nicht gänzlich verworfen, sondern lediglich mit Elementen des zielstrebigeren Suchens tiefer Räume ergänzt.

Eine der wichtigsten Errungenschaften des in Leipzig geborenen Trainers ist jedoch die enorme taktische Variabilität, mit der er die Mannschaft ausgestattet hat. So etablierte er neben dem bekannten 4-3-3 ein 3-4-2-1 und ein 4-Raute-2, was ihm die Möglichkeit gibt, die Mannschaft noch besser an den Gegner anzupassen und schwerer ausrechenbar zu machen. Diese Überraschungsmomente werden in der kommenden Saison auch häufiger benötigt, denn die Gegner kennen den Rose-Fußball bereits aus der vergangenen Saison. Die verschiedenen eingespielten Formationen bieten dabei immer die Möglichkeit, den Gegner vor neue Herausforderungen zu stellen.

Im Fokus: Florian Neuhaus

Dafür sorgen soll auch Florian Neuhaus (23), der in der vergangenen Saison einen großen Schritt unter Rose gemacht hat. Zunächst saß der defensive Mittelfeldspieler häufiger auf der Bank, ehe er, besonders nach dem Restart, einer der wichtigsten Borussen wurde. Neuhaus zeichnet eine enorme Pressingresistenz aus, die es der Mannschaft ermöglicht, auch in Drucksituationen einen geordneten Spielaufbau über die „Sechser“ zu betreiben. Dafür lässt sich der Rechtsfuß gerne in den linken Halbraum zwischen Innenverteidiger und Außenverteidiger fallen und kurbelt das Spiel mit klugen Pässen und gut getimten Dribblings an.

Verbessern muss er sich hingegen im defensiven Zweikampfverhalten, wo er gelegentlich Probleme beim Verteidigen physisch starker Gegenspieler hat. Bekommt er diese Schwäche ausgemerzt, steht ihm eine große Zukunft bevor. Die Tatsache, dass er in die Deutsche Nationalmannschaft berufen wurde, steigert natürlich die Erwartungen, die man am Niederrhein an ihn hat. Für Neuhaus gilt es in der kommenden Saison die Leistungen nach dem Restart zu bestätigen und eine möglichst konstante Saison zu spielen.

Prognose

Mit klar formulierten Saisonzielen wird am Niederrhein häufig eher sparsam umgegangen. Man inszeniert sich gerne als das „gallische Dorf“ unter den Top-Teams der Bundesliga und versucht so, die Erwartungen und den Druck von außen möglichst gering zu halten. Nach der vergangenen Saison, mit Erreichen der Champions League und acht Wochen Tabellenführung in der Bundesliga, wird man allerdings eine erneute Qualifikation für die Champions League anstreben. Mit eingespielter Mannschaft und einem Trainer, der gut zur Mannschaft passt, scheint dieses Ziel auch durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen.

Kilian Thullen

1. FC Köln

Letzte Saison: 14. Platz

Der 1. FC Köln startete als Aufsteiger in die vergangene Spielzeit und hat eine wechselhafte Saison hinter sich. An den ersten elf Spieltagen holte man unter Achim Beierlorzer (52) lediglich sieben Punkte. Zudem schied man in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den späteren Regionalliga-Meister 1. FC Saarbrücken aus. Das hatte zur Folge, dass Beierlorzer nach nur 13 Pflichtspielen und etwas mehr als vier Monaten in Köln seinen Posten wieder räumen musste.

(Photo by Ronald Wittek/Pool via Getty Images)

Diesen übernahm Markus Gisdol (51). Auch er startete mit nur einem Punkt aus drei Spielen denkbar schlecht. Danach legte man allerdings eine fulminante Serie hin. Aus den nächsten zehn Spielen holte man 24 Punkte, lediglich gegen Borussia Dortmund und den FC Bayern verlor man in diesem Zeitraum, wenn auch deutlich (1:5 und 1:4). Nach dem Re-Start lief es für den 1.FC Köln dann gar nicht mehr rund. In den neun Partien bis zum Saisonende blieb man sieglos. Mit nur vier Punkten aus diesen Spielen (vier Unentschieden, fünf Niederlagen) belegte man am Saisonende den 14. Tabellenplatz. Der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 betrug nur fünf Punkte.

Köln: Kaderplanung nimmt Fahrt auf

Das bisherige Handeln des 1. FC Köln in dieser Transferperiode erscheint von außen betrachtet durchaus unglücklich. Sowohl vom FC Schalke 04 als auch vom SC Paderborn wurde man öffentlich für das Vorgehen bei den Verhandlungen über einen Wechsel von Mark Uth (29), bzw. Streli Mamba (26) kritisiert. Auch ein Transfer von Robin Hack (22), an dem man das Interesse öffentlich bestätigte, zieht sich seit Wochen und kam bislang immer noch nicht zustande. Ähnliches galt für den Transfer von Mamba. Als man sich nach langem Hin und Her endlich einig war, nahm Köln nach den medizinischen Untersuchungen Abstand von einer Verpflichtung, da der Stürmer nicht sofort einsatzbereit gewesen wäre.

Problematisch war beim „Effzeh“ vor allem die Rückkehr vieler Leihspieler, mit denen man sportlich gar nicht plant. So kam es, dass Trainer Gisdol trotz großen Kaders die Aussage traf, man habe „effektiv zu wenig Spieler“. Die sportliche Leitung arbeitet aber mit Hochdruck daran, den Kader zu verkleinern und Qualität dazu zu holen. Die Leihrückkehrer Tomas Ostrak, Lasse Sobiech, Yann Aurel Bisseck und Vincent Koziello wurden direkt wieder verliehen. Jan-Christoph Bartels wurde ablösefrei abgegeben, genauso wie Brady Scott und Simon Terodde. Thomas Kessler beendete seine Karriere, Mark Uth und Toni Leistner kehrten nach abgelaufener Leihe zu ihren Stammvereinen zurück. Birger Verstraete, Niklas Hauptmann, Kingsley Schindler und Marcel Risse wurden auch per Leihe abgegeben.

Die Leihrückkehrer Salih Özcan, Frederik Sörensen und Jannes Horn stehen wieder im Kader. Joao Queiros und Louis Schaub sind aussortiert und können sich einen neuen Verein suchen. Beide werden auf der Website des Vereins nicht im Kader aufgeführt.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Lange Zeit war Ron-Robert Zieler (31), der als Konkurrent für Timo Horn (27) aus Hannover ausgeliehen wurde der einzige externe Neuzugang. Vorgestern wurde dann Sebastian Andersson vom 1. FC Union Berlin verpflichtet, gestern kam Ondrej Duda (25) von Hertha BSC hinzu. Dorthin wechselte im Gegenzug Jhon Cordoba (27).

Mit Dimitrios Limnios (22) von PAOK Saloniki ist man sich einig. Aufgrund einer Corona-Infektion des 22-Jährigen kann der Transfer allerdings frühestens unter Dach und Fach gebracht werden, wenn der Grieche zwei negative Testergebnisse vorweisen kann. Nach einem negativen Test am Montagabend wurde er am Mittwoch erneut positiv getestet, weshalb er derzeit nicht aus Griechenland ausreisen darf.

Unter Gisdol: Köln mit zum Teil begeisterndem Offensivfußball

Markus Gisdol ließ seine Mannschaft überwiegend in der 4-2-3-1 Formation auflaufen. Aus dieser Grundordnung heraus begeisterten die Kölner bis zur Corona-bedingten Unterbrechung mit einem temporeich, schnörkellos vorgetragenem offensiven Umschaltspiel. Mit Cordoba (1,88m), Terodde (1,92m) oder Modeste (1,87m) wurde die einzige Sturmspitze mit einem langgewachsenen Stürmer besetzt. Lange Bälle, die dieser dann festmachen und ablegen sollte, waren ebenfalls ein probates Mittel. Auf der Position des „Zehners“ haben die Kölner nach dem Abgang von Mark Uth einen Kreativspieler gesucht, der diese Bälle verteilen kann. Dieser ist mit Duda nun gefunden. Das Spielsystem soll aber variabler gestaltet werden, weshalb auch Mamba aus Paderborn kommen sollte, da er mit lediglich 1,74m Körpergröße aber einer enormen Schnelligkeit andere Qualitäten ins Kölner Spiel mit eingebracht hätte. Der Wechsel zerschlug sich aber aus bereits genannten Gründen. Möglich, dass hier eine weitere Verpflichtung für die gewünschte Variabilität sorgen soll. Mit der Verpflichtung von Andersson (1,90m) sorgte man dafür, dass weiter Anspiele wie die auf Cordoba, Terodde oder Modeste möglich sind.

Im Fokus: Jan Thielmann

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Jan Thielmann (18) ist im Jahr 2002 geboren und dürfte damit in der kommenden Saison eigentlich noch in der A-Jugend spielen. In seiner Vita stehen aber bereits 12 Bundesligaspiele aus der vergangenen Saison. Fünfmal wurde er eingewechselt, siebenmal stand er in der Startelf, dabei wurde er jedes Mal ausgewechselt und bestritt keine Partie über 90 Minuten.

Sollte der Grieche Limnios verpflichtet werden, würde das zusätzliche Konkurrenz für Thielmann auf seiner Stammposition, der rechten offensiven Außenbahn bedeuten. In Testspielen und beim 6:0-Sieg gegen die VSG Altglienicke in der ersten Runde des DFB-Pokals wurde der 18-Jährige im Sturmzentrum aufgeboten – eine weitere Option, um auf Einsatzzeit zu kommen. In der nächsten Saison wird es auf jeden Fall spannend zu beobachten zu sein, ob der deutsche U19-Nationalspieler die guten Eindrücke aus der vergangenen Saison bestätigen kann und sich gegebenenfalls auch unter erhöhtem Konkurrenzdruck durchsetzen kann. Einziges Manko: Bisher steht in der Bundesliga lediglich eine Vorlage zu Buche. Als Offensivspieler könnte er noch torgefährlicher werden. Bestätigt Thielmann allerdings die Leistungen aus seiner Premieren-Saison sollte auch das nur noch eine Frage der Zeit sein.

Prognose

Dem 1.FC Köln steht ein schweres zweites Bundesligajahr bevor. In der vergangenen Saison war man nicht sehr weit von den Abstiegsplätzen entfernt. Die Tatsache, dass die ersten qualitativ hochwertigen Neuzugänge erst anderthalb Wochen vor Saisonstart zum Team stießen, macht es schwer, am ersten Spieltag ein eingespieltes Team zu sein. Natürlich muss man noch abwarten, ob und wie sich der „Effzeh“ noch verstärkt, nach aktuellem Stand spielt man aber eher um den Klassenerhalt.

Gero Lange

SC Freiburg

Letzte Saison: 8. Platz

In der vergangenen Saison wusste der SC Freiburg vor allem in der Hinrunde zu gefallen. Zum Winter hin stand die Elf von Trainer Christian Streich (55) auf dem achten Platz und durfte sich aufgrund der konstant guten Leistungen berechtigte Hoffnungen auf eine Qualifikation zum internationalen Geschäft machen. Jedoch ließen die Kräfte in der Rückserie vereinzelnd nach, sodass man den Anschluss etwas verlor und sich letztendlich mit einem guten achten Platz im Tableau aus der Saison verabschiedete. Dabei schaffte der SCF auch etwas, was ihm in den letzten sieben Jahren nicht gelungen ist: Man beendete die Bundesliga-Saison mit einem positiven Torverhältnis.

Die Konkurrenz in diesem Jahr dürfte noch einmal ausgeglichener sein, umso spannender wird es sein, inwiefern die Mannschaft die vergangene Spielzeit bestätigen kann. Mit Klubikone Christian Streich spricht natürlich einiges dafür, doch die Freiburger mussten auf dem Transfermarkt drei harte Schläge hinnehmen…

SC Freiburg: Vielversprechende Neuzugänge – Prominente Abgänge

Der SC Freiburg erlebte auch in diesem Jahr eine Transferperiode, in der man der Rolle als Ausbildungsverein einmal mehr gerecht wurde. So verpflichteten die Breisgauer mit Angreifer Ermedin Demirovic (22, Deportivo Alaves) und den Leihgaben Guus Til (22, Spartak Moskau), sowie Florian Müller (22, Mainz 05) junge und vielversprechende Akteure, die Freiburg als Möglichkeit sehen, den nächsten Schritt zu gehen und sich weiter entwickeln zu können. Auf hohem Niveau, aber dennoch abseits der großen Aufmerksamkeit. Zudem kam Schlussmann Benjamin Uphoff (26) ablösefrei vom KSC. Neben diesen Neuzugängen, kamen auch eine Reihe von Leihspielern zurück.

Doch zu einem Ausbildungsverein gehören auch die schmerzhaften Abgänge junger Talente, die sich in Freiburg zu etablierten Bundesligaspielern gemausert haben. Dazu gehören in diesem Jahr Luca Waldschmidt (24, Benfica Lissabon), Robin Koch (24, Leeds United) und der erfahrene Schlussmann Alexander Schwolow (28, Hertha BSC), der nicht mehr zu den jungen Wilden gehört, aber dennoch beim SCF die große Fußballbühne der Bundesliga kennen lernte. Außerdem wurden Pascal Stenzel (24, VfB Stuttgart) und Jerome Gondorf (32, KSC) von ihrem Leihvereinen fest verpflichtet. Mit Yoric Ravet (30, Grenoble), Mike Frantz (33, Hannover 96) und Christoph Daferner (22, Dynamo Dresden) gab es drei ablösefreie Abgänge. Darüber hinaus wurden drei Talente verliehen, die bei anderen Vereinen in Deutschland Spielpraxis sammeln sollen.

Der SC Freiburg konnte so zwar eine große Summe einnehmen, verlor aber auch enorm Qualität. Inwiefern diese nun zu ersetzen ist, wird sich zeigen, auf die Freiburger wartet dementsprechend eine Menge Arbeit.

Wiederholung erwünscht

Nach dem Wiederaufstieg im Sommer 2016 konnte sich der SCF erneut in der Bundesliga etablieren – mal souveräner, mal weniger souverän. Doch gerade das vergangene Jahr zeigte, zu was die Freiburger in der Lage sind. Mit 48 geschossenen Toren stellte man vereinsintern die beste Bundesliga-Offensive seit knapp 20 Jahren, zudem funktionierte auch die Defensive. Dies gilt es nun im Ansatz zu bestätigen, aufgrund der namhaften Abgänge keinesfalls selbstverständlich.

Im Tor wird Leihgabe Florian Müller aller Voraussicht nach in die Saison gehen und versuchen, Alexander Schwolow zu ersetzen. Der 22-jährige zeigte bereits bei Mainz 05, dass er in der Bundesliga performen und seinen Kasten sauber halten kann. In der Defensive liegt die Verantwortung nun noch mehr bei Lienhart (24) und Heintz (27), beide kennen das System Freiburg aus den vergangenen Jahren und müssen nun einmal mehr voran gehen, um die Verteidigung zu stabilisieren. Auch im Angriff liegt die Last nun auf mehreren Schultern. Der schnelle und abschlussstarke Luca Waldschmidt kann kaum eins zu eins zu ersetzen sein. Andere Spieler mit anderen Fähigkeiten müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Freiburgs Angriff variabel ist und der Abgang des Nationalspielers so kompensiert werden kann.

In Christian Streichs 4-4-2 kommt es gerade im Zentrum auf eine gewisse Kompaktheit an. Mit einer Doppel-6 soll dafür gesorgt werden, dass die Lücken hier nicht zu groß werden. Freiburg wird auch viel Wert auf das Konterspiel setzen und so für Nadelstiche sorgen. Mit dem erfahrenen Angriff um Petersen (31) und Höler (26) und in Kombination mit dem jungen Neuzugang Demirovic, sollte der SCF einiges an offensiver Gefahr ausstrahlen. Gelingt das, ist sogar eine ähnliche Torausbeute wie im Vorjahr drin.

Im Fokus: Guus Til

Der 22-jährige Niederländer wechselte Anfang September leihweise Spartak Moskau für zwei Jahre zum SC Freiburg. Unter dem Trainer der Russen, Domenico Tedesco (35), kam der Mittelfeldspieler nicht zum Zug und konnte die gezahlten 16 Millionen Euro Ablöse aus dem vergangenen Jahr nicht ansatzweise bestätigen. Nun erhält er also die Chance, bei den Breisgauern wieder Selbstvertrauen zu tanken und zu zeigen, welche Qualitäten er besitzt.

Die Freiburger erhoffen sich vom laufstarken und spielintelligenten Offensivspieler, dass er die Mannschaft auf Anhieb bereichern kann und seine Variabilität den SCF ein Stück weit schwerer auszurechnen lässt. Durch seine 1,86 Meter Größe bringt Til eine gewissen Robustheit mit, die ihm auf jeden Fall zugutekommen wird, gerade in sogenannten „Abnutzungskämpfen“, von denen das Team einige haben wird. Dennoch punktet er mit einer feinen Technik und viel Übersicht im Aufbauspiel. Derzeit laboriert Til noch an den Folgen einer Bänderverletzung, sollte aber am Wochenende zumindest wieder im Kader stehen.

Prognose

Man darf gespannt sein, wie sich dieser SC Freiburg nun präsentiert. Können die Abgänge kompensiert werden? Zeigt sich die Offensive ähnlich torhungrig wie zuletzt? Muss man sich doch mit dem Abstiegskampf auseinander setzen? Viele Fragen, die im Laufe der ersten Woche zum Teil beantwortet werden könnten. Ein erneuter Platz im Mittelfeld scheint derzeit aber ziemlich wahrscheinlich.

Steffen Gronwald

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)


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