Old Firm Vorschau|Schlüsselspiel vor dem Jahreswechsel – Rangers empfangen Celtic

29. Dezember 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

In Schottland ist es das Spiel der Spiele – das „Old Firm“, die Glasgow Rangers gegen Celtic Glasgow. Es ist ein Spiel, das nicht nur die Stadt in zwei Lager teilt, es teilt gewissermaßen das ganze Land in zwei Lager und wird wohl auf ewig, unabhängig von allen anderen Entwicklungen, seine Brisanz behalten.

Am Samstag bekommt dieses Duell eine neue Auflage. Anpfiff ist um 13:30, es ist der Auftakt des 21. Spieltags der Scottish Premiership. Wir blicken für euch voraus.

Das Hinspiel

Das Hinspiel fand, im Rahmen des vierten Spieltags, am 2. September statt. Celtic konnte das Spiel, das im heimischen Celtic Park stattfand, knapp mit 1:0 für sich entscheiden. Den goldenen Treffer des Tages erzielte „Sechser“ Olivier Ntcham in der 62. Spielminute. Für den neuen Trainer der Rangers, Steven Gerrard, eine ärgerliche Niederlage in seinem ersten „Old Firm“. Nun soll, im ersten Heimspiel gegen Celtic, aber die Revanche folgen. 

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Glasgow Rangers

Nach dem Wiederaufstieg 2016 haben sich die „neuen“ Rangers bereits wieder in der Spitzengruppe der Premiership etabliert, doch eine echte Chance auf den Titel hatte man dabei nie. Stattdessen sicherte sich der ungeliebte Stadtrivale die letzten sieben Meisterschaften in Serie. 

Doch in dieser Saison scheint es so, als könnte man ein ernsthafter Titelanwärter sein, was sicherlich aber auch daran liegt, dass Celtic ungewohnt viele Punkte liegen lässt. Diese Chance möchte die Mannschaft von Steven Gerrard nicht verstreichen lassen, doch dafür muss am Samstag definitiv ein Sieg her.

In der Tabelle beträgt der Vorsprung Celtics derzeit drei Punkte und sie haben sogar noch ein Spiel in der Hinterhand. Bei einem Sieg könnte Celtic also auf bis zu neun Punkte davonziehen, damit wären sie schon ein gutes Stück enteilt. Zudem wäre das auch für den weiteren Saisonverlauf sicherlich sehr bedeutsam – dem Play-Off-Modus zum Trotz.

Bei einem Rangers-Sieg wäre es aber wieder spannender denn je. Sie würden für den Moment gleichziehen und hätten maximal einen Rückstand von drei Punkten. Sie wären wieder in Schlagdistanz, könnten richtig Druck ausüben und hätten zudem den psychologischen Vorteil auf ihrer Seite (ohne diesem eine zu große Bedeutung beizumessen).

Die aktuelle Form der Rangers lässt allerdings etwas zu wünschen übrig. Sie konnten nur zwei der letzten sechs Ligaspiele gewinnen (drei Remis, eine Niederlage) und musste zudem das Aus in der Europa League Gruppenphase hinnehmen. Wobei das Ausscheiden aus Europa für die Konkurrenzfähigkeit in der Liga sicherlich von Vorteil sein dürfte, vor allem weil Celtic den Einzug in die nächste Runde geschafft hat und nun auch weiterhin mit der erhöhten Belastung klarkommen muss.

Nichtsdestotrotz könnte die Form bedeutend besser sein und das ist natürlich ein Problem. Außerdem muss Trainer Gerrard mit den verletzten Connor Goldson, Graham Dorns und Jamie Murphy auf drei sehr gute Optionen verzichten, was seine Optionen stark limitiert. 

Immerhin kann er aber auf seine wichtigsten Spieler setzen: Torwart Allan McGregor, Innenverteidiger-Talent Joe Worrall (derzeit ausgeliehen von Nottingham), Kapitän James Tavernier und Top-Torjäger Alfredo Morelos. 

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Player to watch: Alfredo Morelos

Gerade auf Morelos sollte man dabei besonders achten. Der 22-jährige Kolumbianer ist mit 12 Toren in 18 Einsätzen (plus sieben Assists) der beste Torschütze der Liga und traf zuletzt dreimal in zwei Spielen. Er kam im Sommer 2017 von HJK Helsinki und traf bereits in seiner ersten Saison bei den Rangers 14-mal in 31 Ligaspielen (plus sechs Assists). Diese Marke wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon sehr bald knacken – vielleicht ja sogar schon am Samstag. Belohnt wurde er unterdessen mit seinem Nationalmannschaft-Debüt, das er im September 2018 feiern durfte, trotz äußerst namhafter Konkurrenz (Falcao, Bacca, Cucho, …). 

Der Kolumbianer besticht durch ein gutes Gesamtpaket: Er verfügt über ein gutes Grundtempo, einer starken physischen Präsenz und einer guten Technik und Schusstechnik. Er ist trotz seiner Größe von „nur“ 1,77m gut in der Luft, schließt mit beiden Füßen überzeugend ab, ist durchaus bereit sich läuferisch einzubringen, ist mutig im Dribbling und bringt zudem die nötige Schlitzohrigkeit mit. Die Nummer 20 der Rangers solltet ihr in jedem Fall im Auge behalten.

(Photo by ANDY BUCHANAN/AFP/Getty Images)

Celtic Glasgow

Celtic ist nach einem sehr schwachen Saisonstart wieder da, wo es nach eigener Meinung hingehört: An der Spitze des schottischen Fußballs. Die Mannschaft ist zwar noch nicht wieder so souverän, wie in den vergangenen Jahren, doch sie haben wieder einen ganz guten Lauf und holen die nötigen Punkte, um die übrigen Teams und vor allem die Rangers hinter sich zu lassen. 

Sollte man das Spiel gegen die Rangers gewinnen können, befindet sich die Mannschaft von Brandon Rodgers, wie schon zuvor dargestellt, in einer sehr komfortablen Lage und dürfte sich schon mal langsam auf die nächste Meisterschaft einstellen. 

Doch so weit ist es noch lange nicht. Das Duell am Samstag dürfte ihnen viel abverlangen, gerade vor dem Hintergrund, dass Celtic vor allem auswärts extrem schwächt, wie die nur 15 Punkte aus den bisherigen 10 Auswärtsspielen beweisen. „The Bhoys“ müssen sich also deutlich steigern, um die drei Punkte aus dem Ibrox Park zu entführen.

Dabei werden die Spieler aber möglicherweise schwere Beine haben, da sie gerade erst am Mittwoch ein extrem intensives Spiel hatten. Beim 4:3-Sieg in Aberdeen mussten sie harte Arbeit verrichten. Scott Sinclair war mit drei Toren aber der überragende Mann und entschied das Spiel für seine Mannschaft. Das spricht auch klar dafür, dass die Mannschaft momentan über die richtige Einstellung verfügt.

Und auch personell sieht es derzeit ganz gut aus, abgesehen von den verletzten Kouassi und Arzani, die ohnehin nicht zwingend zur ersten Elf gehören stehen alle Spieler zur Verfügung. 

Es wird interessant zu sehen sein, wenn Rodgers letztendlich ins Rennen schickt, sein Kader verfügt schließlich über wesentlich mehr Tiefe als der der Rangers. Nicht mal der Einsatz des Hinspiel-Torschützen Ntcham ist sicher.

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Prognose

Celtic ist per se, wie in eigentlich jedem Ligaspiel, klarer Favorit. Der Kader ist mit Abstand der beste und im Normalfall sollte die Mannschaft in der Lage sein jeden Gegner zu knacken. Doch in einem „Old Firm“ kann kaum von einem Normalfall gesprochen werden und gerade in Auswärtsspielen tut sich der amtierende Meister derzeit sehr schwer, sodass wir uns auf ein enges Spiel freuen dürfen. Der Ausgang ist ziemlich ungewiss, was den Reiz der Partie umso größer werden lässt. Eine Überraschung ist also durchaus im Bereich des Möglichen. Einschalten lohnt sich also!

Die möglichen Aufstellungen

Glasgow Rangers: McGregor – Tavernier, Worrall, Katic, Barisic – Halliday, McCrorie, Coulibaly – Candeias, Morelos, Grezda

Celtic Glasgow: Gordon – Lustig, Simunovic, Benkovic, Tierney – Brown, Ntcham – Forrest, Rogic, Sinclair – Edouard

(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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