West Ham empfängt Chelsea – Endspiel um die Champions League?

24. April 2021 | Vorschau | BY Lukas Heigl

Vorschau | Im Topspiel des 33. Spieltags der Premier League empfängt West Ham United am Samstagabend den FC Chelsea. Es könnte das alles entscheidende Spiel zur Qualifikation für die Champions League werden. Die Mannschaften, auf den Plätzen fünf und vier stehend, gehen mit der gleichen Punktzahl in die Partie.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 18:30 Uhr, Live bei Sky.

  • West Ham: Wie Phönix aus der Asche: Geht Lingards Lauf weiter?
  • Chelsea: Finden die Blues ihre Offensivstärke wieder?
  • Ein Remis hilft nur der Konkurrenz

West Ham setzt gegen Chelsea wieder auf Lingard

War West Ham in der Hinrunde noch ein defensivstarkes Team, das nahezu ausschließlich durch Standards offensive Gefahr erzeugte, ist die Mannschaft von David Moyes (57) inzwischen auch aus dem Spiel extrem gefährlich. Vor allem bei schnellen Gegenangriffen gibt es aktuell kein besseres Team. Fünf Treffer erzielten die Londoner in der Rückrunde aus diesen Situationen.



Verantwortlich dafür ist vor allem Jesse Lingard (28). Der offensive Mittelfeldspieler kam im Winter leihweise aus Manchester. In den letzten Jahren sorgte er neben dem Platz für mehr Schlagzeilen als auf dem Feld, bei United war er seit längerem komplett aus der Mannschaft. Bei den Hammers blüht Lingard hingegen auf. Neun Tore und vier Vorlagen in zehn Spielen sind unfassbare Zahlen. Sogar die Teilnahme an der Europameisterschaft erscheint für den Engländer inzwischen wieder mehr als realistisch.

Doch nicht nur seine reinen Torbeteiligungen sind hervorragend. Auch die erweiterten Statistiken sprechen für Lingard. Das zeigt vor allem ein Blick auf seine Laufwerte. Percentile bedeutet hierbei, wie viele Prozent der Spieler auf der Position einen geringeren Wert haben als man selbst. In Sachen Laufdistanz ist der Engländer also besser als 98% der übrigen Angreifer der Premier League, nur 18% gönnen sich während Spielen weniger Auszeiten als er.

Fehlen wird den Hammers neben den Langzeitverletzten Declan Rice (22) und Michail Antonio (31) auch Innenverteidiger Craig Dawson (30), der im letzten Spiel gegen Newcastle United (2:3) vom Platz flog.

Chelsea

Stabile Defensive, schwache Offensive

Defensiv läuft es für die Blues mit Trainer Thomas Tuchel (47) überragend. In den 20 Spielen unter dem deutschen Übungsleiter kassierte Chelsea lediglich neun Gegentreffer, 15-mal (!) stand hinten die Null. Dabei ist es nahezu egal, wer defensiv auf dem Feld steht. Selbst im Tor kann Tuchel ohne Qualitätsverlust wechseln, Ersatztorwart Kepa Arrizabalaga (26) steht in fünf Einsätzen immer noch ohne Gegentreffer da. Im letzten Spiel gegen Brighton & Hove Albion am Dienstag (0:0) agierte die Dreierkette erstmals unter Tuchel ohne Kapitän Cesar Azpilicueta (31), die Null stand dennoch.

Auf der anderen Seite des Feldes krankt es hingegen weiterhin. Erst einmal konnten die Londoner mehr als zwei Treffer erzielen (4:1 gegen Crystal Palace), insgesamt stehen nur 26 Treffer in 20 Spielen zu Buche. Damit befindet man sich in Sachen Offensive auf einem Niveau mit Southampton oder Aston Villa.

Zu viele Köche verderben den Brei?

Ein Problem hierbei ist, dass Tuchel immer noch nicht seine Traumoffensive gefunden hat. Er rotiert extrem viel, Timo Werner (25) hat bisher die meisten Einsatzzeiten erhalten, der deutsche Nationalspieler stand auf 90 Minuten gerechnet jedoch lediglich in zwölf der 20 Spiele auf dem Feld. Insgesamt wechseln sich sechs Spieler regelmäßig ab.

Die Spieler können sich kaum einspielen und werden regelmäßig auf Positionen eingesetzt, die ihnen nicht liegen. Gegen Brighton agierte Mason Mount (22) im defensiven Mittelfeld, Werner nach seiner Einwechslung im Sturmzentrum. Die beiden großen Mittelstürmer Olivier Giroud (34) und Tammy Abraham (23) spielten hingegen zuletzt gar keine Rolle mehr.

 

 

Auch Verletzungen sind ein großer Faktor. Christian Pulisic (22) war in der letzten Saison nach dem Re-Start der überragende Mann in der Offensive der Blues (neun Spiele, vier Tore, vier Vorlagen), nach muskulären Problemen zu Saisonbeginn ist der US-Amerikaner jedoch immer noch nicht in der Saison angekommen. Ähnlich sieht es bei Hakim Ziyech (28) aus. Der Neuzugang aus Amsterdam hatte eine hervorragende Vorbereitung und einen guten Saisonstart, fiel im Dezember allerdings drei Wochen mit einer Hüftverletzung aus und konnte seither keine Torbeteiligung mehr sammeln.

Für die Aufstellung gegen West Ham kann Tuchel aus dem Vollen schöpfen. Azpilicueta und Abwehrchef Thiago Silva (36), die gegen Brighton fehlten, sind wieder fit.

Prognose

Da die Stärken beider Mannschaften sehr gut zueinander passen, dürfte uns ein schönes Spiel erwarten. Chelsea wird den Großteil des Ballbesitzes haben, West Ham wird regelmäßig brandgefährliche Konter fahren sowie bei Standards für Gefahr sorgen wollen. Positiv ist auch, dass beide Mannschaften gewinnen müssen. Bei einem Remis läuft man Gefahr, Leicester City auf Platz drei aus den Augen zu verlieren sowie von Liverpool und Everton noch mehr unter Druck gesetzt zu werden.

Mögliche Aufstellungen:

West Ham: Fabianski – Coufal, Ogbonna, Diop, Cresswell, Masuaku – Soucek, Noble – Bowen, Lingard, Fornals

Chelsea: Mendy – Azpilicueta, Silva, Rüdiger – Hudson-Odoi, Kovacic, Jorginho, Alonso – Mount, Werner – Havertz

Photo: Matt Impey / Imago

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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