Ungünstiger ManCity-Fehlstart perfekt, Vardy ist der Arsenal-Killer, Chelsea sucht Balance…

27. Oktober 2020 | Premier League | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Der sechste Spieltag ist absolviert: Der FC Chelsea sucht seine Balance, Manchester City macht den Fehlstart perfekt und Jamie Vardy bleibt der Arsenal-Killer.

„(Ungünstiger) Fehlstart perfekt“ – Award: Manchester City

Am Samstag gegen West Ham United bot sich den Fans von Manchester City ein Bild, welches sie in dieser Saison nur all zu gut kennen: Viel Ballbesitz, viele Schüsse, zu wenige Tore. Über die ersten fünf Spiele haben die Cityzens pro Partie im Schnitt den meisten Ballbesitz (59,5%) und nach Liverpool die zweitmeisten Schüsse der Premier League (16).

Die Partie gegen die Hammers reihte sich ein. Nach dem spektakulären wie überraschenden 1:0 durch Michail Antonio (18.) war es ein Spiel auf ein Tor: 70% Ballbesitz, 14 Abschlüsse. Insgesamt aber tut sich die Mannschaft von Pep Guardiola im letzten Drittel weiterhin schwer, die glasklaren Möglichkeiten zu erzwingen, die Ausfälle von Gabriel Jesus und Sergio Agüero (der nach Comeback erneut ausgewechselt wurde) tun ihr Übriges.

Phil Foden konnte zwar den Ausgleich erzielen, doch mit dem dritten Punktverlust der noch jungen Saison ist der Fehlstart perfekt: Acht Punkte nach fünf Spielen ist die geringsten Ausbeute des Vizemeisters seit 2014/2015. Ein denkbar ungünstiger Fehlstart, die anfänglichen Probleme des Meisters aus Liverpool wurden nicht ausgenutzt.

„No luck, no problem“ – Award: FC Liverpool

Ein absurdes 2:7 gegen Aston Villa, ein unglücklicher Spielverlauf beim 2:2 im Derby gegen Everton, dazu mit Virgil Van Dijk einen, wenn nicht den wichtigsten Spieler der Mannschaft verloren und unzählige knappe Entscheidungen zu Gunsten des Gegners: Das vielzitierte Spielglück des FC Liverpool scheint 2020/2021 zu verpuffen.

Am Samstagabend gegen Sheffield United setzte sich der Trend fort:

  • Ein diskutabler Elfmeter für die Gäste (Das Foul von Fabinho war zwar knapp auf der Sechzehnerlinie, wäre aber wohl nicht von jedem Schiedsrichter als solches anerkannt worden). Sander Berge verwandelte zum 0:1 (13.).
  • Nachdem Roberto Firmino kurz vor der Pause ausglich, wurde ein Tor des FC Liverpool zum wiederholten Male in dieser Saison wegen einer hauchdünnen Abseitsposition aberkannt (Mohamed Salah).

Dieses Mal blieben die unglücklichen Entscheidungen zu Gunsten des Gegners ohne Folgen. Diogo Jota erlöste die Reds mit seinem 2:1 in der 64. Minute. Ein bitteres Resultat für die gut aufgelegten Gäste aus Sheffield. Die Mannschaft von Jürgen Klopp dagegen riss zwar spielerisch keine Bäume aus, nach zwei sieglosen Spielen in Serie wird das unter den aktuellen Umstände aber zweitrangig sein.

(Photo by STU FORSTER/POOL/AFP via Getty Images)

„Arsenal-Killer“ – Award: Jamie Vardy

Der Matchplan von Leicester City am Sonntagabend beim FC Arsenal war klar: Kompakt verteidigen und auf Konter lauern. Dass die Herangehensweise zu einem 1:0-Sieg führte, hatte drei Gründe.

  1. Die Gunners münzten ihre schiere Dominanz gegen tief verteidigende Foxes in den ersten 45 Minuten nicht in Tore um.
  2. Arsenal agierte in Halbzeit zwei zu zahnlos
  3. Jamie Vardy

Der Engländer, trotz seiner 33 Jahre der Konter-Stürmer überhaupt, saß nach muskulären Problemen zunächst auf der Bank. In der 60. Minute wurde er eingewechselt. In der 80. Minute verwandelte er den spielentscheidenden Gegenangriff der Gäste zum 0:1.

Damit sicherte Vardy nicht nur drei Punkte oder erzielte sein sechstes Saisontor: Er untermauerte seine Rolle als Arsenal-Killer: In zwölf Spielen gegen die Gunners erzielte er ganze elf Tore. Einzig Wayne Rooney (12) hat laut Opta in der Premier League häufiger gegen die Londoner getroffen als Vardy.

„Balance finden“ – Award: FC Chelsea

Nach acht Punkten und 13:9 Toren aus den ersten fünf Spielen der Saison 2020/2021 bestätigte sich der Eindruck der Sommer-Transferperiode: Der FC Chelsea hatte die Offensive weiter verstärkt, aber die schwache Defensive aus dem Vorjahr vernachlässigt.

Am Samstagabend bei Manchester United wählte Trainer Frank Lampard nun eine deutlich defensivere Ausrichtung. Wohlwissend, dass sich die Mannschaft von Ole Gunnar Solskjaer mit Ballbesitz schwer tut, Chancen zu kreieren, agierten die Blues viel passiver als sonst. Die Methode zeigte Wirkung. Die gesamte Mannschaft arbeitete mit nach hinten, die Fünferkette um Thiago Silva stand sicher. Torhüter Edouard Mendy musste sich nur selten auszeichnen.

Die Null stand, allerdings auf beiden Seiten. Denn Chelseas Ansatz raubte der eigenen Offensive die Durchschlagskraft. Die Gäste hatten Pech, dass der VAR ein sehr elfmeterreifes Klammern von United-Verteidiger Harry Maguire übersah. Nichtsdestotrotz war es nach vorne insgesamt zu wenig. Zu oft waren Kai Havertz oder Timo Werner alleine auf weiter Flur, einzig ein Schuss aufs Tor kam zustande. Die weiße Weste gibt den Londonern Selbstbewusstsein, doch Lampard wird nun die richtige Balance aus Angriff und Defensive finden müssen.

„Frank Lampard & Didier Drogba“ – Award: Heung-min Son & Harry Kane

Wir haben schon mehrfach über das Zusammenspiel von Heung-min Son und Harry Kane bei den Tottenham Hotspur gesprochen. Seit José Mourinho das Sagen bei den Spurs hat, ist es auch schwer die Bedeutung der englisch-südkoreanischen Kombination für das komplette Spiel zu ignorieren.

Am Montagabend, bei einem engen und schweren Fight gegen den FC Burnley, wurde das abermals evident. Son und Kane machten wie so oft in den Unterschied. Nach einem Zuspiel von Erik Lamela, köpfte Kane auf Son, der ebenfalls per Kopf das 1:0 markierte (76.). Damit haben die beiden nun 29 Tore gemeinsam heraus kombiniert – alleine neun davon in den sechs Spielen dieser Saison. Einzig das legendäre Chelsea-Duo Frank Lampard und Didier Drogba war in der Geschichte der Premier League erfolgreicher (36).

„Sterblich“ – Award: FC Everton (und alle anderen)

Vor dem sechsten Spieltag war der FC Everton die letzte ungeschlagene Mannschaft der Premier League. Nach einem lethargischen Auftritt und einer verdienten 0:2-Niederlage gegen ein extrem fokussiertes wie energisches Southampton ist damit auch Schluss.

Zugegeben, keiner hat damit gerechnet, dass der FC Everton der erste ungeschlagene Meister seit den Invincibles des FC Arsenal 2004 wird. Nun ist aber (sehr früh) offiziell: Alle Teams der Premier League sind sterblich, zum ersten Mal seit 1967/68 geht kein Team ohne Niederlage in den siebten Spieltag.

„Auf Vidukas Spuren“ – Award: Patrick Pamford

Die Älteren unter euch werden sich sicher noch an Mark Viduka erinnern. Der Australier war zwischen 2000 und 2004 der Torjäger von Leeds United. Die Ära, als die Whites die bittere Transformation vom Champions-League-Teilnehmer zum Zweitligist unternahmen.

2020/2021 ist Leeds nun nach 16 Jahren zurück in der Premier League, belegt nach 3:0-Auswärtssieg gegen Aston Villa mit zehn Punkten aus sechs Spielen einen starken fünften Platz. Nichtsdestotrotz wurden dabei Gedanken an den Absturz von vor 17 Jahren wach, allerdings im positiven Sinne. Patrick Bamford erzielte für die Mannschaft von Marcelo Bielsa alle drei Tore und wurde damit zum ersten Hattrick-Schützen von Leeds United seit Mark Viduka im April 2003. In West Yorkshire wird man hoffen, dass das kein schlechtes Omen ist.

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(Photo by CATHERINE IVILL/POOL/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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