Manchester is blue und Schlafmützen aus London…

12. November 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Spieltag Nummer zwölf ist absolviert. Die Erkenntnisse aus dem Manchester-Derby und vielen weiteren Partien besprechen wir wie immer anhand unserer 7 Awards…

 

„Manchester is blue“ – Award: Manchester City

Früher war das „kleine“ Manchester City für Rekordmeister Manchester United lediglich der „noisy neighbour“ von nebenan. In den letzten Jahren, besser gesagt nach der Übernahme durch Geldgeber Sheikh Mansour und der Ankunft von Pep Guardiola, wendete sich das Blatt. Jüngstes Beispiel, das 177. Manchester-Derby.

Es ging zwar „nur“ 3:1 aus und nach dem 2:1 Anschluss durch einen Foulelfmeter von Anthony Martial schien es sogar noch einmal spannend zu werden, doch das täuscht. Die Partie war insbesondere in der zweiten Halbzeit eine reine Machtdemonstration der Cityzens.

Hier der Rückblick auf das Spiel als Podcast

Die Ballbesitzwerte, die endlosen Passstaffetten, das Selbstbewusstsein….wir könnten die Punkte endlos fortführen, Manchester City war dem einst so großen Nachbarn in allen Belangen eindeutig überlegen. So wie auch in den letzten Jahren, denn selbst der größte United-Fan wird nicht bestreiten können, dass Manchester aktuell blau ist.

 

„Das ist erst der Anfang“ – Award: Maurizio Sarri

So ziemlich jeder war vor der Saison der Ansicht, dass es Zeit benötigen wird, ehe der FC Chelsea den „Sarri-Ball“ seines neuen Trainers erfolgreich umsetzen können würde. Immerhin schien der Kader der Blues auf den ersten Blick nicht ideal dafür geeignet zu sein. Nach zwölf Spieltagen belehrt uns der Italiener mit seiner Mannschaft eines Besseren.

Das 0:0 Unentschieden gegen Everton war allerdings einer der schwächeren Auftritte der Saison. Nichts desto trotz ein Auftritt, den man mit etwas mehr Glück im Abschluss siegreich hätte gestalten müssen. Damit und mit der Leistung wird Sarri nicht zufrieden sein. Auf den Rekord, den er damit brach, sollte er dennoch stolz sein.

Nach zwölf Spielen wartet er immer noch auf seine erste Niederlage als Trainer des FC Chelsea. Das schaffte in der Premier League bisher noch keiner zum Auftakt seiner Amtszeit. Dass Sarri diesen Rekord nun brach und die Blues nur vier Punkte hinter Tabellenprimus Manchester City stehen, obwohl seine Veränderungen an der Mannschaft taktisch und spielerisch so tiefgründig waren, ist beachtlich und wahrscheinlich nur der Anfang dieser neuen Ära…

(Photo by ALBERTO PIZZOLI / AFP) (Photo ALBERTO PIZZOLI/AFP/Getty Images)

 

„Schlafmützen“ – Award: Arsenal

Auf den taktisch wohl besten Auftritt unter Unai Emery vergangene Woche gegen Liverpool folgte gegen Wolverhampton wohl der schwächste Auftritt seiner Amtszeit. Die Direktheit im Angriffsspiel ging und die Defensivprobleme kehrten zurück.

Die Gunners kamen schwer aus den Startlöchern und schenkten nach einem mentalen Aussetzer von Granit Xhaka die Führung her. Daraufhin konnte man von Glück reden, dass man nicht weiter in Rückstand geriet. Arsenal pochte auf den Ausgleich, vernachlässigte dabei jedoch die Defensivarbeit, stand viel zu offen und lud die Wolves zu Kontergelegenheiten ein.

Ein schlafmütziger Auftakt. Wie immer also, denn die Nordlondoner sind neben Cardiff die einzige Mannschaft, die in der gesamten Saison noch kein Mal zur Pause in Führung lag! Eine unglaubliche Statistik für einen Fünfplatzierten und ein Problem, dass Emery in den Griff kriegen muss. Doch wieder wusste der Spanier Anpassungen zu treffen, sodass Arsenal in der 85. Minute durch Henrikh Mkhitaryan, dessen geplante Flanke ohne Berührung im Netzt landete, zum Ausgleich kam.

Es war insgesamt ein schwacher Auftritt des FC Arsenal und ein Beleg dafür, dass die Entwicklung zum „neuen Arsenal“ natürlich lange nicht abgeschlossen ist. Es gibt Kinderkrankheiten, wie der schlafmützige Beginn, aber auch Probleme, speziell im Defensivbereich, die Zeit und Verstärkungen benötigen werden, damit das vielversprechende Emery-System Früchte tragen kann.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

 

„Schnäppchen“ – Award: Xherdan Shaqiri

26 Jahre Alt, acht Tore und sieben Assists in der abgelaufenen Saison bei einem offensivschwachen Absteiger. Bei festgeschriebenen 15 Millionen Euro muss man als Top-6 Mannschaft da nicht zweimal nachdenken. Die Rede ist von Xherdan Shaqiri.

Den Schweizer zu verpflichten, gerade für diesen Preis, zahlt sich nun für Jürgen Klopp aus. Das offensivhungrige Energiebündel verbessert nicht nur die Tiefe des FC Liverpool, sondern belebt den Konkurrenzkampf, liefert eine hochqualitative Alternative und kann ein belebendes Element von der Bank sein.

Gegen den FC Fulham stand Shaqiri nach den englischen Wochen mal wieder in der Startelf und war prompt einer der besten Akteure auf dem Platz. Der nun 27-Jährige krönte seine Leistung mit einer sehenswerten Direktabnahme zum 2:0 Endstand. Seine fünfte Torbeteiligung in den letzten sechs Spielen. Und das für 15 Millionen Euro. Ein wahres Schnäppchen…

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

 

 

„Achterbahn“ – Award: Juan Foyth

Vergangene Woche gab Juan Foyth sein Premier-League-Debüt. Obwohl der 20-Jährige in der Innenverteidigung eine solide Partie bot, gefährdete er durch zwei plump verschuldete Elfmeter die 3:0 Führung seiner Spurs (3:2).

Ob aufgrund der dünnen Personaldecke oder aus psychologischen Gründen, Mauricio Pochettino schenkte dem Newcomer gegen Crystal Palace erneut das Vertrauen. Foyth war die Nervosität anzumerken, gerade zu Beginn der Partie beging er einige Abspielfehler. Doch der Argentinier fand ins Spiel, wurde immer stabiler und bot letztendlich erneut eine sehr ansprechende Leistung. Nicht nur das. Mit seinem Kopfballtreffer zum 1:0 Auswärtssieg avancierte Foyth sogar noch zum Matchwinner.

Die letzten Tage glichen für ihn sicherlich einer mentalen Achterbahnfahrt.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

 

„Initialzündung“ – Award: Newcastle United

Als Newcastle letzte Woche gegen Watford etwas glücklich und auf äußerst minimalistische Art und Weise den ersten Saisonsieg eintütete, sprachen wir davon, dass genau solche Momente eine Initialzündung auslösen können.

So wenig die Leistung gegen die Hornets auch überzeugte, in den Köpfen kehrte Selbstbewusstsein zurück. So traten die Magpies zuhause mit breiter Brust gegen das Überraschungsteam aus Bournemouth auf.

Es war wieder kein fußballerischer Hochgenuss, doch Newcastle fand mit einer pragmatischen Herangehensweise und einer altmodischen Sturm-Leistung von Doppelpackschütze Salomon Rondon genügend Mittel, die Cherries 2:1 niederzuringen.

Zwei Siege in Serie, die Initialzündung ist erfolgt.

 

„Impact-Player“ – Award: Felipe Anderson

Im Sommer brach West Ham United seinen Transferrekord, verpflichtete für stolze 38 Millionen Euro Felipe Anderson von Lazio Rom. In unserer Saisonvorschau sagten wir unter anderem:

Mit dem Schritt in die Premier League möchte sich der trickreiche und blitzschnelle Flügelspieler, gestützt von dem medialen Hype seines Transfers, endgültig in der brasilianischen Nationalmannschaft festbeißen und das Image des unbeständigen Straßenfußballers beiseite legen.

Mit einem Trainer, der zweifelsohne auf ihn setzt, ihm mehr Selbstvertrauen schenkt, könnte es dem erst 25-Jährigen gelingen. Felipe Anderson hat das Potential, bei West Ham den Hunger nach einem Spieler der Klasse Dimitri Payets, der die Hammers 2015/2016 beinahe im Alleingang in die Europa League führte, endgültig zu stillen.

Nach nur zwölf Spielen, einem Assist, vier Toren, drei davon in den letzten zwei Partien, aber auch wegen dem großen spielerischen Einfluss auf das gesamte Team, deutet Felipe Anderson bereits jetzt an, die erhoffte „Impact-Verpflichtung“ für die Hammers zu sein.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

 

(Cover Photo by Jamie McDonald/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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