„It happened again“, Liverpool plötzlich heimschwach & Mourinhos Stress mit der Ex

5. Februar 2021 | Premier League | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Der 22. Spieltag der Premier League ist komplett. Der FC Southampton hat schon wieder mit 0:9 verloren, Manchester United spielt schonungslos und der FC Liverpool ist plötzlich heimschwach? 

„It happened again“-Award: FC Southampton

Vor 16 Monaten erlebte Ralph Hasenhüttl den schlimmsten Moment seiner Trainerkarriere und der FC Southampton die bitterste Niederlage der 135-jährigen Vereinsgeschichte. Zu Hause gegen Leicester City gab es ein 0:9-Debakel. Doch der Österreicher und die Saints fanden zu ihrer Spielweise zurück und damit wieder in die Spur. Das Debakel diente als Wendepunkt und sollte nie wieder passieren. Doch am Dienstag bei Manchester United passierte es wieder.

Wie vor 16 Monaten geriet Southampton früh in Unterzahl. Debütant Alexandre Jankewitz sah nach einem überharten Einsteigen bereits nach zwei Minuten Rot. Wie vor 16 Monaten implodierten die Gäste daraufhin völlig. Nach 39 Minuten stand es 4:0. „Wir haben schon wieder in einer furchtbaren Weise verloren“, sagte Hasenhüttl bei der BBC und ergänzte: „Es ist die gleiche Geschichte: Ein Mann weniger und 90 Minuten können lang sein.“

Der Österreicher sah dennoch Unterschiede zur Schmach gegen Leicester. Neun Spieler fehlten verletzt. „Die Jungs hatten keine Alternative, keine Spieler auf der Bank, keine Alternativen, um besser zu verteidigen. Am Ende ist es eine andere Situation als beim ersten Mal“, so Hasenhüttl. Bis zur 86. Minute schien es auch nicht ganz so schlimm zu werden, es stand „nur“ 6:0. Dann flog zu allem Überfluss auch noch Jan Bednarek vom Platz. Zu neunt kassierten die Gäste in der Schlussphase drei weitere Treffer.

„Es tut weh, dieses Resultat wieder zu haben“, gestand Hasenhüttl und versuchte, dennoch optimistisch in die Zukunft zu blicken: „Aber die Mannschaft ist jetzt anders und wir hatten bislang eine gute Saison. Lasst uns abwarten, wie sie endet.“ Southampton rutscht auf Platz zwölf, acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze.

„Schonungslos“-Award: Manchester United

Bei einem 9:0 muss man natürlich auch einige Worte über die Siegermannschaft verlieren. Manchester United – immer wieder dafür kritisiert, dass das Offensivspiel von individueller Qualität und Gegenangriffen abhängig ist – legte trotz des rabenschwarzen Auftritts der Gäste eine Galavorstellung hin. Dabei agierten die Red Devils absolut schonungslos und spielten sich in einen Rausch.

ManUtd hatte sieben verschiedene Torschützen, laut Opta war es erst das zweite Mal, dass dies in der Premier League vorkam. „Selbstbewusstsein ist eine Sache, aber es war dieses Mojo, dieser Funke, der X-Faktor“, sagte Trainer Ole Gunnar Solskjaer. Manchester City hat sich aufgrund einer exzellenten Balance und brutaler Konstanz als klarerer Titelfavorit herauskristallisiert. Mit einem nun sieben Treffer besserem Torverhältnis und drei Punkten Rückstand wird Manchester United allerdings auf eine Formdelle des Stadtrivalen lauern.

(Photo by PHIL NOBLE/POOL/AFP via Getty Images)

„Plötzlich heimschwach?“-Award: FC Liverpool

Verletzungsprobleme, fehlende Frische, mangelnde Effizienz und schlichtweg nicht auf dem Level der letzten Jahre: Der FC Liverpool hat 2020/2021 einige Probleme. Dass eine Heimschwäche dazukommen würde, schien bis vor kurzem dennoch undenkbar. 68 Spiele in Serie waren die Reds an der Anfield Road ungeschlagen, ganze vier Jahre, ehe es am 21. Januar eine 0:1-Pleite gegen den FC Burnley setzte.

Zwischenzeitlich schien der FC Liverpool wieder in die Spur zu kommen. Auswärts gegen Tottenham (3:1) und gegen West Ham (3:1) lief der Ball in der Offensive wieder deutlich flüssiger. Am Mittwoch aber folgte ausgerechnet an der Anfield Road der nächste Rückschlag bei der Mission Titelverteidigung. Gegen ein überzeugendes und nun formstarkes Brighton gab es eine verdiente 0:1-Niederlage. Die Reds fanden speziell im Angriff kaum statt. „Es gab viele Momente, in denen wir den Ball zu einfach hergaben, in vielen Momenten sahen die Jungs mental müde aus“, sagte Jürgen Klopp zur BBC und ergänzte: „Ich weiß, dass sie den Ball von A nach B passen können, aber es ist nicht passiert. Wir machten es Brighton einfach, aber sie spielten auch sehr gut.“

Der FC Liverpool hat nun seit dem 16. Dezember nicht mehr an der Anfield Road gewonnen und erstmals seit 1984 auch in drei aufeinanderfolgenden Heimspielen keinen eigenen Treffer erzielt. Bei sieben Punkten Vorsprung auf die Tabellenspitze kommt die plötzliche Heimschwäche denkbar ungünstig: Am Sonntag ist Manchester City zu Gast.

(Photo by PHIL NOBLE/POOL/AFP via Getty Images)

„Stress mit der Ex“-Award: José Mourinho

Am Donnerstagabend musste sich Tottenham mit 0:1 gegen den FC Chelsea geschlagen geben. Auch wenn José Mourinho die Niederlage auf die Schiedsrichterleistung und einen (gerechten) Elfmeter schob, es war verdient. Die Blues dominierten mit einem attraktiven Ballbesitzfußball, während die Hausherren in Negativität versanken. Der vor wenigen Monaten noch so gefeierte pragmatische Ansatz der Spurs, er scheint nicht mehr zu funktionieren. Die Effizienz hat nachgelassen, ohne den verletzten Harry Kane ist im letzten Drittel zudem das letzte spielerische Element abhanden gekommen. Tottenham, für viele zwischenzeitlich ein Titelkandidat, rutscht auf Platz acht.

Viel Frust also für Mourinho, für den am Donnerstag auch noch der Stress mit der Ex dazukam. Seit nunmehr sieben Spielen konnte der Portugiese nicht gegen die Blues gewinnen – gegen keinen Gegner hatte er in seiner Karriere eine längere Durstrecke

„Pech für eine ganze Saison“-Award: FC Arsenal

45 Minuten lang sah es in Wolverhampton so aus, als würde der FC Arsenal den sechsten Sieg im achten Spiel einfahren und sich endgültig in Schlagdistanz zu den europäischen Plätzen befördern. Wichtiger noch: 45 Minuten lang demonstrierten die Gunners die wohl beste Halbzeit unter Coach Mikel Arteta, spielten kontrollierten und attraktiven Offensivfussball, einzig das Glück war ihnen nicht hold.

In diesen 45 Minuten trafen Bukayo Saka und Nicolas Pépé jeweils das Aluminium. Saka erzielte sogar ein Tor, doch Alexandre Lacazette stand bei der Vorarbeit hauchdünn im Abseits. Darüber hinaus gab es eine strittige Elfmetersituation an Saka, ehe Pépé dann doch das 1:0 machte. Die Gunners waren auf Kurs, dann setzten die Wolves zu einem finalen Angriff in der ersten Halbzeit. Daniel Podence schickte Willian José durch, der David Luiz enteilt schien aber doch zu Boden ging. Die Zeitlupe zeigte, dass der Verteidiger seinen Landsmann wohl minimal mit seinem Knie an der Hacke streifte. Schiedsrichter Craig Pawson zeigte auf den Punkt und Luiz die Rote Karte: Eine unfassbar harte Entscheidung und eine spielverändernde zugleich. Hätte der Schiedsrichter nicht auf Foul entschieden, hätte ihn der Video Assistent Referee wohl kaum vom Gegenteil überzeugt. Ruben Neves war’s egal, er verwandelte den Elfmeter und es ging mit 1:1 in die Pause.

Kurz nach dem Wiederanpfiff erlebten wir die Gunners in Unterzahl natürlich deutlich zurückhaltender. Kontrolle schienen sie dennoch zu haben, umso überraschender war der Rückstand: Joao Moutinho nahm sich aus knapp 30 Metern ein Herz und fackelte den Ball über den Innenpfosten zum 2:1 ins Tor. Es war eine extrem glückliche Führung, die die bisherigen 49 Minuten komplett auf den Kopf stellte.

Aus Sicht der Gunners kam zu dem Pech auch noch Dummheit dazu: Bernd Leno stürmte nach 70 Minuten aus seinem Strafraum, verschätzte sich und spielte den Ball mit der Hand. Der Deutsche sah ebenfalls Rot, zu neunt war nicht mehr zu machen. Der FC Arsenal beendet seine ungeschlagene Serie und wird sich speziell anhand der ersten 45 Minuten fragen, wie das eigentlich passieren konnte.

(Photo by Nick Potts – Pool/Getty Images)

„JLingz is back“-Award: Jesse Lingard

Auf dem Platz konnte Jesse Lingard seit einiger Zeit keine Schlagzeilen mehr schreiben. Für Manchester United kam er in dieser Saison keine einzige Minute zum Zug. Doch der Engländer kann auch ohne Ball Akzente setzen: Bei seinem Modelabel (JLINGZ) oder in den sozialen Medien. Am Mittwoch konnte Lingard nun daran erinnern, dass er auch kein schlechter Fußballer ist.

Nachdem der 28-Jährige im Winter an West Ham verliehen wurde, durfte er am Mittwochabend gegen Aston Villa erstmals seit 13 Monaten wieder in der Premier League von Anfang an ran und wurde prompt zum Matchwinner. Nach dem 1:0 durch Tomáš Souček setzte Lingard zum Doppelpack, am Ende gewannen die Hammers mit 3:1. „Ich habe vor und während dem Spiel gelächelt. Ich genieße es, Fußball zu spielen“, sagte der Neuzugang nach dem Spiel bei BT Sport.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Schadensbegrenzung„-Award: FC Burnley

Der FC Burnley befindet sich mitten im Abstiegskampf. Hier spielt bekanntlich Selbstbewusstsein und das Torverhältnis eine wichtige Rolle. Betrachtet man die letzten Vorstellungen gegen Chelsea am Sonntag (0:2) und nun gegen Manchester City, wird man das Gefühl nicht los, dass die Mannschaft von Sean Dyche das im Hinterkopf hatte. In beiden Spielen wollten sie sich vor allem nicht abschießen lassen und betrieben Schadensbegrenzung.

Am Mittwoch überließen die Clarets den formstarken Cityzens komplett das Spiel, hatten lediglich 26 Prozent Ballbesitz. Darüber hinaus gab Burnley bereits zum zweiten Mal in Folge keinen einzigen Torschuss ab, das letzte Mal passierte das in der Premier League vor genau drei Jahren (Everton). Der „Plan“ ging auf: Manchester City, das den 13. Sieg in Serie einfuhr, gewann „nur“ mit 2:0.

Burnley rutscht mit 22 Punkten auf Platz 17, mit einem Torverhältnis von -15 ist man auf dem selben Level mit Fulham (18., 14 Punkte, -14 Tore) sowie Newcastle (16., 22 P., -14 T.) und besser dran als West Brom (12 P., -34) und Sheffield United (11 P., -21).

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(Photo by LAURENCE GRIFFITHS/POOL/AFP via Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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