Ein wahrer Captain und ein ungeahnter Punktegarant…

7. Mai 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards | Der Abstiegskampf ist entschieden, das Rennen um die Top-Four quasi auch. Was fehlt, ist nach 37 Spieltagen noch immer die wichtigste Entscheidung überhaupt, die um den Titel. Wie es dazu kam, erfahrt ihr in unseren Awards…

„Wahrer Captain“ – Award: Vincent Kompany

Es gibt kaum einen Spieler, der Manchester City so sehr verkörpert, wie Vincent Kompany. Der Belgier war rückblickend der Spieler, der nach der Vereinsübernahme von Sheikh Mansour im August 2008, die neue erfolgreiche Ära des Klubs in Bewegung setzte. Elf Jahre später ist Vincent Kompany für Manchester City so wichtig wie eh und je.

In einer Saison, in der der 33-jährige mit dem Alter und den Folgen unzähliger Verletzungen sichtlich zu kämpfen hat, ist es immer noch der langjährige Kapitän, auf den sich die Mannschaft verlassen kann. Nur neun Spiele stand er 2018/2019 in der Startelf. Das war vor dem 24. April. Seitdem stand der Innenverteidiger in allen drei Spielen, allesamt Spiele, in denen Manchester City um jeden Preis gewinnen musste, die vollen 90 Minuten auf dem Platz. So auch am Montagabend, als es gegen Leicester City um die Zurückeroberung der Tabellenführung ging.

Lange bissen sich die Cityzens an den munter aufspielenden und tapfer verteidigenden Foxes die Zähne aus. Die Führung war zwar überfällig, doch auch nach 70 frustrierenden Minuten stand es immer noch 0:0. Um den Bann zu brechen, benötigte es schon einen ganz besonderen Moment von einem besonderen Spieler. So besonders er auch ist, 30 Meter vor dem Tor würde man einen solchen Moment nicht gerade von Vincent Kompany erwarten. In 357 Pflichtspieleinsätzen hatte der Innenverteidiger 19 Tore geschossen, kein einziges aus dem Spiel heraus. Doch im Stile eines wahren Captains übernahm er Verantwortung, legte sich den Ball zurecht und hämmerte ihn unhaltbar in den Winkel. „Ich habe immer das Gefühl, dass ich in großen Momenten etwas bewirken werde“, sagte er nach dem Spiel.

Mit seinem Tor des Tages, vielleicht sogar dem Tor der Saison, hatte Kompany seine Citzyens soeben zurück auf Platz eins geschossen. Bei einem Punkt Vorsprung auf den FC Liverpool, muss Manchester City am Sonntag lediglich bei Brighton & Hove Albion gewinnen, um den vierten Premier-League-Titel der Vereinsgeschichte zu sichern.

Der Kapitän bei allen drei Titeln zu vor? Vincent Kompany…

„Ungeahnter Punktegarant“ – Award: Divock Origi

Noch im Sommer versuchte der FC Liverpool einen Abnehmer für Ex-Wolfsburg-Leihspieler Divock Origi zu finden. Letztendlich mangelte es an attraktiven Offerten, sodass sich die Reds dazu entschieden, den belgischen Angreifer zu halten. Die Entscheidung könnte ihnen die Meisterschaft bescheren.

Die physischen und psychischen Strapazen der 0-3 Niederlage gegen Barcelona waren Liverpool am Samstag bei Newcastle deutlich anzumerken. Ausgerechnet Rafa Benitez drohte seinem Ex-Klub im Titelrennen ein Bein zu stellen. Fünf Minuten vor Schluss stand es 2:2 Unentschieden. Ein Ergebnis mit dem Liverpool leistungstechnisch zufrieden sein konnte, allerdings auch ein Ergebnis, das wohl das aus im Titelrennen bedeutet hätte. Die Entscheidung wurde vertagt, denn in der 86. Minute köpfte der eingewechselte Origi einen (in seinem Ursprung zweifelhaften) Freistoß zum 3:2 in die Maschen.

„Nicht schon wieder Origi“, wird sich Pep Guardiola vor dem Fernseher gedacht haben. Bereits am 14. Spieltag köpfte er nach tatkräftiger Zuarbeit von Everton-Keeper Jordan Pickford Liverpool zu einem 1:0 Derby Sieg in der sechsten Minute der Nachspielzeit.

Divock Origi hat in dieser Saison genau zwei Tore erzielt. Sie resultierten in vier Punkte. Vier Punkte, die einen Spieltag vor Schluss die Chancen auf den ersten Liverpool-Titel seit 1990 wahren…

(Photo PAUL ELLIS/AFP/Getty Images)

„Schnellste Schnecken“ – Award: Tottenham und Chelsea

Letzte Woche stellten wir fest, dass die vier Kontrahenten um die zwei verbleibenden Top-Four-Plätze sich ein wahres „Schnecken-Rennen“ lieferten. Am 37. Spieltag wurde dieses Rennen entschieden, wie sollte es auch anders sein, durch weitere Punktverluste.

Sowohl Manchester United (1:1 bei Huddersfield) als auch Arsenal (1:1 gegen Brighton) verpassten sicher geglaubte Siege, setzten damit ihre Negativtrends in der Liga fort und sorgten damit für die Vorentscheidung.

Chelsea, das als einziges dieser vier Teams am 37. Spieltag einen Sieg verzeichnen konnte, steht als dritter Teilnehmer der Champions League fest, während Tottenham trotz einer 0:1 Niederlage gegen Bournemouth mit drei Punkten und acht Toren Vorsprung in den letzten Spieltag startet.

Tottenham und Chelsea haben sich in den letzten Wochen wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerte, aufgrund der noch schwächeren Konkurrenz das Schneckenrennen allerdings für sich entschieden. Alleine das zählt und dafür gebührt Mauricio Pochettino, der ohne einen einzigen Transfer auskommen musste, und Maurizio Sarri, der zwischenzeitlich extrem in die Kritik geriet, viel Respekt.

„Neue Heimat, neue (Auswärts-)Schwäche?“ – Award: Tottenham

Noch vor drei Monaten war Tottenham die beste Auswärtsmannschaft der Premier League. Kaum war die Eröffnung der neuen Heimspielstätte Tottenham Hotspur Stadium in Sicht, hat sich das schlagartig geändert.

Seit Ende Januar haben die Spurs in fünf Spielen in der Fremde keinen einzigen Zähler geholt – die schlechteste Auswärtsserie der Premier League.

Jüngstes Beispiel war die 0:1 Niederlage bei Bournemouth, als die Spurs sich durch zwei Platzverweise binnen fünf Minuten (Heung-min Son 43′; Juan Foyth 48′) keine realistische Chance ließen.

Neue Heimat, neue (Auswärts-)Schwäche?

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

„Unüberwindbare Achillesferse“ – Award: Arsenal-Defensive

Wir sagten es bereits während der Saison: Der FC Arsenal wird 2018/2019 nur so weit kommen, wie die schwache Defensive es zulässt. Das bedeutet für die Gunners (mit großer Wahrscheinlichkeit) zum dritten Mal in Serie eine Platzierung außerhalb der Top-Four.

Emerys Plan, die Defensive auf Kosten der Offensive zu reparieren, schlug – wohl auch wegen der fehlenden individuellen Klasse – fehl. 50 Gegentore waren wie schon im Vorjahr unter Arsene Wenger schlichtweg zu viel. Der letzten Mannschaft, der mit so vielen Gegentreffern eine Platzierung in den Top-Four gelang, war der FC Liverpool 2013/2014 und das Team schoss 101 Tore, ganze 31 mehr als Arsenal in dieser Saison.

Die Nordlondoner haben im Sommer viel Arbeit vor sich, dabei muss vor allem die Achillesferse geflickt werden, sonst wird der FC Arsenal auf der Stelle treten, egal wer der Trainer ist.

„Auf dem richtigen Weg“ – Award: Marco Silva

Vergangenen Sommer trat Marco Silva mit viel Vorschusslorbeeren die Stelle als Trainer des FC Everton an. Folglich war die Kritik groß, als sich die Toffees trotz der großen Ausgaben auf dem Transfermarkt Ende Februar nur auf Platz elf wiederfanden. Der portugiesische Trainer konnte weder die Defensive signifikant verbessern noch – und das war die große Enttäuschung – die Offensive entfesseln.

Zwei Monate später haben Silva und Everton zweifelsohne die Kurve gekriegt. Die Bilanz der letzten zehn Spiele untermauert das. Sechs Siege, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen und ein Torverhältnis von 16:5. Damit nicht genug, die Toffees holten in dieser Zeit ein respektables 0:0 gegen den FC Liverpool und bezwangen in Chelsea, Arsenal sowie Manchester United gleich drei Gegner aus den Top-Sechs.

Platz sieben und damit die Aussichten auf einen Qualifikationsplatz in der Europa League sind zwar nicht mehr erreichbar, doch die letzten Wochen sollen den Verantwortlichen im Goodison Park genügend Bestätigung gegeben haben, dass man mit Silva auf dem richtigen Weg ist.

(Photo by Lynne Cameron/Getty Images)

„Teuer verkauft“ – Award: Cardiff City

Wie so viele andere hatten auch wir hatten Cardiff nicht mal den Hauch einer Chance gegeben, 2018/2019 den Klassenerhalt zu schaffen. Nach dem 2:3 gegen Crystal Palace steht der Abstieg nun fest und dennoch hat uns der Aufsteiger eines Besseren belehrt.

Der Kader von Neil Warnock schien vor der Saison der schwächste der Liga zu sein, immerhin war selbst der Aufstieg eine Überraschung. Trotzdem versuchte das Team Woche für Woche die qualitativen Defizite durch enormen Einsatz, Leidenschaft und taktische Disziplin wett zumachen. Beinahe hätte es genügt, doch als in den letzten Wochen die Kräfte nachließen und auch noch das Quäntchen Glück fehlte, war der Klassenerhalt nicht mehr zu schaffen. Die Niederlage gegen die Eagles war die sechste in Serie.

Die Tatsache allerdings, dass die Waliser den Abstiegskampf bis zum vorletzten Spieltag ausdehnten und sogar zwei Teams hinter sich ließen, ist eine außerordentliche Leistung. Cardiff City hat sich teuer verkauft…

Chris McCarthy

(Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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