Der Richtige für Arsenal? Drei weiße Westen an der Spitze und Qualität setzt sich durch…

6. November 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Nächster Spieltag, nächstes Topspiel. Während die größte Aufmerksamkeit natürlich der Partie zwischen dem FC Arsenal und dem FC Liverpool galt, gab es auch auf den anderen Plätzen der Insel reichlich neue Erkenntnisse. Unsere 7 Awards…

 

„Mr. Right“ – Award: Unai Emery

Vor der Saison spekulierten viele, ob Unai Emery wirklich der Richtige sein würde, um in die großen Fußstapfen von Arsene Wenger zu treten. Das Spiel gegen den FC Liverpool sollte nun ein richtungsweisendes sein, immerhin war das Duell mit den Reds der erste ganz große Test für den Spanier.

Die Partie ging zwar 1:1 aus, doch der FC Arsenal beeindruckte. Primär sind hierbei das taktische Konzept und die spürbare Veränderung der Mentalität hervorzuheben. Waren die Nordlondoner in den letzten Jahren unter Arsene Wenger oftmals planloses Kanonenfutter für die Top-Teams oder gerieten nach Rückschlägen unter die Räder, hat Emery binnen kürzester Zeit eine selbstbewusste Mannschaft mit stabilem Rückgrat geformt, die mit breiter Brust und einem Konzept in ein Spitzenspiel geht. Auch als man etwas unglücklich in Rückstand geriet, zeigte sich das Team unbeirrt. Die Gunners blieben ihrer spielerischen Devise treu und erzielten noch den sehenswerten Ausgleich durch Alexandre Lacazette.

(Photo CHARLY TRIBALLEAU/AFP/Getty Images)

Arsenal spielt unter Emery derzeit nicht nur erfolgreichen, sondern erfrischenden, direkten und präzisen Offensivfußball mit einer klaren Struktur. Auch die bisher so anfällige Defensive agierte gegen die potente Offensive der Reds deutlich souveräner als zuletzt, ließ nur wenige Großchancen zu.

Emery bestand nun den ersten großen Test gegen ein Top-Team. Es gibt Baustellen, primär in der Abwehr, und es wird Rückschläge geben. Doch der Spanier scheint der richtige Mann zu sein, den FC Arsenal nach dem enttäuschenden Ausklang der Wenger-Ära endlich wieder in die Spur zu bringen.

 

„Drei weiße Westen“ – Award: Manchester City, Chelsea, Liverpool

Zum ersten Mal seit genau 40 Jahren stehen nach elf Spieltagen drei Teams mit einer weißen Weste, nämlich ohne Niederlage da. Die Bilanzen des FC Chelsea und des FC Liverpool sind dabei besonders interessant. Da haben wir mit 27 Punkten die Blues, bei denen Maurizio Sarri in Windeseile seinen Sarri-Ball erfolgreich implementierte und sogar noch die auf dem Papier so suspekte Defensive stabilisierte. Ebenfalls bei 27 Zählern stehen die Reds. Auch bei der Klopp-Elf sind deutliche Veränderungen zu beobachten. Liverpool setzt nicht mehr ausschließlich auf Intensität und Pressing, sondern übt sich diese Saison in einer verhalteneren, kräfteschonenderen Spielweise, die über 50 Pflichtspiele womöglich weiser ist. Dass das schon jetzt so effizient funktioniert, ist beachtlich.

Creme de la Creme bleibt allerdings Manchester City mit 29 Punkten. Die Cityzens scheinen, obwohl es in der Tabelle noch nicht ganz sichtbar ist, der Konkurrenz wieder einen Tick voraus zu sein. Trotz des erneuten Rückschlags von Kevin De Bryune läuft die Offensivmaschinerie der Guardiola-Elf allmählich heiß. Von den drei Ungeschlagenen ist Manchester City am komplettesten und eingespieltesten. Folglich hat der amtierende Meister auch die besten Karten, die Serie am längsten fortzusetzen und letztendlich den Titel zu verteidigen.

 

„Qualität setzt sich durch“ – Award: Anthony Martial

Er war 2015 der Rekordneuzugang der Vereinsgeschichte. Doch obwohl die Klasse Anthony Martials deutlich zu erkennen war, erfüllte der Franzose in seinen ersten drei Jahren im Old Trafford nur selten konstant sein Potential. Gepaart mit den anhaltenden Differenzen mit José Mourinho schien zwischenzeitlich ein Abgang realistischer zu sein, als sein heiß ersehnter Durchbruch in Manchester.

Dieser scheint nun mit Verspätung zu folgen, vor allem dank seiner unverkennbaren individuellen Qualität. Diese Qualität war es auch, die beim 2:1 Auswärtssieg der Red Devils über ein extrem couragiertes und spielfreudiges Bournemouth letztendlich den Unterschied machte. In einer Phase, in der die Cherries deutlich mehr Spielanteile und Chancen hatten, erzielte Martial aus dem Nichts den Ausgleich zum 1:1. Sein viertes Tor im vierten Spiel – Premiere für ihn im roten Trikot. Das Tor raubte Bournemouth die Unbekümmertheit und so gewann Manchester United die Kontrolle und nach einem späten Tor durch Marcus Rashford sogar das Spiel.

Die individuelle Qualität der Red Devils setzt sich durch, ähnlich wie bei der Karriere von Anthony Martial.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

 

„Letzte Ehre“ – Award: Leicester City

Letzte Woche kamen bei einem Helikopterabsturz tragischerweise fünf Menschen ums Leben. Unter den Opfern, der enorm beliebte Leicester-Besitzer Vichai Srivaddhanaprabha.

Während die Bestürzung und große Trauer in Leicester und im ganzen Land anhält, wollten die Foxes unbedingt beim nächsten Liga-Spiel wieder antreten. Eine Verschiebung der Partie kam für die Akteure nicht in Frage. Das Sportliche geriet beim 0:1 Auswärtssieg in Cardiff dennoch in den Hintergrund.

Viel ergreifender war die Reaktion der Mannschaft, die couragiert als geschlossene Einheit für ihren verstorben Besitzer auftrat, die Emotionen der Spieler, aber auch die der mitgereisten Fans.

Leicester City erwies auf seine Art und Weise Mr. Vichai die letzte Ehre auf dem Patz. Der Thailänder wäre stolz gewesen…

„Bald da, wo sie hingehören“ – Award: Southampton

Noch blickt Southampton von Platz 16 mit einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Betrachtet man sich allerdings den uninspirierenden Sommer, die fragliche Entscheidung, an Mark Hughes fest zu halten und die aktuelle Bilanz der Saints (ein Sieg und vier Unentschieden in elf Spielen, 7:20 Tore), täuscht die Platzierung sogar.

Offensichtlich wurde das bei der schockierenden Leistung bei Manchester City (1:6), als man die Premier-League-Tauglichkeit der Mannschaft ernsthaft in Frage stellen musste.

So hart es auch klingt, Southampton verfügt derzeit über nichts, das Hoffnung macht, angefangen beim Trainer. Folglich ist es wohl nur eine Frage der Zeit, ehe sie dort ankommen, wo sie hingehören: In der Abstiegszone.

 

„Boys against Men“ – Award: Wolves vs Tottenham

16:10 Schüsse, 10:8 Torchancen und trotzdem 2:3 verloren. Schlimmer noch, Wolverhampton lag gegen Tottenham zwischenzeitlich sogar 0:3 hinten und konnte aus dem Spiel heraus keinen Treffer zielen. Dass es nicht zum durchaus verdienten Ausgleich langte, lag teilweise an der fehlenden Portion Glück, viel mehr aber an der eigenen Naivität.

Die Hausherren machten das Spiel, boten erneut einen attraktiven Fußball. Gleichzeitig zeigten sie dabei hinsichtlich Chancenverwertung und Defensivverhalten, wie grün sie noch hinter den Ohren sind. Tottenham trotze der unbekümmerten Spielweise der Wolves mit einer effizienten und vor allem reifen Leistung und zog dem Aufsteiger dank Erfahrung und Routine den Zahn. Dass es noch mal knapp wurde, lag an Spurs-Innenverteidiger-Talent Juan Foyth, der trotz ordentlichem Debüt zwei plumpe Elfmeter verschuldete.

 

„Durchatmen“ – Award: Newcastle United

Es war glücklich. Es war nicht schön. Doch Newcastle konnte zuhause gegen Watford am elften Spieltag der Saison endlich den ersten Sieg eintüten. Beim 1:0 über die Hornets, die die klar bessere Mannschaft waren, erzwangen die Magpies dank einer kampfstarken Leistung den ersten Sieg.

Rafa Benitez darf durchatmen und hofft, dass der Arbeitssieg endlich die Wende einleitet…

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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