Neues Kräfteverhältnis in der Premier League? -Leverkusen: Olmo oder nichts?

3. Juli 2019 | Ask 90PLUS | BY 90PLUS Redaktion

In unserer Reihe #ask90PLUS versuchen wir eure Fragen rund um den internationalen Fußball zu beantworten. In diesem Teil geben wir unsere Einschätzungen zu den folgenden Themen ab: „Neues Kräfteverhältnis in der Premier League?“ und „Leverkusen: Olmo oder nichts?

Neues Kräfteverhältnis in der Premier League?

Damit ein oder mehrere Teams in die Top-Sechs eindringen können, muss natürlich mindestens eines der etablierten Schwergewichte weichen. Manchester City und der FC Liverpool müssen sich in den kommenden Jahren dahingehend jedenfalls keine Sorgen machen. Bezüglich Infrastruktur, finanzieller Ressourcen, Kader und Trainer sind beide ihrer Konkurrenz derzeit weit voraus.

Tottenhams dagegen darf es sich trotz der hervorragenden Saison in der Königsklasse nicht zu bequem machen. Der Bau des neuen Stadions war sehr teuer. Die finanziellen Möglichkeiten sind dadurch begrenzt. Erfolgsgarant Mauricio Pochettino betonte (etwas frustriert), dass Finalauftritte und die Top-Four mit den aktuellen Mitteln der Spurs nicht garantiert seien. Stand heute hat er damit recht, auch wenn die Verpflichtung Tanguy Ndombeles ein wichtiger Schritt war. Aus den Top-Sechs wird man mittelfristig jedenfalls nicht rutschen…solange Pochettino bei Laune gehalten wird.

(Photo by Alex Morton/Getty Images)

Streichkandidaten

Bleiben aus den Top-Sechs der letzten Saison noch Manchester United, Arsenal und Chelsea. Die besten (finanziellen) Voraussetzungen, sich dort zu halten, vielleicht sogar höher hinaus zu blicken, haben eigentlich die Red Devils. Die dicken Fragezeichen hinsichtlich Transferstrategie (kein Sportdirektor), Gehaltsstruktur, Trainer (Solskjaer) und Kader lassen daran allerdings Zweifel aufkommen.

Die Klubs aus London dagegen müssen vorerst wohl eher nach unten statt nach oben schauen. Bei den Gunners gibt es nämlich beinahe die identischen Fragezeichen wie bei Manchester United – allerdings ohne das nötige Kleingeld. Verkäufe sind aufgrund der überteuerten Verträge kaum möglich. Das Transferbudget ist gewaltig geschrumpft. Bei den Blues ist das Budget kein Problem und trotzdem drohen sie, zumindest 2019/2020, von allen genannten am ehesten aus den Top-Sechs zu rutschen.

Der Grund dafür ist die Transfersperre und die dadurch fehlende Möglichkeit, den Abgang von Überlebensversicherung Eden Hazard zu kompensieren und einen alternden Kader aufzufrischen. Chelsea muss sich womöglich verstärkt auf die exzellente, dafür aber unerfahrene Jugend verlassen. Darüber hinaus scheint ein vielversprechender, aber ebenfalls unerprobter Mann Maurizio Sarri auf dem Trainerstuhl zu beerben: Frank Lampard.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

2019/2020 wird für Chelsea wohl eher ein Jahr des Umbruchs und das ist unter den Umständen auch in Ordnung, vielleicht sogar eine große Chance. Die Trainerwahl und die Entwicklung des Nachwuchses werden entscheiden, wie gravierend die Auswirkungen der Transfersperre auch mittelfristig sein werden.

Kandidaten für die Top-Sechs

Den größten Anspruch, einen der Top-Sechs zu ersetzen, stellen derzeit die Wolves. So zweifelhaft das Fundament auch ist, der ungewöhnliche Aufsteiger der Vorsaison verfügt über die Voraussetzungen, seine großen Ambitionen (Champions League) langfristig zu erfüllen. Wolverhampton hat seit der Übernahme durch Fosun International nicht nur das Geld, sondern auch das notwendige Händchen bei der Kaderzusammenstellung und der Wahl des Trainers (Nuno Espírito Santo). Hält das in diesem Transferfenster an und bleibt das Team von Verletzungen verschont, dürfte Wolverhampton die Ausbeute aus dem Vorjahr (57 Punkte) sogar toppen.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Ähnliche Ziele hat seit der Übernahme durch Farhad Moshiri auch der FC Everton. Werden die aggressiven Bemühungen auf dem Transfermarkt etwas durchdachter, könnten auch die Toffees um den talentierten Trainer Marco Silva auf einen europäischen Platz schielen.

Außenseiterchancen hat dahingehend auch Leicester City. So vielversprechend die Leistungen unter Trainer Brendan Rodgers in den ersten zehn Spielen seiner Amtszeit auch waren, der talentierte Kader der Foxes ist nicht der tiefste. Ausgerechnet ein Verkauf Harry Maguires könnte dabei helfen, sich punktuell zu verstärken. Der Abwehrchef müsste jedoch einigermaßen adäquat ersetzt und die gewaltige Ablösesumme sinnvoll reinvestiert werden, um konkrete Ansprüche hinsichtlich der Top-Sechs stellen zu können. Die feste Verpflichtung Youri Tielemans ist jedenfalls ein erster wichtiger Schritt.

Damit West Ham in diesem Kontext genannt werden kann, muss im erfahrungsgemäß unruhigen Osten Londons unaufgeregt und konsequent weitergearbeitet werden. Die letzten Transferfenster (Felipe Anderson, Issa Diop) und die erste Saison unter Manuel Pellegrini waren jedenfalls ein Anfang.

Die Lücke zwischen den Top-Sechs und dem „Rest“ der Liga schmilzt gewaltig. Chelsea muss den Umbruch meistern, Manchester United und Arsenal die strukturellen Probleme bewältigen, sonst könnte das lang etablierte Kräfteverhältnis tatsächlich bald aufgewirbelt werden.

Chris McCarthy

Leverkusen: Olmo oder nichts?

Die ganze Geschichte rund um Dani Olmo ist derzeit nicht ganz so leicht zu durchblicken. Klar ist, dass Bayer 04 Leverkusen noch auf der Suche nach einem kreativen Offensivspieler ist. Das zeigen auch die Gerüchte um Martin Ödegaard, der nun aber zu Real Sociedad wechseln wird. Für Leverkusen könnte im Fall Olmo sicher die U21-Europameisterschaft zum Problem werden, denn wenn eines zuletzt „sicher“ war, dann, dass der Preis steigt.

Dinamo Zagreb soll mittlerweile mehr als 30 Millionen Euro für Olmo aufrufen. Doch obwohl die Marca noch vor der U21-EM schrieb, dass die Familie des Spielers durchaus einen Wechsel zu Leverkusen vorziehen würde, weil dieser dort sehr gute Entwicklungschancen habe, gibt es aktuell keine neuen Entwicklungen. Vermutlich wird derzeit rund um Olmo ziemlich viel gepokert. Dinamo setzt den Preis möglichst hoch ein, der Berater hält die Augen und Ohren offen, ob vielleicht noch weitere große Klubs Interesse haben.

(Photo by Giuseppe Bellini/Getty Images)

Nach dem Urlaub dürfte Olmo vermutlich über seine Zukunft entscheiden. Leverkusen sollte weiterhin im Rennen sein, Gerüchte um eine Alternativlösung gibt es zurzeit nicht. Wenn Leverkusen überzeugt ist, dass ein Offensivspieler mit hoher technischer Qualität für die Offensive wichtig ist, dann wird man für den Fall, dass es mit Olmo nicht funktioniert, sicher noch einen anderen Spieler im Blick haben.

Manuel Behlert


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