FC Sevilla vs. FC Barcelona – Das Ringen um den Anschluss

27. Februar 2021 | La Liga | BY Christoph Albers

Vorschau | Wenn der FC Sevilla den FC Barcelona am Samstag zum Spitzenspiel empfängt, trifft der Tabellenvierte auf den Tabellendritten – oder andersrum (Sevilla hat ein Spiel weniger, aber nur zwei Punkte Rückstand auf  Barça). Folglich geht es für beide in erster Linie darum, den Anschluss an die Tabellenspitze zu halten, um die Rest-Hoffnung auf die Meisterschaft aufrecht erhalten zu können.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 16:15 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Das Spiel am Samstag ist das zweite von drei Duellen dieser beiden Teams innerhalb eines Monats. Das Copa del Rey Halbfinal-Hinspiel gewann der FC Sevilla mit 2:0, das Rückspiel findet am kommenden Mittwoch im Camp Nou statt
  • Der FC Sevilla hat zehn seiner letzten elf Pflichtspiele (eine Niederlage, 2:3 gegen den BVB) gewonnen – neunmal zu null (!)
  • Der FC Barcelona ist seit mittlerweile 14 (!) Ligaspielen ungeschlagen, die Katalanen verloren letztmals Anfang Dezember 

FC Sevilla

Der FC Sevilla ist die Mannschaft der Stunde in La Liga. Während die anderen Top-Teams immer wieder Punkte liegen lassen, eilen die Andalusier von Sieg zu Sieg. Die Grundlage des Erfolgs ist dabei eindeutig die herausragende Defensivarbeit. Mit gerade mal 16 Gegentoren in 23 Spielen stellen sie, gemeinsam mit Atlético Madrid, die beste Abwehr der Liga. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui (54) in keiner anderen relevanten Statistik diesbezüglich Spitzenreiter ist. Nach xGA (Expected Goals Against) stellen sie nur die drittbeste Defensive (noch hinter Real Sociedad), nach zugelassenen Schüssen des Gegners und zugelassenen Schüssen aufs Tor wären sie jeweils nur Sechster und nach npxGA/Sh (Non-Penalty Expected Goals Against per Shot) auch nur Fünfter. 

Erfolgsgarant Bono?!

Dieses Phänomen dürfte in erster Linie darauf zurückzuführen sein, dass der FC Sevilla mit Bono (29) über einen exzellenten Torhüter verfügt, der sich offensichtlich völlig zurecht gegen Tomas Vaclík (31) durchgesetzt hat. Der Marokkaner hat die zweitbeste Save-Percentage (78,3%) auf seiner Seite und hat zudem ligaweit die zweitmeisten Tore verhindert – (-7,3 Post-Shot Expected Goals Minus Goals Allowed). Eindrucksvolle Zahlen.

Doch dass sich der FC Sevilla auch anders kann, hat er im Copa-del-Rey Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona bewiesen, als er nur drei Schüsse der Katalanen zuließ. Lopetegui hatte seine Mannschaft in diesem Spiel extrem gut eingestellt und schaffte es über die komplette Spielzeit das Zentrum zu schließen, was das Spiel der Gäste im Keim erstickte. Ex-Barça-Spieler Ivan Rakitic (32) spielte dabei etwas vorgezogen, auf der „Zehn“, während Fernando (33) und Joan Jordán (26) dahinter diszipliniert die Position vor der Viererkette hielten und stets aufmerksam waren. Selbst die ständigen Gegenbewegungen von Lionel Messi (33) konnte der FC Sevilla weitestgehend gut mitgehen, sodass der Argentinier nicht die gewohnte Wirkung erzielen konnte. Eine beeindruckende Leistung gegen ein zugegebenermaßen auch sehr müdes Barça.

Offensive Abhängigkeiten

Am Samstag darf man wohl mit einer ähnlichen Herangehensweise rechnen. Die größte Frage für Sevilla dürfte daher sein, wie man offensiv noch gefährlicher werden kann, denn auch die Hausherren kamen in dem Vergleich nicht über acht Torschüsse hinaus. Die Schlüsselszene des Spiels war daher fast schon folgerichtig ein Solo des Innenverteidigers Jules Koundé (22). Der Franzose fasste sich einfach ein mal ein Herz und tankte sich bis zum Tor durch. Ein Tor des Willens und der individuellen Qualität – nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Insgesamt muss man zu dem Schluss kommen, dass der FC Sevilla mehrheitlich auf einem dünnen Eis unterwegs ist und vor allem von seiner herausragenden Effizienz profitiert. Mit lediglich 34 Toren hängt man der direkten Konkurrenz um mindestens acht Tore hinterher und ist zudem höchst abhängig von Stürmer En Nesyri (23), der gleich 13 davon erzielte – der zweitbeste Torschütze kommt lediglich auf vier. Auf ihn wird der FC Barcelona also insbesondere achten müssen. 

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

FC Barcelona

Mit einem überzeugenden 3:0-Sieg über Elche, angeführt von einem schlichtweg herausragenden Lionel Messi (33), hat sich der FC Barcelona zumindest ein bisschen rehabilitiert. Nichtsdestotrotz hallt die bittere 1:4-Heimniederlage gegen Paris Saint-Germain in der Champions League noch nach, ebenso wie das ernüchternde 1:1 gegen Aufsteiger Cádiz am letzten Wochenende, das die negativen Schwingungen nur verstärkte. Der Glaube in die eigene Qualität, den sich die Mannschaft von Trainer Ronald Koeman (57) in den Wochen zuvor so mühsam aufgebaut hatte, scheint wieder ein Stück weit verloren gegangen zu sein.

Vintage Messi

Umso wichtiger ist es natürlich, dass der Kapitän in einer solchen Phase auch mal vorweg geht. Nach einer schwierigen ersten Halbzeit, schnappte sich Messi in der 48. Minute den Ball, setzte sich zunächst gegen drei gegnerische Spieler durch, spielte einen Doppelpass mit Martin Braithwaite (29), nur um dann nochmal durch zwei Gegner durchzulaufen und ins kurze Eck einzuschieben. Vintage Messi. 

Eine Einzelleistung, die der Mannschaft sichtlich Auftrieb gab. Nur knapp eine Viertelstunde später nahm sich auch Frenkie de Jong (23) ein Herz, setzte sich auf beeindruckende Art und Weise gegen drei Mann durch und behielt dann die Übersicht, um auf Lionel Messi quer zu legen, der dann erneut Messi-Dinge tat. Nahe dem Elfmeterpunkt nahm er den Ball nochmal an, verzögerte einmal und ließ damit zwei Spieler stehen, verzögerte nochmal und ließ damit zwei Spieler sowie den Keeper alt aussehen und lupfte den Ball dann ins Tor. Nochmal: Vintage Messi. 

 

Am Tropf des Superstars

Beim dritten Tor begnügte sich der Maestro dann mit dem Pre-Assist. In typischer Messi-Manier chipte er den Ball aus dem rechten Halbraum diagonal hinter die Kette, wo Braithwaite lauerte und den Ball überlegt per Kopf zu Jordi Alba (31) brachte, der schließlich einschob. Eine beeindruckende Halbzeit, die Messi zurück auf Platz 1 der Torschützenliste brachte und die Spielfreude ins Camp Nou zurückbrachte. 

So bitter die Erkenntnis für Barça auch sein mag, aber die Mannschaft hängt noch am Tropf seines Kapitäns. Ohne ihn fehlt in kritischen Phasen der nötige Funken, um das Feuer zu entfachen. Sie ist nach wie vor weit davon entfernt sich wirklich von Messi zu emanzipieren und muss daher auch am Samstag auf die Magie ihres Anführers hoffen. 

Prognose

Der FC Sevilla wirkt insgesamt deutlich gefestigter und stabiler, als die Gäste. Der FC Barcelona hat defensiv nach wie vor einige Probleme und ist offensiv abhängig von Messi. Die individuelle Qualität der Mannschaft ist immer noch so hoch, dass sie jeden Gegner sogar komfortabel schlagen kann, wenn sie entfesselt wird, doch darauf besteht mittlerweile keine Garantie mehr. Die Gastgeber blieben in neun ihrer letzten elf Pflichtspiele ohne Gegentor. Falls sie das auch am Samstag schaffen, stehen die Chancen auf einen Sieg sehr gut.

 

 

Mögliche Aufstellungen:

FC Sevilla: Bono – Jesús Navas, Koundé, Diego Carlos, Escudero – Jordán, Fernando, Rakitic – Suso, En Nesyri, Papú Gómez

FC Barcelona: Ter Stegen – Dest, Piqué, Lenglet, Jordi Alba – Frenkie de Jong, Busquets, Pedri – Dembélé, Messi, Griezmann

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(Photo by CRISTINA QUICLER/AFP via Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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