Real Betis vs. Barcelona – Wer muss der Belastung Tribut zollen?

7. Februar 2021 | La Liga | BY Christoph Albers

Vorschau | Der FC Barcelona hat in den bisherigen fünf Wochen des neuen Jahres bereits elf (!) Pflichtspiele absolviert und musste dabei viermal sogar über volle 120 Minuten gehen.  Real Betis kommt in diesem Zeitraum auch immerhin auf neun Spiele (zweimal Verlängerung), musste sowohl am vergangen Montag, als auch am Donnertag spielen und hatte dementsprechend wenig Zeit zur Regeneration. Nun kommt es zum direkten Duell. 

Anpfiff der Partie ist am Sontag, 21 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Real Betis ist im Jahr 2021 noch ungeschlagen (Niederlage im Elfmeterschießen gegen Athletic nicht eingerechnet)
  • Barça ist in der Liga seit mittlerweile zehn Spielen ungeschlagen und hat sich auf Rang 2 vorgekämpft
  • Antoine Griezmann war in den letzten neun Pflichtspiele an 13 Toren direkt beteiligt (sieben Tore, sechs Assists)

Real Betis Balompié

Real Betis erlebte am Donnerstag in der Copa del Rey im Vergleich zum FC Barcelona einen nahezu gegensätzlichen Abend. Als der eingewechselte Juanmi (27) seine Mannschaft in der 84. Spielminute mit 1:0 in Führung brachte, war der Einzug ins Pokal-Halbfinale bereits zum Greifen nah. Doch in der vierten Minute der Nachspielzeit wurde ihnen der fast schon sicher geglaubte Erfolg noch durch ein Kopfball-Tor von Raúl García entrissen. 1:1 – Verlängerung. Nach der Verlängerung ging es ins Elfmeterschießen, in dem Sergio Canales (29) und Juanmi die Nerven verließen, mit dem Resultat, dass Athletic mit einem Gesamtergebnis von 5:2 ins Halbfinale einzog und nicht Real Betis. 

Ein harter Schlag für die „Blancoverdi“, die so gut ins neue Jahr gestartet waren und sich damit bis an den Rand der Europa-League-Ränge vorgekämpft hatten. Nichtsdestotrotz sollte das Selbstvertrauen der Mannschaft weiterhin in Takt sein. Schließlich stimmten auch die Leistungen zuletzt, selbst in Spielen gegen Top-Teams wie den FC Sevilla, gegen den deutlich mehr drin gewesen wäre als „nur“ ein 1:1 (2,04:0,25 xG pro Real Betis). 

Die schwächste Defensive der Liga (gegen die beste Offensive)

Trotzdem müssen sie sich gegen Barça natürlich mehr strecken, um etwas Zählbares aus dem Spiel mitnehmen zu können. Insbesondere in der Defensive dürfte Trainer Manuel Pellegrini Sorgen bereiten. Mit 34 Gegentoren (31,28 xGA) stellt Real Betis (zusammen mit Huesca) die schlechteste Abwehr der Liga. Das ist vor allem insofern erstaunlich, als dass Betis mit nur 9,6 zugelassenen, gegnerischen Schüssen pro Spiel, den siebtbesten Wert der Liga in dieser Statistik vorweisen kann. Die Quintessenz: Real Betis lässt zu viele gute Abschlusssituationen zu, was gegen die beste Offensive der Liga (Barça: 41 Tore, 46,83 xG) durchaus problematisch werden könnte. 

Offensiv ruhen die Hoffnungen unterdessen auf Top-Score Canales (sieben Tore und vier Assists in der Liga), der in den letzten neun Pflichtspielen acht Tore erzielen konnte. Viele Tore werden die Hausherren wohl auch brauchen, zumal Abwehrchef und Ex-Barça-Spieler Marc Bartra (30) weiterhin verletzt fehlt. Keine besonders guten Voraussetzungen für Betis.

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

FC Barcelona

Das Pokal-Viertelfinalspiel beim FC Granada vom vergangenen Mittwoch dürfte den Barça-Fans noch lange im Gedächtnis bleiben. Bis zur 88. Spielminute lag der Favorit scheinbar aussichtslos mit 0:2 hinten, nachdem er in einer echten Druckphase bereits etliche Möglichkeiten ausließ, ehe Antoine Griezmann (29) mit einem Tor aus einem schier unmöglichen Winkel die Wende einleitete. Plötzlich begannen die Hausherren zu wackeln und so kam es, wie es kommen musste: Jordi Alba (31) traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit per Kopf zum 2:2-Ausgleich. In der anschließenden Verlängerung gingen die Katalanen fast schon folgerichtig durch einen weiteren Kopfball-Treffer Griezmanns mit 3:2 in Führung, ehe das Spiel eine weitere Wendung nahm. 

Der Schiedsrichter gab nur drei Minuten nach dem 3:2 einen mehr als zweifelhaften Foulelfmeter für Granada, den Fede Vico (26) sicher vollstreckte. Doch die Zeit der Zweifel waren vorbei, Barça ließ sich nicht mehr aufhalten. Frenkie de Jong (23) erzielte die erneute Führung, bevor Jordi Alba mit dem 5:3 den Sack zumachte. 

 

Spätestens mit diesem Sieg scheint der Glauben der Mannschaft in die eigene Stärke vollends zurückgekehrt zu sein. Dieser Sieg ist im Grunde das Ergebnis der letzten Wochen, in denen der FC Barcelona viele kleine Hindernisse und Rückschläge stets aufs Neue überwinden konnte. Das lässt sich in Teilen auch auf Einzelspieler, wie Lionel Messi (33), Jordi Alba, Frenkie de Jong oder auch Antoine Griezmann zurückführen, die in den entscheidenden Momente ihre enorme individuelle Qualität auf den Platz bringen konnten. Doch es lässt sich mindestens genauso stark darauf zurückführen, dass Trainer Ronald Koeman die Mannschaft für sich gewonnen und die richtigen Entscheidungen getroffen hat. 

Erfolgsfaktor Koeman

Auch dafür ist das Spiel gegen Granada ein gutes Beispiel. Koeman erhöhte sein Risiko zusehends, zunächst wechselte Stürmer Braithwaite (29) für Innenverteidiger Umtiti (27) ein und zog Sergio Busquets (32) in die Innenverteidigung zurück, dann wechselte er auch Busquets aus und zog Frenkie de Jong zurück, ohne dabei den Kopf zu verlieren, stets zum richtigen Zeitpunkt. Durch die variable Erweiterung der Innenverteidigung um einen Sechser zum Dreieraufbau kreierte er eine weitere Absicherung des Zentrums im Spielaufbau, um bei Ballverlusten besser aufgestellte zu sein und die Außenverteidiger weiter hochschieben zu können. Ein Schachzug der sich offensichtlich auszahlte. 

Doch auch über dieses Beispiel hinaus, hat es Koeman in den vergangenen Wochen geschafft, Spieler wie Ronald Araújo (21), Oscar Mingueza (21) oder auch Riqui Puig (21) sinnvoll zu integrieren und so Verletzungen von wichtigen Spielern wie Gerard Piqué oder auch Sergi Roberto, aufzufangen. Es scheint so, als sei Barça endlich auf dem richtigen Weg. Doch der führt nur über Erfolge. Ein Sieg bei Real Betis wäre dabei nur ein weiterer Schritt und ganz nebenbei auch der sechste Liga-Auswärtssieg in Folge.

 

 

Prognose

Der FC Barcelona ist klarer Favorit und sollte das Spiel dementsprechend auch mehr oder weniger klar für sich entscheiden. Die hohe Belastung der letzten Wochen steigert aber natürlich auch das Risiko einer (unangenehmen) Überraschung. Da auch Betis zuletzt stark beansprucht wurde, kann man hier aber nicht unbedingt von einem Nachteil für Barça sprechen. Unabhängig davon verspricht die Spielweise beider Teams ein interessantes und attraktives Spiel.

 

Mögliche Aufstellungen:

Real Betis Balompié: Joel Robles – Emerson, Mandi, Víctor Ruiz, Álex Moreno – Canales, Guido Rodriguez – Joaquín, Rodrigo Sánchez, Fekir – Borja Iglesias

FC Barcelona: Ter Stegen – Dest, Araújo, Umtiti, Jordi Alba – F. de Jong, Busquets, Pedri – Dembélé, Messi, Griezmann

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(Photo by JORGE GUERRERO/AFP via Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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