Spotlight

Serie A Vorschau 3/5 | Lazio, Inter, Brescia, SPAL

20. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Mit der Serie A startet am kommenden Wochenende auch die letzte europäische Topliga in die neue Saison. Vorab werfen wir einen Blick auf alle 20 Mannschaften in Italiens Eliteklasse und beleuchten jeden Team umfassend!

Teil 1: AC Mailand, Atalanta, Fiorentina, Lecce

Teil 2: Juventus, Genoa, FC Turin, Hellas Verona

Teil 3: Lazio, Inter Mailand, Brescia, SPAL

Lazio Rom

(Letzte Saison: 8. Platz)

Pokalsieg als Versöhnung

Dass Simone Inzaghi immer noch Übungsleiter der Laziali sein darf, darf sicherlich dem Gewinn der Coppa Italia zugeschrieben werden. Denn am Ende der letzten Spielzeit stellte Lazio-Präsident Claudio Lotito den Trainer öffentlich in Frage. Nachdem die „Biancocelesti“ das formstarke Atalanta im Finale der Coppa besiegte, ruderte Lotito umgehend zurück und warf alles in die Waagschale um seinen umworbenen Fußballlehrer zu halten, was dank einer Gehaltserhöhung schließlich auch gelang.

Dass der Lazio-Boss zwischenzeitlich das Vertrauen in Inzaghi verlor war vor allem der Endphase der Saison geschuldet. Denn in den entscheidenden Partien verloren die Hauptstädter ihren Fokus, verschenkten dabei wertvolle Punkte wie bei der 0:2-Heimniederlage gegen Tabellenschlusslicht Chievo Verona. Am Ende schlossen die Römer die Liga auf einem enttäuschenden achten Platz ab.

(Photo by Marco Rosi/Getty Images)

Doch man hat die Zeichen erkannt und hatte diesen Sommer die Absicht den Kader aufzuwerten. Besonders auffällig war in der letzten Spielzeit, dass ohne Joaquin Correa (25) in der Offensive nur wenig Struktur vorhanden war. Daher verpflichtete der italienische Pokalsieger Bobby Adekanye (20) vom FC Liverpool. Dieser ist von Hause aus Flügelstürmer mit einer Menge Geschwindigkeit und Dribbelstärke und könnte den hängenden Part um Mittelstürmer Ciro Immobile (29) ebenso bekleiden wie Correa.

Mehr Antrieb über Außen

Die beiden Außenpositionen in Simone Inzaghis 3-5-2-System wurden mit den Verpflichtungen von Jony (28, Malaga) und Manuel Lazzari (25, SPAL) ungemein aufgewertet. Während ersterer in La Liga mit 15 Scorerpunkten bei Leihclub Alaves auf sich aufmerksam machte, spielte sich Lazzari mit acht Vorlagen in Italiens höchster Spielklasse zwischenzeitlich gar in die „Squadra Azzurra“.

Damit verfügt der Lazio-Coach nun über zwei starke Flügelspieler, welche im Gegensatz zu den Vorgängern Lulic (33) und Marusic (26) auch nach vorne eine Menge Betrieb machen können. Noch unklar ist die Zukunft von Sergej Milinkovic-Savic. Ein möglicher Abgang des Serben dürfte sicherlich nicht Eins-zu-eins zu ersetzen sein. Derzeit gibt es aber keine konkreten Gerüchte über einen Abgang des 24-jährigen.

Ein Spieler, der besonders im Fokus steht, ist sicher Luis Alberto (26). Dieser deutete schon in der Rückrunde an, dass er nicht nur als hängende Spitze, sondern gleichermaßen im zentralen Mittelfeld für Akzente sorgen kann. Valon Berisha (26) ist der zweite Spieler, der ebenso das Potenzial besitzt zu einem wahren Anführer zu avancieren, wenngleich der ehemalige Salzburger dies in der letzten Saison verletzungsbedingt nicht nachweisen konnte.

Mehr Tiefe für die Defensive

Nicht nur im offensiven Bereich tat sich bei Lazio einiges, auch in der Abwehr hat Sportdirektor Igli Tare nachgebessert. Mit Innenverteidiger Denis Vavro (23) holten die „Adler“ für knapp 10,5 Millionen Euro einen Mann, der die Defensive nicht nur stabilisiert, sondern ihr gleichermaßen mehr Tiefe verleiht. Denn letzte Saison waren die Römer bei Sperren und Verletzungen nicht in der Lage, diese adäquat aufzufangen, was sich nun mit der Verpflichtung des slowakischen Nationalspielers ändern sollte.

Im Fokus: Joaquin Correa

Nach seinem Wechsel vom FC Sevilla zu Lazio Rom sorgte der Argentinier in seiner Debütsaison mit wettbewerbsübergreifend 16 Scorerpunkten für eine sehr beeindruckende Spielzeit. Correa sorgte mit seiner Spielintelligenz, seinem Mut und seiner Dribbelstärke in der Offensive oftmals für den Unterschied, wie beispielsweise im Pokalfinale, als er den zweiten Treffer markierte. Fiel der „Gaucho“ aus, erlahmte unmittelbar das Spiel der „Laziali“.

Sollte der 25-Jährige in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen, dann wird dieser wohl kaum mehr zu halten sein. Denn bereits diesen Sommer gab es zahlreiche Interessenten für „Dribbelkönig“, umso größer ist die Leistung Tares zu bewerten, dass der Leistungsträger gehalten werden konnte.

Newcomer: Denis Vavro

Denis Vavro sorgte mit seinem Wechsel vom FC Kopenhagen zu Lazio Rom für einen Rekordabgang der Dänen. Doch warum war Inzaghi so „scharf“ auf den 23-jährigen Abwehrspieler, welcher in der slowakischen Nationalmannschaft neben Milan Skriniar verteidigt? Die Antwort ist einfach: Ausser Acerbi (31) war in der Saison 2018/19 keiner der Protagonisten konstant in der Lage den Spielaufbau souverän zu gestalten.

Vavro wirkt mit seiner imposanten Körpergröße von 1,93 Meter zwar etwas brachial, jedoch besitzt der Defensivspezialist neben den Kernkompetenzen eines Verteidigers ebenso eine vorzügliche Technik, welche es ihm ermöglicht mit Ruhe und Präzision das Aufbauspiel abzuwickeln. Genau dieser Typ Abwehrspieler hat Simone Inzaghi von den Verantwortlichen gefordert, um Kapitän Francesco Acerbi zu entlasten und das Spiel von hinten heraus flexibler aufbauen zu können.

Überdies sollten künftig bei ruhenden Bällen die Alarmglocken des Gegners umso lauter schrillen. Denn neben den ohnehin torgefährlichen Acerbi und Milinkovic-Savic könnte nun gleichermaßen Vavro mit seiner physischen Wucht und Kopfballstärke für Gefahr sorgen.

Prognose

Bisher wurden alle Leistungsträger trotz starken Interesses gehalten und der Kader mit den Verpflichtungen von Vavro, Jony und Lazzari ordentlich aufgewertet. Sportdirektor Igli Tare hat dem Kader wieder einmal für wenig Geld eine Menge Qualität hinzugefügt. Nun liegt es an Trainer Simone Inzaghi die Neuzugänge ins Rollen zu bringen. Eins scheint jedoch sicher, Lazio sollte selbst bei einem potenziellen „SMS“-Abgang auch dieses Jahr wieder um die EL-Plätze mitmischen.

Sascha Baharian

Inter Mailand

(Letzte Saison: 4. Platz)

Keine ruhige Saison

Die vergangene Spielzeit sorgte für zahlreiche Turbulenzen bei den „Nerazzurri“, am Ende qualifizierte man sich zum zweiten Mal in Folge für die Champions League. Damit erreichte Inter das ausgegebene Saisonziel, der Weg dahin war jedoch äußerst mühsam. Mit lediglich einem Punkt Vorsprung (69) vor den Stadtrivalen Milan (68) rettete man sich gerade so über Ziellinie. Mit zwanzig Siegen, neun Remis und neun Pleiten wies der Verein am Ende die gleiche Statistik wie der Dritte Atalanta auf, die Überraschungsmannschaft aus Bergamo hatte aber ein deutlich besseres Torverhältnis. Nach dem Ablauf der Spielzeit trennte sich Inter von Trainer Luciano Spalletti (60) und verpflichtete Antonio Conte (50). Mit dem ehemaligen italienischen Nationaltrainer will der Klub wieder ganz oben angreifen.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

In der Saison 2018/19 erzielte Inter lediglich 57 Treffer, was letztendlich ausschlaggebend für die Platzierung war. Der Spieler, welcher so geeignet wie kaum ein anderer für ein Entgegenwirken dieser Quote ist, schloss sich mehr oder weniger selbst von der Mannschaft aus: Mauro Icardi (26). Der zweifache Torschützenkönig der Serie A verlor im März nicht nur seine Kapitänsbinde, sondern auch seinen Platz im Team. Daraufhin folgte eine monatelange Seifenoper, die ihren wöchentlichen Abschluss stets durch Ehefrau und Beraterin Wanda als ständiges Mitglied in einer Fußball-Talkshow fand. Icardi hat keine Zukunft mehr bei Inter, doch in diesem Sommer schaffte man es bisher noch nicht, den Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Wie der Verein zu seinem ehemaligen Top-Spieler aktuell steht, verdeutlicht ein simpler Umstand: Neuzugang Romelu Lukaku (26) bekam die Rückennummer 9. Auch der Belgier sorgte für wochenlange Querelen, bis sein Wechsel von Manchester United zu den „Nerazzurri“ endlich in trockenen Tüchern war. Conte bekommt nun endlich die Gelegenheit mit Lukaku zusammenzuarbeiten, schon als Chelsea-Coach wollte er den bulligen Angreifer dem Vernehmen nach unbedingt verpflichten. Daneben scheint der Verein auf der Suche nach einem weiteren elitären Stürmer zu sein, das kolportierte Interesse an Edin Dzeko (33, AS Roma) dürfte aber mit dessen Vertragsverlängerung am Wochenende endgültig erloschen sein. Womöglich kommt für den Angriff noch ein weiterer Spieler von Manchester United: Demnach könnte ebenso Alexis Sanchez (30) den Weg zu Inter finden.

Neue Impulse für Conte

Aber auch in den anderen Mannschaftsteilen legte der Triple-Sieger von 2010 personell nach: Für die Flügel kam Valentino Lazaro (23) für rund 22 Millionen Euro Ablöse von Hertha BSC. Daneben wurde der im Vorjahr ausgeliehene Matteo Politano (25) für eine Summe von 20 Millionen Euro fest von Sassuolo verpflichtet. Auch die Zentrale von Inter erfuhr in den letzten Wochen ein deutliches Upgrade: Stefano Sensi (23) lieh der Verein für eine Leihgebühr von fünf Millionen Euro von Sassuolo aus. Ein noch größerer Coup dürfte aber die Leihe Nicolo Barella (22) für zwölf Millionen Euro von Cagliari sein. An dem italienischen Nationalspieler war dem Vernehmen nach jeder Spitzenverein aus der Serie A interessiert, auch aus dem Ausland soll es großes Interesse gegeben haben.

(Photo by Claudio Villa/Getty Images)

Nicht minder prominent wurde in der Abwehrzentrale nachgelegt: Diego Godin (33) wechselte ablösefrei von Atletico Madrid in Lombardei und setzt damit die jahrzehntelange Tradition südamerikanischer Spitzenspielern bei Inter fort. Auf der Abgangsseite finden sich vor allem zahlreiche Spieler, welche im Vorjahr verliehen waren oder sowieso kaum eine Chance auf Einsätze unter Conte haben: Als Beispiel hierfür können unter anderem Zinho Vanheusden (19, Standard Lüttich, 12 Millionen Euro), Ionut Radu (22, FC Genua, 8 Millionen Euro) oder Cristian Ansaldi (32, Torino, 2,5 Millionen Euro) genannt werden.

Auch einige Spieler von dem (einstigen) Stammpersonal haben den Klub in diesem Sommer verlassen: Ivan Perisic (30) zog es auf Leihbasis zum FC Bayern München, Rajda Nainggolan (31) ging genauso als Leihspieler zurück zu seinem Ex-Klub Cagliari. Die letztjährige Leihe mit Keita Baldé (24, AS Monaco) wurde nicht in eine permanente Verpflichtung gewandelt, ebenso kehrten die Leihspieler Sime Vrsaljko (27, Atletico) und Cédric Soares (27, Southampton) zurück zu ihren ursprünglichen Vereinen. Routinier Miranda (34) zog es im Spätherbst seiner Karriere zu JS Suning in die Chinese Super League.

Im Fokus: Romelu Lukaku

Vor noch einem Jahr wurde die Entwicklung des bulligen Angreifers nach der Weltmeisterschaft gelobt. Doch in seiner zweiten Saison bei Manchester United baute Lukaku enorm ab und verlor sogar schon unter José Mourinho seinen Stammplatz. Diesen gewann er zwar teilweise unter dessen Nachfolger Ole Gunnar Solskjaer wieder, doch auch dies sollte nicht dauerhaft der Fall sein. Daneben leistete sich Lukaku neben dem Platz einige Fehltritte in den letzten zwölf Monaten.

So soll der 26-Jährige in der vergangenen Spielzeit in einem körperlich desolaten Zustand gewesen sein und mehr als 100kg auf die Waage gebracht haben. Weiter veröffentlichte der Stürmer kürzlich erst vereinsinterne Daten, nur um in den sozialen Netzwerken die ihm oftmals abgesprochene Schnelligkeit zu demonstrieren. Wenige Tage vor seinem Transfer blieb er dann dem Training Uniteds fern, nur um bei einem solchen bei seinem Jugendverein RSC Anderlecht mitzuwirken.

(Photo by YORICK JANSENS/AFP/Getty Images)

Den Wechsel zu Inter bezeichnete Lukaku als Traum, allerdings soll er dem Vernehmen nach einen ähnlichen Traum hinsichtlich eines Engagements bei Juventus gehabt haben, als der italienische Rekordmeister und United kürzlich über ein Tauschgeschäft mit ihm und Paulo Dybala verhandelten. Mit dem Schritt nach Italien hat sich Lukaku einem großen Druck ausgesetzt: Auch wenn die meisten Inter-Fans froh sein dürften, wenn der in Ungnade gefallene Icardi von der Gehaltsliste verschwindet, hat der Argentinier doch stets seine Tore erzielt. Lukaku hat neben den Beantwortung von einigen charakterlichen Fragen auch sportlich ziemlich große Fußstapfen zu füllen.

Newcomer: Federico Dimarco

Das Eigengewächs war in der abgelaufenen Saison an Parma ausgeliehen und verhalf in insgesamt 26 Einsätzen in der Serie A dem Aufsteiger zu dem Klassenerhalt. Dabei erzielte er einen Treffer – ein wunderschöner Distanzschuss ausgerechnet gegen Inter, welcher Parma auch noch drei Punkte sicherte. Im Gegensatz zu vielen anderen ehemaligen Leihspielern dürfte Dimarco eine reelle Chance auf Einsätze unter Conte haben.

(Photo by Marco Luzzani/Getty Images)

Der italienische U21-Nationalspieler kann auf der linken Seite nahezu alle Positionen bekleiden und eignet sich daher bestens für Contes favorisiertes 3-5-2. Die Tatsache, dass der 21-jährige zudem die Rückennummer 11 erhielt, verdeutlicht weiter, dass man durchaus mit dem Youngster plant bzw. ihn nicht erneut ausleihen möchte. Mit Leihstationen wie bei Ascoli (2016/17) sowie Empoli (2017/18), in Sion (2017/18) oder eben in Parma hat der Linksfuß nun sowieso genug Erfahrungen und Spielzeit im Profibereich sammeln können. Daher könnte Dimarco zu einer positiven Überraschung in dieser Spielzeit werden.

Prognose

Der Kader der „Nerazzurri“ wurde in diesem Sommer qualitativ deutlich aufgewertet. Neu-Coach Conte bekam zahlreiche Spieler für sein favorisiertes System. Inwieweit diese Veränderungen Zeit benötigen, bis sie auch wirklich fruchten, bleibt natürlich abzuwarten. Allerdings überraschte der Trainer auch schon vor drei Jahren bei Chelsea, als eben jene Systemänderung in eine völlig überlegene Meisterschaft mündete. Mit dem Scudetto dürfte Inter auch bei einem erfolgreichen Übergang wohl eher nichts zu tun haben, jedoch sollte eine Platzierung unter den ersten Vier auf jeden Fall zu erreichen sein. Andernfalls wäre diese Spielzeit so oder so eine herbe Enttäuschung.

Marius Merck

Brescia Calcio

(Letzte Saison: Aufstieg)

Als Meister zurück in die Serie A

Nach einer sehr starken Spielzeit in der Serie B, in der Brescia mit 67 Punkten Meister werden konnte, kehrt der italienische Traditionsverein endlich wieder in die Serie A zurück. Mit einem überragenden Tonali als Taktgeber in der Mittelfeldzentrale, der in der abgelaufenen Saison sicher der beste Mann in der zweiten Liga Italiens war und mit einem Trainer Eugenio Corini, unter dem man einen attraktiven, aber kontrollierten Fußball spielte, war der Aufstieg am Ende der verdiente Lohn.

Für die Lombarden hätte es in jüngster Vergangenheit auch ganz anders ausgehen können, denn noch vor wenigen Jahren standen der Verein unmittelbar vor dem finanziellen Ruin und wurde fast in die Serie C verbannt. Bis zu dem Tag als  Massimo Cellino, der ehemalige Besitzer von Cagliari und Leeds United bei Brescia die Zügel in die Hand nahm. Fortan verlief die Entwicklung von Brescia sehr positiv, der Aufstieg in die Serie A ist nun die Krönung.

Und dort wird spannend zu sehen sein wie sich die Mannschaft präsentiert. Besonders interessant dürfte dabei Alfredo Donnarumma (28) sein, der in der abgelaufenen Saison zum Torgaranten bei Brescia avancierte. Er beeindruckte mit 25 erzielten Treffern und will nun natürlich auch in Italiens Beletage seine Visitenkarte hinterlassen.

Kluge Ergänzungen und ein Königstransfer

Auf dem Transfermarkt schien man bei Brescia von Beginn an einen sehr guten Plan zu verfolgen. Mit Jesse Joronen vom FC Kopenhagen hat man eine neue Nr.1 verpflichten können. Der 26-jährige Finne wurde für rund 5 Millionen Euro verpflichtet. Ebenfalls spannend ist Neuzugang Florian Aye (22), der für 2 Millionen Euro aus Clermont nach Brescia wechselte. Er soll die Offensive beleben, genau wie Jaromir Zmrhal (26), der von Slavia Prag kam. Mit Spielern wie Ales Mateju (23, Brighton), Bruno Martella (26, Crotone), Luca Tremolada (27, Virtus) und John Chancellor (27, Al Ahli) wurde der Kader adäquat aufgefüllt und verstärkt. 

Kurz vor Ligastart bestätigte Brescia dann noch einen Deal, der für viel Furore sorgte. Mario Balotelli, das „enfant terrible“ des italienischen Fußballs, kehrt zurück in die Serie A! Der 29-jährige war zuletzt vereinslos, nachdem sein Vertrag bei Olympique Marseille auslief und nicht verlängert wurde. Mit der Empfehlung von 9 Torbeteiligungen will er nun seine individuelle Klasse auch bei Brescia unter Beweis stellen und dem Klub zum Klassenerhalt verhelfen.

In der Vorbereitung zeigte Brescia bereits sehr gute Ansätze, einige Testspielsiege konnten gefeiert werden. Besiktas und Real Valladolid wurden überzeugend geschlagen, die Qualität scheint also vorhanden zu sein. Lediglich das Aus in der Coppa Italia kurz vor Saisonstart sorgt für Unbehagen.

Im Fokus: Mario Balotelli

Eigentlich sollte Alfredo Donnarumma nach seiner herausragenden Saison im Fokus stehen, doch wie kann es nicht Mario Balotelli sein? Der extravagante Stürmer verleiht Brescia einen gewissen Glamourfaktor und projiziert einen Großteil der Aufmerksamkeit auf seine Person. Welche Dinge kann man von Balotelli erwarten? Vor allem wird es nie unruhig um den 29-jährigen. Aber auch auf dem Platz hat er mit seiner instinktiven Spielweise und seinem präzisen und harten Abschluss gute Chancen zu einem absoluten Schlüsselspieler zu werden.

Newcomer: Sandro Tonali

Fast jeder kennt ihn, doch nur wenige haben ihn bereits regelmäßig im Ligabetrieb spielen sehen: Sandro Tonali. Tonali ist der Spielmacher, das Herz und die Seele der Mannschaft. Und das im Alter von 19 Jahren. Nicht nur wegen seiner auffälligen Haarpracht wird er häufig mit Andrea Pirlo, dem genialen Altmeister verglichen. Sein Fußball ist dem des ehemaligen Weltklasseprofis durchaus nicht unähnlich.

(Photo by Claudio Villa/Getty Images)

Der junge Tonali hat seine ersten Schritte im Profi-Fußball für Brescia Calcio gemacht. Er kann eigentlich alle Positionen im zentralen Mittelfeld bekleiden, kommt aber im Idealfall aus der Tiefe, wo er das Spiel vor sich hat und organisieren kann. In der kommenden Saison wird spannend zu sehen sein, wie sich Tonali, der für die U21-Nationalmannschaft Italiens spielt, in der Serie A präsentiert. Das Tempo ist höher, Konstanz ist gefordert und – das ist der wohl wichtigste Punkt – Brescia kann die Spiele in der Regel nicht mehr dominieren.

Prognose

Brescia musste bislang auf den großen Ausverkauf verzichten, konnte die Leistungsträger halten und den Kader sogar noch erweitern. Dennoch erwartet sie in der neuen Saison eine schwere Aufgabe, Mannschaften wie Parma, Genua, Bologna sind kadertechnisch gut aufgestellt und auf dem Papier insgesamt ausgewogener besetzt. Es ist mit einem heißen Abstiegskampf bis zum Ende zu rechnen, die großen Konkurrenten im Kampf um den Ligaverbleib werden vermutlich Lecce, Hellas Verona und SPAL heißen.

Rene Steinhuber

SPAL Ferrara

(Letzte Saison: 13. Platz)

Das Ziel wurde erreicht

SPAL ist in der Emilia-Romagna, genauer gesagt in der Stadt Ferrara zuhause und schloss die vergangene Spielzeit in der Serie A auf Platz 13 ab. Damit wurde das wichtigste Saisonziel erreicht – und zwar der Klassenerhalt. Einer der Schlüssel zum Erfolg in den letzten Jahren ist die Kontinuität auf der Trainerposition. Leonardo Semplici hat das Zepter seit 2014 in der Hand und gilt als ruhiger und besonnener Arbeiter. 

Sein bevorzugtes System ist ein 3-5-2, dabei schieben vor allem die Spieler auf der Außenbahn enorm an und sorgen gleichzeitig auch noch für die nötige Balance im Spiel. Marco D’Alessandro (28) auf der rechten und Federico di Francesco (25) auf der linken Seite spielten bereits in der Coppa Italia auf diesen sehr wichtigen Positionen und machten ihre Sache gut. Der Kader von SPAL gibt dort auch die nötigen Möglichkeiten her um diese Außenpositionen offensiver oder defensiver zu besetzen, je nach Gegner.

In der Vorsaison war die wackelige Abwehr punktuell ein Problem, die individuelle Klasse in der Innenverteidigung fällt im Vergleich zu den anderen Mannschaftsteilen etwas ab. Dementsprechend wurde hier nachgerüstet und mit Igor (21, 3 Mio. €) aus Salzburg ein neuer Spieler verpflichtet. Überraschend ist, dass der Brasilianer neben Außenverteidiger Lorenzo  Dickmann (22, Novara) die einzige Defensivergänzung darstellt. Hier dürfte SPAL, sofern sich die Möglichkeit ergibt, durchaus noch einmal nachlegen.

Der Topstürmer bleibt

Deutlich mehr Anpassungen wurden im offensiveren Bereich getätigt. Mit Marco D’Alessandro (28) wurde ein Rechtsaußen von Atalanta ausgeliehen, auch der bereits angesprochene Di Francesco kam auf Leihbasis. Stürmer Gabriele Moncini (23) kam ablösefrei von Cittadella, Mittelfeldspieler Mazzocco (23) kostete ebenfalls keine Ablöse und spielte zuvor in Padova. Ebenfalls neu ist Mohamed Fares (23), der auf der linken Seite etwas defensiver als Di Francesco auftritt. Fares kam ebenso wie Mittelfeldspieler Mattia Valoti (25) von Hellas Verona. Valoti ist im zentralen Mittelfeld zuhause und soll dort genau wie Alessandro Murgia (22, Lazio) das Zentrum verstärken. 

Der Königstransfer ist aber ganz klar Andrea Petagna, der schon in der Vorsaison auf Leihbasis für SPAL spielte. Mit hervorragenden 16 Treffern in 36 Ligaspielen ist der wuchtige Stürmer in Erscheinung getreten. Petagna ist mit seiner Physis ein sehr wichtiger Spieler für SPAL und kann lange Bälle sehr gut verarbeiten. Petagna behauptet viele Bälle und versucht sich schnell in Abschlusspositionen zu manövrieren. Ein Kombinationsspieler ist er nicht, das zeigt auch die Statistik: Den starken 16 Toren steht keine einzige Vorlage gegenüber. 

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Doch nur die individuelle Klasse einzelner Offensivspieler wird nicht ausreichen um die Ziele zu erreichen. Es fehlt noch eine Verstärkung für die Defensive, auch ein Offensivspieler, der fußballerische Qualitäten  mitbringt, dürfte dem Spiel von SPAL gut tun. 

Im Fokus: Jasmin Kurtic

Neben Andrea Petagna, der im Offensivzentrum für die nötige Wucht sorgt, sticht vor allem Jasmin Kurtic bei SPAL Ferrara hervor. Der 30-jährige Mittelfeldspieler wurde 2018 fest von Atalanta verpflichtet, nachdem er zuvor bereits aus Bergamo ausgeliehen war.

Kurtic ist ein echter Alleskönner und vereinigt defensive und offensive Qualitäten. In der vergangenen Saison zeigte er das auch, als er unangefochtener Stammspieler bei SPAL war. Mit 6 Toren und 5 Torvorlagen unterstrich er seine offensiven Möglichkeiten, gleichzeitig läuft Kurtic aber auch viele Lücken zu und verteidigt sehr konsequent. Er ist zwar kein Kreativspieler, aber bringt eine sehr gute Dynamik mit – und genau das ist im System von Trainer Semplici essenziell.

Newcomer: Igor

Der 21-jährige Innenverteidiger kam von RB Salzburg zu SPAL Ferrara, verbrachte die vergangene Saison aber auf Leihbasis bei Austria Wien. Der Brasilianer ist technisch versiert, verfügt über einen soliden Spielaufbau und bringt viele Anlagen mit um auch in der Serie A eine gute Rolle zu spielen. Igor  profitiert dabei möglicherweise von der insgesamt nicht idealen Qualitätsdichte im Defensivzentrum. Er hat gute Chancen sich in der Dreierkette auf Anhieb einen Platz zu erspielen, beim 3:1-Sieg in der Coppa Italia feierte er bereits sein Debüt – wenn auch nur für knapp 20 Minuten. 

Prognose

Für SPAL geht es auch in dieser Saison erst einmal darum die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einzufahren. Der Kader wurde gerade im Mittelfeld sehr ordentlich verstärkt, auch die feste Verpflichtung von Petagna war sehr wichtig. Doch man muss erst einmal nachweisen, dass die Defensive den Anforderungen gewachsen ist. Ein Platz im gesicherten Mittelfeld wird nämlich nur dann zu erreichen sein.

Manuel Behlert

 (Photo by VIVEK PRAKASH / AFP) 


Ähnliche Artikel