„El Clásico“ – Endet Reals schwarze Serie?

1. März 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | Real Madrid hat keines der letzten sieben Ligaspiele gegen den FC Barcelona gewonnen, die letzten vier Heimspiele wurden sogar allesamt verloren. Zudem wartet die Mannschaft von Zinedine Zidane auch ganz allgemein seit drei Pflichtspielen auf einen Sieg. Der Druck auf die „Königlichen“ ist also hoch, während die Gäste in erster Linie darauf bedacht sein dürften die Tabellenführung zu halten.

Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 21 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Real Madrid

Die zuvor erwähnten drei Pflichtspiele, in denen Real Madrid nicht gewonnen hat, könnten dem Verein teuer zu stehen kommen. Das 2:2-Unentschieden gegen Kellerkind Celta Vigo und die bittere 0:1-Niederlage bei Levante kosteten Real die Tabellenführung in der Liga, während die 1:2-Heimniederlage gegen Manchester City das Weiterkommen in der Champions League arg gefährdet. In den kommenden Wochen steht demzufolge viel auf dem Spiel, wobei der „Clásico“ in seiner (symbolischen) Bedeutung womöglich den höchsten Stellenwert einnimmt.

Nur ein Sieg hilft

Ein Sieg gegen den ewigen Rivalen könnte mit Sicherheit Kräfte freisetzen und das Umfeld für die kommenden Wochen begeistern, eine Niederlage hätte dafür aber umso verheerendere Auswirkungen: Barça hätte fünf Punkte Vorsprung und den direkten Vergleich auf seiner Seite, der bei Punktgleichheit ausschlaggebend wäre. Der Titel in der Liga wäre damit in weiter Ferne.

Zudem wäre es die erste Liga-Heimniederlage für die „Königlichen“, die in 12 Heimspielen achtmal gewinnen und viermal unentschieden spielen konnten. Eine gute Bilanz, die allerdings nicht die komplette Wahrheit erzählt, denn der FC Barcelona konnte 12 von 13 Heimspielen gewinnen, worin seine derzeitige Überlegenheit vornehmlich begründet ist. Allerdings war es Real Madrid, das als einziges Team bisher auch nur einen Zähler aus dem Camp Nou entführen konnte, beim 0:0 im Hinspiel.

Mit einem Unentschieden würde man sich im Rückspiel aber sicherlich nicht zufrieden geben, Real wird also mutig spielen müssen. Allerdings bietet es sich gegen den FC Barcelona durchaus an, etwas zurückhaltender zu spielen, um die Katalanen im Umschaltspiel zu knacken. Dementsprechend ist zu erwarten, dass Zinedine Zidane eine Mannschaft aufbietet, die das Zentrum schließen und schnell in die Tiefe spielen kann.

Kompaktheit im Zentrum

In solchen Spielen bot der Franzose in der jüngsten Vergangenheit eine Art 4-3-2-1-System auf, dass mit fünf zentralen Mittelfeldspielern bestückt ist. Casemiro behält dabei seine gewohnt tiefe Rolle und wird von Kroos und Modric flankiert. Davor spielen Valverde und Isco in den offensiven Halbräumen, wobei auch sie mit vielen defensiven Aufgaben betreut werden dürften. Davor wird, wie gewohnt, Karim Benzema als einzige Spitze auflaufen, während Zidane hinten wie gewohnt auf eine Viererkette setzen wird.

Eden Hazard wird unterdessen, genau wie Marco Asensio , verletzt ausfallen. Mit Vinicius Junior, Gareth Bale, Lucas Vazquez und Mariano Diaz stünden aber trotzdem ausreichend viele offensive Alternativen zur Verfügung, sollte ein entsprechender Bedarf entstehen.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

FC Barcelona

Der FC Barcelona geht, als Tabellenführer, mit leichten Vorteilen in dieses Spiel. Sie sind etwas besser in Form (drei Siege in der Liga in Folge und ein Remis bei Napoli in der Champions League), haben einen guten Clásico-Rekord auf ihrer Seite und ihnen reicht ein Unentschieden, um die bessere Ausgangslage zu behalten.

Trotzdem haben auch die Gäste mächtig Druck. Eine Niederlage würde das Vertrauen in Trainer Setién verringern, die ohnehin schon bestehenden Zweifel weiter nähren und das Chaos rund um den Verein (vor allem um Präsident Bartomeu) perfekt machen. Um diese Last dürften alle im Verein wissen.

Messi fehlt die Unterstützung

Von daher war es sicherlich eine große Erleichterung für alle, als Lionel Messi seine Torlos-Serie am vergangenen Wochenende mit einem Viererpack gegen Eibar eindrucksvoll beenden konnte. Ohnehin scheint der Argentinier, der vor dem Spiel gegen Eibar mit sechs Assists in den besagten vier Spielen von sich Reden machen konnte, in guter Form zu sein. Nur fehlt es ihm deutlich zu oft an Unterstützung.

Antoine Griezmann, der zwar auffällig oft das erste Tor seiner Mannschaft erzielte, aber spielerisch zu oft Schwächen zeigt, harmoniert (noch) nicht ideal mit Messi und der 17-jährige Ansu Fati tut sich schwer damit, konstant an seine Leistungsgrenze zu kommen. Notfall-Neuzugang Braithwaite zeigte bei seinem Debüt zwar gute Ansätze, doch er dürfte kein echter Kandidat für die Startelf sein. Setién fehlt es demnach vor allem offensiv an Alternativen.

Wird Vidal zum Schlüssel?

Deshalb ist am Sonntag damit zu rechnen, dass Arturo Vidal als „Hybrid“ in die Startelf rückt. Er würde zwischen Mittelfeld und Angriff spielen und soll mit seiner Vielseitigkeit gleich mehrere Probleme lösen: Er soll immer wieder den Weg in die Tiefe machen, um für Gefahr zu sorgen, er soll mit seiner Aggressivität das Pressing verstärken und er soll das Dreiermittelfeld in Phasen des kontrollierten, gegnerischen Ballbesitzes zu einer Viererkette erweitern.

Abgesehen von Vidal, dürften Ter Stegen, Piqué, Busquets, de Jong, Griezmann und Messi gesetzt sein. Gleiches gilt für Junior Firpo und Nelson Semedo, die in Abwesenheit der verletzten Jordi Alba und Sergi Roberto im Grunde ein Monopol auf ihrer jeweiligen Außenverteidiger-Position haben. Damit sind im Grunde nur noch zwei Positionen offen: Ein Platz in der Innenverteidigung, um den Umtiti und Lenglet kämpfen, und ein Platz im Mittelfeld, der an Rakitic oder Arthur Melo gehen wird. Viele Alternativen hat Setién, dessen Kader nur noch 16 einsatzfähige Profi-Spieler umfasst.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Prognose

„El Clásico“ dürfte, wie immer, ein mehr oder weniger unberechenbares Spiel werden – nicht zuletzt weil Antonio Mateu Lahoz als Schiedsrichter angesetzt ist. Die Gäste scheinen zunächst leichte Vorteile auf ihrer Seite zu haben, doch die eigene Auswärtsschwäche und die wechselhaften Leistungen machen eine zuverlässige Prognose extrem schwierig. Auch bei Real, das in dieser Saison vor allem defensiv zu überzeugen weiß, ist viel von der Tagesform abhängig. Es ist also tatsächlich alles offen, ein Remis ist nicht unwahrscheinlich.

Mögliche Aufstellungen:

Real Madrid: Courtois – Carvajal, Varane, Sergio Ramos, F. Mendy – Modric, Casemiro, Kroos – Valverde, Isco – Benzema

FC Barcelona: Ter Stegen – Nelson Semedo, Piqué, Lenglet, Junior Firpo – Rakitic, Busquets, de Jong – Vidal – Messi, Griezmann

Eine statistische Vorschau findet ihr hier, wenn ihr noch mehr zu diesem Spiel erfahren wollt.

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(Photo by JOSE JORDAN/AFP via Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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