Spotlight

Ligue 1 Vorschau 5/5 | AS Monaco, Bordeaux, Nimes, Straßburg

9. August 2019 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Vorschau | Es ist soweit! Auch die französische Ligue 1 startet bereits früh im August wieder in die Saison. Meister Paris Saint Germain geht natürlich auch in diesem Jahr als absoluter Topfavorit ins Rennen, insgesamt hat sich aber viel getan. Vorab analysieren wir alle 20 Mannschaften detailliert.

Teil 1: PSG, Amiens, Saint-Etienne, Stade Rennes

Teil 2: Marseille, Angers, Nantes, Metz

Teil 3: Lille, Nizza, Dijon, Reims

Teil 4: Lyon, Toulouse, Montpellier, Brest

Teil 5: AS Monaco, Girondins Bordeaux, Nimes Olympique, Racing Straßburg

AS Monaco

(Letzte Saison: 17. Platz)

Aufräumen nach dem Fast-Desaster

Ein Wort beschreibt die vergangene Saison der AS Monaco: Turbulent. Nach einem schwachen Start mit nur sechs Punkten aus den ersten neun Ligaspielen musste Leonardo Jardim seinen Hut nehmen, er hatte die letzten vier Pflichtspiele verloren. Der frühere Monaco-Profi Thierry Henry übernahm seinen Posten mitten im Abstiegskampf. Für den Franzosen, zuvor Co-Trainer der belgischen Nationalmannschaft, war es die erste Station als Trainer im Profifußball. Ohne Erfahrung scheiterte Henry trotz frischer Ideen im Fürstentum. Er probierte zahlreiche Formationen aus und setzte in 20 Spielen insgesamt 40 Profis ein, im Schnitt holte Henry aber weniger als einen Punkt pro Spiel und musste Ende Januar wieder gehen.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Anstatt einen dritten Trainer zu installieren, holte man überraschenderweise den drei Monate zuvor entlassenen Leonardo Jardim zurück. Der gute Start seiner zweiten Amtszeit befreite die Monegassen von akuten Abstiegssorgen: Er gewann drei seiner ersten vier Spiele und blieb sieben Partien in Folge ungeschlagen. Dann endete die Saison aber wie sie begonnen hatte und das Team holte wieder nur sechs Punkte aus neun Spielen. Monaco rutschte noch einmal in Abstiegsgefahr und rettete sich schließlich mit zwei Punkten Vorsprung vor dem Relegationsplatz.

Umbruch folgt auf Umbruch

Ein Problem in der vergangenen Saison war, dass der Kader kaum Zeit hatte sich zu finden. Die Fluktuation im Kader war einfach viel zu groß, auch in diesem Transfersommer herrschte wieder viel Bewegung. Einige Leihspieler kamen zurück, aber es gibt auch neue Gesichter im Kader. Enzo Millot (19) kommt aus der eigenen U19, Gelson Martins wird nach einer halbjährigen Leihe für 30 Millionen Euro von Atlético Madrid verpflichtet und Torwart Benjamin Lecomte (28) kommt für 13,5 Millionen Euro vom Ligakonkurrenten HSC Montpellier. Ebenfalls wichtig war der Transfer von Ruben Aguilar. Der 26-jährige Rechtsverteidiger kam wie Lecomte aus Montpellier.

Auch bei den Abgängen hat sich wieder einiges getan. Einige Spieler, darunter Rechtsverteidiger Djibril Sidibe (27, Everton) verließen den Klub. Einnahmen erzielte der Club bislang mit dem Verkauf von vier Akteuren, wobei Youri Tielemans mit 45 Millionen Euro den Löwenanteil der Erlöse eingespielt hat. Der zentrale Mittelfeldspieler wechselt zu Leicester City, zuletzt war er bereits in der Rückrunde dorthin verliehen. 

Der Kader ist in der Breite gut besetzt, genug Personal für das von Jardim bevorzugte 4-2-3-1 System ist mit 31 Spielern im Kader definitiv vorhanden. Die Qualität der teils im Winter erneuerten Mannschaft reicht in der Theorie ebenfalls aus. Auch stimmt die Mischung aus erfahrenen Akteuren wie Falcao oder Fabregas und Talenten wie Innenverteidiger Benoit Badiashile oder den Stürmern Geubbels und Pellegri. Monaco verfügt über einige Talente, die das Team in dieser Saison bereichern können. 

Im Fokus: Gelson Martins

Vier Tore und vier Vorlagen gelangen Gelson Martins (24) in der abgelaufenen Spielzeit, damit ist er gemeinsam mit Djibril Sidibé und Aleksandr Golovin der beste Vorlagengeber des Teams und brauchte dafür nur 17 Spiele. Der Portugiese belebt das Spiel auf der rechten Außenbahn mit seinem Tempo. Durch seine gute Technik ist er auch stark im Dribbling und sucht immer wieder den Zug zum Tor.

Der Flügelstürmer fügte sich nach einer durchwachsenen Hinrunde bei Atlético Madrid sehr gut ein. Allein in den ersten fünf Partien war er an sechs Toren direkt beteiligt. Durch seine taktische Variabilität kann er, genauso wie durch sein Tempo und die Kreativität im Dribbling, ein sehr wichtiger Baustein in der Offensive Monacos werden. Sein Stellenwert im Fürstentum ist hoch, das beweist die Ablösesumme von 30 Millionen Euro, die Monaco diesen Sommer an Atlético Madrid zahlte. 

Newcomer: Moussa Sylla

 (Photo by VALERY HACHE / AFP)

Im vergangenen Sommer stieß der 19-Jährige aus der U19 zur ersten Mannschaft und kam in seinem ersten Profijahr sowohl in 18 Ligaspielen als auch in allen sechs Champions League-Partien zum Einsatz. Der gelernte Mittelstürmer wurde auch Links- sowie Rechtsaußen eingesetzt und war an insgesamt drei Treffern direkt beteiligt. Sylla überzeugt durch gute Technik und die Fähigkeit, sich auf engstem Raum zu behaupten. Er ist eine ernsthafte Alternative für die Angriffsreihe, das Potenzial sich in Monaco durchzusetzen hat er. 

Prognose

Der Kader der AS Monaco gibt einiges her. Monaco muss sich nun kaum mehr auf dem Transfermarkt verstärken, wichtig ist, dass sich das Team findet. Dieser Findungsprozess kann Zeit brauchen und benötigt Geduld, sowohl von der Vereinsführung, als auch von Trainer Jardim. Bleibt man dieses Jahr ruhig und sieht von hektischen Trainerentlassungen ab, ist in Monaco das internationale Geschäft drin. 

Piet Bosse

Girondins Bordeaux

(Letzte Saison: 14. Platz)

Hinter den Erwartungen

Der Meister von 2009 (damals mit Spielern wie Ulrich Ramé, Marc Planus, Alou Diarra, Yoan Gourcuff, Jussie oder Marouane Chamakh und Trainer Laurent Blanc) hat eine ganz schwache Saison hinter sich. Mit Platz 14 erzielte man das schlechteste Ergebnis der letzten 15 Jahre und blieb klar hinter den eigenen Erwartungen zurück. Abgänge wie Malcom hinterließen Lücken, die nicht geschlossen werden konnten, Inkonstanz auf der Trainerposition und ständige Unruhe sind dabei nur einige Gründe.

(Photo by NICOLAS TUCAT / AFP)

Nun versucht sich Trainer Paulo Sousa, der im März diesen Jahres den Trainerjob übernahm, diese Scharte wieder auszuwetzen und den Verein wieder in die gewohnten Gefilde, die obere Tabellenhälfte mit Aussicht auf die Europa League Plätze, zu führen. Sein Job ist dabei aber alles andere als einfach und er geht auch mit einer gewissen Hypothek in die neue Spielzeit. In den bisherigen 12 Ligaspielen unter seiner Leitung gelangen lediglich zwei Siege, denen sieben Niederlagen gegenüberstehen. Zwischen dem 32. und dem 37. Spieltag gab es sogar sechs Niederlagen am Stück, was seine Position deutlich geschwächt haben dürfte. Einzig der 1:0-Sieg bei Caen am letzten Spieltag ließ eine etwas versöhnlichere Stimmung einkehren.

Um sich von diesen negativen Erlebnissen zu befreien, sollte in diesem Sommer ein echter Umbruch eingeleitet werden, der allerdings auch keineswegs geräuschlos von Statten geht. Gleich sechs Spieler (Baysse, Sankhare, Cafu, Vada, Mancini und Mandy) wurden aussortiert und durften nicht an der US-Tour der Mannschaft teilnehmen. Daraufhin schaltete sich die Spielergewerkschaft UNFB ein und übte harte Kritik an dem Verein. Ein schlechter Start für einen Umbruch zum Besseren. Von diesen sechs Spielern konnte leider bisher auch kein einziger Spieler abgegeben werden.

Bewegung im Kader

Trotzdem ist die Abgangsseite keineswegs leer. Abwehr-Juwel Jules Kounde (20) wurde für stolze 25 Millionen Euro an den FC Sevilla verkauft, Mittelfeldspieler Lukas Lerager (26) wechselte für sechs Millionen Euro zum CFC Genua und Youngster Zaydou Youssouf ging für zwei Millionen Euro zur Konkurrenz aus St. Etienne. Außerdem beendete Vereins-Legende Jaroslav Plasil seine Karriere und die Leihspieler Cornelius, Palencia (mittlerweile auch bei St. Etienne) und Karamoh kehrten zu ihren Stammvereinen zurück.

Auf der Zugangsseite hat sich unterdessen bisher nicht allzu viel getan, trotz Einnahmen von 33 Millionen Euro und einem Transferüberschuss von über 30 Millionen Euro aus dem Vorjahr. Stürmer Ui-jo Hwang (26) ist bisher der einzige Spieler, für den Bordeaux eine Ablöse bezahlte. Er kommt für zwei Millionen Euro von Gamba Osaka, für die er in 71 Ligaspielen immerhin 30 Tore erzielen konnte. Ob er das auch in die Ligue 1 übertragen kann, ist zumindest fraglich. Dazu kommen mit Innenverteidiger Mexer (30, Rennes), Rechtsverteidiger Enock Kwateng (22, Nantes) und Linksverteidiger Loris Benito (27, YB Bern) noch drei ablösefreie Neuzugänge.

Die Verpflichtungen sind allerdings durchaus als clever zu bezeichnen. Mexer war über Jahre Stammspieler bei Stade Rennes und kommt mit der Erfahrung von 120 Ligue 1 Spielen, Kwateng war in der abgelaufenen Spielzeit ebenfalls Stammspieler beim Ligakonkurrenten Nantes (30 Einsätze) und Benito war auch immerhin ein echter Leistungsträger (31 Einsätze, ein Tor und sechs Assists) beim Schweizer Meister.

(Photo by NICOLAS TUCAT / AFP) 

Trotzdem weist der Kader noch einige Schwachpunkte auf. Ein guter Stürmer fehlt weiterhin, das Mittelfeld könnte etwas mehr Kreativität vertragen und in der Innenverteidigung fehlt es in der Breite. Die Grundsubstanz ist allerdings alles andere als unbrauchbar. Kapitän und Nationalspieler Benoit Costil ist ein sicherer Rückhalt im Tor, der Brasilianer Pablo ist ein sehr solide Innenverteidiger, der senegalesische Außenverteidiger Youssouf Sabaly (kann auf beiden Seiten spielen) ist ein echter Leistungsträger und auch „Sechser“ Otavio wird auch deutlich höheren Anforderungen gerecht. Dazu kommen einige echte Top-Talente: Aurelien Tchouameni (19, zentrales Mittelfeld), Yacine Adli (19, offensives Mittelfeld), Samuel Kalu (21, Rechtsaußen), Francois Kamano (23, Linksaußen) und Josh Maja (20, Sturm). In Bordeaux kann also durchaus etwas entstehen!

Im Fokus: Francois Kamano

Der 23-jährige Nationalspieler Guineas steigert sich, seit seinem Wechsel von Bastia nach Bordeaux im Sommer 2016 (für 2,5 Millionen Euro), kontinuierlich von Saison zu Saison. In seiner ersten Saison gelangen ihm sechs Tore und vier Assists in 30 Einsätzen, in seinem zweiten Jahr kam er schon auf acht Tore und fünf Assists in 35 Spielen und in der abgelaufenen Spielzeit erzielte er 10 Tore und legte ein weiteres vor bei 37 Einsätzen. Man darf also durchaus erwarten, dass er sich in der kommenden Saison nochmals steigern und seinen Wert für die Girondins weiter erhöhen kann. In Ermangelung eines echten Torjägers ist das auch mehr als erforderlich, schließlich war er schon in der abgelaufenen Saison klar der beste Torjäger (vor Briand mit sieben Treffern).

Der 1,82m große Kamano ist sehr schnell, sehr trickreich und sehr robust. Er ist sehr schwer ihn vom Ball zu trennen und deshalb sucht er häufig das eins-gegen-eins Duell, bei dem er immer wieder das bessere Ende auf seiner Seite hat. Kamano ist klarer Rechtsfuß und liebt es mit seinem starken Fuß von seiner linken Außenbahn aus in die Mitte zu ziehen und ins lange Eck abzuschließen. Eine Bewegung die man immer wieder bei ihm sieht. Durch seine ständigen Finten und seine starke Physis ist der dabei aber weder leicht auszurechnen, noch leicht zu stoppen. Ist er gut drauf, ist er eine echte Waffe. Für Bordeaux ist er unersetzlich und sicherlich ein absoluter Schlüsselspieler in der kommenden Saison.

Newcomer: Aurelien Tchouameni

Auch wenn Yacine Adli oder Josh Maja hier ebenfalls naheliegende Kandidaten gewesen wären, musste die Wahl doch auf Aurelien Tchouameni fallen. Der 19-jährige ist ein riesiges Talent und dürfte in der kommenden Saison mit großer Sicherheit den Sprung zum Stammspieler schaffen.

Tchouameni ist ein zentraler Mittelfeldspieler, wie er im Buche steht. Er kann ein Mittelfeld dominieren. Er verfügt über ein sehr gutes Passspiel (vor allem sehr starke Seitenverlagerungen) und eine enorme Präsenz. Diese Präsenz lässt sich auf seine tolle Physis (1,85m groß, robust gebaut, gutes Tempo, gute Ausdauer), seine gute Übersicht (bei Pässen, beim Abfangen von Pässen) und sein bereits sehr gutes Zweikampfverhalten (am Boden und auch durchaus in der Luft) zurückführen. Der junge Franzose bringt einfach alles mit, was es braucht und erinnert fast ein bisschen an den jungen Patrick Vieira, ob seiner Dynamik.

Prognose

Eine Wiederholung von Platz 14 darf nicht der Anspruch Bordeauxs sein. Und es ist auch ziemlich unwahrscheinlich, dass es wieder soweit kommt. Vielmehr ist zu erwarten, dass sie zumindest wieder in die obere Tabellenhälfte zurückkehren und sich zwischen Platz 6 und Platz 10 einordnen. Ein Einzug in die Europa League erscheint dagegen unrealistisch zu sein, zumindest bei dem Stand der Entwicklung der Mannschaft. Dennoch: Auch eine unruhige Saison ist nicht auszuschließen!

Christoph Albers

Nimes Olympique

(Letzte Saison: 9. Platz)

Das verflixte 2. Jahr?

Als Nimes Olympique in der vergangenen Saison in die Ligue 1 aufgestiegen ist, war das Ziel klar: Der Klassenerhalt sollte her. Doch der Aufsteiger präsentierte sich (wie auch Stade Reims) sehr gut, kam mit dem höheren Niveau gut zurecht und feierte früh wichtige Siege. Am Ende stand man auf dem neunten Rang und abgesehen davon, dass die Defensive des Aufsteigers in einigen Spielen einen wackeligen Eindruck hinterließ, konnte man vollends zufrieden sein.

Für Trainer Bernard Blaquart geht es nun vornehmlich darum die guten Eindrücke aus der Vorsaison zu bestätigen. Nimes hat sich in diesem Sommer auf dem Transfermarkt noch einmal verstärkt und dabei natürlich im unteren Preissegment fischen müssen. Doch auch hier kann man einige gute Verstärkungen finden: Neben einigen Spielern aus der 2. Mannschaft, die den Sprung zu den Profis schafften, wurde Zinedine Ferhat (26) ebenso ablösefrei verpflichtet wie Pablo Martinez (30).  Zudem kamen Vlatko Stojanovski (22), Romain Philippoteaux (31), Haris Duljevic (25) und Sidy Sarr (23) für insgesamt nicht einmal 4 Millionen Euro. 

(Photo by Thomas Eisenhuth/Bongarts/Getty Images)

Verkraften musste man den Verlust von gleich drei wirklich starken Akteuren: Teji Savanier (27) schloss sich Montpellier an, Denis Bouanga (24) wechselte nach Saint-Etienne und Sada Thioub (24) zog es nach Angers. Insgesamt konnte man allerdings 19 Millionen Euro einnehmen, weswegen noch etwas Geld in der Kasse zur Verfügung steht. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich bis zum Ende des Transferfensters noch das ein oder andere Schnäppchen? 

Der Kader ist unausgewogen

23 Spieler hat man in Nimes derzeit im Kader stehen, einige Positionen könnten noch ein Update vertragen. Die Defensive ist in der Spitze sowie in der Breite recht gut besetzt. Anthony Briancon, der Innenverteidiger, ist der Kopf und Kapitän der Mannschaft. Er muss die Defensive organisieren und ihr die nötige Sicherheit verleihen. Die Probleme im Kader sind eher weiter vorne zu sehen: Ein treffsicherer Mittelstürmer mit entsprechender Qualität steht nicht im Kader, auf der Außenbahn ist man allenfalls ordentlich besetzt und im zentralen Mittelfeld stehen auch nur vier Spieler im Aufgebot. 

Ohne entsprechende Ergänzungen wird es jedenfalls schwer, die Leistungen aus der vergangenen Saison zu wiederholen. Das stabile Grundgerüst mit dem 4-3-3 und einem schnellen Umschaltspiel, das in der letzten Saison zum Erfolg führte, ist natürlich noch immer da, bietet mit einem insgesamt sehr dünnen Kader aber natürlich keine Garantie. Noch ist Zeit, aber einem Trainer erleichtert es immer die Arbeit, wenn er frühzeitig nur noch auf kleinste Ergänzungen im Kader angewiesen ist oder wenn die Planungen zeitnah komplett abgeschlossen sind. Und das ist in Nimes aktuell nicht der Fall.

Im Fokus: Antonin Bobichon

Der 23-jährige Mittelfeldspieler könnte eine der entscheidenden Figuren im Spiel von Nimes Olympique werden. Bobichon muss im Mittelfeld die Fäden ziehen und ist generell ein sehr spielintelligenter Akteur. Er ist laufstark, kann aber ein Spiel sehr gut lesen und spielt sehr vorausschauend. Die Kreativität geht dem Mittelfeld ein wenig abhanden und insgesamt ist es zu dünn besetzt. Ein Ausfall von Bobichon wäre eine Katastrophe und könnte nach jetzigem Stand nicht kompensiert werden.

Newcomer: Kevin Denkey

Die größten Probleme sind in Nimes noch immer im Angriff zu verorten. Hier könnten junge Spieler eine Chance erhalten, so zum Beispiel Kevin Denkey. Kevin wer? Der 18-jährige Togolese dürfte lediglich Insidern ein Begriff sein. Er stammt aus der Jugend von Nimes, spielte in der Rückrunde der abgelaufenen Saison auf Leihbasis für den AS Beziers in der Ligue 2. Dort spielte er allerdings nicht einmal 600 Minuten, zudem erzielte er nur einen Treffer. Gute Anlagen bringt Denkey aber dennoch mit! Vielleicht kann er diese ja in der kommenden Saison auf dem Platz zeigen…

Prognose

Mit dem aktuellen Kader wird es Nimes sehr schwer haben, sich in der Ligue 1 zu behaupten. Ja, der erfahrene Trainer ist ein Faktor, aber dennoch sind eklatante individuelle Probleme nicht von der Hand zu weisen. Es muss noch etwas passieren, sonst geht es nur um den Klassenerhalt.

Manuel Behlert

Racing Straßburg

(Letzte Saison: 11. Platz)

Ruhe pur im Elsass

Racing Straßburg ist ein Verein, der in den letzten Jahren durch solide, gute Arbeit aufgefallen ist und sich in der Ligue 1 etablieren konnte. Nach dem Aufstieg hat man die wichtigsten Phasen geschafft und feierte in der Vorsaison sehr souverän den Klassenerhalt. Die Ziele, die angegangen werden, sind realistisch und erreichbar. Thierry Laurey ist zudem ein besonnener, akribisch arbeitender Trainer, der dem Verein zuletzt viel geben konnte.

Dass man in Straßburg mittlerweile durchaus Ambitionen hat, zeigt nicht nur die Teilnahme an der Qualifikation zur Europa League, sondern auch die Tatsache, dass man keinen Leistungsträger abgeben musste. Die Abgänge waren allesamt zu verkraften, auf dem Transfermarkt hat man sogar ein Minus von mehr als 7 Millionen Euro gemacht. Lamine Koné (30) kam fest aus Sunderland, Jean-Ricner Bellegarde (21) aus Lens und Alexander Djiku (24) aus Caen. Das sind allesamt kluge Ergänzungen, die den Kader nicht zu sehr durcheinander wirbeln, aber trotzdem für frische Impulse sorgen.

(Photo by FREDERICK FLORIN / AFP) 

26 Spieler hat Racing Straßburg zurzeit im Kader, was eine absolut angemessene Größe darstellt. Das Durchschnittsalter ist zudem mit  25,7 Jahren sehr ausgewogen, die größten Planungen wurden frühzeitig abgeschlossen. Ein Sommer nach Maß für die Elsässer? Offenbar ja. 

Kann man nach oben schauen?

Doch welche Ziele gibt man als Klub aus, der sich erst einmal wieder in der höchsten Spielklasse etablieren will? Ganz einfach: Das Mittelfeld der Liga ist ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Und dort will man auch bleiben. Dennoch hat man auch in Straßburg das Ziel ein bisschen nach oben zu schauen, ohne nun offensiv einen Platz unter den vorderen neun Mannschaften der Tabelle zu fordern. 

Und das ist eine kluge Herangehensweise. Denn gerade im dichten Mittelfeld der Liga sind oft Nuancen entscheidend. Doch mit der individuellen Klasse von Spielern wie Kenny Lala (27), Ibrahima Sissoko (21), Adrien Thomasson (25) oder Leo Mothiba (23) haben die Elsässer einige Argumente auf der eigenen Seite. 

Ein Faktor könnte natürlich die Mehrfachbelastung sein, aber sollte Straßburg in der Qualifikation zur Europa League die nächste Runde erreichen, trifft man aller Voraussicht nach auf Eintracht Frankfurt. Chancenlos ist man zwar nicht, aber ein leichter Gegner sieht auch anders aus.

Im Fokus: Adrien Thomasson

Vor einem Jahr wechselte Adrien Thomasson ablösefrei vom FC Nantes nach Straßburg. Für den Offensivspieler war diese Entscheidung vor allem eines: Goldrichtig. Mit fünf Toren und acht Vorlagen spielte er eine gute Debütsaison in der Ligue 1. Dennoch wird er nicht nur an Scorerpunkten gemessen, denn seine Flexibilität, seine Ruhe am Ball und seine Fähigkeiten im Kombinationsspiel sind sehr wichtig für Trainer Laurey. Thomasson erkennt die Räume in der Offensive gut, besetzt und bespielt diese genau so, wie es notwendig ist. Kurzum: Er ist das ideale Bindeglied zwischen dem Mittelfeld und dem Angriff und gerade deswegen so wichtig. 

Newcomer: Jean-Ricner Bellegarde

Im Mittelfeldzentrum war Racing Straßburg auch ohne die Verpflichtung des 21-jährigen aus Lens gut besetzt. Doch Jean-Ricner Bellegarde hat die Chance in der kommenden Saison zu einer Überraschung im Kader von Racing Straßburg zu werden. Denn der 1,70m große Mittelfeldspieler zeigte in Lens schon seine Klasse und bringt einige Qualitäten mit. So ist er vor allem sehr wendig, trickreich und kann sich mit schnellen Bewegungen sehr gut aus dem Pressing der Gegner befreien. Genau so einen Spielertypen suchte man in Straßburg noch. 

Prognose

Der Kader wurde klug verstärkt, ist homogen und ausgewogen. Die Dinge, die man in Straßburg angeht, werden also mit der nötigen Akribie bearbeitet und führten zuletzt immer zu einem positiven Resultat. Einer sorgenfreien Saison steht wohl nichts im Weg und wenn man sich doch irgendwie für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert, könnte man noch immer nachlegen… 

Manuel Behlert

(Photo by YANN COATSALIOU / AFP) 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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