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Ligue 1 Vorschau 3/5 | Lille, Nizza, Dijon, Reims

7. August 2019 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Es ist soweit! Auch die französische Ligue 1 startet bereits früh im August wieder in die Saison. Meister Paris Saint Germain geht natürlich auch in diesem Jahr als absoluter Topfavorit ins Rennen, insgesamt hat sich aber viel getan. Vorab analysieren wir alle 20 Mannschaften detailliert.

Teil 1 mit PSG, Amiens, Stade Rennes & Saint-Etienne!

Teil 2 mit Olympique Marseille, dem FC Nantes, SCO Angers und FC Metz!

Teil 3: OSC Lille, OGC Nizza, FCO Dijon, Stade Reims!

OSC Lille

(Letzte Saison: 2. Platz)

Umbruch 2.0

Nachdem der OSC Lille in der Saison 2017/18 beinahe abgestiegen wäre und sich transfertechnisch komplett übernommen hatte, waren die Anpassungen, die man für die Spielzeit 2018/19 tätigte, von Erfolg gekrönt. Von Beginn an zeigte die Mannschaft von Trainer Christophe Galtier, dass sie aus der schwierigen Zeit gestärkt hervorging. Mit einer soliden Defensive, viel Arbeit im Mittelfeld und individuell herausragenden Einzelkönnern wie Nicolas Pepe (24), Jonathan Ikoné (21), Rafael Leao (20) oder Jonathan Bamba (23) schlug man die Gegner reihenweise und setzte sich früh im oberen Bereich der Tabelle fest. 

(Photo by PHILIPPE HUGUEN / AFP)

Mit der Zeit stieg das Selbstvertrauen, der OSC Lille wurde taktisch immer variabler und Nicolas Pepe & co. spielten sich phasenweise in einen Rausch. Nicht immer waren die Spiele des LOSC sehr schön anzusehen, aber die Fähigkeit in entscheidenden Momenten entscheidende Tore zu erzielen sorgte dafür, dass man sich am Ende der Saison für die Champions League qualifizieren konnte. Und genau das weckte natürlich Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz.

Große Ziele, große Veränderungen

Nicolas Pepe, der überragende Offensivakteur, wurde schon im Frühjahr mit vielen Topvereinen in Verbindung gebracht. Das Theater rund um seinen Wechsel bestimmte die Medienlandschaft lange. Im Endeffekt wechselte er zum FC Arsenal – und das für rund 80 Millionen Euro. Allerdings zahlen die  „Gunners“ nur einen Teilbetrag in diesem Sommer. Weitere Einnahmen konnte der OSC Lille aber dennoch generieren. Anwar El Ghazi (24) zog es für 9 Millionen Euro zu Aston Villa, Youssouf Koné (23) und Thiago Mendes (27) wechselten für insgesamt 31 Millionen Euro nach Lyon und Rafael Leao zog es für 30 Millionen Euro zu den „Rossoneri“ vom AC Mailand. 

In Lille gibt man nun allerdings dieses Geld nicht vollkommen blind aus, denn man hat aus den Erfahrungen der Saison 2017/18 gelernt. Für Spieler wie Victor Osimhen (20), Timothy Weah (19), Benjamin André (28), Domagoj Bradaric (19) und Thiago Djalo (19) legte man insgesamt etwas mehr als 50 Millionen Euro auf den Tisch. Das Beuteschema war klar, weitgehend junge und entwicklungsfähige Spieler sollten verpflichtet werden.

 Mit 27 Spielern und einem Durchschnittsalter von 23,8 Jahren ist der Kader auf den ersten Blick gut besetzt. Der OSC Lille muss sich allerdings neu ausrichten, in der Offensive erst einmal zusammenfinden. Viele Spieler mit großem Potenzial stehen im Aufgebot. Das typische, offensiv ausgerichtete 4-3-3 mit einem Ikoné, der als Spieler im Zentrum alle Freiheiten genießt, kann noch immer gespielt werden. Zudem ist auch die Personalie Yusuf Yazici (22), der aus Trabzonspor kam und offensiv flexibel einsetzbar ist, sehr spannend. Auch das Vakuum, das Thiago Mendes hinterließ, dürfte mit André gut gefüllt sein, denn der 29-jährige zeigte schon in Rennes sehr ansprechende Leistungen und dürfte sehr gut zum Konzept von Trainer Galtier passen. Eine Garantie, dass alle Neuverpflichtungen funktionieren, hat man natürlich nie. Trotzdem wurde mit Sinn und Verstand eingekauft. 

Im Fokus: Jonathan Bamba

Der 23-jährige Offensivspieler musste in der Vorbereitung aufgrund einer Verletzung länger pausieren, gehörte in der letzten Saison aber zu den Topspielern des OSC Lille. Mit 13 Toren und 3 Vorlagen in der Ligue 1 trug er seinen Teil dazu bei, dass der Klub am Ende eine solch hervorragende Platzierung feiern durfte.

(Photo by DENIS CHARLET / AFP) 

Spielte Bamba so gut, weil er diese Klasse hat oder spielte auch die insgesamt sehr homogene Offensive rund um Nicolas Pepe eine Rolle? Die Wahrheit liegt möglicherweise in der Mitte. Nach dem Pepe-Abgang wird Bamba nun in der kommenden Saison vermehrt im Fokus stehen und muss zeigen, dass er selbst Verantwortung übernehmen und die bestimmende Figur in der Offensive werden kann. 

Newcomer: Tiago Djalo

Ausgebildet wurde der portugiesische Innenverteidiger in der Jugendakademie von Sporting, ehe es ihn im Januar 2019 zum AC Mailand zog. Dort spielte Djalo in der Primavera und akklimatisierte sich schnell in Italien. Nun folgte aber ein halbes Jahr später der Wechsel nach Lille, wo sich Djalo größere Chancen auf Einsatzzeiten ausrechnet als in Mailand. 5 Millionen Euro Ablöse zahlten die Franzosen für den 1,90m großen Hünen, der noch kein einziges Pflichtspiel für die Profis von Milan absolvieren konnte. Beim OSC Lille könnte sich dies allerdings schnell ändern. 

Prognose

Im Sommer hat sich in Lille vieles verändert. Aushängeschilder sind gewechselt, neue, junge Spieler müssen integriert werden. Wenn alle Spieler an einem Strang ziehen und es Christophe Galtier gelingt, mit der Doppelbelastung umzugehen, kann der OSC Lille auch in dieser Saison wieder eine gute Rolle spielen. Ob es für die Champions League reicht bleibt abzuwarten, der Europapokal ist aber definitiv ein realistisches Ziel. 

Manuel Behlert

OGC Nizza

(Letzte Saison: 7. Platz)

Offene Fragen vor Saisonstart

Die Premierensaison von Patrick Vieira als Nachfolger Lucien Favres spielte sich größtenteils im ruhigen Tabellenmittelfeld ab. Neben Highlights wie zwei Siegen gegen Olympique Lyon, einem Sieg gegen Vizemeister Lille oder einem Unentschieden bei Paris Saint Germain, war Nizza ziemlich inkonstant. Die Bilanz von Siegen, Remis und Niederlagen fällt insgesamt sehr ausgeglichen aus. Positiv fiel auf, dass „Le Gym“ neben Paris Saint Germain mit nur 35 Gegentoren die zweitbeste Abwehr der Liga stellte. 

Drei Außenverteidiger haben Nizza diesen Sommer allerdings verlassen, Romain Perraud (21) und Olivier Boscagli (21) brachten jeweils zwei Millionen Euro ein und Routinier Christophe Jallet (35) wechselte ablösefrei. Außerdem verließen die zentralen Mittelfeldspieler Jean-Viktor Makengo (Leihe), und Rémi Walter den Club.

VALERY HACHE/AFP/Getty Images

Weh tut vor allem der Wechsel von Allain Saint-Maximin (22), den es nach Newcastle zog. Der flexibel einsetzbare Angreifer war in der vergangenen Spielzeit sowohl der beste Torjäger als auch bester Vorlagengeber beim OGC Nizza. Tempo und Technik machten ihn zum Fixpunkt des Angriffsspiels. Der 22-Jährige war Adressat vieler langer Bälle und sorgte mit Dribblings und seiner Kreativität für Gefahr, ließ allerdings auch die ein oder andere Chance liegen.

Defensive stark, Offensive?

Während offensiv noch Nachholbedarf besteht, ist der Kader auch in diesem Jahr in der Defensive, die unter Vieira besonders wichtig ist, gut aufgestellt: Die Innenverteidiger Malang Sarr (20) und Christophe Hérelle (26) bilden ein solides Duo, auch Kapitän Dante (35) kann und wird hier mit seiner Erfahrung für Stabilität sorgen. Die rechte Abwehrseite ist mit Afrika-Cup-Sieger Youcef Atal (23) und Patrick Burner (23) ebenfalls gut besetzt. Einzig auf der linken Seite herrscht noch Bedarf, hier gibt es mit Racine Coly derzeit nur eine Option. Allerdings kann Sarr auch hier eingesetzt werden.

Die linke Seite ist aber auch offensiv noch eine Baustelle. Auf den Abgang von Saint-Maximin wurde noch nicht reagiert, hier fehlt es noch an der nötigen individuellen Qualität, die auch mal ein Spiel entscheiden kann. Ohnehin muss Patrick Vieira versuchen ein besseres Offensivkonzept zu entwickeln, das weniger abhängig ist von Einzelaktionen.

Patrick Viera spielt in seinem favorisierten 4-3-3-System nur mit einer klassischen Sturmspitze, hier hat er mit Mickael Le Bihan (29), Ignatius Ganago (20) und Myziane Maolida (20) drei Optionen. Was erst einmal nach Auswahl klingt, ist nicht optimal: Während Maolida und Ganago ihre Qualitäten noch nicht beweisen konnten, ist Le Bihan sehr verletzungsanfällig.

Im Fokus: Youcef Atal

(Photo by YANN COATSALIOU / AFP)

Nach dem für ihn erfolgreichen Afrika-Cup kehrte der Algerier erst später ins Mannschaftstraining zurück. Seine Abwesenheit machte sich in der Vorbereitung durch mangelnde defensive Stabilität und fehlende Kreativität im Angriff bemerkbar. Atal ist gelernter Rechtsverteidiger und kann auch links spielen. In Nizza ist er aber auf der kompletten rechten Seite sowohl als Verteidiger, als auch als Außenstürmer gefragt.

Nach dem Abgang Saint-Maximins könnte er die offensive Rolle häufiger übernehmen. Atal kam 2018 für drei Millionen Euro aus Belgien nach Nizza und hat dort sofort funktioniert. Nachdem er gegen Ende der vergangenen Saison nur noch auf der Außenbahn im Angriff spielte, kann er sich nun dort festspielen. Das wird ein wenig von der weiteren Aktivität auf dem Transfermarkt abhängig sein.

Newcomer: Hichem Mahou

Hichem Mahou stieß diesen Sommer aus der U19 des Klubs zu den Profis und steht vor seiner ersten Profisaison. Er ist offensiver Außenbahnspieler und bekleidet somit eine Schlüsselposition im favorisierten 4-3-3-System von Coach Patrick Vieira. Der 20-jährige mischte in der Vorbereitung bereits voll mit und wird früher oder später zu einer echten Option werden. Mahou durchlief in den vergangenen Jahren sämtliche Jugendteams Nizzas und war französischer Juniorennationalspieler. Als Außenbahnspieler verfügt Mahou über eine gute Schusstechnik und profitiert von seiner Übersicht, die im Juniorenbereich oft den Unterschied ausgemacht hat.

Prognose

Der Kader ist mit vielen Talenten gespickt. Deutliche Testspielniederlagen gegen Burnley und Wolfsburg (1:6 und 1:8) offenbarten aber, dass sich das Team noch finden muss. Kann man die Außenbahnen und das Sturmzentrum verstärken, spielt Nizza im Tabellenmittelfeld mit. Geschieht das nicht, kann es schnell in die unteren Tabellenregionen gehen, weil der Mannschaft auf einigen Positionen die Erfahrung und auch die individuelle Klasse fehlt.

Piet Bosse

FCO Dijon

(Letzte Saison: 18. Platz)

Klassenerhalt auf den letzten Metern

Die Saison 2018/19 war für den FCO Dijon enorm schwierig, dabei begann sie mit 3 Siegen in den ersten 3 Pflichtspielen eigentlich sehr vielversprechend. Doch im Anschluss mussten die Anhänger des Klubs aus dem Osten Frankreichs, der berühmt für seinen Senf ist, satte 13 Spiele auf den nächsten Erfolg warten. In einer kräftezehrenden Saison gab es immer wieder gute Ansätze zu sehen und auch kleinere Highlights waren vorhanden. Insgesamt verlief die Spielzeit aber enttäuschend und Dijon musste in die Relegation. 

 (Photo by PHILIPPE DESMAZES / AFP) 

Gegen den RC Lens schaffte man sich bereits im Hinspiel beim 1:1 auswärts eine ordentliche Ausgangsposition. Im Rückspiel schlug man den Zweitligisten vor heimischer Kulisse mit 3:1 und feierte den Klassenerhalt. Dass viel Arbeit auf die Verantwortlichen zukommen würde, war nach dem schwachen Abschneiden klar. Doch was hat sich wirklich getan? Wenige Tage vor dem Saisonstart muss man feststellen, dass der Kader mit nur 21 Spielern extrem dünn besetzt ist. Geld ist von Natur aus wenig da, aber für Rosier (22, Sporting), Said (24, Toulouse), Kwon (25,  Freiburg) und Kaba (23, Midtjylland) wurden immerhin 22 Millionen Euro eingenommen!

Das Problem mit dem Reinvestieren

Es wäre also durchaus ein gewisses Budget vorhanden, um selbst tätig zu werden. Doch die erwünschten Erfolge auf dem Transfermarkt blieben bisher aus. Didier Ndong (25) kam aus Guingamp, für Mama Baldé (23, Sporting) und Bryan Soumaré (20, Saint-Quentin) zahlte man keine Ablöse, Bruno Ecuele Manga (31, Cardiff) kam für 2 Millionen Euro. Die Abgänge wurden nicht adäquat aufgefangen und der neue Trainer Stephane Jobard steht vor einem Rätsel. Zwei Außenverteidiger, die auch noch beide auf der  rechten Seite zuhause sind, stehen lediglich im Aufgebot. Auf der  Mittelstürmerposition fehlt ein klassischer Knipser und im Mittelfeld ist wenig Kreativität vorhanden. 

Einzelne, individuell ganz gut besetzte Positionen, können nicht über den Mangel an Qualität hinwegtäuschen. Nicht nur in der Spitze, auch in der Breite fehlt es dem FCO Dijon und bei der jetzigen Kaderzusammenstellung sieht es so aus, als würde selbst auf Florent Balmont (39) wieder eine Saison mit einigen Einsätzen zukommen. Natürlich ist noch bis zum 2. September Zeit vorhanden, um entsprechend zu handeln. Dass sich bis jetzt aber so gut wie nichts getan hat, ist ein riesengroßes Problem. 

Im Fokus: Naim Sliti

Auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, welcher Spieler bei diesem kleinen Kader den Unterschied ausmachen könnte, landet man schnell bei Naim Sliti. Der 27-jährige Linksaußen steuerte in der vergangenen Saison nach seinem Wechsel aus Lille 8 Scorerpunkte in der Ligue 1 bei und traf doppelt in der Relegation. Auch wenn das keine furchteinflößenden Zahlen sind, Sliti wird in der kommenden Saison der Spieler sein, auf den sich der Fokus im Offensivbereich richtet. Bleibt für ihn zu hoffen, dass der FCO Dijon noch den ein oder anderen Neuzugang aus dem Hut zaubert. 

Newcomer: Enzo Loiodice

18 Jahre alt ist der zentrale Mittelfeldspieler, der aus der eigenen Jugend des FCO Dijon stammt und seit 2015 für den Klub spielt. Der 1,76m große Loiodice gilt als größtes Talent, gleichzeitig als Tafelsilber des FCO und steht dort noch bis 2021 unter Vertrag. In der kommenden Spielzeit dürfte Loiodice sehr gute Chancen auf regelmäßige Einsätze haben, denn die angesprochene Knappheit im Kader, die auf allen Positionen sichtbar ist, sorgt dafür, dass der Youngster mehr und mehr in den Fokus rückt. Nach gut 800 Spielminuten in der Vorsaison könnte Loiodice 2019/20 sogar der Sprung zum Stammspieler gelingen. Ob er seine umfassenden Qualitäten, allen voran die cleveren Bewegungen mit dem Ball und seine Passstärke, aber ausgerechnet im Abstiegskampf unter Beweis stellen kann, bleibt abzuwarten.

Prognose

Eine schwere Saison steht dem FCO Dijon bevor. In der vergangenen Spielzeit rettete man sich in letzter Sekunde. Besser geworden ist der Kader seitdem nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Daher muss sich dringend noch etwas tun. Zwei bis drei Ergänzungen sind Pflicht, um im Abstiegskampf bestehen zu können.

Manuel Behlert

Stade Reims

(letzte Saison: 8. Platz)

Kampf um Europa statt Abstiegsangst?

Wer hätte das 2016 gedacht? Stade Reims war gerade in die Ligue 2 abgestiegen, die glorreichen Zeiten des sechsfachen französischen Meisters schienen ewig her. Heute, drei Jahre später sind die Ziele wieder ganz andere. Nicht der siebte Meistertitel, das wäre wohl zu viel des Guten, doch der Abstand nach Europa ist wieder deutlich geringer geworden.

Aber eins nach dem anderen. Stade Reims war also abgestiegen, die Folgesaison im französischen Unterhaus versprach wenig Besserung. Die Abstiegsränge waren näher als die zum Aufstieg und so übernahm im Mai 2017 David Guion das Ruder bei Reims – ein Segen für den Klub.

 (Photo by FRANCOIS NASCIMBENI / AFP) 

Denn schon 2018 folgte die Rückkehr in die Ligue 1 und statt der Abstiegsangst kehrte die Europa-Euphorie bei Stade ein. Nach anfänglichen Problemen und acht Spielen ohne Sieg stabilisierte sich die Mannschaft – bis auf Rang fünf! Eine erneute Schwächephase von sieben sieglosen Partien verhinderte die Sensation. Am Ende sprang „nur“ Tabellenplatz acht heraus.

Vom Feuerwehrmann zur Dauerlösung

Und dennoch: Stade Reims hatte sich eindrucksvoll in Frankreich zurückgemeldet, besiegte am 38. Spieltag sogar den schon feststehenden Meister PSG. Einer der Hauptgründe für diesen Aufschwung ist sicherlich der Trainer. Guion hatte zuvor die Nachwuchsabteilung von Stade geleitet, ehe er als Feuerwehrmann einsprang. Die Feuerwehrmann-Nummer expandierte jedoch zu einem Langzeitprojekt mit hohen Erfolgsaussichten.

So führte er Talente wie Rémi Oudin (22), Mathieu Cafaro (22) oder Ghislain Konan (23) an die erste Mannschaft heran und entwickelte sie zu echten Größen bei Reims. Auch in der kommenden Saison kann Guion auf die meisten Leistungsträger zählen. Lediglich die Abgänge von Stürmer-Routinier Pablo Chavarria (RCD Mallorca) und Abwehr-Boss Björn Engels (Aston Villa) schmerzen.

Auf der Gegenseite kamen mit Predag Rajkovic (Maccabi Tel Aviv), Yehvann Diouf (ES Troyes AC), Dialy Kobalt Ndiaye (Cayor Foot) und Marshall Munetsi (Orlando Pirates) jedoch auch neue Verstärkungen hinzu. Keine Frage: Stellt Stade Reims die Schwächephasen ab, ist mit ihnen auch in der kommenden Saison wieder zu rechnen.

Im Fokus: Remi Oudin

Möchte man den Erfolg oder Misserfolg von Stade Reims an Zahlen bemessen, kommt man unweigerlich zu Rémi Oudin. Denn bei Stade gilt die Faustregel: Trifft Oudin, gewinnt Reims immer. Also fast.

(Photo by FRANCOIS NASCIMBENI / AFP)

Im Sommer 2016 wechselte der Franzose aus der Jugend von Reims in die erste Mannschaft und sammelte dort umgehend die ersten Pflichtspieleinsätze. Auch in der Folgesaison kam er zunächst sporadisch zum Einsatz, ehe er in der Rückrunde aufdrehte und so zum Stammspieler avancierte. Mit sechs Treffern und sieben Assists in 25 Spielen zählte er zu den erfolgreichsten Offensivakteuren bei Reims. Wenig verwunderlich also, dass der mittlerweile 22-Jährige auch 2018/19 fester Bestandteil der ersten Elf war. Mit insgesamt 15 direkten Torbeteiligungen stieg Oudin in der abgelaufenen Saison zur absoluten Lebensversicherung des Klubs auf.

Dabei kann er nahezu jede Position in der Offensive bekleiden, am stärksten ist Oudin jedoch über den rechten Flügel. Ein starker Abschluss, Schnelligkeit, gute Arbeit gegen den Ball, Oudin ist für sein Alter schon sehr weit. Lediglich im Passspiel und dem Festmachen langer Bälle hat er noch so seine Probleme. Mit 22 Jahren darf er die aber auch noch haben.

Newcomer: Ghislain Konan

Lange hatte er gefehlt, nun ist Ghislain Konan wieder an Bord. Der Linksverteidiger hatte nahezu die komplette Rückrunde verpasst, weswegen Stade Reims Abdul Rahman Baba ausgeliehen hatte. Der 23-Jährige Konan wechselte im Sommer 2018 für rund vier Millionen Euro Ablöse vom portugiesischen Klub Vitória Guimarães SC nach Reims und stieg dort umgehend zum Stammspieler auf.

Schon 2017 hatte Konan bei der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste debütiert, bei Reims soll nun der nächste Entwicklungsschritt folgen. Dabei fällt der Außenverteidiger vor allem durch seinen ausgeprägten Offensivdrang auf, sein Dribbling ist auf einem gehobenen Niveau und auch in der Defensive hat Konan keine signifikanten Schwächen.

Prognose

Stade Reims ist wohl die Wundertüte der Ligue 1. Die starken Leistungen aus der Vorsaison müssen noch bestätigt werden. Gelingt dies, ist vielleicht sogar mehr als nur Platz acht drin. Den Abstiegskampf dürften sie auch in dieser Saison nur vom Hörensagen kennen.

Nico Scheck

(Photo by PHILIPPE HUGUEN / AFP)


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