La Liga Vorschau | „El Clásico“ mal anders – Barça empfängt Real

28. Oktober 2018 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es ist mal wieder soweit, das Spiel der Spiele, „El Clásico“, bekommt eine neue Episode. Doch irgendwie ist dieses Mal alles ein bisschen anders als sonst. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wird weder Lionel Messi, noch Cristiano Ronaldo auf dem Platz stehen und darüber hinaus ist es auch sportlich nicht das was es sonst war, ein nahezu vorentscheidendes Spiel um die Meisterschaft. Trotzdem oder genau deshalb ist es besonders reizvoll, denn es gibt sehr viele Fragen zu beantworten…

Die Partie findet am Sonntag, um 16:15 Uhr, statt. Ihr könnt live dabei sein, natürlich auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Apropos: Pünktlich zum Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte der Primera Division haben wir auf ein folgenreiches Duell beider Klubs vom 21. April 2012 in unserer Serie “Weißt du noch?” zurückgeblickt. Die Rivalen liegen fast gleichauf im Rennen um den Titel der Saison 2011/12. Dann kommt der 35. Spieltag im Camp Nou: CR7 sorgt für “Calma” – die Ära Guardiola endet.

 

FC Barcelona

Die Hausherren gehen mit einer etwas entspannteren Ausgangssituation ins Spiel. Die zwei Siege zuletzt, 4:2 gegen Sevilla in der Liga und 2:0 in der Champions League gegen Inter, haben das allerdings erst ermöglicht. Zuvor waren die stolzen Katalanen nämlich vier Ligaspiele in Folge ohne Sieg. Folglich war die Stimmung mehr als ernst und die Kritik, nicht zuletzt an Trainer Ernesto Valverde, wuchs.

Der Sieg gegen Sevilla war dann zwar der nötige Befreiungsschlag, doch er war teuer erkauft. Superstar und Kapitän Lionel Messi verletzte sich am Arm und fällt insgesamt drei Wochen aus. Ein herber Rückschlag, schließlich ist er der X-Faktor schlecht hin und sein Fehlen wird sich definitiv immer wieder bemerkbar machen. Gegen Inter konnte die Mannschaft zwar auch ohne ihren besten Spieler bestehen und auch durchaus überzeugen, aber Restzweifel, ob es auch gegen Real reichen könnte, bleiben natürlich bestehen.

Doch es gibt auch viel Positives rund ums Camp Nou: Torwart Ter Stegen befindet sich in absoluter Gala-Form und wird seinem Ruf als „Messi mit Handschuhen“ (immerhin ein Messi wenn man so will) mehr denn je gerecht, Mittelfeld-Talent Arthur kommt immer besser an und hat sich seinen Platz mittlerweile fest erkämpft und ganz vorne holten sich Coutinho und Suarez zuletzt wieder etwas Selbstvertrauen in Form von Toren. Und, wenn man es ganz positiv sehen will, ohne Messi ist Barcelona vielleicht sogar noch etwas schwerer auszurechnen. Es sieht also doch gar nicht so schlecht, zumal man ja auch Tabellenführer ist…

Personell sieht es beim Gastgeber wie folgt aus: Mit Umtiti und Vermaelen fallen zwei Innenverteidiger aus, sodass sich das Duo Piqué und Lenglet im Grund von selbst aufstellen, und vorne macht Messi einen Platz frei, den wohl Ousmane Dembele einnehmen wird. Der junge Franzose wird über die rechte Seite kommen, während Coutinho den linken Flügel und Suarez das Zentrum bespielen werden. Der Rest bleibt, wenn es keine Überraschung gibt, unverändert: Ter Stegen im Tor, Sergi Roberto und Jordi Alba als Außenverteidiger und Rakitic, Busquets und Arthur im Mittelfeld. Als weitere Optionen hätte Valverde dann u.a. auch noch Semedo, Vidal, den zuletzt sehr starken Rafinha und Malcom, der ebenfalls auf seine Chance lauert.

Taktisch sind unterdessen keine großen Überraschungen zu erwarten. Barca wird Zuhause maximal minimal von ihrem typischen Stil abrücken.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Real Madrid

Anders als beim FC Barcelona, ist die sportliche Lage beim Team aus Madrid unverändert sehr schwierig. Die „Königlichen“ stehen auf einem mehr als nur ernüchternden siebten Tabellenplatz und haben drei der letzten vier Ligaspiele verloren (nur ein 0:0 gegen Atletico inzwischen). Vorne tut sich die Mannschaft nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo schwer mit dem Torschießen und hinten häufen sich die Fehler, die die Gegner in schöner Regelmäßigkeit auch ausnutzen. Die 1:2-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen Levante ist ein Paradebeispiel für die aktuelle Misere.

Und auch das Champions League Spiel gegen Pilsen, das immerhin mit 2:1 gewonnen werden konnte, macht keine Hoffnung. Die Probleme waren die gleichen, nur dass der Gegner nicht die nötige Qualität hatte, um diese auszunutzen. Bezeichnenderweise war es auch Linksverteidiger Marcelo, der zwei der drei Tore in diesen beiden Spielen erzielte. Der Brasilianer lebt immerhin teilweise den nötigen Willen vor, doch auch er hat Defensiv große Probleme und kann sich demnach nicht von Problemen freisprechen. Der 30-jährige ist dabei aber noch weniger problematisch als viele seiner Teamkollegen, wie z.B. Modric, Kroos, Casmiro oder auch Varane, die allesamt ihrer Form hinterherlaufen. Bei einigen Spielern muss man sogar den Eindruck gewinnen, dass sie schlichtweg satt oder einfach über ihren Zenit sind.

Der Umbruch im Sommer scheint deutlich zu klein ausgefallen zu sein. Zudem fehlt Cristiano Ronaldo, wie schon angesprochen, an allen Ecken und Enden. So sieht es auch Barcelona-Legende Carlos Puyol: „Wenn der beste Spieler eine Mannschaft verlässt, ist es doch logisch, dass sie abbaut. Sie müssen Lösungen suchen, einen anderen Spielstil, sie hingen sehr von den Toren von Cristiano ab.“ (Via Kicker) Und diese Lösungen scheinen sie derzeit einfach nicht zu finden.

An dieser Stelle ist sicherlich auch Trainer Lopetegui gefragt, der seinerseits auch schwerst in der Kritik steht. Er hat die Kaderzusammenstellung zwar nicht vorrangig zu verantworten und trägt daher sicherlich nicht allein schuld, doch er schafft es auch nicht die nötige Balance ins Spiel Reals zu bringen. In vielen Medien wird daher schon von einem Schicksalsspiel für ihn gesprochen. Aber immerhin in der Mannschaft scheint er noch ausreichend Rückhalt zu haben, so lassen es zumindest Aussagen von Isco, der allerdings auch als Liebling des Trainers gilt, und eben Marcelo vermuten.

Ob es sich nun tatsächlich um ein „Do-or-Die-Spiel“ für Lopetegui handelt, ist natürlich schwer seriös zu beantworten. Doch es dürfte klar sein, was für eine Wirkung dieses Spiel haben kann: Eine Niederlage würde die Krise weiter verschlimmern und wohl auf ein ganz neues Level bringen, auch was die Unruhe im Umfeld angeht, ein Sieg könnte dagegen ein echtes Ausrufezeichen sein, einen echten Turn-Around bedeuten und  das Umfeld deutlich beruhigen. Es steht also immens viel auf dem Spiel, auch ganz unabhängig von der Personalie Lopetgui.

Im Vorfeld gibt es allerdings nicht allzu viel was wirklich Hoffnung mach, deshalb soll an dieser Stelle Isco zu Wort kommen:  „Man darf Real nie für tot erklären.“ (Via Kicker)

Personell sieht es bei den Gästen unterdessen wie folgt aus: Bis auf Rechtsverteidiger Dani Carvajal und Linksverteidiger Marcelo, der sich im Spiel gegen Pilsen zu allem Überfluss auch noch verletzte, sind alle Spieler fit. Für Carvajal dürfte Sommer-Neuzugang Ordiozola beginnen, während anstelle von Marcelo wohl Defensiv-Allzweckwaffe Nacho Fernandez beginnen wird. Ansonsten wird Trainer Lopetegui wohl den üblichen Spielern und einer Variation des 4-4-2-Systems vertrauen, mit Courtois im Tor, Varane und Ramos im Abwehrzentrum, Casemiro, Modric, Kroos und Isco im Mittelfeld und Bale und Benzema im Sturm.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Prognose

Barcelona geht angesichts der Konstellation und der Tatsache, dass das Spiel im Camp Nou stattfindet, ganz klar als Favorit ins Spiel – auch ohne Lionel Messi. Die schwerst taumelnden „Königlichen“ werden versuchen ihre berüchtigte Mentalität wieder einzubringen. In so einem Spiel ist natürlich alles drin für sie, doch die Fakten sprechen eigentlich in keinem Punkt für sie.

In jedem Fall erwartet und ein intensives und sicherlich heiß umkämpftes Spiel. Die größten fußballerischen Höhen, wie wir sie schon in manchen Duellen dieser beiden Teams in der letzten Jahren gesehen haben, sollte man aber nicht zwingend erwarten. 

Tendenz: Knapper Heimsieg. 

Mögliche Aufstellungen

FC Barcelona: Ter Stegen – Sergi Roberto, Pique, Lenglet, Jordi Alba – Rakitic, Busquets, Arthur – Dembele, Suarez, Coutinho 

Real Madrid: Courtois – Odriozola, Varane, Ramos, Nacho Fernandez – Casemiro – Modric, Kroos – Isco – Bale, Benzema

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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