Hertha vs Bayern: Kann Dardai die Münchener einmal mehr ärgern?

5. Februar 2021 | Bundesliga | BY Marc Schwitzky

Vorschau | Am Freitag heißt es in der Bundesliga zum ersten Mal: Pal Dardai gegen Hansi Flick, zumindest als Cheftrainer ihrer beiden Vereine. Gastgeber Hertha BSC musste zum Dardai-Debüt eine Niederlage hinnehmen und steckt knietief im Abstiegskampf. Der FC Bayern München ist hingegen trotz aller kleineren Querelen weiter das Maß aller Dinge. Für Berlin gilt: Man hat keine Chance, aber die will man nutzen. Der Rekordmeister will den Abstand auf die Konkurrenz halten.

Anpfiff der Partie ist am Freitag, 20 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Hertha BSC hat vier der letzten fünf Spiele verloren
  • Die Berliner stehen punktgleich mit dem Relegationsrang auf Platz 15
  • Der FC Bayern hat die letzten vier Ligapartien allesamt gewonnen.

Hertha BSC: „Wir wollen punkten, nicht nur überleben“

Pal Dardai (44) zurück im Olympiastadion – Mit Fans auf den Rängen hätte dieser Umstand in Berlin sicherlich für mehr Euphorie gesorgt. Aber auch in Corona-Zeiten ist mit der Rückkehr des Ungar und Arne Friedrich (41) als Interimsablösung von Michael Preetz (53) bei Hertha BSC eine gewisse Aufbruchsstimmung wahrzunehmen. Daran konnte die Niederlage bei Eintracht Frankfurt (1:3) nur wenig ändern. Zwar mussten sich die Blau-Weißen geschlagen geben und sich damit in der Tabelle noch tiefer in den Abstiegskampf begeben, von einem Punktgewinn gegen die so formstarke SGE ging aber ohnehin kaum jemand aus.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Stattdessen wurde vor allem die erkennbare Leistungssteigerung im Vergleich zum letzten Spiel unter Bruno Labbadia (54) sehr wohlwollend aufgenommen. Hertha präsentierte sich am vergangenen Spieltag erstmals seit langem wieder als echte Einheit, die Wille und Einsatz erkennen ließ. Unter Dardai stimmten die Grundtugenden wieder, was zu einer besseren Stabilität und Balance beigetragen hat. Nach den ersten Wettkampfeindrücken und weiteren Trainingseinheiten will der Ungar nun weiter die Defensive stabilisieren, aber auch offensive Elemente stärker betonen – selbst gegen den FC Bayern. „Wir werden nicht nur hingehen, um zu überleben. Am Schluss geht es um die Punkte und wir wollen punkten“, zeigte sich Dardai angriffslustig. Grund dafür hat er, schließlich verlor er in seiner letzten Amtszeit nur eines der vergangenen fünf Liga-Duelle. „Du musst dich reinbeißen. Wenn du den Ball eroberst, musst du schon wissen, wo du hinwillst“, erklärte Dardai die Herangehensweise. „Dann bekommst du Chancen und musst Tore machen. Wir haben ein gutes Gefühl.“

Auch Sportdirektor Friedrich zeigt sich selbstbewusst: „Die Jungs haben sehr intensiv gearbeitet. Warum sollte uns nicht eine Überraschung gelingen? Ich wünsche mir, dass wir mehr Lust aufs Gewinnen als Angst vorm Verlieren haben.“ Zum guten Gefühl der Verantwortlichen könnten die Neuverpflichtungen am Deadlineday beitragen. Neben Flügelspieler Nemanja Radonjic (24) wird vor allem ein Auge auf Bundesliga-Rückkehrer Sami Khedira (33) liegen, der womöglich sogar sein Startelfdebüt feiert. Jhon Cordoba (27) und Marvin Plattenhardt (29) werden neben den Langzeitverletzten Javairo Dilrosun (22) und Dedryck Boyata (30) hingegen weiter fehlen.

FC Bayern München: Nicht von der Klub-WM ablenken lassen

Es bleiben stressige Wochen für den FC Bayern München. Am Freitagabend steigt die Partie in Berlin, kurz danach geht es mit dem Flieger nach Doha, wo die Klub-WM stattfindet. Für Trainer Hansi Flick (55) ist es wichtig, den Fokus dabei nicht zu verlieren. „Katar ist von der Belastung auch sehr hoch. Wir haben erst den Flug, montags und donnerstags die Spiele. Dort ist nicht viel Zeit. Aber das kommt erst nach Hertha“, erklärte er. Es gilt, die Bundesliga noch einmal ernst zu nehmen – zuletzt hatte das mit vier Siegen aus vier Spielen gut geklappt. Zwar präsentieren sich die Münchener nach wie vor nicht so souverän wie einst schon gewohnt, die Punkte werden aber – im Gegensatz zur Konkurrenz – geholt. So thront der Rekordmeister einmal mehr auf Platz eins, bereits sieben Punkte vom Zweiten entfernt.

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Damit das so bleibt oder sogar ausgebaut werden kann, muss ein Sieg gegen Hertha her. „Wir wollen in Berlin den fünften Sieg in Folge holen und damit auch ein Zeichen an die Bundesliga senden, dass wir wieder voll in der Spur sind“, stellte Flick im Vorfeld klar. Für ein echtes Ausrufezeichen bräuchte es 90 souveräne Minuten, etwas, dass Bayern zuletzt nur selten schaffte. „Es hängt alles zusammen. Ich bin noch nicht zu 100 Prozent zufrieden, es sind immer noch Kleinigkeiten, die fehlen“, sagte Flick über die Defensive. „Wir haben aber eine stetige Entwicklung und sind auf einem guten Weg.“ Am Freitagabend wird es zu einem Wiedersehen kommen, Flick und Khedira, die 2014 zusammen Weltmeister geworden, treffen aufeinander. „Der Kontakt war immer gut, wir haben uns ab und an auch getroffen. Er kann eine Mannschaft führen, ist ein Leader-Typ“, sagte Flick über den Hertha-Neuzugang. „Ich freue mich für ihn, für die Bundesliga, er wird Hertha unterstützen. Er hat eine sensationelle Karriere hinter sich. Wir können uns alle auf ihn freuen.“

Am Freitag wird ab dem Anpfiff allerdings keine Freunde mehr geben, der FC Bayern will weiter punkten und für die Klub-WM, den womöglich sechsten Titel in acht Monaten, in Form bleiben. Dafür wird Trainer Flick in Berlin weiter auf Leon Goretzka (25) und Javi Martinez (32) verzichten müssen. 

Prognose

Die Rollen zwischen Underdog Hertha BSC und Favorit Bayern München sind klar verteilt. Und dennoch könnte es ein spannendes Spiel werden. Hertha wirkt unter Dardai, der Bayern schon öfter ärgern konnte, wieder griffiger und schwerer zu schlagen. Zudem könnte in den Köpfen der Bayern-Spieler die Klub-WM bereits zu viel Fokus rauben, auch wenn der Rekordmeister immer wieder beweist, auf den Punkt da sein zu können. Bayern wird gut daran tun, leidenschaftlich verteidigende und schnell konternde Berliner nicht zu unterschätzen, dann wird es auch der fünfte Sieg infolge.

 

 

Mögliche Aufstellungen:

Hertha BSC: Jarstein – Mittelstädt (Netz), Torunarigha, Stark, Klünter – Tousart, Ascacibar (Khedira), Guendouzi – Cunha, Piatek, Lukebakio

Bayern München: Neuer – Davies, Alaba, Boateng, Pavard – Kimmich, Roca – Coman (Sané), Müller, Gnabry – Lewandowski

 

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Marc Schwitzky

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Marc Schwitzky

Erst entfachte Marcelinho die Liebe zum Spiel, dann lieferte Jürgen Klopp die taktische Offenbarung nach. Freund des intensiven schnellen Spiels und der Talentförderung. Bundesliga-Experte und Wortspielakrobat. Seit 2020 im 90PLUS-Team.


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