FC Sevilla vs. Inter: Wer setzt sich die Krone in der Europa League auf?

21. August 2020 | Champions League | BY Manuel Behlert

Vorschau | Der FC Sevilla und Inter haben sich im Finalturnier in Deutschland für das Endspiel in der Europa League qualifiziert, das in Köln ausgetragen wird. Beide Teams wollen den Titel unbedingt gewinnen.

Anpfiff der Partie ist am Freitag, 21:00 Uhr, Live bei DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • FC Sevilla: Experte in der Europa League
  • Inter hat einen Lauf
  • Sturmduo Lautaro/Lukaku will das Endspiel entscheiden

Vor dem Endspiel in der Europa League haben wir uns mit Fabian Pakulat, der als deutscher Sportjournalist in Spanien lebt, über das Duell unterhalten.

FC Sevilla: Europa League im Blut

Auch in dieser Saison haben es die Andalusier vom FC Sevilla wieder in das Endspiel der Europa League geschafft. In diesem Wettbewerb blüht die Mannschaft regelmäßig auf, 2014, 2015 und 2016 konnte der Titel gewonnen werden. Die Spanier haben auch diesmal eine Mannschaft zur Verfügung, die alle Chancen hat, den Titel zu gewinnen.

„Dank ihres überragenden Sportdirektors Ramón Rodríguez Verdejo (51), genannt „Monchi“, haben sie auch dieses Jahr wieder ein richtig gutes Team zusammengestellt. In der Offensive überragt der Argentinier Lucas Ocampos (26), der eine hervorragende Saison gespielt hat. Ever Banega (32) erlebt in seinem letzten Jahr in Sevilla seinen dritten oder vierten Frühling und zieht im Mittelfeld die Zügel“, schätzt Fabian Pakulat die Stärken des FC Sevilla ein.

(Photo by FRIEDEMANN VOGEL/POOL/AFP via Getty Images)

Es stehen aber noch weitere Schlüsselspieler im Fokus: „Überraschend stark finde ich persönlich Jules Koundé. Mit seinen 21 Jahren ist er in seinem ersten Jahr bereits ein Leader in der Innenverteidigung. Links hinten macht Real-Leihgabe Sergio Reguilón (23) einen sehr guten Job. Und dass Torhüter Bono (29) gerade so groß aufspielt, hatte sowieso keiner auf dem Zettel. Eine besondere Erwähnung gilt noch Eigengewächs Jesús Navas. Wie der mit seinen 34 Jahren immer noch die Seitenlinie hoch- und runterwetzt ist unglaublich. Es passt einfach in der Mannschaft.“

Disziplin, spielerische Klasse und Effizienz

Es sind aber nicht nur die sehr guten Einzelspieler, die in der Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui (53) brillieren. Der Trainer, zuvor bei Real Madrid noch „gescheitert“, hat es geschafft, einen sehr guten Zusammenhalt im Team entstehen zu lassen. Begeht ein Spieler einen Fehler, wird er vom Nebenmann ausgebügelt. Die Disziplin ist bemerkenswert, gegen den Ball versucht der FC Sevilla sehr engagiert vorzugehen, kann sich aber auch etwas tiefer positionieren, wenn das Gegenpressing nicht sofort funktioniert.

Insbesondere gegen Inter wird diese Balance von enormer Bedeutung sein. Die Italiener sind sowohl in der Abwehr als auch im Mittelfeldzentrum sehr pressingresistent und können ihr gefährliches Sturmduo blitzschnell in Szene setzen. Die Lopetegui-Elf wird abwägen müssen, wann es sich lohnt, aggressiv auf den ballführenden zu pressen und wann man sich lieber schnell zurückzieht. Spieler wie Ever Banega, aber auch der starke Innenverteidiger Diego Carlos (27) werden die Rückwärtsbewegung dirigieren müssen.

(Photo by Martin Meissner / POOL / AFP)

Abgesehen von der Disziplin ist auch die spielerische Klasse ein Markenzeichen des FC Sevilla. Banega wurde bereits angesprochen, aber auch die Außenspieler Suso (26) und Lucas Ocampos können sehr gut mit der Kugel umgehen und aus dem Nichts für Torgefahr sorgen. Eine kurze Bewegung, ein Doppelpass, eine Idee: Sevilla ist jederzeit für einen Treffer gut. Darüber hinaus zeigten die Andalusier in den letzten Runde in den wichtigen Phasen eine gnadenlose Effizienz. Bietet der Gegner etwas an, ist die Lopetegui-Elf meist sofort zur Stelle.

FC Sevilla: Auch die Bank kann entscheiden

Sollte der „Plan A“ des FC Sevilla nicht aufgehen, dann kann man zu vielversprechenden Optionen von der Bank greifen. „Sevilla hat zudem Alternativen auf der Bank, vor allem in der Offensive gibt es im Sturm flexible Varianten“, so Fabian Pakulat. Im Halbfinale wurde mit Luuk de Jong (29) der Torschütze des Siegtreffers eingewechselt, auch Spieler wie Munir El Haddadi (24) oder Franco Vazquez (31) sorgten für frischen Wind.

Die Andalusier sind bereit, Inter einen großen Kampf zu liefern und von der ersten bis zur letzten Sekunde an die Leistungsgrenze zu gehen. Julen Lopetegui steht dabei der komplette Kader zur Verfügung, alle Spieler sind fit. Im Wesentlichen wird die Elf aus den letzten Spielen auf dem Platz stehen, lediglich Edeljoker Luuk de Jong könnte mit seiner physischen Präsenz ein Kandidat für die erste Elf sein.

Inter: Reif für den Titel

Gegner wie der FC Getafe, Bayer 04 Leverkusen oder Shakhtar waren für Inter in den letzten Wochen kein Problem. Die Italiener haben eine sehr gute Saison hinter sich und wollen diese nun mit einem Titel krönen. Unruhe rund um Trainer Antonio Conte (51) hin oder her: Diese Mannschaft ist enorm fokussiert. Und sie ist sehr stark. Eine kompakte Defensive, ein spielstarkes Mittelfeld und brillante Stürmer, die sich nahezu blind verstehen machen aus den Nerazzurri einen ernsthaften Anwärter auf den Titel.

(Photo by Paolo Rattini/Getty Images)

Gegen den FC Sevilla erwartet Inter auf jeden Fall ein sehr schweres Spiel. Die Italiener treffen auf einen Gegner, der nicht minder erfahren ist, was Spiele auf diesem Level angeht. Und: Auch Sevilla versteht es, sehr geduldig zu spielen und auf die eigenen Chancen zu lauern. „Inter muss auf jeden Fall kompakt stehen. Ich denke, Sevilla wird den Italienern hauptsächlich die Spielgestaltung überlassen und auf Konter lauern. Lukaku gegen Koundé könnte ein Schlüsselduell werden“, so Fabian Pakulat.

Conte-Fußball als Schlüssel zum Erfolg

Eben jener Romelu Lukaku (27) erwies sich als einer der Transfercoups im Sommer 2019. Der Belgier passt mit seiner Wucht und Physis hervorragend zum Spielkonzept von Antonio Conte, harmoniert wie erwähnt sehr gut mit Lautaro Martinez (22). Dass dieses Sturmduo nun auf zwei Innenverteidiger trifft, macht das Duell nur noch einmal spannender. Die Markenzeichen des Conte-Fußballs sind eine sehr gute Raumaufteilung, defensiv wie offensiv, ein gutes Ballbesitz- und Aufbauspiel und viel Flexibilität in den verschiedenen Phasen eines Spiels.

Inter ist nicht nur mit dem Ball gefährlich, sondern versteht es auch, sich zurückzuziehen und seinerseits schnell in die Spitze zu spielen. Konter, vor allem in Führung liegend, folgen immer einer Idee. Der Conte-Fußball – und das ist vielleicht die größte Stärke – ist zermürbend. Der Gegner wird aggressiv angelaufen, dann wird ihm mal wieder der Ball überlassen, aber in ungefährlichen Positionen und Räumen.

 (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Inter beherrscht es, typisch italienisch tief zu stehen und schlagartig das Tempo zu erhöhen, wenn es sein muss. Vor allem Lukaku ist hier immer wieder ein Schlüsselspieler, denn trotz seiner Wucht ist er sehr antrittsschnell, gleichzeitig, wenn sich nicht der freie Weg zum Tor ergibt, ist er mit seiner Physis prädestiniert dafür, den Ball festzumachen und seine Mitspieler in Szene zu setzen.

Inter: Wenig Anpassungen, viele Möglichkeiten

Wie schon beim FC Sevilla gilt auch für Inter, dass es im Finale wohl nur wenig Anpassungen geben wird. Beide Teams vertrauen auf ihre eigenen Stärken und haben die Mittel, um mit der gewohnten Elf und Ausrichtung den jeweiligen Gegner vor Probleme zu stellen. Für Inter bedeutet das, dass es in der Startformation im Vergleich zu den letzten Spielen kaum Änderungen geben wird. Christian Eriksen (28) wäre eine Option.

Aber einerseits hat Roberto Gagliardini (26) seine Sache gut gemacht, andererseits ist Eriksen seine sehr gute Option von der Bank. Und hier verfügt Inter, wie auch Sevilla, über einige Möglichkeiten. Victor Moses (29) ist eine gute Ergänzung auf der Wingback-Position, Stefano Sensi (24) ein sehr kluger Mittelfeldspieler, neben Eriksen kann auch Alexis Sanchez (31) Einfluss auf die Offensive nehmen. Die Optionen von der Bank und damit möglicherweise verbundene Anpassungen im Nuancenbereich könnten das Spiel entscheiden. 

Prognose von Fabian Pakulat

Mein Sachverstand sagt, dass Inter derzeit eine Stufe über den Andalusiern steht und vorne pures Dynamit hat. Da sind sie gegenüber Sevilla durchaus im Vorteil. Allerdings habe ich mir das in den letzten Jahren schon öfter gedacht – und am Ende hoben dann doch wieder die Spanier den Pokal in die Höhe.

Mögliche Aufstellungen:

FC Sevilla: Bono – Jesus Navas, Koundé, Diego Carlos, Reguilon – Fernando, Banega, Jordan – Suso, Ocampos, de Jong (En-Nesyri)

Inter: Handanovic – Bastoni, Godin, de Vrij – D’Ambrosio, Brozovic, Barella, Gagliardini (Eriksen), Young – Lautaro, Lukaku

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(Photo by LARS BARON/POOL/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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