Europa League Vorschau – Gruppe D: Sporting, PSV, LASK, Rosenborg

10. September 2019 | Champions League | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Am 19. September startet die Gruppenphase der UEFA Europa League! 48 Mannschaften haben sich für diesen Wettbewerb qualifiziert, wieder einmal herrscht eine enorme Bandbreite, große Namen sind ebenso vertreten wie kleinere, unbekannte Teams, die den Reiz dieses Wettbewerbs ausmachen. Wir stellen alle 12 Gruppen detailliert vor!

Gruppe A: Sevilla, APOEL, Qarabag, Düdelingen

Gruppe B: Dynamo Kiew, Kopenhagen, Malmö, Lugano

Gruppe C: FC Basel, Krasnodar, Getafe, Trabzonspor

Gruppe D:  Sporting CP, PSV, LASK, Rosenborg

Sporting CP

(Letzte Saison: 16/-Finale EL)

In der vergangenen Spielzeit traf Sporting in der Gruppenphase der Europa League auf Arsenal, Worskla Poltawa und Qarabağ Ağdam. Der Verein aus Lissabon hatte in dieser eher schwach besetzten Gruppe keine Probleme in dem Wettbewerb zu überwintern. Mit 13 Punkten landeten die Portugiesen souverän auf dem zweiten Platz hinter Arsenal. Daraufhin sollte aber gleich ein Dämpfer folgen: Gegen Villarreal war schon in der Runde letzten 32 Teams Schluss. Auch in nationalen Gefilden enttäuschte Sporting als Dritter: Der Abstand zu dem Vierten aus Braga (sieben Punkte) war am Ende geringer als der eigene Rückstand auf Vizemeister Porto (elf Punkte).

Finanzen gerade gerückt

Der Jugendverein von den Weltfußballern Luis Figo und Cristiano Ronaldo kann auf äußerst ereignisreiche Monate zurückblicken – in besonders negativer Art. Im Mai 2018 kam es zu einem handfesten Skandal, als die eigenen Ultras die Mannschaft in der Kabine angriffen. Was den sowieso entsetzlichen Vorgang noch verschlimmern sollte: Anscheinend war an dieser Aktion auch Ex-Präsident Bruno de Carvalho als Drahtzieher beteiligt.

Daraufhin verließen zahlreiche Leistungsträger wie zum Beispiel die Vereinsikone Rui Patricio den Klub. Unter dem neuen Klubboss Frederico Varandas soll nun – wie unter jedem neuen Präsidenten – natürlich „alles besser werden.“ In diesem Sommer standen dabei die vereinseigenen Kassen im Vordergrund, welche in den Vorjahren durchaus strapaziert wurden. In der noch jungen Spielzeit läuft Sporting mit zahlreichen Neuzugängen auf, daneben verließen auch viele Spieler den Verein.

Dabei sind in finanzieller Hinsicht zunächst vor allem Raphina (22, Stade Rennes, 21 Millionen Euro), Thierry Correia (20, FC Valencia, 12 Millionen Euro) und Bas Dost (30, Eintracht Frankfurt, 7 Millionen Euro) zu nennen. Ebenso haben Domingos Duarte (24, FC Granada, 3 Millionen Euro) Jonathan Silva (25, CD Leganes) und Iuri Medeiros (25, 1. FC Nürnberg, 2 Millionen Euro) den Verein gegen eine finanzielle Kompensation verlassen.

Weiter gingen zahlreiche Spieler auf Leihbasis zu anderen Klubs, besonders hervorzuheben sind hier Bruno Gaspar (26, Olympiakos Piräus), Abdoulay Diaby (28, Besiktas) und vor allem Matheus Pereira (23, West Bromwich Albion). Ganz ohne gegen eine finanzielle Gegenleistung verließen der ehemalige Stuttgarter Carlos Mané (25, FC Rio Ave) und Romain Salin (34, Stade Rennes) die portugiesische Hauptstadt permanent.

Diese Verluste sollen von Neuzugängen wie Valentin Rosier (22, FCO Dijon, 8 Millionen Euro), Rafael Camacho (19, FC Liverpool Reserves, 5 Millionen Euro) oder Eduardo Henrique (24, Internacional, 3 Millionen Euro) aufgefangen werden. Dazu wurde der Dost-Abgang mit dem hoch veranlagten Luciano Vietto (25, Atletico Madrid, 7,5 Millionen Euro) auf den ersten Blick gut aufgefangen, auch wenn dem Stürmer langsam aber sicher der Stempel „ewiges Talent“ anhaftet.

Mit Luis Neto (31, Zenit St Petersburg) konnte zudem ein erfahrener Mann für die Verteidigung zum Nulltarif unter Vertrag genommen werden. Durchaus prominent sind die neuen Leihspieler Sportings: Jesé (26, Paris Saint-Germain) und Yannick Bolasie (30, FC Everton) sollen beide die Flügel verstärken und stehen darüber hinaus an einem gewissen Scheideweg in ihren jeweiligen Karrieren. Während der Zweitgenannte diesen Umstand wegen Verletzungspech zu verdanken hat, galt der Spanier noch vor wenigen Jahren als eines der größten Talente in Europa und muss nun endlich seinen Durchbruch schaffen.

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP/Getty Images)

Sportlich? Nichts neues.

Auf den ersten Blick scheint der Kader an Homogenität gewonnen zu haben. Es konnten interessante junge Spieler unter Vertrag genommen werden, vor allem die beiden erwähnten Leihgaben könnten ein großer Gewinn für die Mannschaft werden. Doch schon nach einem Monat Ligabetrieb deutet einiges daraufhin, dass der Verein weiterhin der größte Chaosklub aus der portugiesischen Spitzengruppe bleibt.

Trainer Marcel Keizer (50) durfte nach einem dürftigen Start in die Primeira Liga seinen Hut nehmen, zurzeit wird das Team interimsweise von Leonel Pontes (47) bereut. Ob vormalige Jugend-Coach den Job dauerhaft behält, ist noch unklar. Derzeit deutet vieles auf eine baldige externe Lösung hin. Sieben Punkte nach vier Spielen bedeuteten jedenfalls das Ende von Keizer.

Dabei schlug sich das Team auch teilweise in der erstaunlichsten Art selbst. Wohl der beste Trainer der Welt kann recht wenig ausrichten, wenn beispielsweise Abwehrchef Sebastian Coates (28) gegen Rio Ave (2:3) gleich drei (!) Elfmeter verursacht und dann auch noch vom Platz fliegt. Am kommenden Sonntag gibt es dann bei Boavista die erste Bewährungsprobe für Pontes.

Welche Taktik der 47-Jährige dabei wählen wird, wird spannend zu beobachten sein: Keizer selbst setzte auf ein 4-2-3-1, was aber nicht zwingend zu einer defensiven Stabilität führte. In der letzten Partie vor der Länderspielpause griff er dabei auch noch auf beispielsweise Raphinha zurück, welcher Sporting mittlerweile verlassen hat. Sollte Pontes jene Spielweise beibehalten, würde er sich ähnlich wie sein Vorgänger auf ein starkes Flügelspiel konzentrieren.

Für diese äußeren Positionen kommen neben Leihspielern Bolasie und Jesé auch Fernando (20), Camacho sowie Vietto in Frage, welcher aber auch ganz vorne im Sturm eingesetzt werden kann. Dort scheint jedoch aktuell Luiz Phellype (25) die Nase vorn zu haben, der mit zwei Treffern in der Liga der bisher beste Torschütze ist. Maßgeblich unterstützt wird die offensive Dreierreihe vor allem von Kapitän und Spielmacher Bruno Fernandes (25), der bisher ebenso häufig ins gegnerische Gehäuse traf.

Spieler im Fokus: Bruno Fernandes

Wohl viel wichtiger als jeder Neuzugang war in diesem Sommer der überraschende Verbleib des aktuell wohl besten Spielers der portugiesischen Liga. Wie der Präsident kürzlich bekannt gab, trudelte in den letzten Wochen nur eine einzige seriöse Offerte für den Spieler ein, doch die kolportierte Summe von Tottenham bewegte den Klub nicht zum Verkauf. Dies wirkt umso erstaunlicher, spielte der Mittelfeldspieler in der Saison 2018/19 Fußball von einem anderen Stern (Primeira Liga: 20 Tore, 13 Vorlagen).

(PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP/Getty Images)

Über mehrere Wochen begleiteten zahlreiche Spekulationen mit angeblichen Interessenten wie Real Madrid oder den Manchester-Klubs die Vorbereitung des 25-Jährigen. Sollten diese Gerüchte ihn irgendwie belastet haben, dann ist es Fernandes bisher kaum anzumerken. In der aktuellen Saison stehen für den Spielmacher schon wieder zwei Tore und vier Vorlagen trotz des Stotterstarts zu Buche.

Dennoch ist aktuell davon auszugehen, dass die aktuelle Spielzeit die letzte von Fernandes im Trikot der „Leones“ wird. In diesem Fall würde Sporting sein Herzstück, seinen Kapitän, seinen besten Passgeber und besten Torschützen verlieren. Umso eher wird der portugiesische Nationalspieler motiviert sein, seine letztjährige Fabelrunde zu bestätigen oder gar zu verbessern.

Prognose

Der schwache Start in die Saison zeigt, dass Sporting auch in diesem Jahr (bisher) nicht wirklich über ein gefestigtes Team verfügt. Wie sich der frühe Wechsel auf der Bank auswirkt, bleibt ebenso abzuwarten. Dies schmälert auch die Chancen auf ein Überwintern in diesem Wettbewerb. Mit Eindhoven dürfte zumindest eine Mannschaft deutlich favorisiert im Vergleich zu den Portugiesen sein, zudem sind die beiden anderen Teams durchaus in der Lage Sporting zu ärgern. Dennoch sollte die Qualität in der Mannschaft eigentlich für ein Weiterkommen ausreichen, auch wenn dies wahrscheinlich eher nur als Gruppenzweiter geschehen wird.

Marius Merck

PSV Eindhoven

(Letzte Saison: Gruppenphase CL)

Die PSV Eindhoven unter Mark van Bommel ist in der zweiten Runde der Champions League Qualifikation gegen den FC Basel gescheitert. Ein herber Schlag für das Team aus der holländischen Eredivisie, welches sich seit Jahren kontinuierlich um einen Platz an der Sonne bemüht. Gerade in den letzten beiden Jahren ist der Stern der PSV noch einmal deutlich wahrnehmbarer auch außerhalb der eigenen Landesgrenze aufgegangen.

Unter anderem auch wegen hochbegabten Tempospielern wie Hirving Lozano und Steven Bergwijn, die durchaus auch auf europäischer Ebene andeuteten, was sie Woche für Woche in der Liga untermauerten. Diese Mannschaft mit diesen Spielern macht Spaß. Dennoch war der Ausflug auf das Parkett der Königsklasse bei den Gruppengegnern Barcelona, Inter Mailand und Tottenham schnell und wenig überraschend für die Niederländer zu Ende.

Aufgrund der nun verfehlten Qualifikation bleibt van Bommel und seinem Team nur, sich in der Euro League zu präsentieren. Neben Sporting ist man Favorit in dieser Gruppe und ein Einzug in die KO-Phase, mitreißende Partien in europäischen Nächten, könnten die Aufmerksamkeit für den Verein noch deutlich erhöhen. 

(Photo LLUIS GENE/AFP/Getty Images)

Hohe Einnahmen und spannende Zugänge

Hirving Lozano (24) verließ den Verein mittlerweile für fast 40 Millionen in Richtung Neapel, Steven Bergwijn (21) blieb dagegen über den Sommer hinaus erhalten. Ein wichtiger Punkt in der Kaderplanung der Niederländer, ist es doch in der heutigen Marktsituation keine Selbstverständlichkeit einen Spieler seiner Qualität in der Eredivisie zu halten. Neben Lozano verließ auch Kapitän Luuk de Jong (29) den Verein für 12 Millionen Richtung Sevilla, dazu auch noch Angelino (22), der für den gleichen Betrag zu Manchester City ging.

Die PSV hat ordentlich Geld eingenommen, aber auch ordentlich an Stammspielern und Qualität verloren. Nicht alles wurde reinvestiert, dennoch kann man ein paar spannende Transfers verbuchen. Zur Verstärkung der Defensive kam Timo Baumgartl vom Absteiger aus Stuttgart, 10 Millionen überwies man sich den Verteidiger. Bis jetzt scheint dies eine gute Investition gewesen zu sein.

Die Abwehr ist mit bis jetzt nur drei Gegentoren die gegenwärtig beste Defensive der Liga und der neue Innenverteidiger konnte sogar schon einen Treffer beisteuern. De Jong soll von Konstantinos Mitroglou (31), der bei seinen letzten Stationen nie restlos überzeugen konnte, ersetzt werden. Es wird zumindest spannend zu sehen sein, wie dieser Austausch auf Dauer gelingen kann. De Jong lieferte nicht nur konstante Zahlen, sondern war auch ein Leader im Team – zwei nicht einfache Punkte für Mitroglou.

Im Fokus: Bruma

Der Königstransfer auf Zugangsseite dürfte klar der Portugiese sein. Für 15 Millionen wechselte Bruma (24) aus Leipzig nach Eindhoven um das Erbe Lozanos anzutreten – ein auf mehreren Ebenen sehr interessanter Deal. So gilt Bruma als talentiert und ist Lozano von der Spielart tatsächlich sehr ähnlich, bringt ein enormes Tempo auf den Flügel und ermöglicht van Bommel weiterhin auf bewährte Spielmechanismen zu bauen.

Zwei Sprinter mit Zug nach innen auf dem Flügeln und ein physisch robuster Stürmer im Zentrum bilden den Kern der Offensive. Dass Bruma für die PSV gewonnen werden konnte, darf man durchaus als größeren Erfolg werten. Denn auch wenn der Offensivmann bei Leipzig nicht in der ersten Reihe stand, ist es eher unüblich, dass ein Spieler solcher Qualität aus Deutschland in die Niederlande geht. Diese Entscheidung hat dennoch das Potenzial für Spieler- und Vereinsseite eine sehr gute Wahl zu werden.

Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Prognose

PSV Eindhoven hat gerade mit den Gegnern Rosenborg und LASK eine machbare Gruppe erwischt und dürfte sich, wenn alles wie erwartet läuft, ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sporting um Platz 1 in der Tabelle liefern. Mit Bruma und Bergwijn liegt die große Stärke der Truppe van Bommels weiterhin auf dem Flügeln und im extrem hohen Umschalttempo. Sollte man dies auch auf europäischer Ebene präsentieren können, steht einer schön anzusehenden und erfolgreichen Kampagne auf internationalem Level wenig im Weg. Die PSV, ihr Kader und die Spielidee haben durchaus das Potential das „Ajax der Europa League“ zu werden und für ordentlich Wirbel zu sorgen.

Julius Eid

LASK

(Letzte Saison: Nicht qualifiziert)

Schon im vergangenen Jahr hätte der Linzer Athletik-Sport-Klub beinahe an der Europa League teilgenommen, doch letztendlich erwies sich Besiktas in der Qualifikationsrunde als zu stark. Auch in diesem Jahr musste der Klubs aus der oberösterreichischen Landeshauptstadt in einer Ausscheidung teilnehmen, doch dieses Mal ging es um die Königsklasse! Dabei setzte sich der Vizemeister des Landes sensationell in der dritten Runde als Außenseiter gegen den FC Basel durch. In der finalen Runde zog die Mannschaft von Trainer Valerien Ismael (43) dann aber den Kürzeren gegen Club Brügge (0:1, 1:2). Dennoch stellen auf diese Erfahrungen einen weiteren Meilenstein in der „Renaissance“ des Vereins in den letzten Jahren dar.

(Photo by BRUNO FAHY/AFP/Getty Images)

Auferstehung deluxe

Vor noch vor zwei Jahren wäre ein solches Statement ins Lächerliche gezogen worden, machte der LASK doch in der jüngeren Vergangenheit wohl die härteste Phase seiner Vereinsgeschichte durch. So erhielt der Klub im Frühling 2012 keine Lizenz für die zweite Bundesliga und stürzte in den Amateurbereich ab. Über die nächsten Jahre mussten sich die Fans stets um die Existenz des Klubs fürchten, mehrmals standen die Linzer vor dem Konkurs.

Als wegweisendes Ereignis sollte sich eine Verpflichtung für die Trainerbank im Jahr 2015 erweisen: Oliver Glasner kam vom SV Ried und schaffte zwei Jahre später mit der Mannschaft nach sechs Jahren Abstinenz den Sprung zurück ins Oberhaus. Im Aufstiegsjahr landete LASK gleich auf dem vierten Rang. Die folgende Saison wurde dann die erfolgreichste Spielzeit der jüngeren Vereinsgeschichte werden: Mit dem zweiten Rang feierte man in Linz das beste Abschneiden seit der letzten Meisterschaft im Jahr 1965!

Doch damit ging auch die „Ära Glasner“ in Linz zu Ende, solche Leistungen wecken logischerweise auch Begehrlichkeiten anderer Vereine. Am Ende gewann der VfL Wolfsburg das Werben um den Übungsleiter, seit wenigen Wochen bekleidet nun Valerien Isamel den Job an der Seitenlinie. Kann der ehemalige Bundesliga-Spieler (und ebenso ehemalige Wolfsburg-Trainer) die beeindruckende Entwicklung fortsetzen?

Etablierung schreitet voran

Bisher gibt es an der eben aufgeworfenen Fragestellung wenig zu verneinen. Nach sechs absolvierten Partien in der aktuellen Runde steht der Vizemeister erneut auf dem zweiten Platz, natürlich hinter dem Serienmeister aus Salzburg, der noch ohne Punktverlust ist. Mit dem Start dürfte man also durchaus zufrieden sein, wenn auch die jüngst schwächeren Auftritte zuhause latent bedenklich wirken: Gegen Tirol ließ Linz schon zwei Punkte liegen, bevor man in der heimischen Raiffeisen Arena eine ärgerliche 1:2-Pleite gegen den Wolfsberger AC einstecken musste und sich damit mit einer Niederlage in die Länderspielpause verabschiedete.

Die Schwäche-Phasen kamen während den „englischen Wochen“ mit der Champions League-Qualifikation zustande, es bestehen mithin berechtigte Zweifel, inwiefern die Mannschaft der Doppelbelastung trotzen kann. Um auf mehreren Hochzeiten tanzen zu können, haben die Linzer ihre Truppe in diesem Sommer in allen Bereichen verstärkt.

(Photo by Andreas Schaad/Bongarts/Getty Images)

Unter welchen finanziellen Bedingungen dabei vorgegangen werden musste, wird durch die drei kostspieligsten Deals untermalt: Für jeweils 500.000 Euro fanden Rene Renner (25, SV Mattersburg), Petar Filipovic (28, Konyaspor) und Marvin Potzmann (25, Rapid Wien) den Weg nach Oberösterreich. Mit Valentino Müller (20, SCR Altach), Daniel Jelisic (19, FC Bayern München II) und Andriko Smolinski (19, FC Schalke U19) konnten zudem zum Beispiel drei interessante junge Spieler ablösefrei unter Vertrag genommen werden.

Das Scouting des Vereins war sowieso an Talenten aus dem In- und Ausland orientiert: Weitere Neuzugänge unter 23 Jahren finden sich mit Thomas Sabitzer (18, SV Kapfenberg, Cousin von Nationalspieler Marcel) und vor allem Marko Raguz (21, Juniors OÖ), auf welchen noch später konkret eingegangen werden soll.

In finanzieller Hinsicht bringen solche Investitionen neben hoffentlich versteckter sportlicher Qualität irgendwann auch einen ordentlichen Gewinn, wie dies beim Abgang von Joao Victor (25, VfL Wolfsburg, 3,5 Millionen Euro) der Fall war, den es mit seinem Coach nach Niedersachsen zog. Ansonsten sind auf der Abgangsseite die Wechsel von Maximilian Ullmann (23, Rapid Wien, 500.000 Euro), Bruno (25, Olympiakos Piräus, 500.000 Euro) und Dogan Erdogan (28, Trabzonspor, 200.000 Euro) zu nennen.

Lässt man den Abgang von Victor außer Acht, dann dürfte Neu-Coach Ismael sogar einen etwas stärkeren Kader zur Verfügung haben. Jedenfalls scheint der Franzose keine Abkehr von dem intensiven Glasner-Pressing vorzunehmen. Auch unter ihm agiert Linz bisher fast immer mit einer 3-4-3 Formation, selbst in solch wichtigen Spielen wie gegen Brügge blieb Ismael dieser Taktik treu.

Das Herzstück bildet dabei die Doppel-Sechs bestehend aus James Holland (30) und Peter Michorl (23), der mit vier Assists in der Bundesliga der beste Vorlagengeber der Linzer ist. Auf den Außenbahnen rotierte Ismael bisher recht häufig, fast immer zum Einsatz kommt aber bisher Neuzugang Potzmann. Auch in der Sturmmitte konnte sich noch kein Spieler richtig fest spielen, denn sowohl der Brasilianer Klauss (22) als auch der bereits erwähnte Raguz wussten zu überzeugen.

Dagegen scheint die defensive Dreierkette personell deutlich weniger flexibel zu sein: Im Wesentlichen halten Kapitän Gernot Trauner (27), Philipp Wiesinger (25) und Markus Wostry (27) den Laden vor dem exzellenten Stammkeeper Alexander Schlager (23) zusammen. Und sollte aus diesem Trio mal jemand ausfallen, steht niemand Geringeres als Emanuel Pogatetz (36) bereit!

Im Fokus: Marko Raguz

Wenn man auf dem Markt schon kleiner Brötchen backen muss, dann schmecken genau solche Deals erst recht: Raguz wechselte aus der zweiten österreichischen Liga zum LASK und machte gleich in den ersten Wochen von sich reden. In der Bundesliga ist der Stürmer mit bereits drei erzielten Toren der beste Torschütze der Mannschaft. Dabei ist gerade sein Doppelpack beim 2:1 Auswärtssieg bei Rekordmeister Rapid Wien hervorzuheben, als er das Spiel mehr oder weniger alleine entschied.

Raguz besticht durch klassische Stürmer-Qualitäten. Der Schlacks sucht (vergleichbar wirkt hier der Wolfsburger Wout Weghorst) stets schnell den Abschluss, vor allem sein starkes Kopfball-Spiel sticht klar hervor. Durch seine Robustheit gewinnt viele Luftduelle, daher kommt der 21-Jährige zwangsläufig zu vielen Abschlüssen. Diese sollte er weiterhin regelmäßig verwerten, denn mit Klauss hat Raguz einen starken Konkurrenten. Dennoch lässt sich bereits jetzt sagen, dass LASK in der zweiten Liga einen richtigen soliden Angreifer gefunden hat.

Prognose

Mit einem Mannschaftswert von gerade einmal 25 Millionen Euro wirkt der LASK in diesem Wettbewerb wie ein Exot. Allerdings vergessen viele Beobachter mittlerweile recht häufig, dass dies nicht der entscheidende Faktor ist. Die Mannschaft ist eingespielt und setzt auch unter dem neuen Trainer auf den gleichen Stil. Viele junge Spieler erhalten die Chance sich nun auf internationalem Terrain zu beweisen und womöglich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Der LASK geht somit als leichter Außenseiter in sein Europapokal-Comeback, aber keineswegs als Kanonfutter, denn wer den FC Basel aus der Qualifikation schmiss und fast in der Champions League landete, ist dies gewiss nicht. Den Linzern ist daher durchaus eine „Überraschung“ zuzutrauen, die bei all den genannten Punkten eine solche gar nicht mehr derart wäre.

Marius Merck

Rosenborg BK

(Letzte Saison: Gruppenphase EL)

Mit Rosenborg BK befindet sich ein nationaler Meister in der Europa League. In der letzten Saison in Norwegen konnte man sich den Titel mit 64 Punkten aus 30 Spielen relativ souverän im Heimatland sichern und damit den Weg in die Qualifikation zur Champions League finden. Diese wurde allerdings, deshalb befinden wir uns hier nun in der Vorschau auf die Europa League, nicht erfolgreich bestritten.

Gegen Dinamo Zagreb war nach einer Niederlage und einem Unentschieden früh Schluss mit dem Traum von der ganz großen Bühne. Das letzte Mal in der Königsklasse sah man Rosenborg 2007. In der Europa League war man hingegen in den letzten vier Jahren immer präsent, kam allerdings nie über die Gruppenphase hinaus. Eine Geschichte, die sich in diesem Jahr wahrscheinlich wiederholen wird.

Die Saison in Norwegen läuft zusätzlich bisher nicht so wie gewünscht. Nach 20 absolvierten Spielen steht man nur auf Platz 4, zehn Punkte fehlen schon zu Spitzenreiter Molde. Sollte diese Konstellation so bleiben, dürfte es, für mehr als ein Jahr, die letzte Chance sein sich international zu präsentieren.

Fehlende Balance

Doch die Chance, dies möglichst lange zu tun, dürfte nicht allzu groß sein. Rosenborg ist nicht nur mit einem Gesamtkaderwert von 18 Millionen Euro meilenweit von den Konkurrenten Sporting und Eindhoven entfernt, auch die spielerische Ausrichtung in diesem Jahr macht wenig Hoffnung. Unter Trainer Eirik Horneland (44) funktionieren weder die Offensive noch die Defensive wie gewünscht.

Eine recht magere Ausbeute von 31 Toren nach 20 Spielen lesen sich für den amtierenden Meister ähnlich deprimierend wie die 25 kassierten Gegentore. Auch Stammtorhüter André Hansen (29) ist hier ein negativer Faktor, fiel immer wieder durch Unsicherheiten auf und kann die oft instabil wirkende Hintermannschaft rund um Tore Reginiussen (33) nicht ordnen, wenn es nötig ist. Selbst für norwegische Verhältnisse präsentiert sich Rosenborg wie eine sehr durschnittliche Mannschaft. Die Grundausrichtung der Norweger ist ein 4-3-3, die Spielidee beinhaltet durchaus moderne Ansätze.

Rechtsverteidiger Hedenstad (28) schaltet sich zum Beispiel immer wieder auch in der Offensive ein, so wie es bei vielen Systemen dieser Art überall in Europa „State of the Art“ ist. Doch die gutgemeinten Mechanismen Horkelands greifen zu selten, die eben zitierte Torstatistik belegt: Es fehlt die Balance zwischen den Mannschaftsteilen.

Wirkt es teilweise so, als würde man zugunsten einer offensiven Idee die Defensive risikoreich interpretieren, können die letztendlich erzielten Tore (beziehungsweise die eben nicht erzielten Tore) diesen Ansatz nicht rechtfertigen. Für Außenstehende mag es deshalb verwundern, dass der Coach auch nach 20 Spielen noch fest im Sattel sitzt. Denn auch die letzten Partien waren eher ein Beispiel für Stagnation als Fortschritt.

Photo by Martin Rose / Bongarts

Im Fokus: Mike Jensen

Der Kapitän der Truppe aus Norwegen ist zeitgleich auch der Schlüsselspieler Rosenborg und ein echtes Urgestein. Mit 31 Jahren spielt Mike Jensen nun seit sechs Jahren für den Klub und ist absolut unumstritten. Nur ein Spiel aufgrund einer Sperre verpasste der Däne in der laufenden Saison, ist in der Zentrale des 4-3-3 immer die erste Anspielstation und mit vier Toren zudem auch noch der zweitbeste Torschütze des Teams.

Vier weitere Assists sorgen für immerhin für einen Wert von 25 Prozent direkte Torbeteiligungen an der gesamten Ausbeute nach 20 Spielen. Jensen ist personifizierter Führungsspieler und auch deshalb wird in allen Duellen der Gruppenphase viel Druck auf seinen Schultern lasten. Nur wenn er es schafft sein Team zu herausragenden Leistungen zu führen und zu motivieren, können die Mannen aus der Eliteserien sich überhaupt etwas Hoffnungen machen.

Photo by Trond Tandberg / Getty Images Sport

Prognose

Rosenborg ist klarer Underdog. Selbst als amtierender Meister Norwegens wäre dies der Fall, die mangelhaften Leistungen in der laufenden Saison unterstreichen diese Einschätzung allerdings noch einmal fett. Teams wie Sporting und Eindhoven sind in ihrer Spielanlage deutlich ausgereifter und dürften den Norwegern in beiden Duellen kaum eine Chance lassen. Ein Weiterkommen dürfte also einer kleinen Sensation gleichen. Sympathisanten des Ballklubs aus Norwegen sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, das Team in näherer Zukunft nicht mehr auf europäischer Bühne bewundern zu dürfen. 

Julius Eid

Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images


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