Europa League | Arsenal vs. Valencia – Augenhöhe und viele Parallelen

2. Mai 2019 | Champions League | BY Piet Bosse

Vorschau | Arsenal London empfängt den FC Valencia zum Halbfinalhinspiel der Europa League und startet zum zweiten Mal hintereinander den Anlauf ins Finale. Der FC Valencia hält die spanische Flagge hoch in einem Wettbewerb, der iberischen Teams liegt. Beide Clubs haben das Halbfinale souverän erreicht, suchten zuletzt jedoch ihre Form.

Anpfiff der Partie ist am Donnerstag, 21 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Die Viertelfinalspiele: Überraschungserfolg und Favoritensieg

Arsenal gewann überaschend deutlich gegen den SSC Neapel mit 2:0 im heimischen Emirates Stadium und 1:0 bei den Italienern. Der Erfolg im Hinspiel war ausschlaggebend für den Halbfinaleinzug, sowohl im Sechzehntel- als auch im Achtelfinale verloren die Gunners ihre Hinspiele in Baryssau (0:1) und in Rennes (1:3). Zunächst Heimrecht zu haben, entpuppte sich gegen Neapel als Vorteil.
Arsenal legte angriffsfreudig los und kreierte sich viele Chancen. Als Aaron Ramsey die „Gunners“ in der 15. Minute in Führung brachte, war Ainsley Maitland-Niles bereits durch einige gute Aktionen im gegnerischen Strafraum aufgefallen. Zehn Minuten später brachte ein agiles Solo Lucas Torreiras die 2:0 Führung. Die ersten 40 Minuten waren geprägt von Londoner Dominanz, alleine Aubameyang vergab zwei gute Möglichkeiten. Nachdem Neapel besser ins Spiel kam erarbeitete Emerys Team sich weniger torgefährliche Aktionen, die Gelegenheiten wurden aber stets sehr sauber herausgespielt. Napolis Keeper Meret verhinderte mit einigen Paraden ein englisches Schützenfest, sodass die Ausgangsposition für das Rückspiel aus Arsenal-Sicht besser hätte sein müssen.

In Neapel zeigten die Gäste sich zunächst konteranfällig und ließen Napoli zunächst gewähren. Die Mannen vor Petr Cech verteidigten gut, machten die Räume eng und ließen gegen angriffswütige Napolitaner wenig zu. Typisch für Arsenals verhaltenes Angriffsspiel war die Führung durch eine Standardsituation, als Alexandre Lacazette einen Freistoß aus ca. 25 Metern direkt verwandelte. Im zweiten Durchgang kam Arsenal zu mehr Chancen, erneut vergab Aubameyang mehrmals. Besonders bemerkenswert war Arsenals Abwehrleistung, man war stets gut organisiert und lies nur wenige Chancen der Italiener zu.
Im großen und ganzen setzte sich Arsenal souverän gegen den SSC Neapel durch, im Hinspiel war die Offensive besonders gut und im Rückspiel die Defensive spielentscheidend. Das Weiterkommen war nach starkem Beginn im Hinspiel zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet.

Valencia setzte sich im spanischen Duell gegen den FC Villareal klar mit 3:1 und 2:0 durch. Ein Auswärtssieg im Hinspiel stetzte deutlich Kurs in Richtung Halbfinale.
Schon nach sechs Minuten ging der Gast durch Goncalo Guedes mit dem Nachschuss eines parierten Elfmeters in Führung. Nach Villareals Ausgleich vom Elmeterpunkt, war die Abwehr der „Fledermäuse“ für kurze Zeit unsicher und war kurz vor der Pause auf Keeper Neto angewiesen, der in Halbzeit zwei mehrmals sehr aufmerksam parierte. Ein enges Spiel wurde in der Schlussphase zu gunsten Valencias entschieden, als Daniel Wass einen Konter abschloss und Goncalo Guedes es ihm in der Nachspielzeit gleichtat. Die Gastelf war in vielen Phasen der Partie passiv eingestellt und machte den Eindruck, ein 1:1 würde für das Rückspiel reichen. Die Effektivität im Konterspiel war schließlich der entscheidende Vorteil.

Im heimischen Estadio Mestalla legte man eine Woche später mit viel zug zum Tor los. Außenverteidiger Toni Leto traf früh und bereits nach 12 Minuten war seinem Team das Halbfinale kaum noch zu nehmen. Valencia spielte weiterhin nach vorne und gab hohes Tempo vor, einzig die Chancenverwertung war nicht zufriedenstellend. In der zweiten Halbzeit traf Valencia wieder früh, ein Freistoß von Dani Parejo wurde von der Mauer entscheidend abgefälscht. Anschließend ließ Valencia, wie auch im Hinspiel, den Gegner angreifend und zog sich zurück.
Wie der FC Arsenal kam auch Valencia ungefährdet weiter und wurde der Favoritenrolle gerecht. Besonders Goncalo Guedes stach mit zwei Toren im Hin- und einer Volage im Rückspiel heraus. Das einzige Manko Valencias sind die passiven Phasen in beiden Spielen, die aber wahrscheinlich der eigenen Überlegenheit geschuldet waren.

Arsenal: Schwache Spanien-Bilanz und Heimspiel-Hoffnung

Im vergangenen Jahr scheiterten die Londoner bei ihrer Europa-League Premiere im Halbfinale an Atletico Madrid. Diesmal wartet erneut ein spanisches Team in der Vorschlussrunde, was nicht für den FC Arsenal spricht: Die letzten vier KO. Duelle gegen spanische Teams brachten Arsenal immer das Aus: Gegen den FC Barcelona hatte man 2010 im Viertelfinale, und 2011 sowie 2016 im Achtelfinale der Champions League das Nachsehen. Letztes Jahr gab es das bereits thematisierte Aus gegen Atletico Madrid.
Beide bisherigen direkten KO. Duelle gegen Valencia gingen ebenfalls an die Spanier: Im Endspiel des Europapokals der Pokalsieger 1980 setzten sich die „Fledermäuse“ im Elfmeterschießen durch und zogen 2001 über Arsenal ins Halbfinale der Champions League ein.

Neben der Statistik spricht auch die aktuelle Form gegen die „Gunners“: Die letzten drei Ligaspiele verlor man allesamt und agierte vor allem beim 0:3 in Leicester arg uninspiriert. In den letzten fünf Ligaspielen holte Arsenal zudem nur drei Punkte, musste allerdings dreimal auswärts ran.
Im heimischen Emirates-Stadium ist der FC Arsenal unter Unai Emery zzu einem Spitzenteam gereift. In dieser Spielzeit gewannen die „Gunners“ 21 von 26 Heimspielen und gewannen acht der letzten neun Heimauftritte.
Für Arsenals Trainer werden die Spiele gegen Valencia besondere sein: Von 2008 bis 2012 stand er an der dortigen Seitenlinie.

Defensivstärke dank Dreierkette

2:3, 1:3, 0:3. Liest man die Ergebnisse der vergangenen drei Ligapartien der „Gunners“, kann es eigentlich nur besser werden. Jeweils drei Gegentore kassierten Unai Emerys Jungs in den letzten drei Spielen, während offensive Erfolgserlebnisse abnahmen. Die Abwehrschwäche ist umso erstaunlicher, wenn man sich die Bilanz in der Europa League ansieht: Dort blieb Arsenal in neun von zwölf Partien ohne Gegentreffer und kassierte im gesamten Wettbewerb nur vier Treffer. Gegen Neapel hielt die Abwehr 180 Minuten lang dicht.

Die Dreierkette aus Nacho Monreal, Laurent Koscielny und Sokratis stellt sich bei Ballbesitz breit auf, weil die Außenverteidiger Sead Kolasinac und Ainsley Maitland-Niles aufrücken und sich ins Angriffsspiel einschalten. Hat der Gegner den Ball, stehen alle Verteidigerauf einer Höhe und bilden eine Fünferkette. Die drei Innenverteidiger rücken enger aneinander und verdichten das Zentrum. Kolasinac besetzt die Position Monreals und Maitland-Niles nimmt Sokratis Platz ein, während Koscielny in der Mitte bleibt. Insgesamt ist die Abwehr dann natürlich breiter aufgestellt.

Zuletzt ließ Unai Emery zweimal mit Viererkette spielen. Beim 1:3 in Wolverhampton kam Sead Kolasinac nur von der Bank, während beim 0:3 bei Leicester City Nacho Monreal und Laurent Koscielny fehlten. Letzterer wurde durch Shkodran Mustafi ersetzt. Nachdem die Umstellung zuletzt nicht funktionierte und die vorherige Formation Arsenal in den letzten drei Ligaspielen drei weiße Westen bescherte, dürfte Trainer Emery gegen offensiv- und konterstarke Valencianer wieder auf eine Dreier- bzw. Fünferkette umstellen.

Valencia: Schlechte Form, gute Europa-Bilanz

Wie beim kommenden Gegner stimmen auch in Valencia die derzeitigen Ergebnisse nicht, in der Liga setzte es zuletzt zwei Niederlagen. Man verlor, genau wie Arsenal, das letzte Heimspiel und ist, genau wie Arsenal, extrem stark im eigenen Stadion. In den vergangenen 21 Heimspielen gab es nur eine Niederlage. Treffen zwei heimstarke Teams aufeinander, ist das Auswärtsspiel umso wichtiger. Die Bilanz auf fremden Plätzen ist sehr ausgeglichen: In dieser Spielzeit gab es bislang neun Siege, zehn Punkteteilungen und acht Niederlagen.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Hoffnung macht den Gästen aber ihre europäische Bilanz. Von den letzten sieben Partien wurden sechs gewonnen und einmal spielte Valencia Remis. Das Sechzehntelfinale gegen Celtic Glasgow war eine klare Sache, während man im Achtelfinalrückspiel in Krasnodar beim 1:1 nur knapp einer Verlängerung entging. Das fünfte Mal nehmen die „Fledermäuse“ an der Europa Leagur teil. Kurios: in drei Fällen, wie auch in dieser Saison, kamen sie als Gruppendritter aus der Champions League. Zum dritten Mal stehen sie auch im Halbfinale, eine Finalteilnahme gelang, wie auch dem FC Arsenal, noch nie. Die Vorgängerwettbewerbe UEFA Cup und den Europapokal der Pokalsieger, konnte Valencia jeweils einmal gewinnen. Neben dem Sieg über den FC Arsenal 1980 gewann man 2004 den UEFA Cup mit einem 2:0 über Olympique Marseille. Die spanische Bilanz in UEFA Cup und Europa League ist seit Valencias letztem Triumph beeindruckend: in den vergangenen 14 Jahren gewann neun Mal ein spanisches Team.

Vielseitiger Außenbahn-Angriff

Die Offensivabteilung der Spanier lebt von ihrem Spiel über die Flügel. Goncalo Guedes ist auf der linken, und Ferran Torres auf der rechten Seite gesetzt. Gerade Guedes wusste zuletzt zu überzeugen, steuerte in Liga und Europa League in den vergangenen Wochen jeweils drei Tore und eine Vorlage bei. Aber auch Torres besticht durch sein hohes Tempo, was ein wichtiges Element in Valencias Spiel ist. Im Viertelfinale gegen Villareal war das Konterspiel der Trumph von Marcelinos Team. Die Vollendung der Konter obliegt meistens Kevin Gameiro und Rodrigo, mit acht, bzw. elf wettbewerbsübergreifenden Saisontoren haben die Stürmer ihre Gefahr nachgewiesen. Besonders Gameiro scheitert jedoch regelmäßig bei Großchancen. Das Herz der Mannschaft ist Kapitän Dani Parejo. Der defensive Mittelfeldspieler organisiert das Spiel mit seinen Pässen und tritt gefährliche Freistöße.

Prognose

Im Duell zweier heimstarker Teams liegt der Druck beim FC Arsenal. Schafft Unai Emery es sein Team wieder zu stabilisieren, stehen Arsenals Hinspielchancen gut. Nimmt Valencia mindestens einen Punkt aus London mit, ist die Tür zum Finale in Baku weit auf. Im gesamten Halbfinale ist der FC Valencia in einem Duell auf Augenhöhe leichter Favorit.

Mögliche Aufstellungen:

Arsenal: Cech – Monreal, Koscielny, Sokratis – Kolasinac, Torreia, Xhaka, Maitland-Niles – Özil – Lacazette, Aubameyang

Valencia:Neto – Gayà, Gabriel Paulista, Garay, Wass – Guedes, Coquelin, Parejo, Torres – Gameiro, Rodrigo

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Piet Bosse

Fasziniert von diesem einen langen Pass in die Spitze. Hat eine Schwäche für deutschen und französischen Fußball. Seit 2019 bei 90PLUS.


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