Dortmund vs Schalke: Das Geisterderby

16. Mai 2020 | Vorschau | BY Victor Catalina

Vorschau | Unter strengen Auflagen nimmt die Bundesliga den Betrieb wieder auf – mit dem Spiel der Spiele, dem größten Derby, das dieses Land und diese Liga zu bieten haben. Während in Dortmund ob der unruhigen und ungewissen Zeiten der Sicherheitsaspekt hervorgehoben wird, macht sich auf Schalke Optimismus breit. Doch eine Frage bleibt: Derby ohne Fans – geht das?

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 15:30 Uhr, Live bei Sky.

Borussia Dortmund: Ein blutendes Herz und Lob für die DFL

Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Michael Zorc waren auf der virtuellen Spieltagspressekonferenz um Realismus bemüht. Es ist eine besondere Situation. Zwar beträgt der Rückstand auf den FC Bayern weiterhin nur vier Zähler, den Titel hat Zorc – vorerst – aber nicht im Blick: „Ich glaube, das ist jetzt nicht der Moment, um über Meisterschaft zu reden und zu diskutieren. Sondern, das sind für alle extrem neue und auch fremde Umstände. Wir müssen uns darauf einstellen, darauf kommt’s an am Samstag und natürlich wollen wir dieses Spiel gewinnen.“

Ungewohnt dürfte neben der erneuten Aufnahme des Spielbetriebs auch die Atmosphäre im Stadion sein. Dortmunds Gelbe Wand wird auf absehbare Zeit grau bleiben: „Es ist fremd, und gerade bei einem Derby ohne Zuschauer blutet einem das Herz. Wenn unsere Fans nicht da sind, wenn die Südtribüne nicht da ist, brauchen wir ein höheres Maß an Eigenmotivation und Eigendynamik, um erfolgreich zu sein.

Personell muss Dortmund allerdings einige Tiefschläge einstecken: Mit Axel Witsel, Emre Can, Dan-Axel Zagadou und Kapitän Marco Reus fallen vier Stammspieler sicher aus. Dafür könnten unter anderem Julian Brandt oder Thomas Delaney, der im Hinspiel Ende Oktober zum letzten Mal für den BVB auf dem Platz stand, ihre Chance bekommen. Manuel Akanji könnte den Platz von Zagadou in der Dreierkette einnehmen.

Trotz Verletzungen und Sicherheitsmaßnahmen scheint bei Borussia Dortmund aber die Vorfreude zu überwiegen. Zorc: „Ich glaube, dass sich alle freuen, wieder Fußball spielen und ihren Beruf ausüben zu können.“

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

FC Schalke 04: Wagner vor Geisterderby optimistisch

Allen Grund für Vorfreude hat auch Königsblau. Von den letzten neun Bundesligaspielen gegen Borussia Dortmund – allen, seit der Saison 2015/16 – verlor Schalke lediglich zwei. Auch im Stadion ihres Rivalen in schwarzgelb scheinen sie sich zunehmend wohler zu fühlen: Vor zwei Jahren holte Schalke einen 0:4-Halbzeitrückstand auf, letztes Jahr überraschten sie mit einem 4:2-Auswärtssieg.

Grundoptimistisch war auch Trainer David Wagner auf der virtuellen Spieltagspressekonferenz: Er freue sich, „wie die Jungs auch, dass es wieder losgeht, dass es weitergeht, dass wir wieder loslegen können. Es ist eine extreme Situation für uns alle gewesen – sowohl im Privaten als auch beruflich. Die Jungs haben sich super zusammengerissen und das Beste daraus gemacht“.

Im Derby selbst will Schalke dem BVB mit großem Variantenreichtum begegnen. Zwar werden mit Ozan Kabak, Omar Mascarell und Benjamin Stambouli drei wichtige Spieler fehlen, trotzdem sei die Mannschaft noch flexibel genug: „Wir sind sehr variabel, was Formationen sowie Angriffslinien und Angriffshöhen angeht. Es ist ein Vorteil, dass wir diese Varianten schon mal gespielt haben.“

Personell stehen als Ersatz für Kabak der nach langer Verletzung wieder genesene Salif Sané oder Barca-Leihgabe Jean-Clair Todibo zur Verfügung. Für Mascarell spielte schon beim 1:1 gegen Hoffenheim Alessandro Schöpf an der Seite von Weston McKennie in einem 3-4-3.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Prognose

Die letzten beiden Derbys im Signal-Iduna-Park waren per Definition Spektakel. Zwei Spiele, 14 Tore, dazu drei Platzverweise. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie die Spieler mit der ungewohnten Situation umgehen. Es wäre zu erwarten, dass sich die Qualität im Dortmunder Angriff durchsetzt, aber diese Begegnung hat in den letzten beiden Jahren gezeigt, dass sie alles ist – nur nicht logisch.

Mögliche Aufstellungen:

Borussia Dortmund (3-4-3): Bürki – Akanji, Hummels, Piszczek – Guerreiro, Delaney, Brandt, Hakimi – Hazard, Sancho, Haaland
Trainer: Lucien Favre

FC Schalke 04 (3-4-3): Schubert – S. Sané, Todibo, Nastasic – J. Kenny, Schöpf, McKennie, Oczipka, Raman, Matondo, Burgstaller
Trainer: David Wagner

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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