Die „neue“ Supercopa de España – Die wichtigsten Infos und die Halbfinal-Spiele

8. Januar 2020 | Vorschau | BY Christoph Albers

Vorschau | In dieser Saison findet die „Supercopa de España“, der spanische Supercup, erstmal in seinem neuen Modus statt. Mit dabei sind vier Teams: Meister Barcelona, Pokalsieger Valencia CF, sowie Atlético und Real Madrid. Alles Wissenswerte zum Modus und zu den Halbfinal-Spielen findet ihr hier.

Der Modus

Anders als bisher, ist der spanische Supercup nicht mehr nur das Duell des Meisters und des Pokalsiegers, sondern ein eigenes Mini-Turnier. Als Teilnehmer qualifizieren sich dabei in der Theorie der Meister (Barcelona), Vize-Meister (Atlético), Pokalsieger (Valencia) und Vize-Pokalsieger (Barcelona). In der Praxis gibt es dabei aber nahezu zwangsläufig Überschneidungen, sodass andere Teams nachrücken. 

So auch in diesem Jahr. Der FC Barcelona ist nämlich sowohl Meister, als auch Vize-Pokalsieger, sodass Real Madrid als Nachrücker mit von der Partie ist. Die „Königlichen“ sind als Pokal-Halbfinalist mit der besseren Pokalhistorie (im Vergleich zu Real Betis, das ebenfalls im Halbfinale stand) dabei. 

Gespielt werden insgesamt drei Spiele: Zwei Halbfinals (am 7.1./8.1.) und das große Finale (12.1.). Ausgetragen werden dabei alle Spiele in Saudi Arabien, genauer gesagt in Dschidda. Saudi Arabien bleibt übrigens auch in den kommenden Jahren Ausrichter, bis einschließlich 2022.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Geld. Der spanische Fußballverband soll angeblich 120 Millionen Euro dafür kassieren. Die Austragung außerhalb Spaniens ist dabei allerdings nicht völlig neu, denn schon in der letzten Saison wurde der Supercup in Marokko ausgetragen. Neu ist dafür aber die Terminierung im Januar, bisher wurde der Supercup stets direkt vor dem Ligastart ausgetragen. Die Ansetzung im Winter, während der laufenden Saison, wird vielerorts als kritisch angesehen. 

Doch nicht nur die zeitliche Ansetzung sorgt für Kritik. Auch das Gastgeberland steht im Fokus. So verzichtet ein öffentlich-rechtlicher Sender beispielsweise freiwillig auf die Übertragung, mit dem Verweis auf Menschenrechtsverletzungen in Saudi Arabien. Eine Konsequenz in der Haltung, die im Umfeld des Profi-Fußballs sonst selten an den Tag gelegt wird.

Und auch in den Stadien ist nicht mit einem großen Zuschaueransturm zu rechnen. Das liegt vor allem daran, dass aus Spanien wohl kaum Fans mit ihrer Mannschaft reisen werden. Die Gründe hierfür liegen ebenfalls auf der Hand: Die weite Anreise, die damit verbundenen Kosten, das vergleichsweise geringe Ansehen des Wettbewerbs und natürlich auch die Bedenken hinsichtlich des Austragungsortes. Selbst wenn sich die Karten vor Ort gut verkaufen, wird die Atmosphäre wohl nicht unbedingt berauschend sein.

Doch nun zum Sportlichen, den Halbfinalspielen.

Das Halbfinale

Valencia CF vs. Real Madrid (8.1., 20:00 (MEZ))

Valencia CF:

Der amtierende Pokalsieger ist mit einem 1:0-Sieg über Eibar gut ins neue Fußballjahr gestartet. Die Mannschaft von Trainer Albert Celades, der am Anfang der Saison Marcelino (nicht ganz geräuschlos) ablöste, ist damit seit mittlerweile sieben Pflichtspielen ungeschlagen, rückte in der Tabelle auf Rang 6 vor und steht außerdem im Achtelfinale der Champions League. Die „Fledermäuse“ sind also auf einem guten Weg und müssen sich nicht vor den „Königlichen“ fürchten, wie auch das 1:1 in der Liga vor nicht mal vier Wochen zeigt.

Allerdings hat man leichte Verletzungsprobleme zu beklagen, denn mit Piccini, Guedes, Manu Vallejo und vor allem Rodrigo fallen gleich vier Spieler verletzungsbedingt aus. Der Kader dürfte allerdings gut genug aufgestellt sein, um das aufzufangen. Spannend wird zudem, ob Celades im Tor weiterhin auf Jaume Domenech setzt oder Cillessen eine neue Chance einräumt.

(Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Real Madrid

Auch die „Merengues“ konnten 2020 mit einem Sieg beginnen. Gegen den FC Getafe konnte die Mannschaft von Zinedine Zidane mit 3:0 gewinnen und eine Serie von drei Remis in der Liga in Folge beenden. Der Auftritt war zwar nicht durchweg souverän (Getafe machte vor allem zu Beginn einen guten Eindruck), doch dafür sehr erfolgreich. Vor allem das dritte Tor war dabei ein eindrucksvoller Beleg der eigenen Stärke, ein perfekt ausgespielter Konter, der an die besten Zeiten unter Zinedine Zidane erinnerte.

Ob Ähnliches auch gegen Valencia gelingen kann, ist allerdings mehr als fraglich, denn mit Gareth Bale und Karim Benzema fallen zwei wichtige Offensivspieler mindestens für die gesamte Supercopa aus. Da Eden Hazard und Marco Asensio ebenfalls seit einiger Zeit verletzungsbedingt fehlen, drückt der Schuh offensiv schon gewaltig. Positiv: Mit Marcelo, James Rodriguez und Lucas Vazquez kehren aber immerhin auch drei Spieler zurück, die zuletzt gefehlt haben. Vor allem die Letztere könnten eine Rolle spielen, ebenso wie die zuletzt nicht so oft berücksichtigten Jovic, Brahim Diaz und Mariano, sowie die beiden Youngster Rodrygo und Vinicius Junior.

Prognose:

Der wichtigste Frage wird wohl sein, wer dieses Spiel ernster nimmt. Ansonsten ist Real Madrid, das in dieser Saison doch recht abhängig von Karim Benzema ist, personell doch sehr geschwächt. Valencia hat also durchaus eine gute Chance, zumal Real sich auch in der Liga erst Sekunden vor dem Abpfiff zu einem Remis retten konnte.

FC Barcelona vs. Atlético Madrid (9.1., 20:00 (MEZ))

FC Barcelona

Der FC Barcelona ist alles andere als gut ins Jahr 2020 gekommen. Gegen den Stadtrivalen Espanyol kam die Mannschaft von Trainer Ernesto Valverde nicht über ein 2:2 hinaus, sodass die Kritik am Übungsleiter immer lauter wird. Dabei konnte Barça zunächst sogar noch einen Rückstand in eine Führung drehen, ehe Frenkie de Jong Gelb-Rot sah und Wu Lei kurz vor dem Ende ausgleichen konnte. Doch nicht nur das Ergebnis war unbefriedigend, sondern vor allem die uninspirierte Leistung. Auch Lionel Messi, der erst zwei Tage vor dem Spiel ins Mannschaftstraining zurückkehrte, konnte daran nichts ändern. Im Ligaduell gegen Atlético Anfang Dezember war er es allerdings, der mit seinem Tor den Sieg brachte.

Personell gibt es unterdessen wenig Neues: Marc-Andre Ter Stegen fällt weiterhin aus, ebenso wie Arthur Melo und Ousmane Dembele. Ansonsten stehen alle Spieler zur Verfügung. Fraglich ist also in erster Linie, ob Valverde die Chance nutzt, um zu rotieren, oder ob er seine beste Elf aufbietet, um der zunehmenden Kritik nicht noch mehr Rückenwind zu geben.

(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Atlético Madrid

Die „Colchoneros“ sind, nach einer Schwächephase im Herbst, wieder back on track. Mit zuletzt vier Pflichtspiel-Siegen in Folge zog man ins Achtelfinale der Champions League ein und darf sogar darauf hoffen, doch noch ins Titelrennen eingreifen zu können. Der Rückstand auf Barça und Real beträgt nämlich nur noch fünf Punkte. Das Profil der Mannschaft ist unterdessen weiterhin unverändert: Hinten top, vorne mit Defiziten. In den besagten vier Spielen zuletzt erzielte die Mannschaft aber zumindest immer zwei Tore, was als echter Fortschritt zu werten ist. Dabei sind Standards natürlich ein sehr beliebtes Mittel, mit dem sie sicherlich auch gegen Barça durchaus gute Erfolgsaussichten haben.

Personell ist die Lage bei Atlético unterdessen recht entspannt. Mit Stefan Savic, Thomas Lemar und Diego Costa fallen nur drei Spieler aus, die wohl auch sonst nicht erste Wahl wären. Costa wäre zwar eine wertvolle Alternative in der Offensive, doch weil Angel Correa zuletzt einen guten Eindruck machte, fällt das wohl nicht allzu sehr ins Gewicht.

Prognose: Die wichtigste Frage ist auch hier die nach der Ernsthaftigkeit beider Teams. Sollte diese gleichermaßen gegeben sein, ist ein enges Spiel zu erwarten, ähnlich wie im Ligavergleich. Die gute Defensive und Standards sind Atléticos Faustpfand, während sich Barcelona momentan vor allem auf die individuelle Qualität (vor allem in der Offensive) berufen muss.

Zum Finale gibt es dann nochmal eine separate Vorschau. Sie kommt, wie gewohnt, am Morgen des Spieltags.

(Photo credit should read FADEL SENNA/AFP via Getty Images)

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Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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