Die große Premier League Vorschau (5/5) – Arsenal, Everton, Southampton & Swansea

10. August 2017 | Vorschau | BY Chris McCarthy

Am Freitag eröffnen der FC Arsenal und Leicester City die Premier League Saison 2017/2018. In unserer fünfteiligen Vorschau nehmen wir alle 20 Mannschaften unter die Lupe und nennen unter anderem auch 20 Newcomer, die man auf dem Zettel haben sollte.

Den letzten Teil der Vorschau schließen wir mit Arsenal, Everton, Southampton & Swansea ab.

Die anderen Teile sind unten verlinkt 

 

Arsenal FC

(letzte Saison 5. Platz)

Vorschau

Zum ersten Mal in seinen bald 21 Jahren als Trainer des FC Arsenal hat Arsene Wenger (67) die Champions League verpasst. Trotz der großen Kritik an seiner Person verlängerte der umstrittene Franzose seinen Vertrag ein weiteres Mal um zwei Jahre. Es ist wohl die letzte Chance, die Kritiker verstummen zu lassen.

(Photo by Steve Bardens/Getty Images)

Damit die Europa League eine Ausnahme bleibt, zeigte sich Wenger in diesem Sommer ungewöhnlich aggressiv auf dem Transfermarkt. Auch wenn es nicht klappte, die Bemühungen um Ausnahmetalent Kylian Mbappé (18) zeigten, dass das Trainerurgestein bereit ist, zu handeln. Nachdem man sich zunächst Sead Kolasinac (21) ablösefrei vom FC Schalke 04 sichern konnte, folgte Rekord-Neuzugang Alexandre Lacazette. Der Stürmer ist für das neu implementierte 3-4-2-1 eher kompatibel als der effiziente, allerdings etwas behäbige Olivier Giroud (30). Darüber hinaus ist es durchaus denkbar, dass der sich hochtalentierte und vielseitige Thomas Lemar (21) von der AS Monaco noch anschließt. Trotz der langwierigen Verletzung von Santi Cazorla (31) hätte man dann, auch durch die Rückkehr des anfälligen, aber so talentierten Jack Wilshere (24), plötzlich eine beeindruckende Tiefe im Mittelfeld. Granit Xhaka deutet übrigens nach starkem Saisonende und überzeugender Vorbereitung an, ein absoluter Leistungsträger zu werden.

Die wichtigsten „Verpflichtungen“ des Sommers bleiben jedoch (aller Voraussicht nach) Alexis Sanchez und Mesut Özil. Das kongeniale Offensivduo wird trotz auslaufender Verträge gehalten und soll die Gunners wieder in die Königsklasse schießen. Während sich der FA Cup Sieger beim deutschen Nationalspieler berechtigte Hoffnung auf eine Vertragsverlängerung machen darf, dürfte der Chilene aller höchstens durch einen außerordentlichen Saisonstart von einem langfristigen Verbleib zu überzeugen sein.

Das scheint den Nordlondonern egal zu sein. Die Rückkehr in die „Top-4“ ist nämlich weitaus mehr wert, als eine potentiell satte Ablösesumme für den Torjäger.

 

Prognose

Dies sollte, beflügelt von dem Systemwechsel, einem zusätzlich motivierten Arsene Wenger, der plötzlich hervorragenden Tiefe im Kader und einem lange vermissten reinen Knipser im Angriff auch gelingen. Talentiert genug war der Kader schon letztes Jahr. 2017 scheint das französische Urgestein fest entschlossen zu sein, die Gunners wieder auf die richtige Spur zu führen. 

 

Im Fokus

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Für Jack Wilshere, dessen Vertrag 2018 abläuft, ist es wohl die letzte Chance, beim FC Arsenal sein unglaubliches Potential endlich in die Tat umzusetzen. Der Engländer, der 2011 als 19-jähriger gegen keinen geringeren als den FC Barcelona das zentrale Mittelfeld dominierte, galt als der aufgehende Stern am englischen Fußballhimmel. Sechs Jahre und unzählige schwere Verletzungen später, steht der Herzblut-Gunner am Scheideweg. Kann er sich gegen die große Konkurrenz im Mittelfeld durchsetzen und vor allem endlich mal fit bleiben – oder gibt der Verein schweren Herzens auf, indem man vor Transferschluss doch noch die Reißleine zieht?

Newcomer

Vor der Saisonvorbereitung kannten wohl nur die eingefleischten Gooners Jugendspieler Reiss Nelson. Der 17-Jährige Engländer begeisterte beim Emirates Cup durch Schnelligkeit, Spielintelligenz und unberechenbare Dribblings. In der Europa League, aber sicherlich auch in den Pokalwettbewerben, sollte er die Chance bekommen, sich zu beweisen. Kann er hier überzeugen, und dazu hat er mehr als genügend Talent, dann wird Wenger nicht abgeneigt sein, ihn auch in der Liga einzusetzen.

Everton FC

(letzte Saison 7. Platz)

Vorschau

Aufgrund glücklicher Umstände hinsichtlich der nationalen Pokalsieger genügte dem FC Everton in dieser Saison sogar Rang sieben zur Teilnahme an der Europa League. Dass Soll wurde also mit etwas Glück erfüllt. Obwohl die Mannschaft im ersten Jahr unter der Leitung von Ronald Koeman (54) gute Ansätze zeigte, ist eine Leistungssteigerung alles andere als garantiert, denn die Toffees mussten wohl oder übel einen größeren Umbruch über sich ergehen lassen.

(Photo by Mark Robinson/Getty Images)

Gemeint ist natürlich primär der Abgang von Romelu Lukaku (24; Manchester United), der 85 Millionen Euro in die Kassen spülte. Auch Ross Barkley (22), der eine Verlängerung seines bis 2018 datierten Vertrags ablehnte, wird den Verein nach Aussagen des Trainers „zu 100%“ verlassen. Wohin es den Engländer zieht, ist bisher noch unklar. Beim talentierten, allerdings ineffektiven Gerard Deulofeu (22) zog der FC Barcelona seine Rückkaufoption.

Um diese namhaften Abgänge zu ersetzen, waren die Toffees schon sehr früh äußerst aktiv und sie werden es auch bleiben. Auf Torwart Jordan Pickford (23; Sunderland; 28,5 Millionen Euro), Innenverteidiger Michael Keane (24; Burnley; 28,5 Millionen), Mittelfeldspieler Davy Klaassen (24; Ajax; 27 Millionen), Angreifer Henry Onyekuru (20; Eupen; 8 Millionen); Stürmer Sandro Ramirez (22; Malaga; 6 Millionen) und Rückkehrer Wayne Rooney (31; Manchester United; ablösefrei) sollen noch einige neue Spieler folgen. Ganz heiß gehandelt wird beispielsweise Gylfie Sigurdsson (27; Swansea), der bis zu 60 Millionen Euro kosten könnte und Arsenal Stürmer Olivier Giroud (30; ca. 20 Millionen). Es ist nicht auszuschließen, dass die Ausgaben des FC Everton in diesem Sommer die 200-Millionen-Euro-Marke durchbrechen!

Die alles entscheidende Frage wird sein, ob Koeman die Neuzugänge schnellstmöglich integrieren und zu einem Kollektiv formen kann. Darüber hinaus müssen die 26 Tore von Lukaku erst einmal ersetzt werden, wenngleich diese Last sicherlich auf mehrere Schultern verteilt werden soll.

 

Prognose

Auf dem Papier hätten die Toffees, falls sich Giroud und/oder Sigurdsson noch anschließen, ihre prominenten Abgänge sicherlich kompensiert und hinsichtlich der Kaderqualität von allen Teams wohl den größten Sprung gemacht. Die Fans sollten trotz der heftigen Investitionen jedoch nicht zu viel erwarten. Ein erneuter Platz sieben wäre aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz und des massiven Umbruchs akzeptabel und realistisch. 

 

Im Fokus

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Alle Augen sind natürlich auf Wayne Rooney gerichtet, der nach 13 Jahren und zahlreichen Titeln zu seinem Heimatverein zurückkehrt. Wenngleich es spannend zu beobachten sein wird, was der stark abbauende 31-Jährige im Hinblick auf die WM 2018 verrichten kann, interessiert uns vor allem ein Mann: Sandro Ramirez. Der Spanier kam für verhältnismäßig günstige 6 Millionen Euro, erzielte in der vergangenen Saison 14 Saisontore und bereitete 5 weitere vor. Er hat, eine schnelle Eingewöhnungszeit vorausgesetzt, das Potential, eines der Schnäppchen des Sommers zu werden.

Newcomer

In der Rückrunde der vergangenen Spielzeit drängte sich Eigengewächs Tom Davis (19) mit gerade einmal 18 Jahren zunächst in die Stammelf und letztendlich in die Herzen der Fans. Der zentrale Mittelfeldspieler begeisterte mit seiner unbekümmerten und frechen Spielweise. Durch die Neuzugänge ist die Konkurrenz nun natürlich gewachsen, doch der Engländer, schon jetzt ein Publikumsliebling, hat das Zeug dazu, einen gewaltigen Sprung zu machen.

Southampton FC

(letzte Saison 8. Platz)

Vorschau

Jahr eins nach Ronald Koeman (54) lief für den FC Southampton aus tabellarischer Sicht gar nicht so übel. Platz acht trügt jedoch etwas, denn der Abstand auf Rang sieben (15 Zähler) war dabei größer als auf Abstiegsplatz 18 (12)! Folglich trennten sich die Saints nach nur einem Jahr von Trainer Claude Puel (55) und verpflichteten – ausnahmsweise freiwillig – in Mauricio Pellegrino (45) ihren vierten Trainer in fünf Jahren.

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Der Argentinier hat nach einem überraschenden neunten Platz mit CD Alaves eine herausfordernde Aufgabe vor sich. Der Kader ist nämlich beinahe identisch zu dem der Vorsaison. Einzig Jan Bednarek (21, Lech Posen, 6 Millionen Euro) verstärkt die Innenverteidigung. Genau dort haben die Saints auch den größten Rückschlag zu befürchten, denn Kapitän Virgil van Dijk (25) fühlt sich zu höherem berufen und wird den Verein wohl für eine Ablösesumme von knapp 60 Millionen Euro noch verlassen. Das ist auch das Thema der Sommerpause, denn der Klub weigern sich, trotz publik gemachtem Transferwuscnh, nach wie vor den Abwehrchef abzugeben.

Insgesamt verfügt der Kader u.a. in Ryan Bertrand (28), Dusan Tadic (28), Nathan Redmond (23), James Ward-Prowse (22), Oriol Romeu (25) oder Manolo Gabbiadini (25) über mehr als ausreichende Premier League Qualität. Wie auch bei Alaves wird Pellegrino seinen Fokus auf defensive Stabilität richten, sodass der bevorstehende Abgang von van Dijk, der ohnehin oft verletzungsbedingt fehlte, wohl im Kollektiv aufgefangen werden kann.

 

Prognose

Sollten die Transfereinnahmen für den Niederländer noch die Verpflichtungen von ein bis zwei Stammspielern ermöglichen, ist ein einstelliger Tabellenplatz durchaus im Bereich des Machbaren. Aufgrund der kränkelnden Offensive (nur 41 Tore) und der sicherlich zu erwarten Startschwierigkeiten unter Pellegrino, ist das für Jahr eins unter dem Argentinier vielleicht aber noch zu ambitioniert.

 

Im Fokus

(Photo by Ian Walton/Getty Images)

Es wird spannend zu beobachten sein, ob James Ward-Prowse (22), der mit 16 sein Pflichtspieldebüt gab, in der kommenden Saison den erhofften nächsten Schritt machen kann. In einer insgesamt eher durchwachsenen Saison waren die Leistungen des Eigengewächses, die ihn zu seinem ersten Auftritt für die Three Lions verhalfen, einer der wenigen Lichtblicke. Mit mehr Vertrauen des Trainers (als bisher unter Puel) und mehr Konstanz, hat er die Chance sich in den WM-Kader zu spielen.

Newcomer

Jack Stephens ist in der heutigen Zeit mit 22 Jahren schon fast am Rande des Talentstatus. Doch der Innenverteidiger gab erst im Januar dieses Jahres sein Erstliga-Debüt und deutete in der Abwesenheit von van Dijk an, wieso man in Southampton so große Stücke auf ihn hält. So groß, dass er in dieser Saison sogar auf Dauer in die großen Fußstampfen des Kapitäns treten könnte.

Swansea City AFC

(letzte Saison 15. Platz)

Vorschau

Nach gerade einmal drei Siegen in 20 Spielen und insgesamt drei Trainern an der Seitenlinie befand sich Swansea zum Jahreswechsel auf dem letzten Platz. Erst durch die Verpflichtung von Paul Clement (45) kam die Wende. Der ehemalige Assistenztrainer von Carlo Ancelotti (58) führte die Swans durch neun Siege, darunter ein beeindruckendes 3-2 beim FC Liverpool, auf einen sicheren Platz 15.

(Photo by Nigel Roddis/Getty Images)

Die schlechte Nachricht vorweg. Der Spieler, der mit 9 Toren und 13 Assists den größten Anteil an der Aufholjagd hatte, wird wohl nicht zu halten sein. Trotz mehreren abgewiesenen Offerten ist davon auszugehen, dass sich Gylfi Sigurdsson (27) letztendlich für ca. 60 Millionen Euro dem FC Everton anschließen wird. Sein Abgang wird für die Waliser, trotz der hohen Ablösesumme, unmöglich zu kompensieren sein.

Neben Roque Mesa (28, Las Palmas, 12,5 Millionen Euro) und Tom Carroll (25), der das zentrale Mittelfeld ohne Zweifel verstärkt, konnte bisher lediglich der hoch veranlagte Tammy Abraham (19, Chelsea) ausgeliehen werden. Während der junge Stürmer sehr talentiert ist, so ist für den Fall, dass auch noch Fernando Llorente (31; 15 Saisontore) geht, die Verpflichtung eines weiteren Stürmers unabdingbar.

So oder so, Swansea sollte nachbessern…

 

Prognose

…denn auch kommende Saison wird es, trotz der guten Arbeit von Paul Clement, wohl gegen den Abstieg gehen. Der Kader bewies einen unbändigen Willen, doch das wird nicht genügen, denn die Qualität wird durch den drohenden Abgang von Sigurdsson noch weiter abnehmen. Von den Millionen mindestens zwei bis drei neue unangefochtene Stammspieler zu holen ist Pflicht, sonst könnten die Swans 2018 tatsächlich untergehen.

 

Im Fokus

Für verhältnismäßig günstige 12,5 Millionen Euro könnte Roque Mesa eines der Schnäppchen des Sommers werden. Der Spanier mit dem akkuraten Schnurrbart verfügt über ein nicht weniger akkurates Passspiel. Aufgrund seiner beachtlichen Spielintelligenz und seiner (manchmal zu) aggressiven Art (16 Gelbe Karten bei Las Palmas) sollte Mesa vom ersten Spieltag an ein Leistungsträger werden.

Newcomer

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

Der bereits angesprochene Tammy Abraham ist ein hoch interessanter Spieler. Trotz seiner gerade einmal 19 Jahre erzielte der Engländer, in der körperlich so anspruchsvollen Championship, 23 Tore für Bristol. Bei Swansea hat die Leihgabe des FC Chelsea, der seinen Vertrag an der Stamford Bridge bis 2022 verlängerte, nun die Gelegenheit, sich in der Premier League für kommende Aufgaben zu empfehlen! Den Anfang hat der schnelle und spielintelligente Angreifer mit einer vielversprechenden Vorbereitung bereits getan.

 

 

Teil 1 mit Chelsea, Crystal Palace, Newcastle United & Burnley

Teil 2 mit Manchester City, Leicester City, Watford & Huddersfield Town

Teil 3 mit Manchester United, Bournemouth, West Ham & Brighton

Teil 4 mit Tottenham, Liverpool, West Brom & Stoke

 

Die komplette Vorschau als Audio-Version!

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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