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Die große CL-Vorschau (7/8) – Gruppe G: Real Madrid, Roma, Pilsen, ZSKA

16. September 2018 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

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Am Dienstag, den 18. September, startet die Gruppenphase der UEFA Champions League. Es gibt einige Neuerungen, so zum Beispiel die verschiedenen Anstoßzeiten, denn ab der kommenden Saison werden die Spiele um 18:55 und um 21 Uhr angepfiffen. Real Madrid konnte den Wettbewerb nun dreimal in Folge gewinnen, auch diesmal versuchen 31 Teams die „Königlichen“ von ihrem Thron zu stoßen. Wir blicken ausführlich auf alle Gruppen und liefern die wichtigsten Informationen!

In der vorletzten Ausgabe befassen wir uns mit dem Titelverteidiger Real Madrid, der Roma, Viktoria Pilsen und ZSKA Moskau. 

Gruppe A: (Atletico, BVB, Monaco, Brügge)

Gruppe B: (Barcelona, Spurs, PSV, Inter)

Gruppe C: (PSG, Neapel, Roter Stern, Liverpool)

Gruppe D: (Lok. Moskau, Porto, Schalke, Galatasaray)

Gruppe E: (Bayern, Benfica, AEK, Ajax)

Gruppe F: (Man. City, Donezk, Hoffenheim, Lyon)

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Real Madrid 

(letzte Saison: Titel CL)

Real Madrid und die Champions League ist eine Sache für sich. In den letzten fünf Jahren ging der Henkelpott allein viermal nach Madrid, mit dem Sieg über den FC Liverpool im Finale in der letzten Saison war der Titelhattrick perfekt. Da können die Madrilenen auch verschmerzen, dass die Liga in den letzten Jahren hinten angestellt wurde. Nur ein Meistertitel aus den letzten sechs Jahren spricht Bände, worauf der Fokus zuletzt lag. Geht der Siegeszug in Europas Eliteklasse auch in dieser Saison weiter? Schwer zu sagen, mit Cristiano Ronaldo und Trainer Zinédine Zidane haben zwei Giganten den Verein in diesem Sommer verlassen. Beide stehen wie kaum ein anderer für das erfolgreiche Real Madrid der letzten Jahre. Neu-Trainer Julen Lopetegui steht nun vor einer großen Herausforderung, seine Spieler ebenso.

 

Die Transfers das Sommers

Zugänge: Vinícius Júnior (Flamengo Rio de Janeiro), Thibaut Courtois (Chelsea FC), Álvaro Odriozola (Real Sociedad), Mariano Díaz (Olympique Lyon), Andriy Lenin (Zorya Lugansk), Sergio Reguilón, Federico Valverde (beide Real Madrid B)

Abgänge: Cristiano Ronaldo (Juventus Turin), Omar Mascarell (FC Schalke 04), Lucas Torró (Eintracht Frankfurt), Philipp Lienhart (SC Freiburg), Fábio Coentrão (Rio Ave FC), Raúl de Tomás (Rayo Vallecano, Leihe), Theo Hernández (Real Sociedad, Leihe), Andriy Lunin (CD Leganés, Leihe), Mateo Kovacic (Chelsea FC, Leihe), Borja Mayoral (UD Levante, Leihe), Achraf Hakimi (Borussia Dortmund, Leihe), Martin Ödegaard (Vitesse Arnheim, Leihe)

CR7 – Das Ende einer Ära

Was ist Real Madrid ohne Cristiano Ronaldo wert? Eine Frage, die sicherlich recht überspitzt formuliert ist und doch irgendwo ihre Berichtigung findet. 438 Spiele, 450 Tore, 131 Vorlagen, diese Zahlen belegen, warum. Zudem war CR7 bei den Königlichen nicht nur ein Mann für die vielen Tore, sondern er war meistens auch der Mann für die wirklich entscheidenden Tore. Zugegeben, ab dem Halbfinale gelang dem Portugiesen kein Treffer mehr in der letzten Champions-League-Saison. Doch seine Rolle auf und auch neben dem Platz war nicht minder wichtig. Er schaffte Räume für seine Mitspieler, band immer mindestens zwei gegnerische Verteidiger und zeigte eine ungeheure Präsenz im Sechzehner. Also ja, Cristiano Ronaldo zu ersetzen wird, gelinde gesagt, nicht ganz einfach.

Bei all den Lobeshymnen auf den fünffachen Weltfußballer darf natürlich nicht vergessen werden, dass Real Madrid auch jetzt noch auf jeder Position, auf manchen sogar doppelt weltklasse besetzt ist. Der ganz große Transfer, um Ronaldo zu ersetzen, wurde zur Überraschung vieler nicht getätigt. Nichts war es mit Hazard, Neymar oder gar Mbappé. Stattdessen vertraut man in Madrid auf das, was da ist. Denn Qualität ist reichlich vorhanden. Marco Asensio soll in dieser Saison noch deutlich mehr Verantwortung übernehmen und stand in bisher allen Pflichtspielen in dieser Saison in der Startelf. Sein Tempo, sein Dribbling und sein starker Abschluss mit beiden Füßen erinnern ein wenig an den jungen Ronaldo aus den Zeiten bei Manchester United. Der 22-jährige bringt schon jetzt alle Attribute mit, um Spiele für sein Team zu entscheiden. Doch er ist bei Weitem nicht der einzige bei den „Blancos“, der in dieser Spielzeit eine gewichtige Rolle einnehmen soll.

Neuausrichtung unter Lopetegui – Bale wieder der Alte?

Gareth Bale und Karim Benzema: In der Vergangenheit, vor allem Letzterer, häufig „nur“ Zuarbeiter für Ronaldo, sollen in dieser Saison gemeinsam für die Tore sorgen, die durch den Abgang ihres Zielspielers verloren gegangen sind. Gesagt, getan. Beide präsentieren sich zu Saisonstart in einer großartigen Verfassung, Benzema steht bei fünf Treffern in vier Spielen, Bale bei drei Treffern und zwei Assists in vier Partien. Insbesondere beim französischen Ex-Nationalspieler fällt auf, dass er deutlich häufiger den Abschluss sucht, als in den letzten Jahren. Auch Bale rückt oft in die Box vor und sorgt so für Gefahr im gegnerischen Sechzehner. Der Waliser, der in den fünf Jahren im Madrider Trikot immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, scheint seine Form vergangener Tage wiedergefunden zu haben. Besonders unter Ex-Coach Zidane rückte Bale in den entscheidenden Spielen immer mehr in die zweite Reihe, Isco erhielt meist den Vorrang. Zidanes Nachfolger Julen Lopetegui hingegen baut auf den Flügelflitzer und bekommt es bisher mit guten Leistungen zurückgezahlt.

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Dennoch: Die Saison hat gerade erst begonnen und die Mannschaft wird erst noch beweisen müssen, dass sie in den großen Spielen auch ohne Ronaldo kann. Was aber jetzt schon deutlich geworden ist: Unter Lopetegui scheint die Liga bei Real wieder einen etwas höheren Stellenwert bekommen zu haben. Die ersten Ligapartien wurden allesamt souverän gewonnen. Das war in den letzten Jahren nicht immer so. Der ehemalige Spanien-Coach hat eigentlich nicht sonderlich viel verändert, muss er aber auch gar nicht. Stattdessen wurde an wenigen, aber wichtigen Stellschrauben gedreht, das Passspiel noch einmal etwas verfeinert.  Eine Aufgabe für Lopetegui wird sein, die immer mal wieder aufkommenden Defensivprobleme zu beheben. Im Super Cup gegen Stadtrivale Atletico präsentierte sich der zwölfmalige Champions-League-Sieger in manchen Phasen der Partie recht luftig im Defensivverhalten. In den darauffolgenden Ligaspielen sah die Madrider Hintermannschaft dann aber schon deutlich besser aus. Diese Entwicklung gilt es nun, voranzutreiben, um auch in dieser Saison wieder um den Thron in Europa mitspielen zu können.

Kluge statt „große“ Transfers

Wie bereits erwähnt blieb die große Transferoffensive in diesem Sommer aus. Dennoch hat Real Madrid wichtige Transfer getätigt, die entweder sofort oder aber zumindest in absehbarer Zukunft eine Hilfe sein werden. Mit Thibaut Courtois haben sich die Madrilenen einen der besten Keeper der Welt an Land gezogen. Zwar hat Keylor Navas in den letzten Jahren, gerade die Bayern-Fans werden sich schmerzlich erinnern, durch etliche Paraden oft den Sieg gesichert, doch der belgische Nationaltorwart bedeutet noch einmal ein Upgrade im Kasten der Königlichen. Mit Álvaro Odriozola wurde zudem ein junger, talentierter Verteidiger verpflichtet, der Stammrechtsverteidiger Daniel Carvajal ordentlich Konkurrenz machen kann. Ein ebenfalls kluger Schachzug war die Verpflichtung von Mariano Díaz von Olympique Lyon. Der 25-jährige Mittelstürmer traf in der letzten Saison starke 21 Mal und stellt eine mehr als zufriedenstellende Alternative zu Benzema dar. Der teuerste Transfer in diesem Sommer wird in dieser Saison wohl aber noch keine so große Rolle spielen. Zumindest nicht in den „Big Matches“ der Königsklasse. Die Rede ist von Viníncius Júnior. Der 18-jährige Flügelflitzer kam für knapp 45 Millionen Euro von Flamengo Rio de Janeiro und wurde bisher bei Real Madrid B eingesetzt. Ihm gehört die Zukunft bei den Madrilenen.

Der Kader ist also auch ohne Ronaldo gespickt mit Weltklasse-Spielern, Europas Fußballer des Jahres Luka Modric befindet sich in der Form seines Lebens und die bereits angesprochenen Offensivstars Benzema und Bale haben schon angedeutet, dass sie die Lücke von CR7 schließen können. Nach dem zwölften Titel in der Champions League und dem dritten in Folge bleibt abzuwarten, ob die Mannschaft hungrig genug ist, erneut nach dem Titel zu greifen. Vielleicht kam gerade deswegen der Trainer-Wechsel und auch der Abgang von Ronaldo zu einem günstigen Zeitpunkt, um den Hunger nach weiteren Titeln nicht zu verlieren. Fakt ist, dass Real Madrid noch immer das Team in der Champions League ist, das es zu schlagen gilt. Der Saisonstart war vielversprechend, nun muss Real Madrid diesen auch konstant bestätigen.

Player to Watch: Dani Ceballos

Real Madrid hat einige, vielversprechende junge Spieler in seinen Reihen, die sich in dieser Saison auf mehr als nur ein Reservistendasein freuen dürfen. Einer davon ist Dani Ceballos. Der 22-jährige wechselte im letzten Sommer für 16,5 Millionen Euro Ablöse von Betis Sevilla zu den Königlichen, durchlebte aber ein sehr schweres erstes Jahr in Madrid. Unter Zidane kam der Mittelfeldspieler gerade einmal in zwölf Ligaspielen zum Einsatz, obwohl zwischendurch mit Toni Kroos und Luka Modric gleich zwei Stammspieler verletzt fehlten. Eine Situation, die Ceballos sehr missfiel, wie er im Interview mit der Marca kürzlich verriet: „In der vergangenen Saison war ich wegen Zidane sehr frustriert. Als Modric und Kroos beide verletzt waren, hat er lieber sein System geändert, als anderen Spielern eine Chance zu geben. Das brennt auf der Seele und tut weh […] Wenn die Wochen vergehen und du dich unwichtig fühlst, dann ist das sehr schwer.“

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Mit dem Trainerwechsel scheint sich das geändert zu haben. Lopetegui hält große Stücke auf den spanischen U21-Nationalspieler und setzte ihn in den ersten vier Pflichtspielen dreimal ein. Zum Stammspieler wird es zwar wohl auch in dieser Saison nicht reichen, doch weitere Einsätze scheinen garantiert. Und wer Ceballos in der Vorbereitung und zum Ligastart gesehen hat, weiß auch, warum. Mit seiner starken Ballbehandlung, seinem guten Dribbling und einem klugen Defensivverhalten passt er perfekt in das Anforderungsprofil für das Madrider Mittelfeld, das auch in dieser Saison meistens wieder aus drei zentralen Spielern (Modric, Casemiro, Kroos) bestehen wird. Lediglich im Luftzweikampf hat Ceballos seine Schwächen, was bei einer Körpergröße von „nur“ 1,79 Meter keine große Verwunderung auslöst. Diese Schwäche weiß der Spanier allerdings durch kluges Stellungsspiel zu kaschieren und so stellt er zu Kroos/Modric eine echte Alternative dar.

Die 90PLUS-Prognose

Real Madrid ist trotz des Verlustes von Cristiano Ronaldo weiterhin ein absoluter Top-Favorit um Europas Krone. Mit Courtois ist die Torwart-Position absolut weltklasse besetzt, Díaz sorgt für mehr Flexibilität in der Offensive und der gute Saisonstart hat die meisten Zweifel im Fan-Lager von Real Madrid verfliegen lassen. Bleiben die Schlüsselspieler wie Kapitän Ramos, Modric, Kroos oder auch Bale und Benzema fit, wird der Champions-League-Titel auch in dieser Saison wieder nur über die Königlichen führen.

Nico Scheck

 

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AS Rom 

(letzte Saison: Halbfinale CL)

Nicht etwa Juventus Turin, sondern die Roma war das italienische Team, das in der Champions League die beste Performance ablieferte. Besonders das Viertelfinale gegen den FC Barcelona wird den Fans in Erinnerung bleiben, als man einen 4:1-Rückstand aus dem Hinspiel noch umbog und die Katalanen fassungslos zurückließ. Im Halbfinale war gegen eine starke Mannschaft aus Liverpool Endstation, die Saison wurde insgesamt aber positiv bewertet, auch weil man sich in Italien gegen die Konkurrenz durchsetzen und erneut direkt für die Königsklasse qualifizieren konnte. Mit Nainggolan, Alisson und Strootman wurden Topspieler abgegeben, doch Sportdirektor Monchi hatte erneut viele Ideen, setzte diese zu einem großen Teil um und so hat Trainer Eusebio di Francesco auch in dieser Saison wieder eine Mannschaft, die in der Lage ist, Großes zu erreichen. Die Gruppenphase soll hierbei nur eine Durchgangsstation sein. 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: L. Pellegrini (eigene Jugend), D. Fuzato (Palmeiras), I. Marcano (Porto), A. Mirante (Bologna), N. Zaniolo (Inter), B. Cristante (Atalanta), A. Coric (Din. Zagreb), R. Olsen (Kopenhagen), P. Schick (Sampdoria), D. Santon (Inter), J. Pastore (PSG), Steven N’Zonzi (Sevilla), J. Kluivert (Ajax Amsterdam)

Abgänge: E. Capradossi (Leihe, Spezia), M. Gonalons (Leihe, Sevilla), K. Mendez (Leihe, Karpaty), D. Verde (Leihe, Valladolid), Gerson (Leihe, Fiorentina), U. Sadiq (Leihe, Rangers), E. Ponce (Leihe, AEK), A. Bordin (Leihe, Perugia), M. Ricci (Spezia), C. D’Urso (Leihe, Smyrnis), L. Castan (Leihe, Vasco da Gama), A. Calabresi (Bologna), N. Falasco (Avellino), N. Gyömber (Perugia), J. Machin (Pescara), M. Tumminello (Atalanta), G. Defrel (Leihe, Sampdoria), B. Peres (Leihe, Sao Paulo), E. Zukanovic (Genua), L. Skorupski (Bologna), J. Iturbe (Tijuana), K. Strootman (Marseille), R. Nainggolan (Inter), Alisson (Liverpool)

 

Klarer Schnitt im Kader

Neben den bereits angesprochenen Abgängen der Topspieler wurden auch einige Akteure abgegeben, die ohnehin keine große Zukunft mehr bei der Roma hatten. Hier ist es Sportdirektor Monchi sehr gut gelungen entsprechende Deals einzufädeln. Bruno Peres, Gyömber, Iturbe, Zukanovic, Verde und co. hätten keine oder nur eine untergeordnete Rolle gespielt, der Kader wurde somit verkleinert, ein Schnitt unternommen und die Qualität auf einigen Positionen erhöht. Der größte Qualitätsverlust ist natürlich im Tor sichtbar, Olsen ist zwar ein verlässlicher und auch erfahrener Torhüter, die individuelle Klasse eines Alisson hat er allerdings nicht. Doch die Roma setzte andere Schwerpunkte. 

Die Abwehr wurde größtenteils zusammengehalten, mit Santon und Marcano wurden sogar zwei sehr gute Ergänzungen verpflichtet. Santon, der auf beiden Außenverteidigerpositionen einsetzbar ist, macht die Roma flexibler, Marcano komplettiert die ohnehin schon erfahrene Innenverteidigung. Inwiefern sich das Mittelfeld in einer ähnlichen Qualität präsentieren kann wie in der abgelaufenen Spielzeit wird sich zeigen, N’Zonzi ist auf jeden Fall eine sehr gute Verpflichtung, Pastore im offensiven Bereich ein belebendes Element und Cristante gilt im italienischen Fußball als einer der Topspieler im Mittelfeld in seiner Altersklasse, auch wenn er noch konstanter werden muss. Die Offensive wurde durch Justin Kluivert unberechenbar, der Niederländer dürfte sich hervorragend einfügen, zeigte schon zu Saisonbeginn gute Ansätze. 

 

Eine nahezu ideale Gruppe

Nach der grandiosen letzten Europapokalsaison hat die Roma eine wirklich ideale Gruppe zugelost bekommen. Natürlich ist Real Madrid als amtierender Titelträger und Dominantor der letzten Spielzeiten ein absoluter Brocken, doch in der Königsklasse will man sich auch mit den besten Teams der Welt messen. Außerdem zeigte die Roma in der vergangenen Saison, dass man mit starken Gegnern umzugehen weiß. In der Gruppenphase ließ man Chelsea und Atletico hinter sich, im Viertelfinale schlug man Barcelona. Gegen Real Madrid ist man also keinesfalls chancenlos, schon gar nicht im heimischen Stadio Olimpico.

(Photo by Mario Carlini / Iguana Press/Getty Images)

Mit ZSKA Moskau und Viktoria Pilsen befinden sich zudem zwei schlagbare Gegner in dieser Gruppe. Der Anspruch der Roma ist es in diesen Duellen 12 Punkte einzufahren um mit Real Madrid um den Gruppensieg zu kämpfen. Sollte es zu kleineren Konstanzproblemen im Verlauf der Hinrunde kommen oder die Mannschaft mit den Anpassungen von di Francesco noch ihre Probleme haben, ist diese Gruppe außerdem dafür geeignet um auch mit durchschnittlichen Leistungen die K.O.-Runde zu erreichen. Die Qualität sollte aber ausreichend sein um nach und nach zur Topform zu finden, insbesondere wenn ein Spieler wie Nzonzi ideal eingebunden wird und seinen Rhythmus gefunden hat, ist er eine Bereicherung für die Roma.

 

Variable Formationen und Konstante Dzeko 

Eusebio di Francesco legt Wert darauf, dass seine Mannschaft mehr als nur ein System spielen kann. Dementsprechend wichtig ist es, dass der Kader über eine entsprechende Größe verfügt, auch den ein oder anderen Spieler beherbergt, der mehrere Positionen gleichzeitig spielen kann, wie zum Beispiel Alessandro Florenzi. Die Roma kann sowohl in einem 4-3-3, einem 4-2-3-1 mit Pastore oder Coric als klarem Zehner, aber auch mit einer Dreier- respektive Fünferkette auflaufen, sich an dem vorhandenen Personal und an den Gegnern orientieren. Und abgesehen von der Innenverteidigerposition, wo Juan Jesus und Manolas mit 27 Jahren bereits die jüngsten Spieler sind, stimmt überall die Mischung, das Durchschnittsalter im gesamten Kader ist mit 26,4 Jahren außerdem in einem absolut akzeptablen Bereich. 

Während sich das Mittelfeld noch finden und die neuen Spieler integrieren muss, ist die Offensive größtenteils die aus dem Vorjahr, Perotti, El Shaarawy, Ünder und Dzeko spielten bereits 2017/18 für die Roma, Schick kehrt von seiner Leihe zu Sampdoria zurück und Kluivert wurde hinzugeholt. Eine Konstante im Angriff ist dabei vor allem Edin Dzeko. Der Bosnier, der mittlerweile 32 Jahre alt ist, gilt immer noch als absolut verlässlicher Torjäger, traf in der letzten Saison 24-mal, erzielte ganze acht Treffer in der Champions League. Er wird auch in dieser Saison der Anführer im Angriff sein und häufig von seinen Mitspielern gesucht. Seine Qualitäten sind bekannt, dennoch ist er fast unmöglich zu verteidigen, denn Dzeko benötigt weder besonders viel Platz noch viele Chancen um zu seinen Toren zu kommen. Das wird auch in dieser Saison in entscheidendes Kriterium sein. 

 

Player to Watch: Justin Kluivert

Der junge Niederländer Justin Kluivert muss sich bei der Roma in eine eingespielte Offensivreihe integrieren, wurde zu Saisonbeginn eher als Joker eingesetzt. Die Zeit des 19-jährigen, der für etwas mehr als 17 Millionen Euro von Ajax Amsterdam in die italienische Hauptstadt wechselte, wird zweifelsohne kommen. Und: Je offensiver die Roma ausgerichtet ist und je größer der Fokus auf dem Angriffsspiel liegt, desto größer sind auch die Einsatzchancen für Kluivert. Bei Ajax zeigte er teilweise durchwachsene Leistung, was auch seinem Alter geschuldet war. Zudem waren die Erwartungen an den Shootingstars schon früh sehr hoch. Das wird in Rom nicht der Fall sein, Kluivert gilt hier eher als Investition in die Zukunft. Der Spieler muss sich langsam in Italien einleben, sich an die Liga und das neue Umfeld gewöhnen.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Trotzdem entschied er als Einwechselspieler bereits das erste Saisonspiel in der Serie A, als er 20 Minuten vor Schluss beim FC Turin eingewechselt wurde und in der Schlussminute den Siegtreffer erzielte. Diesen Einfluss, den Kluivert in den wenigen Minuten auf das Spiel der Roma hatte, erhofft sich di Francesco in der gesamten Saison vom Niederländer. Kluivert soll als Rotationsspieler zwischen Startelf und Bank pendeln, immer wieder Impulse setzen, den etablierten Spielern Druck machen. Seine Qualitäten sind vielseitig: Kluivert ist schnell, dribbelstark, sucht gerne den Abschluss und ist vor allem mit einem enormen Selbstvertrauen ausgestattet. Der Sohn von Ex-Profi Patrick Kluivert weiß selbst ganz genau wie gut er ist und wie er seine Qualitäten einsetzen kann. In dieser Saison hat er die Chance dies regelmäßig auf der ganz großen Bühne zu tun. 

 

Die 90PLUS-Prognose

Die Gruppe G sollte für die Roma kein großes Hindernis darstellen. In Madrid ist man Außenseiter, zuhause alles andere als chancenlos. Und gegen Pilsen und ZSKA Moskau müssen Siege eingefahren werden, im Idealfall in jedem Spiel. Mit 12 Punkten (+ X) wäre das Weiterkommen gesichert, in der K.O.-Runde ist dann alles möglich. Das zeigte bereits die letzte Saison, als das Weiterkommen im Achtelfinale gegen Schachtjor alles andere als sicher war, man einige Wochen später aber im Halbfinale stand. Ob es so weit gehen wird darf bezweifelt werden, das Achtel- oder Viertelfinale ist aber – je nach Gegner – ein gut zu erreichendes Ziel. 

Manuel Behlert

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Viktoria Pilsen

(letzte Saison: Achtelfinale EL)

Der FC Viktoria Pilsen ist zurück in der Königsklasse! Nachdem die Tschechen in den letzten Jahren immer in der Quali für die Champions League scheiterten, bescherte ihnen die gewonnene Meisterschaft in der letzten Saison die Teilnahme an Europas Eliteklasse. Kaum zurück auf der großen Bühne, darf sich Pilsen unter anderem direkt mit dem CL-Sieg-Dauerabonnenten Real Madrid messen. Dass Pilsen in dieser Gruppe G der krasse Außenseiter ist, muss wohl nicht erwähnt werden. Dennoch: Der fünffache tschechische Meister ist gut in die Saison gestartet und insbesondere Gruppengegner ZSKA Moskau weiß, dass ein Auswärtsspiel in der Doosan Aréna schnell ungemütlich werden kann. Denn vor fast genau fünf Jahren verloren die Russen ihr letztes Gruppenspiel bei Pilsen mit 1:2. Die weiteren Gruppengegner 2013: Manchester City und der damalige Titelträger FC Bayern München.

Die Transfers im Sommer

Zugänge: Roman Prochazka (Levski Sofia), Pavel Bucha (Slavia Prag), Dominik Janosek (1. FC Slovácko), Joel Kayamba (SFC Opava), Ubong Ekpai (FC Zlin), Ondrej Stursa (Viktoria Pilsen U19), Jakub Reznicek (SK Sigma Olmütz, Leih-Ende), Ludek Pernica (FK Jablonec, Leih-Ende)

Abgänge: Andreas Ivanschitz, Tomas Poznar (FC Zlin), Jan Suchan (MFK Karvina, Leihe), Marek Bakos (Spartak Trnava, Leihe), Joel Kayamba (SFC Opava, Leihe), Dominik Janosek (1. FC Slovácko, Leihe), Jiri Piroch (MFK Karvina, Leihe), Erik Janza (NK Osijek), Jakub Siman (FK Olympia Radotin), Vaclav Pilar (Sigma Olmütz), Ondrej Stursa (Dukla Prag, Leihe), Diego Zivulic (Pafos FC), Petr Bolek (vereinslos)

Schon wieder eine schwere Gruppe

Über Pilsen kann man vieles sagen. Dass sie Losglück haben, gehört allerdings nicht dazu. Nach 2011/12 und 2013/14 ist der tschechische Meister nun zum dritten Mal in der Gruppenphase der Champions League vertreten. Und zum dritten Mal hat Pilsen den amtierenden Titelträger zugelost bekommen. 2011/12 trafen die Tschechen auf den FC Barcelona, der zu diesem Zeitpunkt noch von Pep Guardiola trainiert wurde. Zwei Jahre später folgte das bereits erwähnte Aufeinandertreffen mit den Münchnern, nun also Real Madrid. Dass mit dem AS Rom zudem ein Halbfinalist der abgelaufenen Königsklassen-Saison als Gruppengegner feststeht, lässt die Hoffnungen auf ein mehr oder minder großes Fußball-Wunder rapide sinken. Ohnehin wird Pilsen vielmehr die Champions League als Bonus ansehen und versuchen, möglicherweise den dritten Rang zu erreichen, um im neuen Jahr dann in der Europa League antreten zu dürfen.

Doch auch das dürfte sich als sehr schwierig erweisen. Auch die Vertreter aus Russland sind auf nahezu jeder Position qualitativ besser besetzt, Pilsen wird demnach vor allem über das Kollektiv kommen müssen. Immerhin: In der letzten Saison schaffte das Team von Trainer Pavel Vrba in der Europa League den Sprung unter die besten Sechszehn. Dort scheiterte Pilsen denkbar knapp  am portugiesischen Spitzenklub Sporting in der Verlängerung. Dennoch: Der Underdog aus Tschechien hat ein Ausrufezeichen gesetzt, nun kann sich Pilsen auf Europas größter Bühne beweisen.

Mitten im Meisterschaftskampf

International der Außenseiter, national ein Titelaspirant. Auch in diesem Jahr wird Pilsen wieder um die tschechische Meisterschaft mitspielen. Der größte Konkurrent ist, wie schon in der letzten Saison, Slavia Prag. Der Saisonstart verlief bis zum letzten Spieltag optimal, Pilsen gewann alle Spiele souverän und grüßte von der Tabellenspitze. Dann allerdings musste der amtierende Meister zu Slavia Prag und kam in diesem Spitzenspiel mit 0:4 böse unter die Räder. Dennoch ist Viktoria nach wie vor gut im Geschäft. Zwar musste der Platz an der Sonne geräumt werden, doch mit 18 Zählern steht Pilsen punktgleich mit Tabellenführer Prag auf Rang zwei. Auch in dieser Saison soll der Titel möglichst wieder zu den Rotblauen wandern.

Trainer Pavel Vrba setzt dabei vor allem auf gestandene und erfahrene Spieler. Mit einem Altersdurchschnitt von 29 Jahren ist der Kader von Pilsen einer der ältesten in der Liga. Diese Erfahrung, wenn auch vor allem im nationalen Wettbewerb, könnte auch in der Champions League von Nutzen sein. Vrba lässt bevorzugt im 4-2-3-1-System spielen, wodurch vor allem das Mittelfeld dominiert werden soll. Während Pilsen in der Liga den meisten Teams qualitativ überlegen ist und somit das Spiel selbst macht, ist in der Champions League aufgrund der zum Teil doch sehr großen Qualitätsunterschiede eine deutlich defensivere Spielweise zu erwarten. Mit Kapitän Roman Hubnik hat Pilsen einen sehr erfahrenen Innenverteidiger in seinen Reihen, er soll die Hintermannschaft dirigieren und den Laden möglichst dicht halten. Doch auch in der Offensive haben die Tschechen durchaus was zu bieten. Stürmer Michael Krmencik hat nach sieben Spieltagen bereits sieben Treffer auf dem Konto, auf ihn gilt es also besonders zu achten.

Player to Watch: Michael Krmencik

Keine Frage, Michael Krmencik ist, wenn man ihn so nennen möchte, der Star bei Viktoria Pilsen. Dabei hat der 25-jährige schon einen langen Weg hinter sich. Ausgebildet wurde Krmencik in der eigenen Jugend von Pilsen, durchlief dort diverse U-Mannschaften. Der direkte Sprung in die erste Mannschaft gelang ihm jedoch nicht, sodass der Mittelstürmer von Leih-Station zu Leih-Station sprang. Nach fünf Leihen in Folge kehrte Krmencik zurück nach Pilsen, wo er sich in der Saison 2016/17 mit 13 Treffern und vier Vorlagen in 37 Partien langsam zum Startelf-Kandidaten entwickelte. Diese Werte übertraf der tschechische Nationalspieler in der letzten Spielzeit deutlich und avancierte mit 22 Treffern und acht Vorlagen in 34 Spielen zum absoluten Leistungsträger.

(Photo by MICHAL CIZEK/AFP/Getty Images)

Unter anderem traf der Rechtsfuß viermal in der Europa League und hatte somit einen großen Anteil am Erreichen des Achtelfinales. Ähnliche Werte erhofft sich Viktoria Pilsen auch in dieser Saison von seinem Top-Scorer, der Beginn der Runde war zumindest vielversprechend. Ob er allerdings auch gegen die Abwehrreihen aus Rom und Madrid bestehen kann, bleibt abzuwarten. Dennoch ist Vorsicht geboten, Krmencik befindet sich aktuell in blendender Form und wird auch gegen die Großen in der Königsklasse seine Chancen bekommen, wenn auch natürlich in deutlich geringerer Anzahl als in der HET Liga.

Die 90PLUS-Prognose

Von Kanonenfutter zu sprechen, wäre klar übertrieben. Der FC Viktoria Pilsen hat durchaus seine Qualitäten im Kader, wenn diese natürlich bei weitem nicht an die der Gegner in dieser Gruppe G der Champions-League-Vorrunde heranreicht. Während ein Weiterkommen wohl Utopie ist, könnte Rang drei und damit verbunden die Europa League durchaus drin sein. Vieles wird davon abhängen, wie sich Pilsen in den wohl entscheidenden Partien gegen ZSKA Moskau präsentiert. Gerade in der heimischen Doosan Aréna mit den eigenen frenetischen Fans im Rücken könnte es die eine oder andere Überraschung geben.

Nico Scheck 

 

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ZSKA Moskau

(letzte Saison: Viertelfinale EL)

Akinfeev, Berezutski, Ignashevich, Dzagoev und vor allem schnelle Angreifer – dafür stand ZSKA Moskau in den vergangenen Jahren. Einige dieser Komponenten sind weiterhin vorhanden, die „älteren“ Spieler in der Innenverteidigung sind aber Geschichte. Trainer Viktor Goncharenko hat eine sehr schwere Aufgabe zu bewältigen, muss ZSKA wieder in die Erfolgsspur zurückführen, denn ein Jahr ohne den Titel in der russischen Premjer Liga ist zumindest mit einer kleinen Enttäuschung verknüpft. Natürlich war das Erreichen des Viertelfinals in der Europa League in der abgelaufenen Saison ein Erfolg, doch im Sommer haben sich einige Dinge verändert, nicht alle zum Positiven. Der Umbruch in Moskau sollte langsam aber kontinuierlich vonstatten gehen, doch zum Saisonstart erkannte man die Elf der Russen kaum wieder. ZSKA gilt in dieser Saison als große Unbekannte – doch gerade hier könnte die große Chance des Klubs liegen. 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: D. Efremov, A. Makarov (Leihende), N. Vlasic (Leihe, Everton), A. Hernandez (Hull), R: Becao (EC Bahia), I. Akhmetov (Rubin Kazan), J. Bijol (Velenje), T. Nishimura (Sendai), H. Magnusson (Bristol), I. Oblyakov (Ufa), A. Sigurdsson (Norrköping)

Abgänge: A. Musa (Leihende), A. Berezutski, V. Berezutski, S. Ignashevich (Karriereende), A. Olanare (Vereinslos), K. Bazelyuk (Leihe, Khabarovsk), P. Wernbloom (PAOK), B. Natcho (Piräus), G. Milanov (Vidi FC), Vitinho (Flamengo), A. Golovin (AS Monaco)

 

Moskau ohne die Anführer und Golovin

Neben den Abgängen von Ignashevich und den Berezutski-Brüdern fällt vor allem der Verlust von Mittelfeldspieler Golovin ins Gewicht. Der Nationalspieler unternahm den Schritt, den man Dzagoev lange zugetraut hatte – nämlich den in einer europäische Topliga. Die AS Monaco sicherte sich die Dienste des Shootingstars, der auch bei der Weltmeisterschaft großartige Leistungen zeigte. Der Umbruch in diesem Sommer ist größer als zunächst angenommen, mit Mario Fernandes, Torhüter Akinfeev und Alan Dzagoev blieben nur drei Stützen der Mannschaft im Klub, viele Talente wurden hinzugeholt, ein „Toptransfer“ konnte nicht getätigt werden.

Das könnte auch die neue Strategie bei ZSKA sein. Der Klub strahlt keine besonders große Attraktivität aus, die russische Liga ist derart eng zusammengerückt, dass es für die Talente mehrere Stationen gibt, bei denen sie entsprechende Einsatzchancen besitzen. Natürlich sind Spieler wie Sigurdsson, Akhmetov oder Chernov talentiert, aber sie benötigen Zeit um in die gewünschten Rollen hineinzuwachsen. Der Topneuzugang in diesem Sommer ist mit Nikola Vlasic eine Leihgabe aus Everton, ein Spieler, mit dem man nicht langfristig planen kann. Zurzeit scheint es ohnehin grundsätzlich schwierig zu sein Topspieler nach Russland zu lotsen, lediglich Zenit gelang es mit der Verpflichtung des vereinslosen Marchisio einen großen Namen nach Russland zu locken. 

 

„Namenlose“ Zugänge als Problem?

Das könnte zu einem Problem führen. Denn nachdem meinungsstarke, dirigierende Spieler nicht mehr im Aufgebot stehen, muss sich eine neue Hierarchie entwickeln. Doch die Struktur innerhalb des Teams wirkt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgereift, es ist noch nicht klar, welche Spieler dieser Mannschaft neues Leben einhauchen, welche Spieler die Rollen der abgewenderten Spieler übernehmen können. Das Durchschnittsalter wurde drastisch gesenkt, mittlerweile liegt es bei nicht einmal 24 Jahren, die Anführer in den entscheidenden Mannschaftsteilen fehlen zumindest auf dem Papier. 

(Photo by Epsilon/Getty Images)

Entsprechend kompliziert ist auch die Aufgabe für Trainer Goncharenko. Er hätte sich persönlich noch den ein oder anderen Neuzugang gewünscht, muss aber nun mit dem aktuell vorhandenen Kader arbeiten. Er muss nicht nur eine neue Hierarchie innerhalb des Teams entwickeln, sondern auch mit einer geringeren individuellen Klasse ähnliche Resultate einfahren. Dafür muss vor allem die Strategie angepasst werden, auf einzelne kreative Momente kann man sich nun eher weniger verlassen. Die Anpassungen im Kader sind alles andere als schlecht, Magnusson bringt viel Qualität mit, kommt aber aus einer unterklassigen englischen Liga, Akhmetov ist talentiert, aber noch komplett unausgereift, Vlasic ist schnell wieder weg, Sigurdsson wird Zeit benötigen. Ideale Vorzeichen für Trainer Goncharenko sehen jedenfalls anders aus. 

 

Topspieler müssen Team führen

So liegt es nun an den verbliebenen Topspielern dieses junge, unerfahrene und nach einigen Jahren ohne viele Transfers neu zusammengestellte Team zu führen. ZSKA baut auf Igor Akinfeev, Mario Fernandes und Alan Dzagoev als Führungsspieler. Akinfeev setzte mit seiner Vertragsverlängerung ein Zeichen, Fernandes hätte vermutlich in diesem Sommer einen Wechsel vollziehen können, blieb dem Klub aber erhalten. Und Dzagoev ist diesbezüglich ohnehin ein Sonderfall, wurde schon häufig mit einem Wechsel in eine mitteleuropäische Liga in Verbindung gebracht, dieser kam aber nie zustande.

Ein Mitgrund für den wackeligen Saisonstart ist die Verletzungsproblematik. Zurzeit fallen Innenverteidiger Vasin, Linksverteidiger Schennikov, Mittelfeldspieler Bistrovic, Khosonov, Dzagoev, Kuchaev und Flügelspieler Makarov aus. Entsprechend große Probleme gab es in der Liga, aus den ersten 6 Spielen wurden 9 Punkte eingefahren, Platz 6 ist nicht die Region in der Tabelle, in der sich ZSKA selbst sieht. Immerhin sind kaum lange Ausfälle zu befürchten, zum Start der Königsklasse sollten vor allem Vasin, Schennikov und Dzagoev zur Verfügung stehen. 

 

Player to Watch: Fedor Chalov

Der 20-jährige Mittelstürmer Fedor Chalov spielt seit Januar 2017 für die Profimannschaft von ZSKA, stammt aus der eigenen Jugend und will in dieser Spielzeit so richtig durchstarten. In der vergangenen Saison spielte er überwiegend als Joker, wusste aber schon dort zu überzeugen, erzielte 7 Tore und bereitete 5 weitere vor – in 31 Pflichtspielen. Trotz Toptransfer Abel Hernandez im Angriff steht Chalov zu Saisonbeginn im Mittelpunkt. Denn in den ersten 6 Ligaspielen gelangen ihm schon jetzt 5 Tore, er profitiert von der Hilfe von Hernandez, der mit seiner Physis gegnerische Verteidiger bindet, den Ball behaupten und clever ablegen kann. Chalov kommt so in mehr Abschlusssituationen, vor allem aber in bessere. 

(Photo by Epsilon/Getty Images)

Chalov ist keinesfalls ein spektakulärer Spielertyp. Der 1,80m große Stürmer ist nicht überragend im Kopfballspiel, kein ausgewiesener Dribbler oder Sprinter, aber er weiß genau, wie man sich im Offensivdrittel zu bewegen hat, aus welchen Situationen Torchancen entstehen können. Und darauf lauert der 20-jährige, zeichnet sich durch seien Torriecher aus. Er schließt schnell und präzise ab, denkt nicht lange nach, ist deswegen aber auch im kombinativen Bereich nicht besonders auffällig. Trotzdem, seine Tore werden entscheidend sein, wenn ZSKA sich die Minimalchance auf das Achtelfinale aufrecht erhalten will. 

 

Die 90PLUS-Prognose

Die Roma und Real Madrid klingen übermächtig, insbesondere weil ZSKA an Qualität und Erfahrung verloren hat, sich in dieser Saison eher in einer Übergangs- oder Findungsphase befindet. Deswegen ist das Weiterkommen eher unrealistisch, gegen Viktoria Pilsen sind die Russen aber in der Favoritenrolle, dürften gute Chancen haben hier 4-6 Punkte einzufahren und am Ende die Gruppenphase auf Platz 3 abzuschließen, somit in der Europa League zu überwintern. 

Manuel Behlert


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