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Die große CL-Vorschau (5/8) – Gruppe E: Bayern, Benfica, AEK Athen, Ajax

14. September 2018 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

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Am Dienstag, den 18. September, startet die Gruppenphase der UEFA Champions League. Es gibt einige Neuerungen, so zum Beispiel die verschiedenen Anstoßzeiten, denn ab der kommenden Saison werden die Spiele um 18:55 und um 21 Uhr angepfiffen. Real Madrid konnte den Wettbewerb nun dreimal in Folge gewinnen, auch diesmal versuchen 31 Teams die „Königlichen“ von ihrem Thron zu stoßen. Wir blicken ausführlich auf alle Gruppen und liefern die wichtigsten Informationen!

Heute beschäftigen wir uns mit der Gruppe E rund um den FC Bayern, SL Benfica, AEK Athen und Ajax Amsterdam.

Gruppe A: (Atletico, BVB; Monaco, Brügge)

Gruppe B: (Barcelona, Spurs, PSV, Inter)

Gruppe C: (PSG, Neapel, Roter Stern, Liverpool)

Gruppe D: (Lok. Moskau, Porto, Schalke, Galatasaray)

 

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FC Bayern München

(letzte Saison: Halbfinale CL)

Der FC Bayern München gehört traditionell zu den Kandidaten, die in der Champions League enorm weit kommen können und dies selbst auch als Ziel ausgeben. Nachdem die Mannschaft in der letzten Saison im Halbfinale stand und zumindest unglücklich ausgeschieden ist, nachdem man sich in einer vor allem zu Beginn turbulenten Spielzeit noch stabilisieren konnte, soll in dieser Saison natürlich eine Steigerung her. Doch nach dem verhaltenen Transfersommer und den gewiss nicht jünger und auch nicht mehr besser werdenden Robben und Ribery, die immer noch ein essenzieller Bestandteil des Kaders sind, gibt es zumindest einige Fragen zu beantworten. Und dann ist da mit Niko Kovac ja auch noch ein neuer Trainer, der zuvor noch nicht auf diesem Niveau trainierte und erstmals Erfahrungen in der Königsklasse sammelt. Verstecken muss sich der Rekordmeister aber keinesfalls. 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: R. Sanches, S. Gnabry (Leihende), L. Goretzka (Schalke 04), A. Davies (Vancouver, ab Januar 2019)

Abgänge: T. Starke (Karriereende), F. Götze (Augsburg), N. Dorsch (Heidenheim), F. Benko (LASK), J. Bernat (PSG), S. Rudy (FC Schalke 04), A. Vidal (FC Barcelona), D. Costa (Juventus, fest verpflichtet)

 

„Robbery“ und ein zu kleiner Kader?

Ein dominantes Thema rund um den FC Bayern war die Flügelspielerthematik. Die Verträge mit Arjen Robben (34) und Franck Ribery (35) wurden erneut um ein Jahr verlängert, ein „großer“ Transfer, der von vielen erwartet wurde, blieb aus. Bereits in der Vorbereitung wurde deutlich, dass das Spiel, sofern Ribery und Robben auf dem Platz stehen, etwas gebremst wirkt. Individuelle Highlights dieser Spieler werden weniger, sodass Niko Kovac darauf achten sollte, neben einem dieser Spieler immer ein temporeiches Pendant auf der anderen Seite auf dem Platz stehen zu haben. Ribery und Robben können immer noch Gegenspieler binden und Räume schaffen. Wird das Spiel dann verlagert und ein Coman oder ein Gnabry haben Platz, entsteht fast immer Torgefahr. Die Abhängigkeit von „Robbery“ existiert schon lange nicht mehr, doch mittlerweile geben andere Spieler beim FC Bayern die Richtung vor, so ein Thiago, der eine wahnsinnig gute Frühform hat, ein James – oder eben ein fitter Kingsley Coman. Und das muss man in München erkennen und die Mannschaft entsprechend entwickeln und aufbauen.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Der Kader ist insgesamt genauso groß wie in der vergangenen Saison. Doch schon dort wurde bei Verletzungen deutlich, dass es an Alternativen mangelt. Im Halbfinale der Königsklasse gegen Real Madrid saßen kaum Offensivoptionen auf der Bank, ein Franck Ribery musste durchspielen, obwohl er nach 55-60 Minuten abbaute. Bereits zu Saisonbeginn zeigt sich durch die Verletzung von Coman und den zu Beginn noch vorherrschenden Rückstand von Serge Gnabry, dass man erneut auf Ribery und Robben bauen muss. Das soll in dieser Saison keinesfalls zum Dauerzustand werden. Das Mittelfeld ist gut besetzt, daran besteht kein Zweifel, aber der FC Bayern geht nach dem Abgang von Juan Bernat zumindest auf den Außenverteidigerpositionen ein Risiko ein, indem man Rafinha als Backup für beide Seiten sieht. Fällt hier ein Spieler aus, muss man sich zwangsläufig in der Jugend bedienen. 

 

Kovacs kleine Anpassungen

Nachdem Jupp Heynckes den FC Bayern nachhaltig stabilisiert hat geht es nun darum auf dieser guten Basis aufzubauen. Niko Kovac legte in der Vorbereitung bereits die konditionellen Grundlagen, sein Fokus auf Fitness war kaum zu übersehen, dieser Ruf eilte ihm bereits aus Frankfurt voraus. Die Spieler loben den Trainer in den ersten Interviews, sind von seiner Herangehensweise überzeugt. Ein neuer Trainer bedeutet immer, dass dieser seine eigenen Vorstellungen hat. Niko Kovac dreht beim FC Bayern gewiss nicht jeden Stein um, plant keine große Revolution, das sieht man alleine bei der Betrachtung des Kaders. Aber er dreht an den kleinen Stellschrauben, die er als elementar erachtet. Die Ansätze zu Saisonbeginn waren positiv, die Skeptiker werden nach vier Pflichtspielen aber kaum umgestimmt sein, es wartet also noch viel Arbeit auf den Kroaten.

Doch Kovac lebt die dazugehörige Mentalität vor. Er gilt als akribischer Arbeiter, der von seinen Spielern eben jene Bereitschaft zur täglichen, harten Arbeit fordert. In Frankfurt zogen die Spieler mit, feierten am Saisonende Erfolge. Und genau das muss nun auch das Ziel in München sein. Die Art und Weise ist nicht unwichtig, am Ende zählen aber nur Resultate und Titel. Kovac hat die Chance seinen Kritikern zu beweisen, dass er auch mit der Situation in München, zu Beginn eines Umbruchs, mit hohen Erwartungen und wenig eigener Erfahrung auf diesem Niveau, umzugehen weiß. Vor allem will Kovac aber auch sich selbst beweisen, dass er in der Lage ist sich anzupassen, seine Methoden weiterzuentwickeln und dem FC Bayern neues Leben einzuhauchen, den Umbruch mit der nötigen Unterstützung voranzutreiben. 

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Schlüsselfaktor Mittelfeldzentrum

Schon zu Beginn der Saison ist klar, dass das Mittelfeldzentrum für den FC Bayern sehr wichtig wird. Wenn Ribery und Robben spielen, muss das Zentrum ohnehin der dominante Faktor im Spiel des FC Bayern sein. Gegen Stuttgart agierten Müller und Goretzka als sehr offensiv ausgerichtete 8er häufig in Strafraumnähe, Thiago verteilte dahinter die Bälle, war sehr dominant, spielte fast fehlerfrei. Auch mit Javi Martinez, der die Rolle als defensiver Mittelfeldspieler im Supercup und zum Saisonauftakt anders, aber sehr gut ausübte, ruhte der Fokus auf dem Zentrum. Mit Martinez respektive Thiago (der auch offensiver einsetzbar ist) als verschiedene 6er-Typen, Tolisso, Sanches und Goretzka als dynamische 8er und James, der ein enormes Spielverständnis mitbringt und jederzeit für kreative Elemente sorgen kann, ist das Mittelfeldzentrum stark besetzt. Auch Thomas Müller, der zu Saisonbeginn seine Effizienz wiedergefunden hat, kann eine wichtige Rolle spielen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Müller muss diese Effizienz im Saisonverlauf konstant auf den Platz bringen, das ist das wichtigste Kriterium. In der vergangenen Saison wirkte er oft unglücklich, er ist kein ausgewiesener Kombinationsspieler, fällt im Passspiel mitunter ab, muss sich auf andere Elemente besinnen. Die Qualität im Mittelfeld ist insgesamt sehr hoch, die Mischung aus verschiedenen Spielertypen ideal. Hier liegt die größte Stärke des FC Bayern in dieser Saison, hier verfügt Niko Kovac über ausreichend Alternativen zum Rotieren. Seine Aufgabe wird es sein von Gegner zu Gegner zu entscheiden welche Mittelfeldbesetzung die richtige ist und wann man gerade Renato Sanches, der zwar das Vertrauen von Kovac genießt, aber behutsam aufgebaut werden muss, einsetzt. Es ist nicht neu, dass Niko Kovac als Trainer viele Dinge gleichzeitig im Auge haben muss, neu ist lediglich, dass jede seiner Bewegungen und jede seiner Entscheidungen genau beobachtet wird. 

 

Player to Watch: Niklas Süle

Bereits in seiner Debütsaison für den FC Bayern München erfüllte Niklas Süle alle Erwartungen, die man an den Neuzugang aus Hoffenheim hatte. Süle stellte sein Können auf der großen Bühne in der Champions League unter Beweis, kam mit den noch höheren Ansprüchen in München zurecht, lernte schnell, wie man sich in der Abwehr zu verhalten hat, wenn man selten gefordert wird, aber immer hochkonzentriert agieren muss. Süle hat einen hohen Anspruch an sich selbst, ist Nationalspieler, eines der größten Talente auf seiner Position in Europa. Nun muss Süle den nächsten Schritt gehen – und hat die Rückendeckung der Vereinsverantwortlichen.

In diesem Sommer gab es Berichte wonach Süle schon in dieser Saison als Innenverteidiger Nummer 1 gelten soll. Der 23-jährige wird auch 2018/19 auf zahlreiche Einsätze kommen und will sukzessive in eine Führungsrolle hineinwachsen. Dass Süle der Abwehr-Chef der Zukunft ist, zweifelt mittlerweile kaum jemand mehr an. In der Innenverteidigung läuft der Umbruch beim Rekordmeister absolut nach Plan, mit Pavard wird aller Voraussicht nach 2019 ein Spieler verpflichtet, der auf lange Sicht mit Süle zusammen das Defensivzentrum prägen kann. Süle spielt in den Planungen des Rekordmeisters und in den Planungen von Trainer Niko Kovac eine elementare Rolle, wird immer abgeklärter, routinierter und jedes Spiel hilft ihm noch besser zu werden. Auch auf ihn wird das Scheinwerferlicht der Champions League geworfen – und das vollkommen zurecht. 

 

Die 90PLUS-Prognose 

Der FC Bayern München gehört immer zu den Anwärtern auf das Halbfinale und ab dieser Runde ist ohnehin alles möglich. Ob die Mannschaft unter Niko Kovac tatsächlich stärker einzuschätzen ist als in der vergangenen Saison bleibt abzuwarten. Der Gruppensieg ist absolute Pflicht, die wirklichen Herausforderungen warten aller Voraussicht nach erst danach. Der FC Bayern kann jeden Gegner schlagen, aber gilt, zumindest nach jetzigen Stand, nicht als der Topfavorit. Um das Finale zu erreichen oder den Wettbewerb sogar zu gewinnen müssen viele Faktoren zusammenkommen, die nicht planbar sind. Das Hauptziel sollte lauten, dass man das Viertelfinale in diesem Wettbewerb erreicht – dann entscheiden vor allem die Tagesform und Faktoren, die man nicht oder nur wenig beeinflussen kann. 

Manuel Behlert

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SL Benfica

(letzte Saison: Vorrundenaus CL)

SL Benfica blickt auf etwas zurück, was es zuletzt sehr lange nicht mehr gegeben hat und was so schnell auch nicht wieder vorkommen soll: Eine Saison ohne Titel. In der Meisterschaft reichte es, nach vier Titeln in Folge, nur zu Platz 2, im Pokal gab es nichts zu holen, im Ligapokal ebenfalls nicht und in der Champions League stand das Aus in der Gruppenphase. Vor allem das Abschneiden in der Königsklasse war für einen so stolzen Verein nichts anderes als beschämend. Platz 4 in einer Gruppe mit Manchester United, ZSKA, Moskau und dem FC Basel, null Punkte aus sechs Spielen und eine Tordifferenz von -13 (!). Damit war Benfica die schlechteste Mannschaft der letztjährigen Champions League Kampagne. Das Motto dieser Saison ist also „Wiedergutmachung“.

Die Transfers des Sommers

Zugänge: E. Rakip, C. Martins, A. Taarabt (Leihende), G. Fernandes, Y. Ribeiro, J. Felix (eigene Jugend), C. Lema (Belgrano), F. Ferreyra (Donezk), T. Ebuehi (Den Haag), S. Corchia (Leihe, Sevilla), O. Vlachodimos (Panathinaikos), A. Semedo (Moreirense), G. Conti (Cool), N. Castillo (UNAM), Gabriel (Leganes)

Abgänge: Eliseu (Vereinslos), A. Carrillo (Leihe, Hilal), Patrick (Santa Clara), J. Murillo (Tondela), S. Agra (Leihe, Cadiz), Chiquinho (Moreirense), O. Benitez (Argentinos, Leihe), Talisca (Guangzghou Evergrande), L. Lopez (Leihe, Genua), P. Nuno (Moreirense), J. Amaral (Lech Posen), R. Jimenez (Leihe, Wolves), A. Horta (Los Angeles), J. Carvalho (Nottingham)

Evolution statt Revolution

Wer nach der Einleitung einen großen Umbruch bei Benfica erwartet hat, wird an dieser Stelle leider enttäuscht. Denn trotz der schwachen Saison 2017/18 hat die Vereinsführung Ruhe bewahrt und vertraut somit weiterhin auf das Grundgerüst der Vorsaison. Auch Trainer Rui Vitoria, der bisher tolle Arbeit geleistet und in seinen bisherigen drei Jahren als Chefcoach Benficas immerhin fünf Titel gewonnen hat, darf seine Arbeit fortführen und die Mannschaft weiterentwickeln.

Weiterentwicklung ist dabei auch schon das Stichwort, denn wie die Überschrift bereits verrät befindet sich Benficas Mannschaft gerade mitten in einer interessanten Entwicklung, was auch die Besonnenheit der Verantwortlichen erklärt. Vor der Saison 2017/18 verließen etliche Leistungsträger, u.a. Ederson, Lindelöf, Semedo und Mitroglou, den Verein und hinterließen große Lücken. Diese Lücken wurden allerdings nicht durch größere Investitionen (die angesichts des Transferüberschusses von 121 (!) Millionen Euro sicherlich möglich gewesen wären) geschlossen, stattdessen rückten Spieler aus dem Nachwuchs oder aus der zweiten Reihe nach, die  ihre Chance suchen sollten. Dass die kurzfristigen sportlichen Erfolge dadurch zunächst ausblieben, sollte daher nachvollziehbar sein, was allerdings nicht heißt, dass dieser Weg nicht erfolgreich war. Spieler wie Ruben Dias, Alejandro Grimaldo, Andre Almeida, Pizzi oder auch Joao Felix sind dadurch nämlich enorm gewachsen, bzw. haben dadurch erst die Möglichkeit bekommen sich, zu zeigen. Davon dürfte der Verein zukünftig enorm profitieren, womöglich schon in dieser Saison.

Denn schon jetzt wirkt die Mannschaft deutlich stärker als in der letzten Spielzeit und dürfte auch wieder bessere Ergebnisse erzielen. Der bisherige Saisonverlauf lässt auf jeden Fall darauf schließen. In der Liga steht Benfica nach vier Spieltagen mit zehn Punkten auf Platz 1 und in der Champions League Qualifikation schaltete man Fenerbahce Istanbul und PAOK Saloniki aus, was keine Selbstverständlichkeit ist. Die Mannschaft scheint also gut gerüstet zu sein.

(Photo by HELDER SANTOS/AFP/Getty Images)

Sehr ausgewogene Mannschaft

Die Mannschaft von Benfica verfügt, wie bereits angerissen, über sehr viele junge und hochtalentierte Spieler, trotzdem gibt es ein solides Grundgerüst aus erfahrenen Spielern. Angefangen bei Abwehrchef und Teilzeit-Kapitän Jardel (32), über Abräumer Ljubomir Fejsa und „Kreativkopf“ Pizzi (28), bis hin zu Torjäger Jonas (34). Dazu kommen auch noch Rechtsverteidiger Andre Silva und Flügelspieler Eduardo Salvio, die ebenfalls einiges an Erfahrung mitbringen. Im Hintergrund ist mit Vereins-Legende Luisao zudem noch eine weitere Säule der Mannschaft vorhanden, auch wenn der 37-jährige sportlich keine große Rolle mehr spielt.

Top-Torjäger Jonas ist derzeit allerdings noch verletzt, ihn plagt eine Verletzung an der Halswirbelsäule. Wann er zurückkehren kann, ist noch völlig offen – ein herber Rückschlag für die Mannschaft. In der abgelaufenen Saison erzielte er herausragende 34 Tore in 30 Ligaspielen, in der Saison 2015/16 gelangen ihm 32 Tore und 16 Assists. Ingesamt steuerte er in 152 Pflichtspielen für Benfica 160 (!) Scorerpunkte bei. Mit Facundo Ferreyra (kam ablösefrei von Shakhtar Donezk, war dort letztes Jahr mit 21 Toren Torschützenkönig in der Ukraine), Haris Seferovic und Nicolas Castillo (kam für 6,85 Millionen Euro von Pumas UNAM) stehen aber immerhin drei durchaus namhafte Alternativen zur Verfügung. Eine Schwächung bleibt Jonas‘ Ausfall dennoch.

Die besagten Talente sind ebenfalls gut auf die verschiedenen Mannschaftsteile verteilt. Die erste große Welle besteht aus Innenverteidiger Ruben Dias (21), Linksverteidiger Alejandro Grimaldo (22) und Flügelspieler Franco Cervi (24). Diese drei sind schon sehr weit, absolute Leistungsträger und auch international heißbegehrt. Dias legte in der abgelaufenen Saison eine kometenhafte Entwicklung hin und hat den Sprung in die portugiesische Nationalmannschaft geschafft. Auch dort ist er ein fester Bestandteil der Mannschaft und dürfte eine tragende Säule der Zukunft werden. Auch Franco Cervi hat kürzlich den Sprung in die argentinische Nationalmannschaft geschafft, bei Grimaldo dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein. Die zweite bzw. die nächste Welle, rund um die großen Nachwuchs-Hoffnungen Mile Svilar (19, Torwart),  Gedson Fernandes (19, zentrales Mittelfeld) und Joao Felix (18, offensives Mittelfeld) steht zudem schon parat und ebnet sich gerade seinen Weg in die Startelf. Zu Fernandes aber später noch mehr.

Darüber hinaus stehen noch einige weitere hochveranlagte Spieler im Kader, die in dieser Saison den Durchbruch schaffen wollen, u.a. Torwart und Neuzugang Odysseas Vlachodimos, der für’s Erste die Nummer 1 ist, Alfa Semedo, Andrija Zivkovic, Gabriel und Rafa Silva. Die Mannschaftsstruktur scheint zu stimmen, die Qualität ist vergleichsweise hoch und die ersten Ergebnisse machen Hoffnung. Außerdem wurde kein Leistungsträger der Vorsaison abgegeben – ausnahmsweise. Diese Saison verspricht deutlich mehr als die letzte…

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Player to watch: Gedson Fernandes

Er ist das wohl größte Talent Benficas und legt gerade eine echte „Turbo-Karriere“ hin. Aber der Reihe nach…

Gedson Fernandes Carvalho wurde auf der kleinen (ca. 185.000 Einwohner) afrikanischen Insel São Tomé e Principe, die vor der Küste des Gabun im Atlantik liegt, geboren. Ihn zog es aber schon in jungen Jahren nach Portugal, wo er auch fußballerisch ausgebildet wurde. Im Alter von nur zehn Jahren schloss er sich dem größten Klub des Landes an, Benfica (das witzigerweise seinerseits ca. 185.000 Mitglieder hat).

Bei Benfica durchlief er alle Jugendmannschaften ehe er im Sommer 2017 in der B-Mannschaft ankam, die in der zweiten portugiesischen Liga spielt. In seiner Premieren-Saison im Herren-Bereich kam er auf Anhieb auf 31 Einsätze, fünf Tore und sechs Assists und verdiente sich damit den Aufstieg in die erste Mannschaft, der in diesem Sommer vollzogen wurde.

In der ersten Mannschaft angekommen, setzte er seinen Weg ohne Anlaufzeit nahtlos fort. In den bisherigen acht Pflichtspielen dieser Saison stand er immer (!) in der Startelf und verpasste nur neun Minuten. Dabei gelangen ihm zudem auch noch ein Tor und ein Assist. Doch damit nicht genug, er verdiente sich auch gleich noch eine Nominierung für die A-Nationalmannschaft Portugals (er durchlief auch alle Jugend-Nationalmannschaften bis dahin – natürlich), für die er im Testspiel gegen Kroatien in der jüngsten Länderspielpause auch prompt debütierte (er wurde kurz vor dem Ende eingewechselt).

Aktuell scheint seine Entwicklung keine Grenzen zu kennen. Sein extrem schneller Durchbruch an allen Fronten erinnert ein wenig an Renato Sanches (dem er in seinem Spiel nur zu einem kleinen bis mittleren Teil ähnelt), doch dessen Karriere-Verlauf dürfte ihm ein mahnendes Beispiel sein. In dieser Saison wird er sich aber in jedem Fall in Ruhe in seinem gewohnten Umfeld entwickeln können und das dürfte hochinteressant werden.

(Photo by Carlos Rodrigues/Getty Images)

Im Vergleich zu Renato Sanches ist der 1,84m-große Fernandes deutlich filigraner, auch wenn er kein Virtuose ist.  Er ist durchaus zweikampfstark und aggressiv, fokussiert sich aber deutlich stärker aufs vertikale Passspiel als Sanches. Dafür ist er weniger torgefährlich als sein „Quasi-Vorgänger“ und etwas weniger wuchtig. Sein Dribbling ist etwas raffinierter und er ist trickreicher. Vom Typ her sind beide „Box-to-Box Player“.

 

Die 90PLUS-Prognose

Benfica wird in dieser Saison mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besser abschneiden als in der letzten Saison. AEK Athen sollte kein große Hürde sein, während der FC Bayern in dieser Gruppe wohl ziemlich unangefochten sein wird. Für die „Aguias“ wird es demnach wohl auf einen Zweikampf mit Ajax Amsterdam hinauslaufen, wobei sie sich gute Chancen ausrechnen dürften und werden. Die Mannschaft hat definitiv die Qualität, um in dieser Gruppe Zweiter zu werden und damit ins Achtelfinale einzuziehen. Wenn es weiterhin so gut läuft wie zum Saisonstart, spricht wenig dagegen. In der Runde der letzten Sechzehn ist wohl Schluss, da es Benfica nicht mit den ganz großen aufnehmen kann, was sich womöglich schon in der Gruppenphase in den Duellen mit dem deutschen Rekordmeister zeigen wird. 

 

Christoph Albers

 

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AEK Athen

(letzte Saison: nicht qualifiziert)

In der vergangenen Saison konnten sich die Griechen von AEK Athen nicht für eine Endrunde im Europapokal qualifizieren, umso größer ist die Vorfreude auf die Champions League in dieser Spielzeit. AEK konnte in der abgelaufenen Saison den Gewinn der Meisterschaft feiern, distanzierte Vereine wie Olympiakos, PAOK oder Panathinaikos – und das, ohne die großen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen zu haben. Auch in diesem Transferfenster musste eher kreativ gehandelt werden, günstige Spieler und Leihen waren an der Tagesordnung, zudem wurde Trainer Jimenez auch Marinos Ouzounidis ersetzt. Jimenez wechselte in seine spanische Heimat und steht nun in Las Palmas unter Vertrag, Ouzounidis, der zuvor für Panathinaikos tätig war, soll nun dessen Werk fortführen und dafür sorgen, dass sich die Griechen international gut präsentieren. Trotz der Doppelbelastung scheint der Kader für die höchsten Ansprüche zu genügen – die Meisterschaft hat man trotz starker Konkurrenz im Visier, Platz 3 in der Champions League ist zumindest nicht undenkbar. 

Die Transfers im Sommer

Zugänge: A. Markopouliotis (Leihende), S. Varnas (Xanthi), E. Ponce (Leihe, Roma), L. Boye (Leihe, Torino), K. Malai (Palliniakos), G. Gianniotas (Piräus), Pedro Vitor (Recife), M. Giannikoglou (Giannina), Alef (Leihe, Braga), C. Albanis (Smyrnis), M. Livaja (Las Palmas, fest verpflichtet)

Abgänge: S. Araujo, P. Kone (Leihende), P. Vitor (Aris), K. Malai (Leihe, Trikala), A. Vlachomitros (Leihe, Sparti), C. Antoniou (Leihe, Ergotelis), G. Anestis (Beer Sheva), J. Johannson (Rennes), P. Dounis (Panegialios), M. Shojaei (Sazi), D.Melikiotis (Volos), G. Papadopoulos (Kissamikos), A. Pantos (Sparti), A. Tzanetopoulos (Smyrnis), L. Christodoulopoulos (Piräus), O. Vranjes (Anderlecht)

Großer Kader, viele Möglichkeiten

AEK Athen verfügt mit 32 Profispielern über einen sehr großen Kader, das Durchschnittsalter liegt bei 24,8 Jahren. Viele junge Spieler stehen im Aufgebot, viele Talente sollen auch in den kommenden Jahren sukzessive herangeführt werden. Die finanzielle Situation des Klubs ist nicht gerade rosig, dementsprechend wichtig ist die Ausbildung und Förderung junger Spieler. Der große Kader sorgt dafür, dass Trainer Ouzounidis viele Möglichkeiten hat, die Formation entsprechend der Form seiner Spieler und der gegnerischen Ausrichtung anpassen kann. Das Transferfenster verlief sehr ordentlich, gerade in der Offensive wurden mit der festen Verpflichtung von Livaja, der häufig als hängende Spitze agiert, und Boye und Ponce extrem wichtige Verstärkungen an Land gezogen. 

Zu Saisonbeginn wurde in einem 4-2-3-1-System agiert, aber auch ein System mit zwei Stürmern oder eine Dreierkette ist möglich. Gerade in der Königsklasse ist AEK eher als Außenseiter zu sehen, wird den Fokus auf die Defensiv legen müssen. Als Abwehrchef soll dabei Dmytro Chygrynskiy, früher für Donezk und den FC Barcelona aktiv, fungieren, der den Saisonbeginn aufgrund einer Muskelquetschung verpasste. Er soll die Defensive dirigieren, ordnen und mit seiner Erfahrung für Stabilität sorgen. Individuell herausragende Spieler fehlen in der Abwehr fast gänzlich, vielmehr legt man in Athen wert auf Disziplin und Automatismen, durch große Einsatz soll die individuelle Unterlegenheit kaschiert werden. 

 

Chancenlos? Auf keinen Fall

Natürlich fällt AEK Athen im Vergleich mit Ajax, Benfica und vor allem dem FC Bayern individuell ab. Als chancenlos kann man das Team aus Griechenland aber keinesfalls bezeichnen. Angetrieben von euphorischen Fans werden vor allem die Heimspiele im fast 70.000 Zuschauer fassenden Olympiastadion zum Spektakel. AEK kann sich definitiv mit der Außenseiterrolle anfreunden, wird aber nicht nur mauern und versuchen das Spiel des Gegners zu zerstören. Auch die Griechen haben Ambitionen, auch die Griechen wollen die minimale Chance auf das Achtelfinale von der ersten Minute der Gruppenphase ergreifen und die Überraschung möglich machen.

(Photo by Naomi Baker/Getty Images)

Zum Saisonstart konnte umgehend für Ruhe gesorgt werden, nach dem Trainerwechsel wurden die ersten beiden Spiele gewonnen und AEK zeigte zwar noch Anpassungsprobleme, spielte aber sehr diszipliniert und geordnet, kassierte keinen Gegentreffer. Ein ganz entscheidender Spieler, der für den Erfolg eine große Rolle spielt, wird Andre Simoes sein. Der defensive Mittelfeldspieler aus Portugal sorgt als Bindeglied zwischen der Defensive und der Offensive für Stabilität, kann überdies seine Fähigkeiten im Spielaufbau gewinnbringend einsetzen. Simoes wird häufig gesucht, gilt als erste Anspielstation, soll die gegnerischen Angriffe zerstören und gleichzeitig eigene aufbauen. Seine Tagesform wird große Auswirkungen auf die Leistungen und Resultate von AEK haben.

 

Kapitän Mantalos benötigt Unterstützung

Neben Simoes ist auch Kapitän Mantalos ein Schlüsselspieler. Der 27-jährige Grieche ist im offensiven Mittelfeld zuhause, spielt aber bei AEK häufig auch auf der Außenbahn. Der 1,76m große Rechtsfuß, der seit 2014 für den Klub spielt, soll für die Kreativität sorgen, die Angriffe vollenden, im Offensivdrittel den entscheidenden Pass spielen. Abgesehen von den offensiven Qualitäten arbeitet Mantalos auch viel gegen den Ball, weswegen er in der Offensive keinesfalls als Alleinunterhalter gesehen werden darf. Er benötigt Unterstützung von seinen Teamkollegen, muss bestmöglich eingebunden werden.

Abgesehen von den Mittelstürmern muss diese Unterstützung vor allem von den restlichen, hängend agierenden Spielern kommen. Auf den Außenbahnen stehen mit Albanis und Gianniotas individuell eher durchschnittliche Spieler im Aufgebot, lediglich Viktor Klonaridis, der zu seiner Zeit in Lille als hochtalentiert galt, kann für Überraschungsmomente sorgen, auch wenn es ihm an der Konstanz fehlt. So ist es häufig der Fall, dass Marko Livaja die Rolle als Ballverteiler mit Zug zum Tor in der Offensive übernimmt. 

 

Player to Watch: Ezequiel Ponce 

Im Sommer 2015 wechselte Ezequiel Ponce als damals 18-jähriger, hochtalentierter Stürmer von den Newell’s Old Boys zur Roma, kostete etwas mehr als 5 Millionen Euro. Nach einem Jahr der Akklimatisierung wurde er nach Granada verliehen, die abgelaufene Saison absolvierte er in Lille. Der ganz große Durchbruch lässt noch auf sich warten, die Station in Athen ist nun seine dritte Leihe in Folge, in Rom setzt man aber weiter auf den Argentinier, der noch einen Vertrag bis 2020 besitzt. Bei der Roma hofft man, dass Ponce nun einen entscheidenden Schritt nach vorne macht, seine bisherige Bilanz in Europa ist nämlich dürftig. In Granada erzielte er 2 Tore bei 27 Einsätzen, in Lille waren es 3 Treffer bei 32 Einsätzen. 

In Athen traf er bereits jetzt in der Liga, sammelt kontinuierlich Einsatzminuten. Sein Talent ist unbestritten, Ponce bringt eigentlich alle Voraussetzungen mit um zumindest bei einer guten Mannschaft Fuß zu fassen. Der 1,78m große Mittelstürmer ist technisch versiert, verfügt über ein gutes Passspiel, kann mit dem Ball am Fuß umgehen, sucht gerne den Abschluss ohne dabei übermäßig egoistisch zu sein. Er benötigt nicht nur eine Station, in der er sich nicht mit dem Abstiegskampf konfrontiert sieht, sondern auch eine Serie an Spielen, die erfolgreich verlaufen, in denen er regelmäßig trifft. Stürmer leben generell auch von Selbstvertrauen und dieses fehlt dem 21-jährigen zurzeit. 

 

Die 90PLUS-Prognose

Die Gruppe der Griechen ist zwar nicht übermächtig, dennoch ist AEK der Außenseiter. Das Weiterkommen ist unrealistisch, Platz 3, je nachdem wie Ajax und Benfica sich präsentieren, durchaus machbar. Dabei wird es vor allem auf die Heimspiele gegen eben jene Gegner ankommen, vielleicht kann man sogar dem großen Favoriten aus München in der heimischen Arena ein Bein stellen. Die Euphorie in Athen ist jedenfalls groß!

Manuel Behlert

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Ajax Amsterdam

(letzte Saison: nicht qualifiziert)

Drei Jahre ohne Champions League Fußball liegen hinter Ajax Amsterdam. Nun sind sie endlich zurück, zurück in der „Königsklasse“. Ohnehin steht diese Saison für Ajax so ein wenig unter dem Motto „Zurück an die Spitze“, was vor allem für die nationale Meisterschaft gilt, die man zuletzt 2013/14 gewinnen konnte. Seitdem sind die Amsterdamer ohne Titel, vier Vize-Meisterschaften sind dabei nur ein schwacher Trost. Die Gründe für diese Misere sind vielfältig, doch es dürfte unstrittig sein, dass die Verkäufe von Top-Spielern in wirklich jedem Sommer und die fehlende Erfahrung im Kader zentrale Ursachen sind. Diese wollten Trainer ten Hag, Sportdirektor Overmars und Geschäftsführer van der Sar in diesem Sommer bekämpfen. Dementsprechend ist die Zielsetzung für diese Saison klar: Die Meisterschaft soll her und auch in der Champions League will man ein gutes Bild abgeben. Was das heißt, dazu kommen wir gleich.

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: P. Schuurs (Sittard), Z. Labyad (Utrecht), H. Bandé (Mechelen), D. Tadic (Suthampton), D. Blind (Man. United)

Abgänge: B. van Leer (NAC Breda, Leihe), M. Cassierra (Groningen, Leihe), S. de Jong (Sydney FC, Leihe), M. Dijks (Bologna), A. Younes (SSC Neapel), N. Alblas (Nijmegen), N. Viergever (PSV), D. Zeefuik (Groningen), J. Kluivert (Roma)

 

Mit Härte und Erfahrung

Zuerst einmal sollte festgehalten werden, dass Ajax auch in diesem Sommer prominente Abgänge zu verzeichnen hatte, doch der große Unterschied liegt darin, dass sie nicht allzu schmerzhaft sind bzw. dass sie dem Verein sogar ganz recht waren. Amin Younes, der zuletzt ja ohnehin keine Rolle mehr spielte und nach wie vor verletzt ist, wechselte zur SSC Napoli. Siem de Jong wurde an den FC Sydney verliehen (die Leihe zeigt schon seinen geringen Stellenwert). Nick Viergever, der in der letzten Saison nur sehr wenig zum Einsatz kam, ging zum Meister PSV Eindhoven und zu guter Letzt wurde Justin Kluivert, Sohn des großen Patrick Kluivert, für 17,25 Millionen Euro an AS Rom verkauft. Die Abgänge von Younes, de Jong und Viergever stellen sportlich keine große Schwächung dar, erleichtern das Gehaltsbudget und schaffen Raum für Neuzugänge. Einzig die fehlenden Einnahmen stören. Daher war der Verkauf von Kluivert, der sportlich durchaus wichtig war, notwenig, um Geld in die Kassen zu spülen. Ein gut durchdachter Schritt.

Die besagten Neuzugänge sind für Ajax-Verhältnisse sehr außergewöhnlich, denn sie sind (mit einer Ausnahme) ziemlich erfahren, bereits im besten Fußballeralter und auch ungewöhnlich teuer. Innenverteidiger Daley Blind (28) kehrt nach vier Jahren bei Manchester United zurück und ist mit einer Ablöse von 16 Millionen Euro der zweitteuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte. „Zehner“ Dusan Tadic (29), der bereits für Groningen und Twente in der Eredivisie spielte, wurde für 11,25 Millionen (vierhöchste Ablöse der Vereinsgeschichte) aus Southampton geholt und Offensivallrounder Zakaria Labyad (26) kam für ebenfalls stolze sechs Millionen Euro vom Ligakonkurrenten aus Utrecht. Die Ausnahme stellt Flügelstürmer Hassane Bande (19) dar, der für 8,25 Millionen Euro vom KV Mechelen aus Belgien kommt. Der Mann aus Burkina Faso sollte eigentlich der direkte Ersatz für Kluivert sein, leider fällt er mit einer schweren Verletzung bis zum Jahresende aus.

Doch das Außergewöhnlichste dieser Transferperiode ist eigentlich, dass Ajax all die Spieler halten konnte, die gehalten werden sollten. Innenverteidiger, Außnahme-Talent und Kapitän Matthijs de Ligt war bei fast allen Top-Team ein Thema, konnte aber von einem Verbleib überzeugt werden. Mittelfeld-Stratege Frenkie de Jong war u.a. beim FC Barcelona das Objekt der Begierde, blieb Amsterdam aber ebenso erhalten wie  Flügelstürmer David Neres, der ebenfalls bei etliche großen Vereinen gehandelt wurde.

Ajax ist, anders als in vielen Jahren zuvor, hart geblieben und kann nun auf ein sehr gutes Grundgerüst zurückgreifen. Zudem wurden gestandene Spieler verpflichtet, die als Entwicklungshilfe dienen sollen und vor allem auch kurzfristige Erfolge ermöglichen könnten. Die Verantwortlichen haben im Sommer einen sehr guten Job gemacht, zumindest auf dem Papier.

 

Starkes Grundgerüst, Probleme in der Breite

Die Grundstruktur der Mannschaft bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Im Tor ist Andre Onana gesetzt. Der 24-jährige stammt aus der „Eto’o Academy“ und hat über Barcelonas Nachwuchsakademie „La Masia“ den Sprung in den Profifußball geschafft. Seit 2015 spielt er für Ajax Amsterdam und ist die unangefochtene Nummer 1. Er erfüllt alle Kriterien für einen echten Ajax-Keeper und weiß vor allem durch seine Athletik zu überzeugen.

In der Abwehr sind Neuzugang Blind und Kapitän de Ligt im Zentrum natürlich gesetzt, ebenso wie Linksverteidiger Nicolas Tagliafico, der zuletzt sogar die argentinische Nationalmannschaft als Kapitän auf das Feld führte. Hier ist Ajax also wirklich hervorragend besetzt, wenn da nicht die Problemposition rechts hinten wäre. Dort ist normalerweise Joel Veltman gesetzt, doch der niederländische Nationalspieler fällt mit einem Kreuzbandriss noch bis zum Jahresende aus. An seiner Stelle spielt nun zumeist der 20-jährige Noussair Mazraoui, der im März den Sprung in die erste Mannschaft packte. Er gilt zwar als großes Talent, ist aber noch kein Mann für das höchste Niveau, mit dem er in der Champions League aber definitiv klarkommen muss. Ein weiteres Problem ist die fehlende Tiefe in der Defensive. Sollte ein Leistungsträger ausfallen, steht kein passender Backup parat. Einzig Innenverteidiger Maximilian Wöber (20) kommt dem ansatzweise nahe.

Das Mittelfeld des klassischen 4-3-3-Systems, das Trainer ten Hag spielen lässt, wird in der Regel durch Frenckie de Jong, Lasse Schöne und Hakim Ziyech besetzt. Gerade in der Champions League dürfte der erfahrene Schöne noch den Vorzug vor Donny van de Beek erhalten, der aber wiederum immer eine sehr gute Alternative ist und dem auch definitiv die Zukunft gehört. Chef im Mittelfeld ist derzeit Hakim Ziyech. Der 25-jährige Marokkaner ist der womöglich wichtigste Spieler der Mannschaft und ist daher kaum zu ersetzen, auch wenn er durch Dusan Tadic etwas Entlastung bekommt. In der abgelaufenen Saison gelangen ihm neun Tore und 17 Assist, 2018/2019 steht er bereits bei fünf Scorerpunkten in vier Ligaspielen. Auf ihn wird es auf jeden Fall im besonderen Maße ankommen, wenn Ajax erfolgreich sein möchte. Mit Labyad steht aber immerhin auch noch eine weitere Alternative parat.

Last but not least, das Angriffstrio: Hier sind derzeit Dusan Tadic (links), David Neres (rechts) und Alt-Meister Klaas-Jan Huntelaar die erste Wahl. Tadic ist nach seinem Wechsel von Southampton zu Ajax voll eingeschlagen, trug mit drei Toren und drei Assists in den sechs Quali-Spielen (gegen Sturm Graz, Lüttich und Kiew) wesentlich zum Einzug in die Gruppenphase bei und konnte mit drei Toren und einem Assist in den ersten vier Spielen auch schon in der Liga überzeugen. Tadic wird darüber hinaus nachhaltig eine große Bereicherung für das Spiel seiner neuen Mannschaft darstellen. Sein Counterpart auf der rechten Seite, David Neres, konnte ebenfalls schon schwer beeindrucken. In der abgelaufenen Spielzeit erzielte er in 32 Ligaspielen 14 Tore und legte zudem 13 weitere auf und bewies damit, dass die 12 Millionen Euro, die Ajax für ihn an den FC Sao Paulo überwiesen hat, gut angelegt waren.

Im Zentrum blüht der Ex-Schalker Klaas-Jan Huntelaar gerade wieder auf, was sich in acht Toren in zehn Pflichtspielen in dieser Spielzeit manifestiert. Er ist gewohnt kaltschnäuzig und für die junge Ajax-Mannschaft natürlich auch eine wichtige Führungsfigur. Im Laufe der Saison dürfte er aber auch wieder mehr Konkurrenz bekommen, wenn der derzeit verletzte Kasper Dolberg wieder fit ist. Der Däne bringt enorm viel Potenzial mit und wird sicherlich auch auf seine Einsatzzeiten kommen, was angesichts des fortgeschrittenen Alters von Huntelaar (35) auch eine wichtige Entlastung sein wird.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Player to watch: Frenkie de Jong

Frenckie de Jong stand in diesem Sommer stärker als je zuvor im Fokus der Öffentlichkeit. Etliche Top-Klubs warben vergeblich um die Unterschrift des Youngsters, besonders der FC Barcelona tat sich dabei hervor – er galt bzw. gilt als potenzieller Iniesta-Nachfolger. Für die Katalanen heißt es in diesem Zusammenhang aber aufgeschoben und nicht aufgehoben. Sie werden aller Voraussicht nach spätestens im Sommer 2019 einen neuen Versuch wagen. Und weil das so ist, wird de Jong weiterhin stark im Fokus der Öffentlichkeit sein, was für uns natürlich eine weiterer Grund dafür ist, ihn zum „Player to watch“ zu ernennen.

Doch auch rein sportlich hat er es sich absolut verdient. Der 21-jährige stammt aus der Jugend von Willem II Tilburg und wechselte im Alter von 18 Jahren zu Ajax. Zunächst spielte er für die zweite Mannschaft, die in der zweiten Liga antritt, doch schon nach einem Jahr schaffte er den Sprung in die erste Mannschaft. Seither kommt er auf knapp 50 Pflichtspiele für Ajax. Obendrein verdiente er sich auch die Nominierung in die A-Nationalmannschaft, für die er bis heute zwei Länderspiele betritten hat. Zuvor durchlief er sämtliche Junioren-Nationalteams.

Seine Entwicklung verlief bis hierhin also sehr rasant, aber stets folgerichtig, von daher passt der vorübergehende Verbleib bei Ajax auch sehr gut ins Bild. In dieser Saison wird er sich erstmal in der Champions League beweisen können, bevor er den nächsten Schritt wagt. Und wir werden genau hinsehen.

Zum Abschluss noch ein kurzes Profil: Frenckie de Jong ist per se ein klassischer „Achter“, kann jedoch auch auf der „Sechs“ und in aller größter Not auch in der Innenverteidigung spielen. Mit seinen 1,80m ist er zwar nicht klein, doch seine Physis ist nicht allzu beeindruckend. Seine Stärken liegen vor allem im Passspiel, der guten Ballbehandlung und der großen Übersicht. Er versteht es, gut das Spiel aus der Tiefe zu eröffnen, er kann sich sehr gut (auch mit guten Dribblings) aus der Bedrängnis lösen und lässt sich nur schwer aus der Ruhe bringen. In der Defensive ist er zudem absolut solide, ein Abräumen ist er jedoch nicht.

Es wird spannend zu sehen sein, wie er zum Beispiel gegen den FC Bayern klar kommt, ob seine Stärken auch dort gut zur Geltung kommen. Das dürfte auch den FC Barcelona brennend interessieren…

(Photo by ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP/Getty Images)

Die 90PLUS-Prognose

Ajax verfügt über eine sehr gut besetzte Mannschaft und hat in der Startelf eine sehr hohe Qualität. Die Vielzahl an starken Individualisten verspricht auch in engen Spielen Lösungen. Zudem sind nun auch genügend erfahrene Spieler vorhanden, die der Mannschaft halt und Sicherheit geben können. Die Amsterdamer haben also viel zu bieten und brauchen sich in dieser Gruppe absolut nicht verstecken. Problematisch sind jedoch die Schwäche rechts in der Viererkette, die geringe Breite im Kader, vor allem in der Defensive, und das schon jetzt sehr gut gefüllte Lazarett. Es könnte also zu Engpässen kommen, die sich in der „Königsklasse“ erfahrungsgemäß sehr schnell rächen.

In der Gruppe dürfte sich Ajax mit Benfica um den zweiten Platz streiten. Die Mannschaft ist deutlich stärker als AEK Athen und wird den FC Bayern wohl kaum gefährden können. Im Kampf um Platz 2 stehen die Chancen ganz passabel, hier werden vor allem die direkten Duelle entscheidend sein. Mehr als das Achtelfinale ist sehr unwahrscheinlich, eine gute Saison in der Europa League (über Platz 3 in der Gruppe) ist aber auf jeden Fall denkbar. 

Christoph Albers


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