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Die große CL-Vorschau (4/8) – Gruppe D: Lok. Moskau, Porto, Schalke 04, Galatasaray

13. September 2018 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

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Am Dienstag, den 18. September, startet die Gruppenphase der UEFA Champions League. Es gibt einige Neuerungen, so zum Beispiel die verschiedenen Anstoßzeiten, denn ab der kommenden Saison werden die Spiele um 18:55 und um 21 Uhr angepfiffen. Real Madrid konnte den Wettbewerb nun dreimal in Folge gewinnen, auch diesmal versuchen 31 Teams die „Königlichen“ von ihrem Thron zu stoßen. Wir blicken ausführlich auf alle Gruppen und liefern die wichtigsten Informationen!

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Gruppe D und Lokomotive Moskau, dem FC Porto, Schalke 04 und Galatasaray! 

Gruppe A: (Atletico, BVB, Monaco, Brügge)

Gruppe B: (Barcelona, Spurs, PSV, Inter)

Gruppe C: (PSG, Neapel, Roter Stern, Liverpool)

 

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Lok. Moskau  

(letzte Saison: Achtelfinale EL)

In der Europa League wäre für Lokomotive Moskau in der vergangenen Saison vielleicht etwas mehr drin gewesen, doch die Meisterschaft in der russischen Premjer Liga entschädigte die Fans des Klubs zur Genüge. Der erfahrene 71-jährige Trainer Yuri Semin führte die Mannschaft zur Meisterschaft in Russland, distanzierte ZSKA, Spartak und Zenit und qualifizierte sich für die Königsklasse. Einige große Namen und zahlreiche talentierte Spieler spicken den Kader von Lok. Moskau, doch reicht das, um in dieser Saison auch in der Champions League für Furore zu sorgen? Diese Fragen müssen erst noch beantwortet werden. Klar ist, dass die Erwartungen an den Klub gestiegen sind – und daran muss man sich messen lassen. Der Saisonstart in Russland verlief jedenfalls nicht gerade ideal.

Die Transfers im Sommer

Zugänge: T. Margasov (Leihende), B. Idowu (Amkar Perm), Eder (OSC Lille), G. Krychowiak (Leihe, PSG), R. Zhemaletdinov (Rubin Kasan), B. Höwedes (Schalke 04), F. Smolov (Krasnodar)

Abgänge: N. Pejcinovic (CC Yatai), A. Koryan (Leihe, Khimki), A. Kasaev (Leihe, Baltika), Igor Portnyagin (Leihe, Khimki), Vitali Denisov (Leihe, KS Samara), Ari (Leihende)

 

Nur wenige Anpassungen

Nachdem in der vergangenen Saison der Titel in der Premjer Liga gewonnen wurde, sollte der Kader mit einigen Anpassungen fit für die Champions League gemacht werden. Die feste Verpflichtung von Mittelstürmer Eder war folgerichtig, mit Smolov wurde ein torgefährlicher, verlässlich treffender Stürmer aus Krasnodar verpflichtet. Krychowiak und Höwedes sind international erfahren, Zhemaletdinov verfügt über viel Potenzial und Idowu verstärkt die Außenverteidigerpositionen in der Breite. Yuri Semin ist zufrieden mit seinem Kader, der unter anderem mit den Miranchuk-Brüdern über Spieler mit einem großen Entwicklungspotenzial verfügt. 

(Photo by Epsilon/Getty Images)

Das Durchschnittsalter der Mannschaft liegt bei fast 29 Jahren, eine große Fülle an Talenten ist nicht vorhanden. Torhüter Guilherme ist 32, Höwedes und Corluka in der Verteidigung  30 und 32, im Mittelfeld stehen mit Krychowiak (28), Denisov (34) und Fernandes (32) ebenfalls zahlreiche erfahrene Spieler im Aufgebot und auch der 33-jährige Jefferson Farfan, der auf dem Flügel zuhause ist, gehört zu den wichtigsten Akteuren des Klubs, spielte eine sehr starke letzte Saison. 

 

Individuelle Highlights

Insbesondere das Mittelfeld der Russen ist sehr ausgewogen besetzt, Denisov und Krychowiak können sich die Aufgaben im defensiven Mittelfeld gut aufteilen, mit Barinov, Tarasov und Anton Miranchuk stehen weitere gute Spieler für verschiedene Aufgaben zur Verfügung, insbesondere Miranchuk kann das Spiel koordinieren, das Tempo variieren. Ignatjev, Farfan, Rybus und Zhemaletdinov sind die Optionen für die Außenbahnen, aber auch Manuel Fernandes spielt häufig auf der linken Seite, interpretiert diese Rolle relativ zentrumsorientiert, schafft Platz für nachrückende Spieler auf der linken Seite, insbesondere wenn Rybus als Linksverteidiger eingesetzt wird.

Trainer Semin hält weitgehend an seinem 4-2-3-1-System fest, hat nicht viele andere Varianten, kann aber auch mit einer Dreier- respektive Fünferkette spielen. In der Offensive ist man abhängig von individuellen Aktionen. Farfans gefährliche Hereingaben, Schüsse aus der 2. Reihe, kreative Momente von Miranchuk oder eine Einzelleistung von Smolov gehören zu den erfolgsversprechendsten Varianten. Auch bei ruhenden Bällen ist Lok. Moskau stark, die Innenverteidiger sowie Smolov und Eder sind kopfballstark. Die Russen sind aber keine Mannschaft, die einen Gegner auseinandernehmen kann, die spielerischen Highlights sind verhältnismäßig rar gesät, die Abhängigkeit von Aleksey Miranchuk in diesem Bereich zu groß.

 

Wird die Abwehr zum Sorgenkind?

Insgesamt fällt – trotz der Verpflichtung von Benedikt Höwedes – die Abwehr qualitativ etwas ab. Yuri Semin setzt auf Eingespieltheit und Automatismen, Kvirkvelia und Corluka passen als Innenverteidiger-Duo gut zueinander, aber gerade zu Saisonbeginn zeigten sich, wie bereits in der letzten Saison in der Europa League sichtbar war, Schwierigkeiten, wenn ein Gegner das Spiel schnell macht, großen Druck ausübt. Der Saisonstart verlief nicht ideal, man verlor in Krasnodar und Orenburg. Auch wenn die Offensive zu Saisonbeginn alles andere als gut funktioniert und man bisher verhältnismäßig wenige Gegentreffer kassierte, kann die Defensive in der Champions League zum Sorgenkind werden. 

Die individuelle Qualität in Europas Topwettbewerb ist noch einmal höher als in der russischen Liga, auch wenn Lok. Moskau nicht die härteste aller Gruppen zugelost bekam. Schalke, Galatasaray und Porto werden die Defensive allerdings trotzdem fordern, dementsprechend muss Semin Lösungen finden. Corluka und Kvirkvelia lösen viel mit ihrem guten Stellungsspiel, ihrer Erfahrung und Antizipation, doch wenn die offensiv ausgerichteten Außenverteidiger kein ideales Umschaltspiel aufweisen wird es schwer in eine gute Grundordnung zurückzukehren, es entstehen Lücken und die Gegner können mit Tempo auf die Abwehr zulaufen – und genau das soll vermieden werden. Auch die Offensive ist gefordert um die Defensiv zu entlasten, die Nadelstiche müssen konsequent gesetzt und die Angriffe im Idealfall bis zum Abschluss ausgespielt werden. Klar ist zum jetzigen Zeitpunkt auf jeden Fall, dass noch viel Arbeit zu erledigen ist. 

 

Player to Watch: Aleksey Miranchuk

Der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler Aleksey Miranchuk steht bei Lok. Moskau noch bis 2021 unter Vertrag, spielt seit 2012 für den Klub, seit 2013 besitzt er einen Profivertrag. Der Linksfuß ist russischer Nationalspieler und stand im Kader bei der Weltmeisterschaft im Sommer, wurde aber eher als Joker eingesetzt, die Russen legten viel Wert auf Disziplin im Mittelfeld und eine kompakte Grundordnung. Doch Miranchuk deutete vor allem in der letzten Spielzeit an, was er kann. Er ist ein trickreicher, wendiger Mittelfeldspieler, der für die ganz besonderen Momente im offensiven Drittel sorgen kann – und auch sorgen muss. 

(Photo by Epsilon/Getty Images)

In der Saison 2017/18 stand Miranchuk in 41 Pflichtspielen auf dem Platz, dabei gelangen ihm 8 Tore und 11 Torvorlagen. Miranchuk ist die Anspielstation im Spiel der Russen, weiß bereits bevor er den Ball bekommt, welchen Spieler er wie einsetzen kann. Sein Abschluss ist gut, sein Tempo absolut ausreichend um die Qualitäten, die er besitzt, gewinnbringend auf den Platz zu bringen. Auf ihn wird es auch in der Champions League ankommen, er muss das Risiko in seinem Spiel bewusst kalkulieren, versuchen Smolov & co. einzubinden ohne potenziell gefährliche Kontersituationen heraufzubeschwören. Durch den frühen Saisonstart in Russland (Miranchuk stand bereits am 27. Juli 120 Minuten auf dem Platz) zeigte er nach der WM noch leichte Anlaufprobleme, in den kommenden Wochen muss er sukzessive zu seiner Topform zurückfinden. 

 

Die 90PLUS-Prognose

Auch wenn die Gruppe nicht zu den schwersten in der Champions League zählt wird es Lokomotive Moskau sehr schwer haben in die K.O.-Runde einzuziehen. Galatasaray ist ein unangenehmer Gegner mit frenetischer Atmosphäre, auch Porto ist zuhause sehr stark einzuschätzen und Schalke verfügt ebenfalls über Qualität. Die Russen sollten angesichts ihrer Möglichkeiten den 3. Platz und somit die Teilnahme an der Europa League anpeilen. 

Manuel Behlert

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FC Porto

(letzte Saison: Achtelfinale CL)

Der FC Porto blickt auf eine ziemlich erfolgreiche Saison zurück. Nach fünf langen Jahren der Dürre konnten die „Drachen“ endlich den 28. Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern und in der Champions League gelang immerhin der Einzug ins Achtelfinale, was nicht zuletzt auch finanziell von großer Bedeutung ist. Die Einnahmen aus der „Königsklasse“ kann Porto mittlerweile aber auch guten Gewissens einplanen, schließlich verpasste man die Qualifikation für die Champions League nur ein einziges Mal seit dem Überraschung-Triumph im Jahre 2004 unter Jose Mourinho. Darüber hinaus konnten sie  stolze 10 von 14 Malen in die K.o.-Phase einziehen, wobei der Weg dann in sieben Fällen schon im Achtelfinale endete. 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: Paulinho (Portimonense), M. Waris (Lorient), C. Mbemba (Newcastle), E. Militao (Sao Paulo), J. Pedro (Palmeiras), Ewerton (Portimonense), S. Janko (St. Etienne), Y. Osorio (Tondela), Marius (Cotonsport), Jorge (Leihe, Monaco), R. Bazoer (Leihe, Wolfsburg), B. Costa, D. Leite, C. Awaziem, D. Costa (eigene Jugend), M. Agu, A. Pereira, A. Bueno A. Lopez (Leihende)

Abgänge: Ze Manuel (Santa Clara), S. Janko (Leihe, Nottingham), Ewerton (Leihe, Portimonense), Jose Sa (Leihe, Piräus), Y. Osorio (Leihe, Gumaraes), Andorinha (Leihe; Cartagena), M. Waris (Nantes, Leihe), D. Reyes (Fenerbahce), I. Marcano (Roma), J. Teixeira (Guimaraes), Galeno (Leihe, Rio Ave), André André (Guimaraes), H. Suk (Troyes), G. Paciencia (Frankfurt), M. Layun (Villarreal), W. Boly (Wolves), D. Dalot (Man. United), R. Pereira (Leicester)

Ein starkes Offensivtrio als Faustpfand

Und auch in diesem Jahr dürfte der Einzug ins Achtelfinale das Ziel für die Portugiesen sein, mehr wäre Bonus, aber weniger darf es eigentlich nicht werden. Die  Gruppenkonstellation berechtigt Porto auf jeden Fall dazu diesen Anspruch zu haben, schließlich sind sie in der Gruppe mit dem FC Schalke, Galatasaray und Lok Moskau womöglich international die größte Nummer. Von der Qualität des Kader her dürfte es auf jeden Fall möglich sein.

Das Prunkstück des Kaders ist dabei eindeutig die Offensive um das Sturmtrio bestehend aus Vincent Aboubakar, Moussa Marge und Yacine Brahimi. Der Kameruner Aboubakar ist ein recht wuchtiger Stürmer und eine „richtige“ Nummer 9. Er verfügt mit seinen 26 Jahren über reichlich Erfahrung und er hat seine großen Torjägerqualitäten auch schon auf internationaler Bühne nachgewiesen – nicht zuletzt in der Champions League. Dort gelangen ihm in bisher 22 Einsätzen stolze 14 Tore und drei Assists. In der letzten Saison, seiner bisher besten Saison im Trikot des FC Porto, traf er in sechs Champions League Einsätzen sogar gleich fünfmal (plus zwei Assists) und war damit einer der besten Torjäger des Wettbewerbs. Ihn sollte man also durchaus auf der Rechnung haben. Dabei darf man aber keineswegs seine kongenialen Partner vergessen, denn auch das könnte sich bitterböse rächen…

. (Photo by Carlos Rodrigues/Getty Images)

Moussa Marega, der entweder (in einem 4-4-2) an Aboubakars Seite im Sturm oder (im 4-3-3) auf der rechten Außenbahn zum Einsatz kommt, ist nämlich ebenfalls ein ausgewiesener Torjäger. Der Nationalspieler Malis erzielte in der abgelaufenen Saison beeindruckende 22 Ligatore (29 Einsätze) und war damit der beste Torschütze seiner Mannschaft (nur Sportings Dost und Benficas Jonas waren besser). Er ist also kaum weniger zu beachten als sein kamerunischer Sturmpartner. Im Fall von Yacine Brahimi, der das große Trio Portos komplettiert, sieht es da schon etwas anders aus. Der kleine Algerier kommt stets über den linken Flügel und ist vor allem mit seinen grandiosen und virtuosen Dribblings sehr gefährlich. Er ist zwar kein ausgewiesener Torjäger, doch er vermag es an guten Tagen jede Abwehr in Chaos zu versetzen.

Doch wer glaubt, dass Porto nicht mehr als diese drei zu bieten hat, der liegt falsch. Denn auch auf der Bank hat Trainer Sergio Conceicao gute Alternativen, z.B. Jesus Corona, der über beide Flügel kommen kann, Offensiv-Allrounder Otavio und Sturm Backup Tiquinho Soares, die allesamt auch viel zu bieten haben und ordentlich Druck auf die Stammkräfte machen.

Viel Erfahrung in den hinteren Reihen

So stark wie die Offensive sind die übrigen Mannschaftsteile leider nicht besetzt, was aber nicht heißen soll, dass die Mannschaft hier schlecht ist. Im Mittelfeld ist Kapitän Hector Herrera die zentrale Figur. Der erfahrene und äußerst laufstarke Mexikaner ist Anführer und Motor des Spiels und ist daher unverzichtbar. An seiner Seite spielt, gerade in engen Spielen, oft Danilo Pereira. Der portugiesische Nationalspieler ist dann vor allem eine defensive Absicherung, die mit einer starken Physis und viel Ruhe sehr wertvoll sein kann. Gerade in der Champions League dürften wir Danilo daher des öfteren auf dem Platz sehen. Ansonsten heißen hier die Alternativen Sergio Oliveira, Oliver Torres und Riechedly Bazoer, der im Sommer auf Leihbasis vom VfL Wolfsburg kam.

In der Defensive heißen die Eckpfeiler unterdessen Iker Casillas, Alex Telles und Felipe. Casillas hat sich seinen Platz im Tor zurückerkämpft und ist mit seiner immensen Erfahrung von knapp 1000 Pflichtspielen als Profi ein absoluter Ruhepol für die Mannschaft, auch wenn er sportlich nicht mehr auf dem Niveau von früher und durchaus immer mal wieder für einen Fehler gut ist. Alex Telles verteidigt links in der Viererkette und ist ein absoluter Leistungsträger der Mannschaft. Der Brasilianer ist ein sehr kompletter Spieler und nicht wegzudenken aus der Startelf, auch wenn mit Jorge ein interessanter Backup zur Verfügung steht.  Zu guter Letzt Felipe, der 29-jährige Innenverteidiger ist der Abwehrchef und ist gerade für seine zumeist unerfahrenen Nebenleute, allen voran Eder Militao (20) und Top-Talent Diogo Leite (19), ein sehr wichtiger Bezugspunkt. In der Champions League dürfte einiges an Arbeit auf ihn zukommen. Komplettiert wird die Abwehr dann zumeist von Rechtsverteidiger Maxi Pereira, der 34-jährige ist mit seiner immensen Erfahrung (u.a. 125 Länderspiele für Uruguay) und seiner großen Moral immer eine sichere Wahl.

Große Einnahmen und eine neue Kontinuität

Was bei der Betrachtung der Mannschaft ebenfalls auffällt ist, dass nahezu alle Leistungsträger der Vorsaison gehalten werden konnten. Mit Ricardo Pereira (wechselte für 22 Millionen Euro zu Leicester City) und Ivan Marcano (ging ablösefrei zur AS Rom, Vertrag war ausgelaufen) wurden nur zwei Stammspieler abgegeben und trotzdem konnte Porto ein dickes Transferplus von fast 40 Millionen Euro erzielen. Dieser Überschuss speist sich aber vor allem aus den Verkäufen von Pereira, Diogo Dato (spielte noch keine Rolle im Profi-Team, ging aber für stolze 22 Millionen Euro zu Manchester United) und zuvor bereits verliehenen Spielern (u.a. Layun und Willy Bolly). Außerdem hielt man sich auch bei den Zugängen merklich zurück. Der Plan heißt also „Kontinuität“, was für den FC Porto, der ja eher als Verkäuferverein bekannt ist, ziemlich außergewöhnlich ist. Vielleicht führt dieser Plan dann ja auch zu außergewöhnlichen Erfolgen – wir werden es sehen.

Player to watch: Diogo Leite

Diogo Leite ist, neben Benficas Ruben Dias (21), DIE große Abwehr-Hoffnung des portugiesischen Fußballs. Der 19-jährige Innenverteidiger bringt alles mit was es braucht und hat sich auch schon (völlig zurecht) die Nominierung für die U21-Nationalmannschaft Portugals erarbeitet, obwohl er erst in diesem Sommer den Sprung in die erste Mannschaft des FC Porto geschafft hat.

In der abgelaufenen Spielzeit spielte er noch für die B-Mannschaft in der zweiten Liga Portugals bzw. für die U19 Porto in der UEFA Youth League. Dabei konnte er in beiden Wettbewerben vollauf überzeugen, wie 28 Zweiliga-Einsätze (38 waren möglich) und sechs Einsätze (zwei Tore, ein Assist) in der Youth League belegen.

Seine starken Leistungen blieben nicht unbemerkt. Unter anderem zeigte sich Borussia Mönchengladbach sehr interessiert und soll sogar 15 (!) Millionen Euro Ablöse für ihn geboten haben. Bei den „Fohlen“ hätte er sich zum Vestergaard-Nachfolger entwickeln sollen. Doch Leite zog es vor zu bleiben und die Herausforderung in der ersten Mannschaft seines Stammvereins (spielt seit 2008 für Porto) anzunehmen. Dafür wurde er dementsprechend mit einer Vertragsverlängerung (bis 2023) und einer damit verbundenen Gehaltserhöhung belohnt.

Bisher scheint es auch definitiv die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn nach vier Spieltagen kann er bereits auf drei Startelf-Einsätze (jeweils durchgespielt) und einen Treffer zurückblicken. Dem 1,88m-großen Linksfuß gehört die Zukunft, im Verein und wohl auch in der Nationalmannschaft, von daher sollte man ihn definitiv auf dem Zettel haben, auch schon in der Champions League Saison 2018/19.

Die 90PLUS-Prognose

Der FC Porto hat, trotz Schwächen in der Defensive (Casillas hin und wieder unsicher, Maxi Pereira über dem Zenit, mind. ein unerfahrener Innenverteidiger), eine sehr gute Mannschaft und kann, im Gegensatz zu vielen Saisons in der jüngeren Vergangenheit, auf den Vorteil der Eingespieltheit zurückgreifen. Mit Aboubakar steht zudem ein Stürmer zur Verfügung, der seine Torjäger-Qualitäten auch schon in der Champions League eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Darüber hinaus verfügt die Mannschaft auch über viele sehr erfahrene Spieler, die in engen Spielen den nötigen Halt geben können. Das hat sich auch schon in der letzten Saison (auch für Besiktas Istanbul) in der Gruppenphase als großer Vorteil herausgestellt. Die Voraussetzungen sind daher sehr gut und der Gruppensieg ein realistisches Ziel, auch wenn es in dieser sehr ausgeglichenen Gruppe nicht einfach werden dürfte. Der Einzug ins Achtelfinale wird aber aller Voraussicht nach das höchste der Gefühle sein, das Viertelfinale ist nur mit extrem viel Losglück (das Porto schon in der Gruppenphase hatte) möglich.

Christoph Albers

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FC Schalke 04 

(letzte Saison: nicht qualifiziert)

Die Saison 2017/18 war für Fans des FC Schalke 04 eine sehr gute, weil endlich wieder eine ruhige. Schalke spielte zwar keinen mitreißenden Fußball, Domenico Tedesco stabilisierte das zuvor unter Breitenreiter und Weinzierl unkonstante Team, konnte junge Spieler einbinden, im Gespann mit Heidel einen ordentlichen Kader planen, der für die nationalen Wettbewerbe absolut ausreichend war. Am Ende konnte sich Schalke endlich wieder für die Königsklasse qualifizieren, doch der Sommer war nicht gerade einfach. Meyer und Goretzka müssen ersetzt werden, der Saisonstart verlief holprig, mit Rudy wechselte ein Schlüsselspieler erst kurz vor dem Ende der Transferperiode zu den „Königsblauen“. Die Leistungen in dieser Saison zu bestätigen, fußballerisch einen Schritt nach vorne zu machen und gleichzeitig auch in der Königsklasse gute Resultate einzufahren wird nicht einfach für diese Mannschaft. Aber Tedesco hat die volle Rückendeckung, die Entwicklung auf Schalke ist insgesamt positiv und die Rückkehr in die Champions League soll nun vor allem genossen werden. Denn darauf haben die Fans in der Arena lange genug gewartet.

 

Die Transfers im Sommer

Zugänge: J. Geis, H. Wright (Leihende), B. Goller (eigene Jugend), M. Uth (Hoffenheim), S. Skrzybski (Union Berlin), H. Mendyl (Lille), S. Sané (Hannover), O. Mascarell (Real Madrid), S. Serdar (Mainz 05), S. Rudy (FC Bayern)

Abgänge: M. Pjaca (Leihende), P. Insua (Leihe, Huesca), D. Avdijaj (Willem II), L. Hemmerich (Aue), M. Meyer (Crystal Palace), L. Goretzka (FC Bayern), B. Tekpetey (Paderborn), Coke (Levante), B. Höwedes (Lok. Moskau), T. Kehrer (PSG)

Investitionen in die Kaderbreite

Kritiker sagten, dass der FC Schalke 04 in der Saison 2017/18 über seinen Möglichkeiten spielte, häufig in Begegnungen, in denen man eigentlich nicht die bessere Mannschaft war, einen entscheidenden Moment nutzte, um das notwendige Ergebnis einzufahren. Den Fans und der Mannschaft war dies logischerweise egal, die Champions League als Resultat war zufriedenstellend. Um dafür zu sorgen, dass die Mannschaft der neuen Belastung durch die Königsklasse gewachsen ist, wurden neue Spieler verpflichtet. Spieler, die sowohl in der Spitze als auch in der Breite dafür sorgen, dass die Schalker Mannschaft besser wird. Insbesondere Uth, der in Hoffenheim verlässlich und regelmäßig traf, ist als ablösefreier Neuzugang als Coup zu bezeichnen. 

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Mit Sebastian Rudy wurde ein international erfahrener Spieler verpflichtet, Salif Sané ist eine richtige Kante in der Abwehr und war ebenfalls günstig. Auch die Breite wurde verstärkt, Domenico Tedesco verfügt über mehr Möglichkeiten, kann verschiedenste Systeme spielen und die Mannschaft in ihrer Entwicklung noch einen Schritt nach vorne bringen. Allerdings gibt es weiterhin Fragezeichen im Spiel der Schalker. Wie gut funktioniert der spielerisch eher limitierte Burgstaller in der Champions League? Kann der Kehrer-Abgang gut abgefangen werden? Kann Harit die positiven Ansätze der letzten Saison bestätigen und den nächsten Schritt gehen? Wie schnell wird der Umbau im Zentrum gelingen? Diese Fragen muss Domenico Tedesco schnellstmöglich beantworten. Leicht wird das wohl nicht. 

 

Neuaufbau im Mittelfeldzentrum

Der Abgang von Leon Goretzka schmerzte. Goretzka war einer der wichtigsten Spieler beim FC Schalke 04 und der Abgang von Max Meyer sorgte dafür, dass Goretzka nicht primär intern ersetzt werden konnte. McKennie und Bentaleb blieben im Zentrum übrig, gerade erstgenannter spielt aber auch eine Rolle in der defensiven Dreierkette, hat ohnehin aufgrund seiner geringen Erfahrung mit Leistungsdellen zu kämpfen. Mit Suat Serdar wurde ein Talent verpflichtet, von dem in den kommenden Jahren noch einiges zu erwarten ist, mit Mascarell kam ein Spielertyp, der von seinen Fähigkeiten ideal zu Tedesco passen sollte, der aber schnell verletzungsbedingt pausieren musste. 

So arbeitete Domenico Tedesco, der nach dem Kehrer-Verkauf noch über neue finanzielle Mittel verfügte, an einem „Königstransfer“. Sebastian Rudy kam vom FC Bayern München, nun ist das Zentrum in der Breite stark besetzt. Rudy, Bentaleb und Mascarell sollten sich die Aufgaben im Mittelfeldzentrum in der Regel aufteilen, Serdar und McKennie sind hervorragende Rotationsoptionen und Spieler, die den Konkurrenzkampf aufrecht erhalten können. Doch aufgrund der Verletzung von Mascarell und der späten Verpflichtung von Rudy konnte sich die Mannschaft noch nicht einspielen und das ist auf der „Königsposition“ im Fußball ein Problem, trotz Königstransfer. 

 

Tedesco und die Meisterprüfung

Entsprechend schwierig war der Saisonstart. Die ersten beiden Spiele wurden verloren, der 0-Punkte-Start ist kein Drama, aber ein Dämpfer zum Start. Vor allem, weil das Programm nicht leichter wird, in den englischen Wochen zumindest im Training wenig Automatismen generiert werden können. Tedesco muss nun schnell Lösungen finden, die den Erfolg zurückbringen. Spektakulärer Fußball ist nicht gefordert, doch die grundlegenden Dinge, die den Erfolg der Schalker in der vergangenen Saison garantierten, also Disziplin, Ordnung, Kompaktheit und Flexibilität, müssen schnellstmöglich wieder funktionieren. Denn dann ist der FC Schalke 04 durch die hinzugewonnene individuelle Qualität stärker einzuschätzen als in der vergangenen Saison. 

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Doch das wird aller Voraussicht nach etwas Zeit in Anspruch nehmen. Schalke muss geduldig bleiben, darf trotz der bisherigen und womöglich weiteren drohenden Niederlagen keinesfalls in Panik verfallen, muss den Weg, von dem alle im Verein überzeugt sind, weitergehen. Schalke befindet sich in einer Lernphase, ist noch kein Klub, der dauerhaft die Teilnahme am Europapokal oder gar der Champions League garantieren kann. Dahin will man sich entwickeln, das wird für Domenico Tedesco die Meisterprüfung sein. Doch zuvor muss man lernen, viel lernen. Seine erste Saison in der Champions League wir dementsprechend auch eine Zeit des Lernens sein. Für Tedesco, für die jungen Spieler und für den Verein selbst. Die Erwartungen sind hoch, die Qualität ist vorhanden, aber es müssen sehr viele Faktoren schnellstmöglich positiv verlaufen, damit Schalke diese Erwartungen vollends erfüllen kann. 

 

Player to Watch: Mark Uth

In der Jugend spielte Mark Uth unter anderem für den 1. FC Köln, der große Sprung zu den Profis gelang aber nicht. Über den Umweg Heerenveen und eine Leihe zu Heracles Almelo fand der Mittelstürmer den Weg in die Bundesliga. 2015 sicherte sich die TSG Hoffenheim die Dienste des Torjägers, zahlte lediglich 2,2 Millionen Euro Ablöse. Seitdem nimmt die Karriere von Uth einen enorm positiven Verlauf, in 80 Bundesligaspielen erzielte er 29 Treffer, bereitete 12 weitere vor. Der mittlerweile 27-jährige hat unter Julian Nagelsmann enorm viel dazulernen können, ist persönlich und fußballerisch gereift und sah sich nach seinem Vertragsende in Hoffenheim in der Lage eine neue Herausforderung anzugehen. Uth wollte seine Klasse noch bei einem weiteren Topklub in der Bundesliga unter Beweis stellen und wechselte zum FC Schalke 04 – mit der Empfehlung von 17 Pflichtspieltoren in der vergangenen Saison.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Wie Julian Nagelsmann ist auch Domenico Tedesco ein junger Trainer, der flexibel Fußball spielen lässt, aber insgesamt einen größeren Fokus auf Kompaktheit legt. Nagelsmann ließ dominant spielen, paarte diese Herangehensweise mit teilweise überfallartigen Angriffen, währen Tedesco etwas konservativer Spielen lässt. Mark Uth muss nun in dieser Saison einerseits zeigen, dass er den höchsten Ansprüchen in der Champions League gerecht wird, aber auch, dass er sich auf Schalke anpassen kann. Auch hier stehen Spieler im Aufgebot, die ihn entsprechend mit Bällen versorgen können, insgesamt ist man aber noch einen Entwicklungsschritt hinter der TSG, zumindest was die Vertiefung taktischer und strategischer Feinheiten betrifft. Uth ist, auch wenn er zu Saisonbeginn in den ersten drei Spielen ohne Treffer blieb, ein Gewinn für die Schalker Mannschaft. Er soll die Offensive unausrechenbar machen, er soll mit seinem präzisen, wuchtigen Abschluss auch aus wenig viel erschaffen. Genau deswegen ist er einer der spannendsten Spieler in dieser Saison beim FC Schalke 04. 

 

Die 90PLUS-Prognose

Die Gruppe D ist ausgeglichen, die Gruppenphase könnte für den FC Schalke 04 vor allem eines werden: anstrengend. Einen klaren Favoriten kann man nicht ausmachen, von Beginn an dürfte der Fokus auch auf dem direkten Vergleich liegen. Die Ambitionen auf Schalke sind natürlich alles andere als gering und das Achtelfinale dürfte als Ziel realistisch sein, in dieser Gruppe werden aber Nuancen entscheiden und es wird darauf ankommen, dass sich die „Königsblauen“ so schnell wie möglich in einer guten Verfassung befinden und diese auch konstant auf den Platz bringen. Gelingt das, dann ist Platz 2 in der Gruppe auf jeden Fall machbar. 

Manuel Behlert

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Galatasaray

(letzte Saison: nicht qualifiziert)

Der amtierende türkische Meister kehrt nach zwei Jahren der Abwesenheit in die „Königsklasse“ zurück. Trainer-Legende Fatih Terim führte die Mannschaft nach zwei enttäuschenden Jahren wieder zurück an die Spitze des türkischen Vereinsfußballs – genau im richtigen Moment. Die Ziele in dieser Saison sind groß, die Ungewissheit aus verschiedenen Gründen aber auch. 

 

Die Transfers des Sommers

Zugänge: I. Cape, V. Pala (Leihende), C. Yüksel, O. Kabak, Y. Akgün, B. Güngör (eigene Jugend), M. Celik, Ö. Bayram (Akhisarspor), B. Ndiaye (Leihe, Stoke), H. Onyekuru (Leihe, Everton), Y. Nagatomo (Inter, fest verpflichtet), E. Akbaba (Alanyaspor)

Abgänge: Y. Nagatomo, J. Denayer (Leihende), H. Balta (Karriereende), C. Carrasco, E. Oscan (Vereinslos), Y. Öztekin (Göztepe), D. Davas (Leihe, Bandirmaspor), K. Günter (Genua), I. Latovlevici (Bursapsor), T. Cigerci (Fenerbahce), L. Carole (Straßburg), L. Cavanda (Lüttich), B. Gomes (Hilal)

 

Champions League Einnahmen als Sicherheit gegen die Währungskrise

Die Währungskrise (die türkische Lira verlor im Vergleich zum Dollar bereits 40% ihres Wertes) traf auch den türkischen Fußball mit voller Kraft und sorgt für große Probleme. Die Vereine, die ihre Einnahmen primär in Lira generieren und ihre Ausgaben zu großen Teilen (z.B. Gehälter und Ablösesummen) in Euro oder Dollar bezahlen, müssen sparen und haben z.T. auch schon große Schwierigkeiten damit fällige Verbindlichkeiten zu begleichen. Die Folgen sind klar: Teure Spieler werden zu großen Teilen abgegeben, die Vereine halten sich auf dem Transfermarkt arg zurück und das fußballerische Niveau der Liga nimmt aller Voraussicht nach deutlich ab.

Galatasaray ist da allerdings eine kleine Ausnahme. Die garantierten Einnahmen aus der Champions League geben Planungssicherheit, schließlich werden sie in Euro ausgezahlt. Damit hat „Cimbom“ national einen großen Vorteil und international einen noch größeren Anreiz die Gruppenphase zu überstehen, schließlich winken in der K.o.-Phase weitere große Einnahmen, die für den Verein Gold wert sein können.

Dennoch blieb auch Galatasaray nicht von schwerwiegenden Abgängen verschont. Vorjahres-Torschützenkönig Bafetimbi Gomis (29 Tore in 33 Süper Lig Spielen) wurde für sechs Millionen an Al-Hilal (Saudi Arabien) verkauft, Luis Pedro Cavanda kehrte für 2,7 Millionen Euro Ablöse in seine Heimat, zu Standard Lüttich, nach Belgien zurück, genauso wie Lionel Carole, der zu Straßburg wechselte und damit in seine Heimat Frankreich zurückkehrte. Darüber hinaus wurden einige Spieler freigegeben. Auf der anderen Seite wurden nur sechs Spieler für insgesamt 8,45 Millionen Euro verpflichtet. Der offensive Mittelfeldspieler Ehre Akbaba (kam von Alanyaspor) ist mit einer Ablösesumme von 4 Millionen Euro der teuerste Neuzugang. Ansonsten wurden mit Nagatomo (kam für 2,5 Millionen Euro von Inter, war zuvor schon ausgeliehen) und dem Duo Ömer Bayram (400.000 Euro Ablöse) und Mugdat Celik (ablösefrei), beide kamen von Akhisarspor, nur drei Spieler fest verpflichtet.

Die prominentesten Neuzugänge, Henry Onyekuru (Everton, 800.000 Euro Leihgebühr) und Badou Ndiaye (Stoke, 750.000 Euro Leihgebühr) wurden jedoch nur auf Leihbasis verpflichtet – eine gängige Praxis in diesem Transfersommer in der Türkei. Insgesamt wurde also sogar ein Transferüberschuss von 700.000 Euro erwirtschaftet.

Insgesamt scheint die Mannschaft aber eher etwas an Qualität verloren zu haben, da Gomis kaum zu ersetzen sein wird. Seine Position wird wohl von Eren Derdiyok ausgefüllt, der allerdings keinesfalls als gleichwertig bezeichnet werden kann. Daher wird die offensive Verantwortung auch noch mehr auf den Schultern der Flügelspieler liegen. Mit Onyekuru, Sinan Gümüs, Sofiane Feghouli und Garry Rodrigues sind die offensiven Außenpositionen aber immerhin sehr gut besetzt.

(Photo by OZAN KOSE/AFP/Getty Images)

Das eigentliche Prunkstück der Mannschaft ist aber das Mittelfeld-Trio im 4-3-3-System von Terim. Abräumer Fernando (zuvor Manchester City und Porto) ist absolut unersetzlich. Mit Kapitän Selcuk Inan, Younes Belhanda und den Neuzugängen Emre Akbaba und Badou Ndiaye stehen ansonsten auch hier genügend gute Optionen parat.

In der Defensive setzt Trainer Terim auf die geballte Erfahrung der Achse aus Torhüter Fernando Muslera (32, u.a. 102 Länderspiele für Uruguay), Linksverteider Nagatomo (31, u.a. 109 Länderspiele für Japan), Innenverteidiger Maicon (29, u.a. 22 CL-Spiele für Porto) und Rechtsverteidiger Mariano (32, der 400 Erstligaspiele in Brasilien, Frankreich, Spanien und der Türkei).

Trotz des Abgangs von Gomis ist die Mannschaft also sehr erfahren und ausgewogen besetzt. Die Frage, wer die Tore erzielen soll, ist aber weiterhin offen und konnte auch in den bisherigen Ligaspielen nicht nachhaltig beantwortet werden. Das könnte, gerade auf Champions League Niveau, ein Problem werden.

Player to watch: Henry Onyekuru

Die Karriere des 21-jährigen nigerianischen Nationalspielers ist ein bisschen ungewöhnlich. Zunächst verlief sie allerdings wie auf dem Reißbett geplant. Im Sommer 2015 wechselte er aus der ASPIRE Academy Senegal zum belgischen Klub KAS Eupen, der zur ASPIRE Familie gehört und den Sprung nach Europa ermöglichen soll. Schon in seiner ersten Saison schlug er gut ein und trug mit sechs Toren in 19 Einsätzen zum Aufstieg in die erste belgische Liga bei. Dort angekommen wurde es sogar noch besser, wie 22 Tore in 38 Einsätzen in der regulären Saison und den Play-Offs eindrucksvoll belegen.

Mit diesen Leistungen weckte er auch international Begehrlichkeiten, die in einem Transfer über acht Millionen Euro zum FC Everton mündeten. In Ermangelung einer Arbeitserlaubnis und zu Zwecken der Weiterentwicklung wurde er aber zunächst an den RSC Anderlecht ausgeliehen, er blieb zunächst also doch in Belgien. Dort gelangen ihm in 19 Liga-Einsätzen allerdings nur noch neun Tore, in sechs Champions League Spielen gelang ihm gar kein Scorerpunkt. Alles in allem also eher ein kleiner Rückschlag für ihn.

Trotzdem war er auch in diesem Sommer, nach seiner Rückkehr aus Anderlecht, wieder sehr begehrt. Auch deutsche Klubs, u.a. Borussia Mönchengladbach, galten als interessiert. Den Zuschlag erhielt letztlich aber Galatasaray Istanbul, ebenfalls für ein Jahr auf Leihbasis. In der türkischen Metropole möchte er nun unter Beweis stellen, dass er auch bei einem nationalen Top-Team und auch in der Champions League bestehen kann.

Der Start fiel mit zwei Toren in vier Ligaspielen schon mal gut aus. Man darf also auch in der „Königsklasse“ gespannt sein auf den pfeilschnellen, 1,75m-großen Rechtsfuß. Falls ihr ihn suchen müsst, ihr werdet ihn primär auf dem linken Flügel antreffen.

(Photo by ANDY BUCHANAN/AFP/Getty Images)

Die 90PLUS-Prognose

Galatasaray hat eine gute und ausgeglichen besetzte Mannschaft, die auf viel Erfahrung und einen noch erfahreneren Coach zurückgreifen kann. Dass die Erfahrung ein nicht zu unterschätzender Faktor ist, hat Stadt-Rivale Besiktas Istanbul in der abgelaufenen Champions League Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Problemtisch könnte das Fehlen eines echten Top-Torjägers sei, ebenso wie die verhältnismäßig geringe Qualität im Abwehrzentrum. Diese Schwächen werden auf dem Niveau gerne mal ausgenutzt. Ingesamt dürfte „Cimbom“ also als leichter Außenseiter in diese sehr ausgeglichene Gruppe D gehen, das Weiterkommen ist dennoch alles andere als ausgeschlossen. Von Platz 2 bis 4 ist alles möglich. 

Christoph Albers


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