Copa del Rey Vorschau | „El Clásico“ geht in Runde II – Real Madrid vs. FC Barcelona

27. Februar 2019 | Vorschau | BY Christoph Albers

Es ist das Spiel der Spiele und normalerweise der Höhepunkt einer Halbserie für alle Fans des spanischen Fußballs. Doch nun findet es gleich dreimal innerhalb eines Monats statt. Am Mittwoch erwartet uns das Rückspiel der Copa del Rey und am kommenden Wochenende steht dann auch gleich der Liga-Vergleich an. Crunchtime.

Anpfiff der Partie ist am Mittwoch, 21:00 Uhr, live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

Das Hinspiel

Das Hinspiel endete bekanntermaßen mit dem Stand von 1:1. Der Beginn gehörte aber klar Real Madrid. Das fing gewissermaßen schon vor dem Anpfiff an, den da wurde klar, dass Lionel Messi nicht von Beginn an spielen würde. Der Argentinier blieb zunächst angeschlagen auf der Bank.

Und auch im Spiel konnte sich Real Madrid schnell einen Vorsprung erarbeiten. Schon nach etwas mehr als fünf Minuten gingen die Gäste durch Lucas Vazquez mit 1:0 in Führung. Nach einem kollektiven Tiefschlaf der Barça-Hintermannschaft und einer guten Vorarbeit von Vinicius und Benzema musste er im Zentrum nur noch einschieben.

Erst danach kam auch der FC Barcelona etwas besser ins Spiel. Die Katalanen erarbeiteten sich noch in der ersten Halbzeit einige Chancen, ließen diese jedoch liegen (Malcom, Rakitic, Suarez).

Nach der Pause blieb es zunächst dabei, Barça zeigte sich überlegen, kombinierte nun auch besser, und kam auch zu Chancen. In der 57. Spielminute war es dann auch soweit. Malcom erzielte den wertvollen Ausgleichstreffer, hatte dabei aber auch Glück, dass sein Ball noch entscheidend in die Maschen abgefälscht wurde.

Anschließend brachte Ernesto Valverde zwar auch noch Lionel Messi ins Spiel, doch sein Einfluss hielt sich in Grenzen. Viel mehr passiert nämlich auch nicht, denn gerade gegen Ende kam Real Madrid wieder etwas mehr ins Spiel und hielt sich die Katalanen vom Hals.

Das 1:1 ist natürlich ein kleiner Vorteil für Real Madrid, weil sie eben das wichtige Auswärtstor schon haben, doch der Vergleich ist weiterhin total offen und macht das Rückspiel umso spannender.

(Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Real Madrid

Rein von den Ergebnisse her, ist Real Madrid eigentlich wieder ganz gut auf Kurs. Nach dem Hinspiel folgte ein wichtiger 3:1-Sieg im Stadtderby gegen Atletico, der 2:1-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Ajax Amsterdam, eine ärgerliche 1:2-Pleite gegen Girona und ein 2:1-Sieg im schwierigen Auswärtsspiel bei Levante. Doch wenn man etwas genauer hinschaut, gibt es einige Fragezeichen rund um die Mannschaft von Trainer Santiago Solari.

Gegen Ajax tat man sich enorm schwer und war über weite Strecken der Partie die unterlegene Mannschaft, gegen Girona ließ man sich geradezu leichtfertig die Butter vom Brot nehmen und selbst beim Sieg in Levante war man spielerisch mitunter deutlich unterlegen. Einzig im Spiel gegen Atletico wusste der amtierende Champions League Sieger wirklich zu überzeugen.

Spielerisch wenig überzeugend

Nun kann man zwar sagen, dass die Mannschaft gerade dann funktioniert, wenn es darauf ankommt und ansonsten zumindest meistens die nötigen Ergebnisse holt, doch das kann nicht der Anspruch für einen Verein wie Real Madrid sein. Die Mannschaft ist defensiv nach wie vor nicht stabil und offensiv teilweise immer noch zu harmlos. Der 18-jährige Vinicius Junior ist das einzige dauerhaft belebende Element und so richtig torgefährlich zeigt sich eigentlich nur Karim Benzema, der zumindest auch noch gute Ansätze zeigt. Ansonsten enttäuschen viele vermeintliche Leistungsträger ziemlich oft ziemlich doll.

Dazu kommen Disziplinlosigkeiten, wie die Platzverweise von Ramos und Nacho zuletzt, die Gelb-Rot sahen, obwohl sie sich zuvor schon die fünfte Gelbe Karte abgeholt hatten. Das darf solch erfahrenen Spielern nicht passieren. Es spricht aber auch Bände über den Zustand der Mannschaft. Und wer glaubt, dass man über den Berg ist, dürfte sich schwer getäuscht sehen.

Kapitän Ramos zurück an Bord

Für das Spiel am Mittwoch muss das alles aber nicht zwingend etwas heißen. Denn wenn wir über die Jahre eines gelernt haben dürften, dann, dass man Real Madrid niemals unterschätzen sollte. Die Mannschaft blüht in den wichtigen und großen Spielen immer wieder auf und so könnte es auch am Mittwoch sein. Die Copa del Rey ist für die „Königlichen“ die vermutlich beste Chance auf einen Titel und die große Gelegenheit den großen Erzrivalen aus Barcelona, der den Titel zuletzt viermal in Folge gewinnen konnte, mächtig zu ärgern. Dazu ist es natürlich auch „El Clasico“ und der hat bekanntlich seine ganz eigenen Gesetze.

Personell kann Real Madrid dabei weitestgehend aus den Vollen schöpfen. Abgesehen von Isco, der ohnehin keine echte Rolle spielt, stehen alle Spieler zur Verfügung. Auch der zuletzt gesperrte Kapitän Sergio Ramos kehrt in die Mannschaft zurück. Im Tor ist unterdessen zu erwarten, dass Keylor Navas, wie im Pokal üblich, beginnen wird.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

FC Barcelona

Auch der FC Barcelona bekleckerte sich zuletzt nicht andauernd mit Ruhm, auch wenn man weiterhin in allen Wettbewerben voll auf Kurs ist. In der Champions League kam man allerdings nicht über ein 0:0 gegen Lyon hinaus (Thema Chancenverwertung) und auch in der Liga tat man sich das eine oder andere Mal ganz schön schwer. Gegen Sevilla am Wochenende war es wieder einmal nur einem absolut fantastischen Lionel Messi zu verdanken, dass es zum Sieg reichte. Und auch zuvor, gegen Valladolid (1:0) und Bilbao (0:0), tat sich die Mannschaft deutlich schwerer, als erwartet.

Von Messi abhängig

Die Probleme sind dabei durchaus vielfältig. Offensiv ist die Mannschaft enorm abhängig von Lionel Messi, was angesichts seiner herausragenden Stellung auch nicht weiter verwerflich ist. Doch ansonsten geht Barça momentan einfach die Torgefahr ab. Suarez wirkt derzeit ausgelaugt und glücklos, er verstolpert fast jeden Ball, Coutinho ist immer noch nicht richtig angekommen und Ousmane Dembele muss nach seiner Verletzung erst wieder an sein Niveau von zuvor herankommen.

Außerdem traten zuletzt auch in der Defensive einige Probleme auf. Umtiti bewies am Samstag, dass er noch nicht so weit ist, um wieder in der Startelf zu stehen, Lenglet wackelte zuletzt mächtig und Vermaelen fehlt mal wieder verletzt. Davon abgesehen agiert die ganze Mannschaft defensiv mitunter etwas nachlässig, was für die Viererkette natürlich besonders bitter ist. Die defensive Schärfe, die die Katalanen unter Valverde vor allem in der letzten Saison entwickelten, muss nun wieder her, um auch im letzten Saisondrittel erfolgreich zu sein.

Außerdem scheint der Ausfall von Mittelfeldspieler Arthur doch schwerer zu wiegen, als öffentlich mitunter zugegeben wird. Der Brasilianer hat sich schon in seiner ersten Saison zum wichtigen Spieler im „Maschinenraum“ der Mannschaft entwickelt und wird nun schmerzlich vermisst. Arturo Vidal fehlt teilweise die Präzision im Passspiel und Aleña fehlt noch die Reife, um Woche für Woche zu spielen. Daher bietet sich auch die Option, Sergi Roberto ins Mittelfeld zu ziehen, an.

Pokal-Torwart verletzt

Abgesehen von Arthur und Vermaelen, werden mit Rafinha (langzeitverletzt, Kreuzbandriss) und Jasper Cillessen zwei weitere Spieler ausfallen. Für Cillessen, der eigentlich immer im Pokal ran darf, wird, wie gewohnt, Marc-Andre Ter Stegen beginnen. Das ist sicherlich keine Schwächung.

Und auch ansonsten gibt es eigentlich auch viel Positives rund um den FC Barcelona, was hier eventuell etwas zu kurz gekommen ist. Die Mannschaft holt die nötigen Ergebnisse, ist in allen Wettbewerben voll auf Kurs und verfügt natürlich auch weiterhin über eine brutale Qualität, die womöglich ihres Gleichen sucht. Messi ist derzeit fast nicht zu stoppen und wenn es hart auf hart kommt, hat Valverde ja zum Beispiel auch noch einen Malcom in der Hinterhand. Der Brasilianer hat ja auch schon im Hinspiel gezeigt, dass er weiß, wie es geht…

(Photo by Aitor Alcalde/Getty Images)

Prognose

Wie in jedem „Clásico“, dürfte es auch am Mittwoch richtig zur Sache gehen. Nach dem Hinspiel ist noch alles offen und die Regeln verlangen eine Entscheidung – besser geht es kaum. Beide Mannschaften haben ihre Probleme, aber natürlich auch eine brutale Qualität. Die Intensität dürfte enorm hoch sein, wobei am Wochenende ja auch schon das nächste Duell dieser beiden Teams auf dem Programm steht, was natürlich auch einen Einfluss auf dieses Spiel haben könnte.

Barcelona ist etwas besser drauf und hat mit Lionel Messi eine unfassbare Waffe. Real Madrid strauchelte zuletzt zwar ein wenig, doch sie sind immer ein gefährlicher Gegner und haben im Pokal die große Chance auf einen Titel. Es dürfte also ein extrem enges und hart umkämpftes Spiel werden, bei dem es nahezu unmöglich ist eine gute Prognose zu treffen.

Barça ist sportlich leicht zu favorisieren, Real hat aber den Heimvorteil auf seiner Seite. Der Gang in die Verlängerung ist absolut denkbar.

Die möglichen Aufstellungen

Real Madrid: Keylor Navas – Carvajal, Varane, Sergio Ramos, Reguilon – Kroos, Casemiro, Modric – Vazquez, Benzema, Vinicius Junior

FC Barcelona: Ter Stegen –  Nelson Semedo, Piqué, Lenglet, Jordi Alba – Rakitic, Busquets, Sergi Roberto – Messi, Suarez, Dembele

(Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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