CL Vorschau – Gruppe B: FC Bayern, Tottenham, Piräus, Crvena Zvezda

10. September 2019 | Champions League | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Die UEFA Champions League startet am 17. September in die Gruppenphase. Titelverteidiger ist der FC Liverpool, der in dieser Spielzeit von den restlichen Klubs gejagt wird. Vor dem Start der Gruppenspiele stellen wir alle Gruppen und alle Mannschaften ausführlich vor!

Gruppe A: PSG, Real Madrid, Club Brugge, Galatasaray

Gruppe B: FC Bayern, Tottenham, Olympiakos, Crvena Zvezda

FC Bayern

(Letzte Saison: Achtelfinale CL)

In den letzten Jahren zählte der FC Bayern eigentlich in jeder Saison zu den Topteams in der Champions League und zählte stets zu den Kandidaten für das Halbfinale. Doch schon in der Gruppenphase der Vorsaison offenbarte die Mannschaft von Trainer Niko Kovac Schwächen gegen Ajax Amsterdam, in der ersten K.O.-Runde musste man dann gegen den FC Liverpool die Segel streichen, weil man nicht das abrufen konnte, was möglich gewesen wäre.

Ein Sommer mit Fragezeichen

Umso wichtiger war der Transfersommer des FC Bayern, weil man durch die Abgänge von Robben (35), Ribery (36), Rafinha (33), Sanches (22), James (27) und Hummels (30) viel Qualität verloren hat. Und schon vorher war der Kader nicht gerade groß. Auf dem Transfermarkt wurde früh eine Basis geschaffen, Pavard (23), Hernandez (23) und Arp (19) verpflichtet. Doch die große Aufgabe folgte erst im Sommer, „Robbery“ musste ersetzt werden, die Schwachstellen im Kader, die offensichtlich waren, mussten behoben werden. 

Doch das gelang dem FC Bayern nicht vollends. Perisic (30) und Coutinho (27) wurden auf Leihbasis verpflichtet, mit Cuisance (20) kam ein Talent aus Mönchengladbach. Sind alle Spieler fit, dann verfügt der Rekordmeister nicht nur über eine gute erste Elf, sondern auch über den ein oder anderen adäquaten Ersatz auf der Bank. Dennoch sind noch einige Fragen offen, es fehlt zum Beispiel an einem spielstarken Mittelfeldspieler, der Thiago (28) aus der Tiefe entlasten und den Aufbau beleben kann. 

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Klar ist nun, dass der FC Bayern mit diesem Kader in die Saison gegen wird. In den ersten drei Ligaspielen konnte die Kovac-Elf sieben Punkte einfahren, rundherum zufrieden konnte man aber mit keinem Spiel sein. Zu groß waren die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, zu schwach in manchen Situationen die Absicherung bei Kontern des Gegners. Durch die späten Verpflichtungen von Cuisance, Perisic und Coutinho und dem zwischenzeitlichen Thiago-Ausfall muss man der Mannschaft sicher noch etwas Zeit geben, denn in der Vorbereitung waren eigentlich gute Ansätze sichtbar, aber bisher wurden die Offensivakzente primär durch individuelle Glanzleistungen gesetzt, allen voran Robert Lewandowski (31) trat mit sechs Toren in der Bundesliga positiv in Erscheinung. 

Weg vom Stückwerk

Vieles ist bisher also noch Stückwerk beim FC Bayern München. Niko Kovac und das Trainerteam müssen nun also einen Weg finden, um die neuen Impulse in der Offensive gewinnbringend einzubinden. Dass Philippe Coutinho ein hervorragender Fußballer ist, steht außer Frage. Doch nach der Copa im Sommer hat der Brasilianer noch einen Rückstand, zudem ist er in der Länderspielpause lange unterwegs und wird sicher bis Ende September brauchen, bis er in Vollbesitz seiner Kräfte ist. Und dann benötigt er Spielpraxis.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Entscheidend wird sein, dass der FC Bayern die neugewonnene Kreativität im Mittelfeld nutzt, um das Offensivspiel zu beleben. Denn zu Saisonbeginn sah man erneut häufig, dass der Ball auf die Außen gespielt und in die Mitte geflankt wurde. Das ist per sé kein großes Drama, wenn dieses Mittel dosiert eingesetzt wird. Doch Phasen mit viel Ballbesitz arteten beim Rekordmeister häufig in Flankenfestivals aus, wobei viele Hereingaben aus dem Halbfeld ungefährlich waren. Die Mischung aus strukturiertem Offensivspiel im Zentrum und den Dribbling- und Flankensituationen auf dem Flügel muss gefunden und die Grundlagen dafür müssen schon im Aufbau gelegt werden.

Ein weiterer Aspekt, der für den FC Bayern sowohl Segen als auch Fluch sein kann, ist die enorme Klasse von Robert Lewandowski und Thiago Alcantara. Beide Spieler befinden sich in der wohl besten Phase ihrer Karriere und können auch enge Spiele oder Partien, die nicht nach Plan laufen, mit ihrer Klasse in die richtige Richtung lenken.

Für beide Spieler steht aber kein adäquater Ersatz im Kader. Nun ist Lewandowski generell nicht verletzungsanfällig und Thiago blieb zuletzt von längeren Ausfällen verschont, die Abhängigkeit ist aber ein Risiko und sofern einer dieser beiden Spieler längerfristig ausfällt, wird man interessiert verfolgen können, wie Niko Kovac darauf reagiert. 

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Zusammengefasst muss man sagen, dass in der Transferphase einige gute Ansätze sichtbar waren  und dass der Rekordmeister nach der schweren Verletzung von Sané, der Wunschziel Nummer 1 war, noch ordentlich reagiert hat. Alle Probleme wurden aber nicht behoben, vielmehr hat man sich Zeit verschafft. Die individuelle Klasse ist hoch, aber wenn es im Laufe der Saison nicht gelingt Lösungen zu finden und die Probleme zu kaschieren, wird es schwer mit Europas Elite mitzuhalten. 

Im Fokus: Lucas Hernandez

Thiago Alcantara und Robert Lewandowski sind individuell sicherlich die besten und wichtigsten Spieler des FC Bayern. Dass der Fokus aber auf den bisher teuerste Neuzugang in der Vereinsgeschichte ruht, ist verständlich. Lucas Hernandez soll in der Innenverteidigung die Elemente einbringen, die er in seiner Zeit bei Atletico Madrid und vor allem bei Trainer Diego Simeone gelernt hat. Seine Robustheit, seine starken Zweikämpfe und die Tatsache, dass er keinen einzigen Ball verloren gibt, machen Lucas zu einem hervorragenden Verteidiger. Dass er die Fragezeichen im Aufbau wohl nicht wird auflösen können, ist klar, aber er ist ein Spieler, der sich auf dem Platz zerreißt, einen sehr guten Antritt hat und Gefahrenherde sofort erkennt. Und das tut jeder Defensive gut.

Prognose

Die Duelle mit den Tottenham Hotspurs werden für den FC Bayern das Highlight in der Gruppenphase. Hier kann man zeigen, dass man weiterhin in die europäische Spitzenklasse einzuordnen ist. Gegen Olympiakos und die Serben aus Belgrad ist der Rekordmeister klarer Favorit, ihn erwarten aber zwei sehr unangenehme Auswärtsspiele vor euphorischem Publikum. Das Weiterkommen ist Pflicht, der Gruppensieg sollte das Ziel sein.

Manuel Behlert

Tottenham Hotspur

(Letzte Saison: Finale CL)

Mit einem enormen Aufwand, einer beachtlichen Mentalität, gnadenloser Effizienz, einem hervorragenden Trainer in Mauricio Pochettino und einer Prise Glück erreichte Tottenham in der vergangenen Saison völlig überraschend das Finale der Champions League, wo man sich dem FC Liverpool mit 0:2 geschlagen geben musste.

Nicht daran gewöhnen

Dass mit den finanziellen Ressourcen des Vereins allerdings nicht jährlich mit solchen Highlights gerechnet werden darf, erklärte Mauricio Pochettino bereits vor dem Finale: “Wenn wir glauben, dass wir auf die selbe Art und Weise der letzten Jahre, jede Saison in das Champions League Finale kommen, jede Saison in die Top-Four kommen und dabei mit Projekten wie Liverpool, Manchester City oder Manchester United konkurrieren können, dann sind wir naiv”.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Nach einem akzeptablen, jedoch nicht bahnbrechenden Transferfenster steht der argentinische Trainer also vor der schweren Aufgabe, die Erwartungshaltung im weißen Teil Nordlondons zu senken.

Mit der 60 Millionen Euro teuren Verpflichtung von Mittelfelddynamo Tanguy Ndombélé setzten die Spurs ein Ausrufezeichen auf dem Transfermarkt. Auch Betis-Leihgabe Giovani Lo Celso sollte zusammen mit Christian Eriksen, der überraschenderweise trotz auslaufendem Vertrag den Spurs erhalten blieb, der zuweilen statischen Offensive mehr Kreativität einhauchen. An der fragwürdigen Breite des feinen aber kleinen Kaders änderte sich jedoch nicht viel.

Fragwürdige Breite… in der Offensive

Die erste Elf der Spurs hat zweifelsohne das Talent sowie die Homogenität, um es an einem guten Tag mit jedem Gegner der Welt aufzunehmen. Das Problem ist allerdings, dass zumindest im Angriff und im Abwehrverbund ohne signifikanten Qualitätsverlust kaum rotiert werden kann, um eine Übermüdung, im schlimmsten Fall sogar Verletzungen des Stammpersonals vorzubeugen.

Letzte Saison konnte Tottenham durch die pragmatischen Anpassungen des cleveren Trainers sowie dem herausragenden Teamgeist der Truppe längere Ausfälle von Dele Alli oder Harry Kane kompensieren. Zumindest in der Königsklasse, denn in der Liga verpasste man durch die Strapazen der K.O.-Phase in der Champions League um ein Haar die sicher geglaubte Top-Four-Platzierung.

Betrachtet man sich den Angriff und die Defensive, so stellt man schnell fest, dass die Lillywhites einen ähnlichen Kraftakt vollbringen werden müssen, falls der ein oder andere Leistungsträger länger ausfällt.

Von einer zuverlässigen Sturmalternative zum anfälligen Harry Kane ist weiterhin keine Spur. Die Option, in seiner Abwesenheit auf einen Zielspieler wie Fernando Llorente zu setzen, entfällt ebenfalls, der 34-Jährige wechselte ablösefrei zu Napoli. In der Offensive muss Pochettino also darauf hoffen, dass die Spurs vom Verletzungspech des letzten Jahres verschont bleiben und seine Mannschaft im Notfall durch Pragmatismus, Variabilität und Effizienz über sich hinauswächst.

Fragwürdige Breite… in der Defensive

In der prinzipiell souveränen Defensive bahnen sich ebenfalls das ein oder andere Problem an. Kieran Trippier wurde an Atlético verkauft und intern durch den aufstrebenden Kyle Walker-Peters ersetzt. Der junge Engländer besitzt die hervorragende Anlagen für diese Nachfolge, muss allerdings konstanter werden. Einen zuverlässigen Ersatz für ihn gibt es ebenfalls nicht. Serge Aurier scheint nicht das Vertrauen des Trainer zu genießen, sodass Innenverteidiger Davinson Sanchez bei Bedarf aushelfen muss.

Der Kolumbianer ist die erste Alternative in der Innenverteidigung. So dominant Toby Alderweireld und Jan Vertonghen hier in der Vergangenheit auch waren, ihre Abnutzungserscheinungen nehmen zu, sodass Sanchez immer öfter benötigt wird. Nach seiner 40-Millionen-Euro-Verpflichtungen waren die Hoffnungen 2017 groß, doch bisher scheint der 23-Jährige den nächsten Entwicklungsschritten schuldig zu bleiben und sich eher als Schwachstelle zu entpuppen.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Ebenfalls ist die Linksverteidigerposition fragwürdig besetzt, wo man noch immer auf die unkonstanten Danny Rose und Ben Davies setzt. Mit Ryan Sessegnon wurde ein Mann für die Zukunft verpflichtet, doch der junge Engländer scheint vorerst ein Kandidat für den offensiveren Teil des linken Flügels zu sein.

Im Fokus: Christian Eriksen

Nachdem Christian Eriksen eine Verlängerung seines bis 2020 datierten Vertrags ablehnte, schien der Abschied aus dem Norden Londons nach sechs Jahren diesen Sommer unausweichlich.

Der europäische Deadline-Day verstrich und Eriksen ist noch immer ein Teil des Kaders. Pochettino, ohnehin nicht begeistert über die Transferaktivitäten des Klubs, wird’s freuen! Zu Beginn der Saison versuchte sich der Trainer auf die Zeit nach dem Dänen einzustellen und ließ ihn in den vermeintlich einfachen Spielen zuhause gegen Aston Villa und Newcastle auf der Bank. Wie wichtig Eriksen aber genau in diesen Spielen ist, nämlich gegen tief stehende Mannschaften, zeigen die Resultate.

Ohne den Regisseur konnten die Spurs die dominanten Ballbesitzwerte nicht in Chancen ummünzen. Nach einem 0:1-Rückstand gegen den Aufsteiger, folgte erst mit seiner Hereinnahme die Wende (3:1). Gegen Newcastle konnte selbst Eriksen nicht den letzten Impuls setzen, sodass die Spurs mit 0:1 verloren.

Christian Eriksen ist für Tottenham in der Offensive nicht zu ersetzen. Das Risiko, den Dänen 2020 womöglich ablösefrei zu verlieren, dürfte sich selbst für die klammen Spurs in dieser Saison auszahlen.

(Photo by Dan Istitene/Getty Images)

Prognose

Bei dem sagenhaften Lauf der Spurs im Vorjahr könnte man schnell vergessen, dass die Londoner um ein Haar nicht aus einer schweren Gruppe mit Barcelona, Inter und Eindhoven herauskamen. Daran besteht mit deutlich machbareren Gegner wie Piräus und Crvena Zvezda 2019/2020 wohl kein Zweifel – an einem erneuten Finalzug allerdings schon. Im Viertelfinale dürfte Schluss sein.

Chris McCarthy

Olympiakos Piräus

(Letzte Saison: 16/-Finale EL)

Die griechische Liga erlebte vergangene Saison etwas Außergewöhnliches. Es gab nicht nur einen Streik, der zwischenzeitlich den Spielbetrieb lahmlegte, sondern es gab erstmals seit über 30 Jahren mit PAOK Thessaloniki einen Meister, der nicht aus Athen stammt. Für Olympiakos Piräus gab es ebenfalls ein Novum. Die letzte Meisterschaft liegt nun mehr als eine Spielzeit zurück, das gab es zuletzt 1988.

In Hinblick auf Europa war 2018/2019 für Olympiakos ebenfalls eine Saison zum Vergessen, der Dauergast nahm erstmals seit 2010/2011 nicht an der Königsklasse teil. In der Europa League scheiterten die Rot-Weißen im Sechzehntel-Finale an Dynamo Kiew.

Zurück in der Champions League

Als Zweitplatzierter in der griechischen Super League offenbarte sich 2019/2020 für Olympiakos die Chance, in die Champions League zurückzukehren. In den drei Qualifkationsrunden gegen Viktoria Pilzen, Istanbul Basaksehir FK und FK Krasnodar setzte sich das Team von Pedro Martins relativ mühelos durch.

(Photo MIGUEL MEDINA/AFP/Getty Images)

Der Portugiese an der Seitenlinie, übrigens der erste Trainer seit Paulo Bento 2016/2017, der länger als 18 Spiele im Amt ist, möchten mit Olympiakos nicht nur national wieder angreifen, sondern auch in Europa zur alten Beständigkeit zurückkehren.

Von Beständigkeit ist im Kader allerdings nicht die Rede. Nach einer Runderneuerung im Vorjahr, gab es auch diesen Sommer einige neue Gesichter im Kader. Top-Verpflichtungen, wie beispielsweise ein Daniel Sturridge, blieben allerdings aus.

Torwart José Sá konnte nach überzeugender Leihe für 2,5 Millionen Euro vom FC Porto verpflichtet werden und ist die Nummer eins im Tor. Der teuerste Transfer des Sommers, Rúben Semedo (4,5 Millionen Euro, Villarreal), soll den abgewanderten Björn Engels (Aston Villa) ersetzen und die Abwehr um Leistungsträger Abou Cissé sowie Omar Elabdellaoui verstärken. Die ersten Gruppenspiele dürften für den Portugiesen aufgrund einer Knieverletzung allerdings zu früh kommen.

Abgeschirmt wird die Viererkette weiterhin von der eingespiellten Doppelsechs, bestehend aus Guilherme und Andreas Bouchalakis.

No Fortounis, no Problem?

Neben weiteren Perspektivspielern wie Innenverteidiger Svetozar Markovic (19) oder Maximiliano Lovera (20; 3,3 Millionen Euro, Club Atlético Rosario Central) bediente sich Olympiakos diesen Sommer vor allem auf dem Markt der ablösefreien Spieler. Der namhafteste der Gruppe ist Mathieu Valbuena (34).

Der Franzose, der nach zwei Jahren bei Fenerbahce eine neue Herausforderung suchte, sollte trotz fortgeschrittenen Alters der Offensive neuen Schwung verleihen und in dieser Rolle Kapitän Konstantinos Fortounis vertreten. Der ehemalige Lauterer ist der Schlüsselspieler der Mannschaft und fällt nach einem Kreuzbandriss mindestens bis Januar aus.

(Photo ARIS MESSINIS/AFP/Getty Images)

Flankiert wird der Spielmacher in Martins‘ 4-2-3-1 in der Regel von dynamischen und offensiven Flügelspielern wie etwa Daniel Podence, Georgios Masouras oder Leihrückkehrer Lazar Randjelovic. Die Sturmspitze wurde in der vergangenen Saison von Miguel Ángel Guerrero (10 Tore) oder Ahmed Hassan (15 Tore) besetzt. Letzterer kehrte allerdings nach Leihe zurück zum FC Braga zurück.

Ihn ersetzen soll ein weiterer ablösefreie Routinier, Youssef El Arabi. Der 32-Jährige, zuletzt zwei Jahre beim Al Duhail Sports Club aktiv, deutet an, die Lücke schließen zu können. El Arabi traf in seinen ersten fünf Pflichtspielen für seinen neuen Arbeitgeber bereits drei Mal.

Dass die Offensive auch ohne Fortounis funktioniert, zeigt die bisherige Ausbeute. Schoss Olympiakos in der Liga in zwei Spielen erst zwei Tore, gelangen in den sechs Spielen der Qualifikation zur Champions League stolze 13 Treffer. Insbesondere gegen Tottenham und den FC Bayern dürfte es allerdings schwerer werden als gegen Pilzen, Basaksehir oder Krasnodar.

Im Fokus: Mathieu Valbuena

Dass der Ausfall von Kostas Fortounis und damit seiner 17 Tore und 16 Vorlagen aus dem Vorjahr bisher so gut verkraftet wurde, liegt wie bereits angedeutet an Mathieu Valbuena.

Der technisch versierte Routnier verleiht der Offensive in der Abwesenheit des griechischen Spielmachers den nötigen Esprit und die entscheidende Kreativität. Mit einem Tor und fünf Vorlagen in der Qualifikation deutete der Franzose an, trotz seiner 34 Jahre ein Schlüsselspieler in der kommenden Saison zu werden.

Neben seinen spielerischen Impulsen wird die junge Mannschaft Olympiakos‘ dabei auch auf seine Erfahrung aus 99 Spielen auf der europäischen Bühne zurückgreifen.

(Photo OZAN KOSE/AFP/Getty Images)

Prognose

Olympiakos verfügt über einen ausbalancierten Kader mit einer Vielzahl an technisch starken Einzelspielern. Die Konstellation der Gruppe sowie die längeren Ausfallzeiten von Rúben Semedo sowie Kostas Fortounis machen mehr als Platz drei und damit die Europa League wohl zu Utopie.

Chris McCarthy

Crvena Zvezda

(Letzte Saison: Gruppenphase CL)

Crvena Zvezda, auch bekannt als Roter Stern Belgrad, qualifizierte sich schon in der Vorsaison für die Gruppenphase der Champions League. Zur Belohnung  spielte man in der Gruppe C gegen den SSC Neapel, den FC Liverpool und Paris Saint Germain. Vor allem zuhause zeigte man dabei, dass man durchaus mit den Topklubs mithalten kann. Schon zum Auftakt spielte man 0:0 gegen den SSC Neapel, am 4. Spieltag gewann man dann gegen den FC Liverpool mit 2:0. Das waren aber auch die einzigen vier Zähler, die man einfahren konnte. Der letzte Platz und das Ausscheiden waren die Konsequenz. 

Guter Start, lange Qualifikation

In der serbischen Liga hat sich Crvena Zvezda zum Saisonbeginn schon in Topform gezeigt. 5 Spiele und 5 Siege bedeuten eine herausragende Ausbeute. Auch der Weg durch die Qualifikation für die Champions League war von Erfolg gekrönt, in der ersten Runde konnte man sich gegen Suduva durchsetzen (0:0, 2:1), ehe man den HJK Helsinki (2:0, 1:2) aus dem Wettbewerb kegelte. Nachdem man gegen den FC Kopenhagen zweimal 1:1 spielte, setzte man sich im Elfmeterschießen durch. In den Playoff-Spielen reichten zwei Remis gegen die Young Boys als Bern, sodass die Serben erneut in der Königsklasse antreten können. 

Insgesamt kann man bei Crvena Zvezda also sehr zufrieden mit den ersten Wochen der neuen Saison sein. Das System ist stabil, die Mannschaft wirkt sehr gut eingespielt, individuelle Fehler wurden nur selten produziert. Trainer Vladan Milojevic hatte nach seinem Amtsantritt im Sommer 2017 einen sehr positiven Effekt auf die Mannschaft und konnte auch den ein oder anderen Spieler weiterentwickeln.

Gute Ergänzungen im Sommer

Im Sommer tätigten die Serben einige Transfers, um den Kader zu überarbeiten. Dejan Jovejic (19) wechselte nach Frankfurt, Lorenzo Ebecilio (27) zog es nach Japan, Goran Causic (27) wechselte nach Russland, Aleksa Terzic (19) wurde an die Fiorentina verkauft. Es war also durchaus Geld vorhanden, auch wenn die großen Ausgaben ausblieben.

Die großen Namen wurden nicht verpflichtet, Rajiv van la Parra (28, Huddersfield) zählt mit Milos Degenek (25, Hilal) schon zu den bekanntesten Neuzugängen. Auch Mateo Garcia (22, Las Palmas), Tomane (26, Tondela), Jander (30, Pafos), Jose Alberto Canas (32, PAOK) und Njegos Petrovic (20, Rad Belgrad) wurden verpflichtet. Insgesamt kann man vor allem im Hinblick auf die Breite von einem gelungenen Transfersommer sprechen. 

Im Kader fand man aber schon zuvor den ein oder anderen bekannten Namen. Hervorzuheben ist natürlich Kapitän Marko Marin (30), der im offensiven Mittelfeld die Fäden zieht und das Angriffsspiel koordiniert. Aber auch Stürmer Richmond Boakye steht natürlich im Fokus, auch wenn das Angriffszentrum mit Spielern wie Pavkov (25) generell gut besetzt ist. 

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Trainer Milojevic lässt seine Mannschaft überwiegend in einem 4-2-3-1-System spielen, in dem Marin die Hauptrolle einnimmt. Aber auch eine Dreierkette hat man in Belgrad im Repertoire, es ist also durchaus möglich auf den Gegner und verschiedene Spielverläufe zu reagieren. 

Im Fokus: Marko Marin

Im Sommer 2018 wechselte Marko Marin von Olympiakos Piräus nach Belgrad. Die Debütsaison des Mittelfeldspielers war ein voller Erfolg. 31 Spiele, 7 Tore, 13 Vorlagen – Marin war sofort Dreh- und Angelpunkt im Spiel von Crvena Zvezda und führte die Mannschaft auch in dieser Saison durch die Qualifikationsphase. Marin, der schon viele Stationen in seiner Karriere hatte, ist in Belgrad sofort angekommen, ein Publikumsliebling und absoluter Leistungsträger. Seine immer noch schnellen Bewegungen, seine guten Ideen und seine sehr starken Standards machen ihn zum absoluten Schlüsselspieler der Serben.

Prognose

In dieser Saison hat Crvena Zvezda nicht drei, sondern zwei deutlich bessere Mannschaften in der Gruppenphase zugelost bekommen. Das bedeutet, dass man zumindest den dritten Platz erreichen kann. Das Weiterkommen in der Champions League ist quasi unmöglich, das Überwintern in Europa aber ein durchaus realistisches Ziel. Dafür werden die direkten Duelle mit Olympiakos entscheidend sein.

Manuel Behlert

(Photo by UWE KRAFT/AFP/Getty Images)


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