CL | Basel vs. ManCity: Können die Schweizer den nächsten Giganten aus Manchester ärgern?

13. Februar 2018 | Champions League | BY Chris McCarthy

Vor dem Hinspiel der Achtelfinal-Paarung Basel gegen Manchester City sind die Rollen klar verteilt. Die Cityzens und Pep Guardiola haben noch realistische Chancen auf alle vier Titel – natürlich auch die Königsklasse. Haben die Schweizer nur den Hauch einer Chance, dem Überteam aus England ein Bein zu stellen? Anstoß im St. Jakob Park ist um 20:45 Uhr, Schiedsrichter der Partie ist Jonas Eriksson.

Der Weg ins Achtelfinale….

Durch einen wahren Kraftakt über die letzten zwei Spieltage der Königsklasse, ein 1:0 über Manchester United und ein 2:0 bei Benfica, konnte sich der FC Basel für die K.O.-Runde der Champions League qualifizieren. Mit zwölf Punkten (vier Siege) und einem Torverhältnis von 11:5 beendete man die Gruppe A drei Punkte hinter Spitzenreiter Manchester United. Dabei profitierte die Mannschaft von Raphael Wicky nicht zuletzt von einem erschreckend schwachen Benfica Lissabon (null Punkte).

Wie auch in der Premier League, marschierte Manchester City problemlos durch die Königsklasse. Beinahe beendete die Mannschaft von Pep Guardiola die Gruppe F ohne Punktverlust. Am letzten Spieltag, den Gruppensieg bereits in der Tasche, schonte der Trainer allerdings den ein oder anderen Stammspieler, sodass die Partie gegen Shakhtar Donetsk mit 1:2 verloren ging. Schlussbilanz der Gruppenphase: 15 Punkte, Torverhältnis 14:5.

 

Die Form der letzten Wochen

Trotz namhafter Verstärkungen und großer Ambitionen, den Abstand auf die Tabellenspitze zu verringern, kam der FC Basel etwas schläfrig aus der Winterpause der Schweizer Raiffeisen Super League. Der Rückrunden-Auftakt ging überraschend 0:1 gegen Lugano verloren, ehe der 20-fache Meister mit einem 2:0 über den FC Thun am Wochenende in die Erfolgsspur zurückkehrte.

Manchester City hat sich, ungeachtet diverser Ausfälle (dazu später mehr), mit fünf Siegen und einem Unentschieden hervorragend von der ersten Saisonniederlage gegen den FC Liverpool erholt. Kevin De Bruyne (11 Tore 18 Vorlagen in 37 Pflichtspielen) ist ebenso in herausragender Form wie Raheem Sterling (20 Tore, 10 Assists in 35 Pflichtspielen) und Sergio Agüero (28 Tore in 32 Pflichtspielen).

(Photo FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images)

 

Basel: Holprige Saison

Die großen Ambitionen des FC Basel, in dieser Saison zum neunten Mal in Folge Schweizer Meister zu werden, drohen sich als gewaltiger Kraftakt zu entpuppen. Nachdem der Rückrunden-Auftakt gegen den FC Lugano mit 0:1 in die Hose ging, beträgt der Rückstand auf den Tabellenersten aus Bern mittlerweile fünf Zähler – so viel wie nie zu vor nach 20, mittlerweile 21 Spieltagen.

Eine große Ursache dafür ist die kränkelnde Offensive. Schoss Basel in der vergangenen Spielzeit noch 92 Saisontore, so steht in der aktuellen Saison die Ausbeute erst bei 39 Treffern – ganz 16 weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.

Die offensiven Abgänge in Person von Seydou Doumbia, der während seiner Leihe von der AS Roma 20 Saisontore beisteuerte, oder „Oldie“ Marc Janko, der trotz seiner 33 Jahre stolze 13 Treffer erzielte, konnte nicht kompensiert werden. Albian Ajeti, der sich vom FC St. Gallen anschloss und Neuzugang Ricky van Wolfswinkel (Vitesse Arnheim) bringen es lediglich auf fünf, bzw. sieben Saisontore.

Wenngleich der Rückrunden-Start nach hinten losging, der Winter in Basel verlief trotz der Abgänge der Stammspieler Renato Steffen (Wolfsburg) und Manuel Akanji (Dortmund) den Umständen entsprechend zufriedenstellend. Beide Stammspieler konnten adäquat ersetzt werden.

In Léo Lacroix (Leihe; AS Saint-Étienne) steht ein solider Innenverteidiger bereit, der die Liga gut kennt. Das gilt natürlich erst recht für die „verlorenen Söhne“ Fabian Frei (aus Mainz) und Valentin Stocker (von der Hertha). Die Mittelfeldspieler kehrten im Winter nach Basel zurück und sollten die Qualität der Offensive schon im Spielaufbau, aber auch im letzten Drittel, deutlich aufwerten. Hier war zuletzt Mohamed Elyounoussi (5 Tore, 11 Assists) fast komplett auf sich alleine gestellt.

(Photo PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP/Getty Images)

 

„Champions League als Dessert“

Die Rollenverteilung ist klar definiert. Das weiß ganz Europa, das weiß Basel, das weiß Trainer Raphael Wicky und jeder einzelne seiner Spieler.

Genau das könnte der jungen Mannschaft in die Karten spielen, denn keiner, aber auch wirklich keiner erwartet, dass Manchester City gegen den Underdog aus der Schweiz stolpert. Abseits der Probleme in der heimischen Liga könnte die große europäische Bühne eine willkommene Abwechslung darstellen. Das Team darf, anders als in der Liga, ohne große Erwartungen und ohne Druck befreit aufspielen. Wer weiß, vielleicht genügt das ja, um die großen Cityzens etwas zu ärgern?

Das Wichtigste ist für Basel ohnehin der Meistertitel, „die Champions League“, so Fabian Frei, ist lediglich „das Dessert.“

Vielleicht holt sich der Mittelfeldspieler ja etwas Appetit, indem er auf das Jahr 2011 zurückblickt, als Basel schon einmal einem Verein aus Manchester einen Stolperstein legte. Damals, unter der Regie von Heiko Vogel, gelang es Frei und dem heutigen Sportchef Marco Streller, tatsächlich das große Manchester United durch mannschaftliche Geschlossenheit in die Europa League zu schicken. In der Gruppenphase der Königsklasse holte der FC Basel im Old Trafford zunächst ein Unentschieden, ehe man im heimischen St. Jakob Park das Starensemble von Sir Alex Ferguson durch ein 2:1 tatsächlich aus dem Wettbewerb warf und stattdessen selbst in die K.O.-Runde zog.

Übrigens, auch in der Gruppenphase der diesjährigen Saison wuchs man gegen Manchester United über sich hinaus und legte durch ein 1:0 Heimsieg den Grundstein für das Weiterkommen.

(Photo PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP/Getty Images)

Manchester City: Endlich auch in der Königsklasse dominieren…

Nach Startschwierigkeiten in der Debüt-Saison, scheint Pep Guardiola in Jahr sehr und nach zahlreichen Neuverpflichtungen sehr nahe an seinem Wunschkader zu sein. Manchester City marschiert mit 16 Punkten Abstand und einem unglaublichen Torverhältnis von 79:20 durch die Premier League, steht im Finale des Ligapokals, hat die fünfte Rundes FA Cups erreicht und sich mühelos für die K.O.-Phase der Champions League qualifiziert.

Die herausragende Offensive der Skyblues profitiert nicht nur von einem Kevin De Bruyne in Weltklasseform, sondern von der fantastischen Entwicklung eines Leroy Sané (11 Tore, 14 Vorlagen in 33 Pflichtspielen) oder Raheem Sterling (19 Tore, 10 Vorlagen in 34 Pflichtspielen).

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Die Zielvorgabe ist klar: Das millionenschwere Starensemble der Engländer soll endlich auch Europa seinen Stempel aufdrücken und zum zweiten Mal überhaupt zumindest das Halbfinale der Königsklasse erreichen.

Die Voraussetzungen dafür sind mit den vorgenommenen Korrekturen im Defensivbereich und der bereits angesprochenen, überragenden Offensive durchaus geschaffen.

Doch es gibt Fragezeichen…

Jammern auf hohem Niveau

Trotz der Verpflichtung drei neuer Außenverteidiger und eines Torhüters, offenbart die Defensive weiterhin einige Probleme. In der Innenverteidigung wurden ein John Stones und Nicolas Otamendi kaum gefordert, doch sobald ein Team es riskierte, die einzige Schwäche des Ligaprimus mutig zu attackieren, kam es zu Unkonzentriertheiten und Aussetzern im Abwehrverbund. Es fehlte die Abgeklärtheit eines Vincent Kompany. Der Belgier laboriert auch in dieser Saison immer wieder mit Verletzungen und ist daher kaum als zuverlässige Alternative zu betrachten. Die Verpflichtung von Aymeric Laporte soll hier für mehr Stabilität sorgen.

Neben der Defensive bereitet Guardiola die Tiefe seines Kaders Kopfschmerzen. Trotz Investitionen von über 500 Millionen Euro in zwei Jahre fehlt es dem Kader, zumindest nach Ansicht des Trainers, an Qualität in der Breite. Der Ex-Bayern-Coach nimmt alle vier Wettbewerbe sehr ernst, rotiert daher nur wenig und muss daher den ein oder anderen Ausfall beklagen.

Benjamin Mendy zog sich einen Kreuzbandriss zu. Wenig später wurde sein überraschender Vertreter, Fabian Delph, ebenfalls außer Gefecht gesetzt. Außerdem stand in David Silva (Verletzung & private Gründe) der heimliche Strippenzieher hinter De Bruyne in den letzten Wochen nicht zur Verfügung. Als dann, neben dem ohnehin schon am Knie verletzten Gabriel Jesus, auch noch Leroy Sané (Knöchel) bis zu sieben Wochen auszufallen drohte, konnte Guardiola gegen Burnley nicht mal seine Bank vollständig besetzen. Die angestrebten, allerdings gescheiterten Verpflichtungen von Alexis Sanchez (zu teuer) und Riyad Mahrez (zu teuer und zu spät) zeigen: Der spanische Übungsleiter geriet allmählich in leichte Panik.

Urplötzlich vor der Partie gegen Basel dann die Überraschung. Sané meldet sich schon nach zwei Wochen wieder fit! Der deutsche Nationalspieler konnte trainieren steht viel früher als erwartet wieder im Kader. Delph oder David Silva stehen ebenfalls vor einem Comeback, das Lazarett lichtet sich also.

Betrachtet man sich zusätzlich die Verpflichtung von Laporte (65 Millionen; Athletic Bilbao), so waren die Sorgen, ob berechtigt oder nicht und gerade im Vergleich zum FC Basel, insgesamt ein Jammern auf ganz hohem Niveau. Manchester City hat einen herausragenden Kader und ist auch in der Champions League ein überaus ernst zu nehmender Titelkandidat.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

Prognose zum Hinspiel

Manchester City ist natürlich der haushohe Favorit und in allen Bereichen deutlich überlegen. Der FC Basel wird, ähnlich wie 2011 gegen den roten Stadtrivalen der Cityzens, versuchen, die technisch überlegenen Gäste durch mannschaftliche Geschlossenheit und gesunder Härter im Spiel-Rhythmus zu stören. Obwohl die defensive Disziplin Priorität genießt, sollte es Basel nicht verpassen, den ein oder anderen mutigen Nadelstich zu setzen, denn in der Defensive ist das Starensemble von Pep Guardiola durchaus zu knacken.

 

Personelle Lage, mögliche Aufstellungen

Zu aggressiv sollte Basel allerdings nicht agieren, denn mit Éder Balanta, Raoul Petretta (je 2) und Taulant Xhaka (4) droht gleich drei wichtigen Defensiv-Akteuren bei der nächsten Gelben Karte eine Sperre. Bei Manchester City dagegen ist lediglich Danilo (2 Gelbe Karten) vorbelastet.

Im Vergleich zu den letzten Ligaspielen habe beide Teams keine namhaften Ausfälle zu befürchten. Lediglich Balanta und Luca Zuffi drohen, neben Torhüter Germano Vailati, auf Seiten der Schweizer auszufallen. In der Innenverteidigung könnte Lacroix in die erste Elf rücken. Darüber hinaus könnte Wicky die Formation etwas anpassen und mit Hilfe eines dritten zentralen Mittelfeldspielers auf mehr Stabilität und Laufstärke setzen, um mit dem Kombinationsfußball der Gäste mithalten zu können. Alternativ ist auch eine Fünferkette in der Abwehr möglich, um die starken Außenspiele der Gäste in Schach zu halten. Van Wolfswinkel sollte aufgrund seiner Laufstärke im Sturm den Vorzug erhalten.

Bei Manchester City (personelle Lage wurde bereits angesprochen) könnten einige Akteure ihr Comeback feiern. Leroy Sané ist nach Wunderheilung ebenso ein Kandidat für die Startelf wie Fabian Delph oder David Silva.

 

FC Basel: Vaclík – Lang, Suchy, Balanta (Lacroix), Petretta – Xhaka, Frei (Serey Dié) – Bua, Elyounoussi, Stocker –  van Wolfswinkel (Ajeti)

Manchester City: Ederson – Walker, Laporte, Otamendi, Zinchenko (Delph/Danilo) – Gündogan (Silva), Fernadinho – Sterling, De Bruyne, B. Silva (Sané)- Agüero

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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