Spotlight

Weißt du noch? 13.03.05 – Als Lincolns Freistoß gegen Bayern die Schalker träumen ließ

22. September 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Heute Abend empfängt das noch punktlose Schalke den Rekordmeister und Tabellenführer aus München, am 25. Spieltag der Saison 2004/05 standen sich der FC Schalke 04 und der FC Bayern München zu einem absoluten Spitzenspiel in der Arena auf Schalke gegenüber. Beide Vereine befanden sich im Titelkampf und die „Königsblauen“ sollten in diesem Heimspiel durch einen Geniestreich des Brasilianers Lincoln in Ekstase versetzt werden. Wir blicken noch einmal zurück auf den 13. März 2005. 

 

Die Vorzeichen – Titelkampf reloaded

Der FC Bayern ging als einer der Topfavoriten in die Spielzeit 2004/05 und wollte, nachdem Werder Bremen im Jahr zuvor das Double gewinnen konnte, auf nationaler Ebene ein Zeichen setzen. Im Titelkampf mit dem FC Bayern befand sich der FC Schalke 04 und nicht Werder Bremen, beide Mannschaften lieferten sich schon 2001 einen harten Kampf bis zur letzten Sekunde. Vor dem 25. Spieltag lagen beide Teams gleichauf mit 50 Punkten an der Tabellenspitze, der FC Bayern stand aufgrund der besseren Tordifferenz vor den „Königsblauen“. 

Die Generalproben beider Mannschaften auf nationaler Ebene waren geglückt, der FC Bayern schlug am 24. Spieltag Doublesieger Bremen durch einen Ballack-Treffer, Schalke gewann nach Toren von Ailton und Lincoln mit 2:0 in Bochum. Das Spitzenspiel sollte eine Standortbestimmugn für den Schlussspurt in der Liga werden, der Gewinner hatte vermeintlich einen Vorteil im Titelkampf. Entsprechend aufgeheizt war die Atmosphäre vor dem Bundesligagipfel, die mehr als 61000 Zuschauer in der Arena strahlten schon weit vor Spielbeginn große Vorfreude aus. 

 

Schalke 04: Rost, Oude Kamphuis, Bordon, Krstajic, Pander, Vermant, Kobiashvili, Lincoln (90+1. Rodriguez), Asamoah (8. Hamit Altintop), Sand, Ailton

Bank: Heimeroth, Lamotte, Waldoch, Delura, Hanke

FC Bayern: Kahn, Sagnol, Lucio, Demichelis, Lizarazu (87. Linke), Hargreaves, Salihamidzic (72. Hashemian), Deisler (46. Schweinsteiger), Ballack, Pizarro, Guerrero

Bank: Rensing, Kuffour, Jeremies

Schiedsrichter. Herbert Fandel

 

Abtastphase, viele Zweikämpfe

Bayern-Trainer Felix Magath beklagte vor dem Spiel einige Ausfälle, musste auf Zé Roberto, Roy Makaay, Mehmet Scholl, Robert Kovac und Torsten Frings verzichten. Die Schalker ersetzten den gelbgesperrten Poulsen durch Vermant, konnten ansonsten auf ihre Topelf setzen. Allerdings verletzte sich Asamoah früh am Oberschenkel, Ralf Rangnick musste reagieren und wechselte Hamit Altintop ein. Die Bedeutung dieses Spiels wurde bereits früh klar, beide Mannschaften versuchten gut zu stehen, wenig zuzulassen. Ein wirklicher Spielfluss kam nicht auf, kleine Fouls, intensive Zweikämpfe und viele Unterbrechungen bestimmten das Geschehen auf dem Platz. Die erste gute Chance hatte Ailton, der nach gut 10 Minuten aus lukrativer Position an Oliver Kahn scheiterte, auch den Nachschuss konnte der Torhüter parieren.

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Schalke, damals vor allem für seine stabile Defensive um Krstajic und Bordon bekannt, zerstörte die Offensivansätze des FC Bayern sehr gut, der seinerseits aber auch wenig anbot, was dazu führte, dass die Begegnung weiter vor sich hin dümpelte. Nennenswerte Chancen waren bis zur 32. Minute nicht mehr zu sehen, doch dann patzte Krstajic und Paolo Guerrero lief alleine auf Frank Rost zu, den er aber nicht überwinden konnte. Pizarro und Kobiashvilli hatten bis zur Halbzeit weitere Chancen, bei beiden Abschlüssen mussten die Torhüter aber nicht eingreifen. Das Spiel lebte also von der Spannung, mit einem leistungsgerechten 0:0 ging es in die Kabine.

 

Lincoln versetzt Gelsenkirchen in Ekstase

Felix Magath versuchte durch die Einwechslung von Bastian Schweinsteiger neue Impulse zu setzen, aber das Spielniveau war weiter durchwachsen. Man merkte, dass es in diesem Spiel um viel ging, beide Mannschaften wollten leichtsinnige Fehler vermeiden. Schweinsteiger schoss nach einer guten Stunde knapp vorbei, ansonsten dominierten weiter beide Abwehrreihen. Bis zur 69. Minute, denn dann gab es einen Freistoß für die Hausherren. Der brasilianische Offensivstar Lincoln legte sich die Kugel hin und zirkelte den Ball aus gut 20 Metern über die Mauer in das linke obere Toreck. 

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Oliver Kahn war machtlos, das Stadion flippte komplett aus. Ekstase auf Schalke! Die „Königsblauen“ standen nun drei Punkte vor dem Rekordmeister, der den Druck auf das Gehäuse von Frank Rost noch einmal erhöhte. Magath brachte zunächst Kopfballspieler Hashemian um mehr Wucht im Strafraum zu generieren, aber der FC Bayern fand trotzdem kein Mittel um zu guten Torchancen zu kommen. Immer wieder wurden Angriffsversuche schon im Keim erstickt, vor allem Marcelo Bordon spielte fast fehlerfrei. Die Konteransätze, die die Schalke zweifelsohne hatten, wurden allerdings auch zu hektisch zuende gespielt. Auf die Defensive konnte man sich aber verlassen, das 1:0 wurde über die Zeit gebracht. Und in der Nachspielzeit wechselte Rangnick noch den Siegtorschützen aus, der sich unter tosendem Applaus feiern lassen konnte. 

Was geschah danach?

Schalke 04 hatte im Titelrennen nach dem 25. Spieltag die Nase vorn, der FC Bayern war gefordert. Doch schon am Wochenende nach diesem Spieltag waren die Vorzeichen wieder andere. Die Magath-Elf schlug Hansa Rostock mit 3:1, während Schalke 04 am Sonntag durch Tore von Gerber und Thurk völlig überraschend beim FSV Mainz 05 verlor. Und als die „Königsblauen“ am 28. Spieltag mit 0:3 in Stuttgart untergingen, setzte sich der Rekordmeister endgültig ab und gab die Spitzenposition bis zum Saisonende nicht mehr her. 

Bayern sicherte sich am Ende mit 14 (!) Punkten Vorsprung den Meistertitel, Schalke landete mit 63 Punkten auf einem guten zweiten Platz und konnte insgesamt mit den Resultaten leben, auch wenn man am 25. Spieltag, an diesem 13. März 2005, ganz große Träume hatte. Dank Lincoln. 

 

 

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel