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Was wurde eigentlich aus? Teil 7: Jefferson Farfan

8. November 2017 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Der schnelle Flügelspieler dribbelte sich in die Herzen der Fans in Gelsenkirchen, spielte einige Jahre in der Bundesliga und hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Sein Talent war immens, seine Karriere hätte ohne die vielen Ausfälle spektakulärer verlaufen können, doch „liefern“ kann er mit nunmehr 33 Jahren immer noch. Doch was macht Jefferson Farfan eigentlich heute?

Farfan wurde am 26. Oktober 1984 in der peruanischen Hauptstadt Lima geboren, begann seine Karriere in der Jugend bei Deportivo Municipal, ehe er zum größten Klub in der Stadt Alianza Lima wechselte. Damals war er 14, zwei Jahre später, mit 16, spielte er bereits für die Profimannschaft und entwickelte sich schnell zu einem festen Bestandteil.

Meisterschaften und Europa-Wechsel

Schon früh hatte Jefferson Farfan einen großen Anteil an den Erfolgen des Vereins, er entwickelte sich binnen Monaten zu einem fast unverzichtbaren Element in der Offensive und gewann 2003 und 2004 die peruanische Meisterschaft, war jeweils der beste Spieler der Saison. Klubs aus Europa wurden auf den Flügelspieler aufmerksam, einige Teams ließen ihn langfristig beobachten. Am Ende erhielte die PSV aus Eindhoven den Zuschlag und verpflichtete ihn im Sommer 2004 für 3,5 Millionen Euro.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Der Schritt in die Eredivisie erwies sich als gut, denn Farfan kam der offensive Spielstil in dieser Liga, die seit jeher dafür bekannt ist junge Spieler gut zu integrieren, entgegen. Die Akklimatisierung ging reibungslos vonstatten, Farfan brauchte keine große Anlaufzeit, war bereits in der ersten Saison ein Leistungsträger, wenn auch häufiger von der Bank. Dennoch, 42 Einsätze und 13 Scorerpunkte waren ein guter Anfang, die 3,5 Millionen Euro schienen gut investiert.

Bei der PSV zum Star

Die Karriereplanung des Peruaners sah vor, alles etwas ruhiger angehen zu lassen, nicht sofort nach einer guten Halbserie den Verein zu wechseln. Bei der PSV hatte er alles, was er brauchte, konnte Erfahrungen im internationalen Wettbewerb sammeln und seine technische Klasse zeigen. In der Saison 2005/06 erhöhte er seine Scorerpunkte von 13 auf überragende 28, in der darauffolgenden Saison gelangen ihm 29 Scorerpunkte. Farfans Weg zum Star ging sukzessive weiter, viele Vereine in den größeren Ligen ließen ihn beobachten.

Auch wenn er 2007/08 etwas an Effizienz einbüßte, wurde im Sommer sein Wechsel zum FC Schalke 04 bekanntgegeben. Die Schalker schnappten sich einen begehrten Spieler zum richtigen Zeitpunkt, wussten, was für eine Klasse in ihm schlummert, während andere Klubs nach der nicht idealen Saison etwas Abstand hielten. Farfan war zum Star gereift, konnte mittlerweile Verantwortung übernehmen, war in Mitteleuropa integriert und brachte alle Voraussetzungen mit um dem Team der Königsblauen zu helfen. Die 10 Millionen Euro, die Schalke bezahlte, waren im Endeffekt ein Schnäppchen.

Eine „Riesenzeit“ bei Schalke

Jefferson Farfan war eine Art Publikumsliebling. Schnell, dribbelstark, aufgrund seines kompakten Körpers sehr robust, kaum vom Ball zu trennen und mit der Zeit auch defensiv engagiert. Natürlich musste er zu Beginn auf Schalke noch an gewissen Dingen arbeiten, erhöhte seine Spritzigkeit, teilte seine Kräfte besser ein, verbesserte seine Entscheidungsfindung. Seine Zeit auf Schalke war überragend, bereits in der Debütsaison gelangen Farfan 23 Scorerpunkte.

(Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Gerade zu Beginn seiner Zeit auf Schalke war Farfan sehr konstant, weil er kaum mit Verletzungen zu kämpfen hatte. 2009/10 legte er in 36 Spielen 19 Scorerpunkte nach, qualifizierte sich mit Schalke 04 für die Champions League. 2010/11 hatte Schalke eine sehr schwierige Saison zu absolvieren, aber Farfan war neben Neuer wohl der Spieler, der die besten Leistungen abrufen konnte. 45 Spiele, 10 Tore und 16 Vorlagen sprachen trotz eines Abschneidens im unteren Tabellendrittel für den Peruaner.

Der Offensivspieler kam ins beste Fußballalter, wollte noch einen Schritt nach vorne machen und fühlte sich überdies auch noch auf Schalke wohl. Seine Zahlen sind rückblickend absolut beeindruckend. Farfan spielte 228-mal für den FC Schalke 04, erzielte 53 Tore und bereitete 70 weitere vor, hinzu kommt, dass er die gegnerische Defensive immer beschäftigt hat, Lücken reißen und im Konterspiel wichtige Aufgaben übernehmen konnte. Wenn er fit war, war er stets einer der gefährlichsten Spieler bei Schalke.

Rückschläge über Rückschläge

Ab der Saison 2011/12 häuften sich die Verletzungen bei Farfan. Von 2008-2011 verpasste er lediglich 11 Spiele, nach einem Außenbandriss im Herbst 2011 gleich 10 Spiele auf einmal. In der Saison 2012/13 musste er siebenmal pausieren, kam immer wieder aus seinem Rhythmus, war aber relativ schnell wieder bei 100 %. Die größten Sorgen sollten aber erst noch kommen. Es sollten zwei schwierige Spielzeiten auf den Peruaner zukommen.

(Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images)2013/14 plagten ihn eine Prellung, dann eine Muskelverletzung im Adduktorenbereich, dann anhaltende Knieprobleme mit anschließender allergischer Reaktion. Die Folge: Er absolvierte nur 29 Spiele in allen Wettbewerben, war aber mit 22 Scorerpunkten dennoch immer eine große Hilfe. Noch schlimmer wurde es ein Jahr später, als Farfan einen Knorpelschaden erlitt. Er spielte lediglich zum Saisonende 9 Spiele, konnte hier zumeist nur teilweise eingesetzt werden und war an keinem Tor mehr beteiligt. Die Form kam nicht zustande, junge Spieler hatten sich bereits in den Fokus gespielt und im Verein hatte man Zweifel, dass es noch für Glanzleistungen en masse reicht.

Wechsel nach Abu Dhabi

Nach erfolgreichen Jahren ging die Zeit von Farfan in der Bundesliga also vorbei. Für 7 Millionen Euro wechselte er zu Al-Jazira, wo ihm ein großes Gehalt offeriert wurde. Hätte er bei Schalke ohne die großen Verletzungen weiterspielen können, wäre ein Wechsel in eine andere, große Liga wohl noch einmal ein Thema gewesen. In Abu Dhabi funktionierte auch wenig, nach nur 9 Ligaspielen verletzte sich Farfan erneut, verpasste mit einer schweren Knöchelverletzung 25 Spiele, verpasste den kompletten Rest der Saison.

Am 20. Oktober 2016 wurde der Vertag zwischen Al-Jazira und Jefferson Farfan aufgelöst. In der bis dahin laufenden Saison spielte Farfan nur dreimal, fühlte sich unwohl und dementsprechend kam die Trennung zustande. In der Folge hielt er sich fit und sah sich nach einer neuen Herausforderung um, die er mit Bedacht wählen wollte. Der mittlerweile über 30-jährige wusste, dass der neue Vertrag womöglich einer der letzten in seiner Karriere sein wird, alles musste passen.

Und was macht Farfan heute?

Am 1. Januar diesen Jahres unterschrieb Jefferson Farfan einen Vertrag bei Lokomotive Moskau in Russlands höchster Spielklasse. Zunächst galt der Kontrakt bis zum Sommer, da man im Verein erst einmal beurteilen wollte, wie lange der Peruaner fit bleiben kann, ob seine gesundheitlichen Probleme erneut auftreten. Doch als er bis zum Sommer verletzungsfrei blieb und in einigen Spielen zum Einsatz kam, überdies einen positiven Einfluss hatte, wurde der Vertrag um ein Jahr bis zum Sommer 2018 verlängert.

(Photo by KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP/Getty Images)

Am Ende der Saison geriet der Spieler und ie Schlagzeilen, als er im Pokalfinale in eine wüste Schlägerei in der Nachspielzeit verwickelt war. Beim 2:0-Sieg gegen Ural Jekaterinburg hagelte es Fäuste – und Platzverweise.  In der laufenden Saison kam Farfan bereits in 17 Spielen zum Einsatz, dabei erzielte er 5 Tore und bereitete 5 vor. Kurz vor seinem 34. Geburtstag befindet er sich also wieder in einer guten Form, ist seit gut 1 1/2 Jahren verletzungsfrei und ihm winkt am Ende der Saison eine Vertragsverlängerung.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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