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Was wurde eigentlich aus..? Teil 11: Mo Idrissou

11. Oktober 2018 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Er spielte in der Bundesliga unter anderem für Hannover, Frankfurt und Gladbach, war der Protagonist eines humoristischen Fangesangs und hat eine schillernde Laufbahn mit vielen Vereinswechseln hinter sich: Mohamadou Idrissou. Mittlerweile ist Idrissou 38 – und viele fragen sich, was macht der Stürmer aus Kamerun eigentlich heute? Wir klären auf! Und zwar in Teil 11 unserer Reihe „Was wurde eigentlich aus..?“

 

Aus Hessen nach Hannover

Nachdem Mohamadou Idrissou 2000 aus Kamerun zum FSV Frankfurt wechselte, begann sich der Angreifer einen Namen in Deutschland zu machen. Zunächst zog es ihn aus Frankfurt zum SV Wehen-Wiesbaden, ehe mit Hannover 96 ein namhafter Klub auf ihn aufmerksam wurde, ihn im Sommer 2002 für 300.000 Euro aus Wiesbaden verpflichtete. In Hannover startete der großgewachsene, schlaksig wirkende Angreifer durch, erzielte in seiner Premierensaison in der Bundesliga 9 Tore, bereitete 4 weitere Treffer vor und lebte sich gut bei den Niedersachsen ein.

(Photo by Nadine Rupp/Bongarts/Getty Images)

In der darauffolgenden Saison war Idrissou an 7 Treffern beteiligt, 2004/05 durchlebte er allerdings eine schwere Saison, wurde in Hannover kaum berücksichtigt, für die Rückrunde nach Caen verliehen, wo er ebenfalls nicht glücklich wurde. So endete die Leihe und Idrissou unternahm einen neuen Versuch bei den 96ern. Doch auch 2005/06 stand der Kameruner lediglich in 5 Pflichtspielen auf dem Platz, ein Vereinswechsel musste her – und zwar dringend. 

 

Über Umweg Duisburg nach Freiburg

Von vielen Entscheidungen, die Idrissou in seiner Karriere treffen musste, war die für den Wechsel nach Duisburg eine der klügeren. In der 2. Liga spürte er sofort das Vertrauen, war unangefochtener Stammspieler und gleich in seiner Premierensaison an 22 Toren beteiligt. Dabei spielte der MSV keinesfalls Woche für Woche furios, häufig war Idrissou Garant für einen Sieg oder einen Punktgewinn, indem er das einzige, das entscheidende Tor erzielte. Am Ende stieg der MSV auf, in der Bundesliga allerdings kehrten die Probleme zurück, Idrissou spielte zwar häufig, erzielte aber keinen Treffer. Wieder wurde der Schritt zurück forciert, diesmal zum damaligen Zweitligisten SC Freiburg, dem er sich im Januar 2008 anschloss. 

In Freiburg benötigte der Angreifer erneut etwas Zeit um auf Touren zu kommen, aber vor allem in der 2. Saison bei den Breisgauern, also der Spielzeit 2008/09 zeigte er, wie wichtig er ist. Der SCF dominierte die Liga, Idrissou sammelte fleißig Torbeteiligungen (20 am Saisonende) und stieg erneut auf. Und nicht nur das: Auch in der Bundesligasaison 2009/10, in der der Klassenerhalt gelang, konnte er zu einem wichtigen Spieler avancieren. Idrissou zeigte seine Qualitäten, bestach durch gute Fitness und Physis, beschäftigte die gegnerischen Verteidiger und war einfach ein absolut unangenehmer Gegenspieler. Zudem konnte er sich mit dem Rücken zum Ball hervorragend behaupten und immer wieder für Entlastung sorgen. Der Verein war glücklich mit Idrissou, der Stürmer glücklich mit dem Verein. Doch dann „lockte“ eine größere Aufgabe. 

 

„Idrissou spielt Champions League“ – oder auch nicht 

Der Kameruner hoffte auf einen Wechsel zum FC Schalke 04 – und damit in die Champions League. Am Saisonende soll es Differenzen mit seinen Mitspielern gegeben haben, die er als „Versager“ und „Absteiger“ bezichtigte. „Ich spiele nächste Saison in der Champions League“, soll Idrissou in der Kabine gesagt haben. Doch was geschah? Der Wechsel zu den „Königsblauen“ kam nicht zustande, stattdessen wechselte er nach Mönchengladbach, zur Borussia, die nur 4 Zähler mehr einfahren konnte als der SCF, im darauffolgenden Jahr sogar deutlich hinter den Breisgauern blieb. 

Eine Szene brannte sich insbesondere in das Gedächtnis der Fußballfans ein. Diese trug sich beim Spiel der Borussia in Freiburg zu. Die Fans des SCF dichteten einen Fangesang „zu Ehren“ ihres ehemaligen Mittelstürmers. Der Text lautete: „Idrissou spielt Champions League, auf PS3, die ganze Nacht, von 12 bis 8“ – und wurde während der 0:3-Niederlage der Borussia hämisch von den Rängen geschmettert. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. 

 

„Ein Kofferraum voller Drogen“

Auch die Borussia verließ „Wandervogel“ Idrissou bereits nach einem Jahr. Das nächste Ziel hieß Eintracht Frankfurt, erneut ging es also in die 2. Bundesliga. Und erneut sollte der mittlerweile 31-jährige seine Kritiker Lügen strafen: Denn er traf verlässlich und beförderte die SGE mit seinen Toren, insbesondere während der Siegesserie im März, in die Bundesliga. Überraschend verließ er die Hessen aber nach nur einer Saison wieder, aus einem bestimmten Grund, wie er später gegenüber „Bild“ verriet: „Ich habe einem Afrikaner 3000 Euro und eines meiner Autos geliehen, weil seine Mutter krank war. Er wollte es mir drei Monate später zurückzahlen. Plötzlich bekam ich drei Tage später einen anonymen Anruf aus Berlin. Da wurde mir gesagt, dass sie mein Auto hätten und der Kofferraum voller Drogen sei.

(Photo by Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images)

Die Basis für eine weitere Zusammenarbeit mit der Eintracht war nicht gegeben – und der 1. FC Kaiserslautern, damals eine Anlaufstation für Profis, die bei der SGE „ausrangiert“ wurden, sollte von diesem Zwischenfall profitieren. Idrissou war an 25 (!) Treffern in der Zweitligasaison beteiligt, traf auch in der Relegation gegen die TSG Hoffenheim, was am Ende allerdings nichts half. Im zweiten Jahr in Kaiserslautern übertraf der Linksfuß seine Quote sogar noch einmal, aber auch diesmal schrammte der FCK knapp am Aufstieg vorbei. Es sah so aus als würde es zwischen den Pfälzern und dem schrillen Stürmer passen, er endlich einmal konstant über mehrere Jahre in einem Verein glücklich werden. Doch Idrissou pflegte sein „Wandervogel“-Image weiter, wechselte  im Juli 2014 nach Israel. 

 

Haifa, Shkendija, Uerdingen – und heute?

Und zwar zu Maccabi Haifa. Dort trennte man sich nach nur 4 Monaten bereits wieder vom Kameruner, der im Januar 2015 schließlich in Shkendija (Mazedonien) unterschrieb – erneut nur für ein halbes Jahr. Danach zog es ihn zum KFC Uerdingen und, überraschenderweise, hielt auch diese Liaison nur eine halbe Saison. Idrissou pausierte, private Probleme wurden durch die Boulevardpresse publik, negative Schlagzeilen häuften sich. Und zwar so, dass Idrissou sich eine Herausforderung in Österreich suchte, weit weg vom Trubel des Profifußballs, weg vom Scheinwerferlicht. Beim ÖTSU Hallein. Natürlich nur für 6 Monate. 

Mittlerweile spielt Mohamadou Idrissou in Kufstein, in der 3. österreichischen Liga. Und ist 38 Jahre alt. Aber glücklich. Nach einer solch turbulenten Karriere, in der er sogar 39 Länderspiele absolvierte, will er einfach nur noch Fußball spielen und nicht permanent in den Schlagzeilen auftauchen. Das Toreschießen hat er indes nicht verlernt: Nach 13 Pflichtspielen hat der 38-jährige 9 Tore und 4 Torvorlagen auf dem Konto, steht auf Platz 4 in der Liga. Ob das Engagement in Kufstein die letzte Station in der Karriere des Mo Idrissou sein wird? Zweifel sind hierbei durchaus berechtigt. 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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