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Was wurde eigentlich aus? Teil 1: José Sosa

10. Mai 2017 | Was wurde aus...? | BY Manuel Behlert

Eins galt er als großes Talent und wurde vom FC Bayern München verpflichtet. In Europa angekommen, brach eine schwierige Zeit für ihn an. Vereinswechsel, Leihen, gute Ansätze und fehlende Konstanz waren die Folge. Der Werdegang von José Ernesto Sosa ist turbulent. Was wurde aus dem Spieler, für den der FC Bayern seinerzeit 9 Millionen Euro hinblätterte? 

Ausgebildet wurde Sosa bei Estudiantes de la Plata in Argentinien. Scouts des deutschen Rekordmeisters beobachteten den Spieler langfristig, erkannten großes Potenzial beim Rechtsfuß. Doch wie viele Spieler, die direkt aus Südamerika zum FCB wechselten, hinterließ auch Sosa keinen bleibenden Eindruck.

Schwierige Zeit in Deutschland

Mit sehr ansprechenden Leistungen empfahl sich Sosa in der Saison 2006/07 für den FC Bayern. Der Schritt nach Europa ist für Südamerikaner häufig ein sehr großer, erst recht wenn der Weg nicht nach Spanien oder Portugal führt. Sosa sollte gut integriert werden, sich Zeit lassen und nach und nach auf dem Platz für Furore sorgen. Die Mannschaft des FC Bayern war zu diesem Zeitpunkt nicht mit der heutigen zu vergleichen, die Chance auf einen Stammplatz in der Offensive bestand definitiv.

(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images)

9 Millionen Euro für einen damals 22-jährigen waren kein Schnäppchen, aber bei den Bayern vertraute man auf die Einschätzungen der Spielerbeobachter. Der Start in München war holprig. Zu Saisonbeginn setzte Sosa ein Bänderriss im Sprunggelenk außer Gefecht, die Mannschaft um Luca Toni, Miroslav Klose und Franck Ribery fand sich allmählich. In der Folge spielte Sosa keine außerordentlich große Rolle, kam lediglich zu Kurzeinsätzen in der Bundesliga und durfte im UEFA-Pokal internationale Luft schnuppern.

Abschied aus München

Nachdem es auch in der Folgesaison nicht wirklich besser wurde und Sosa nur auf 21 Einsätze kam, wurde er zur Saison 2009/10 zurück in die Heimat verliehen. Dort sollte er Spielpraxis sammeln seinen Rhythmus wiederfinden. Bei Estudiantes spielte Sosa eine bessere Rolle als in München und ihm gelangen in 26 Spielen immerhin 14 Scorerpunkte. Das Kapitel München war für ihn persönlich allerdings erledigt. Nach der Saison setzte man sich zusammen und fand eine Lösung.

Für 3 Millionen Euro wechselte Sosa zum SSC Neapel, wollte in der Serie A einen Neuanfang in Europa starten. Doch auch in Italien lief es für ihn nicht rund. Er kam in Neapel nicht über Kurzeinsätze hinaus und spielte zum Saisonende phasenweise gar nicht mehr. Auch in Italien hielt Sosa nur ein Jahr durch, der nächste Wechsel war einer in die vermeintliche sportliche Bedeutungslosigkeit – in die Ukraine.

Kharkiv als Lösung?

Bei Metalist Kharkiv, fernab des Rampenlichts sollte er wieder zu neuem Selbstvertrauen finden. Er brauchte Spiele, dringender als zuvor. Und in der Tat, die ukrainische Liga schien ihm zu liegen, sein Spielstil war gefragt. Kharkiv, Donezk & co. setzten häufig auf Spieler aus Südamerika, gerade in der Offensive und es war kein Zufall, dass ihm in seiner Premierensaison direkt 21 Scorerpunkte in 38 Spielen gelangen.

Er konnte in der Europa League und in der ukrainischen Liga glänzen, empfahl sich wieder für größere Aufgaben. Dauerhaft wollte er nicht in Kharkiv verweilen, die Ukraine war für ihn ein Sprungbrett für größere Ligen. Sein eleganter, aber relativ körperloser Spielstil, der in Deutschland noch ein Problem darstellte, hatte sich inzwischen entwickelt. Sosa hatte gelernt, auch einmal einen Defensivzweikampf mit der nötigen Härte zu führen und sich läuferisch für sein Team einzusetzen.

Atletico und Besiktas als Zwischenstationen

Die turbulente Reise des Argentiniers ging aber bereits 2014 weiter. Atletico Madrid wurde auf ihn aufmerksam und unterbreitete Kharkiv ein Leihangebot. In der Rückrunde der Saison 2013/14 spielte Sosa dann für die Spanier, hinterließ aber keinen bleibenden Eindruck. Der Schritt schien also zu groß zu sein. Zur Vorrunde der Saison 2014/15 bekundete dann Besiktas Interesse, ebenfalls auf Leihbasis. Der Schritt in die türkische Süper Lig schien eher seinen Ansprüchen zu entsprechen.

(Photo by BULENT KILIC/AFP/Getty Images)

13 Scorerpunkte in 27 Ligaspielen bei einem offensiv ausgerichteten Verein wie Besiktas waren eine solide Bilanz für den mittlerweile älteren, gereiften Sosa. Im Sommer 2015 verpflichteten die Türken den Argentinier dann für eine geringe Ablösesumme von 2 Millionen Euro. Doch auch in der Türkei wurde er nicht sesshaft. Nach einem weiteren Jahr bei Besiktas unternahm Sosa einen letzten Versuch in einer größeren Liga.

AC Mailand als letzte Chance?

Sosa wechselte vor der laufenden Saison erneut in die Serie A, diesmal zum AC Mailand, einem Team, das sich im Umbruch befindet. Als erfahrener, recht flexibler und mittlerweile konstanter Spieler sollte Sosa bei der Umstrukturierung mithelfen. 7,5 Millionen Euro überwies der AC Mailand an die Türken. Doch auch diese Saison verläuft für Sosa erneut nicht ganz so, wie er sich das selbst vorgestellt hat.

(Photo by Valerio Pennicino/Getty Images)

Insgesamt bestritt der Rechtsfuß nur 19 Pflichtspiele, kommt insgesamt auf knapp über 1200 Minuten Spielzeit. Die wohl „letzte Chance“ bei einem größeren, ambitionierten europäischen Klub Fuß zu fassen ist damit offenbar gescheitert. Denn die Pläne bei Milan in den kommenden Jahren deuten auf eine Verstärkung und Verjüngung des Kaders hin. Nicht auszuschließen, dass Sosa erneut eines der Opfer dieser Umstrukturierung ist und den Verein in Kürze wieder verlassen wird.

Was wird jetzt aus Sosa?

Die Karriere von Jose Ernesto Sosa hätte durchaus anders verlaufen können. Ohne die Verletzung in München, mit der ein oder anderen durchdachteren Entscheidung. Man weiß nicht, welchen Weg der Argentinier hätte einschlagen können. Im Endeffekt ist er wohl in die Kategorie „ewiges Talent“ einzustufen, der durch diverse europäische Ligen tingelte ohne den großen Durchbruch zu schaffen.

Doch was nun? Denkbar ist vor allem eine Rückkehr in die Heimat. In Argentinien, in seinem gewohnten Umfeld, könnte er nun bis zum Ende seiner Karriere sesshaft werden. Eine weitere Leihe, ein weiterer Verkauf innerhalb Europas scheint derzeit ausgeschlossen zu sein. Im Juni wird Sosa 32. Ein Alter, in dem man sich Gedanken machen sollte, wie die restliche Karriere auszusehen hat.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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